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Aktien sind 2024 die vielversprechendste Anlageklasse, auch wenn das erste Halbjahr für Risikoanlagen noch schwierig bleiben dürfte. Denn erst danach hellen sich die Aussichten auf. Ruhe und Geduld werden sich also für Anleger auszahlen. Chancenorientierte Anlageklassen werden von der Kombination aus graduell anziehender Konjunktur, nachlassender Inflation und geldpolitischem Rückenwind profitieren.

Konjunkturaufschwung nach schwachem Winterhalbjahr

Wachstum, Inflation, Geldpolitik und Finanzmarktstabilität bestimmen derzeit die Entwicklung an den Finanzmärkten. Bei diesen vier Schlüsselfaktoren gibt es Fortschritte, aber noch keine endgültige Entwarnung. In den USA verdichten sich die Hinweise auf eine sanfte Landung der Konjunktur. Über die Wintermonate rechnen wir zwar durch auslaufende Pandemieprogramme, eine Normalisierung am Arbeitsmarkt und eine gedämpfte Investitionstätigkeit mit einer Verlangsamung der Wachstumsdynamik in der für die Kapitalmärkte wichtigsten Volkswirtschaft. Aber: Eine Rezession erwarten wir nicht. In der zweiten Jahreshälfte sollten wieder anziehende Investitionen das Wachstum ankurbeln, unter anderem getrieben von staatlichen Investitionspaketen. Auf Jahressicht dürfte die Wirtschaft der Vereinigten Staaten von Amerika um rund 1,5 Prozent wachsen.

Europa tut sich derweil wirtschaftlich schwerer. Der Euroraum wird nur knapp an der Rezession vorbeischrammen. Aufgrund einer Stabilisierung der Realeinkommen wird es aber auch hier ab dem Sommer eine Rückkehr in Richtung Trendwachstum geben. Für 2024 sind im Euroraum 0,5 Prozent Wachstum drin. In Deutschland liegt das Wachstum darunter, da die deutsche Volkswirtschaft mit einem ganzen Bündel an Herausforderungen konfrontiert ist.

Inflation im flachen Abwärtstrend

Dagegen ist bei der Teuerung der Höhepunkt längst erreicht. Die Inflation sinkt, mittlerweile auch in der Kernrate. Dieser Trend wird 2024 anhalten, was auf die Entspannung bei den Energiepreisen und die Normalisierung des Güterangebots nach der Pandemie zurückgeht. Gleichzeitig dürfte aber der weitere Rückgang nur langsam vorankommen, denn die einfachen Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung haben wir schon gesehen. Der weitere Weg zurück zu den Inflationszielen der Notenbanken wird mühsam. Insbesondere der in vielen Volkswirtschaften enge Arbeitsmarkt verhindert schnell fallende Teuerungsraten.

Leitzinsplateau reicht bis ins zweite Halbjahr

Nach den schnellen und scharfen Anhebungen dürfte der Spitzenwert der Leitzinsen in den USA und Europa nunmehr erreicht sein. Angesichts der fallenden Inflationsraten und des mittlerweile recht hohen Renditeniveaus sind weitere Verschärfungen der restriktiven Geldpolitik nicht mehr notwendig. Die Notenbanken können das Zinsniveau jetzt auf die Realwirtschaft wirken lassen. Gleichzeitig bleibt der Abwärtstrend bei der Teuerung jedoch flach. Das spricht dafür, dass die Notenbanken die Leitzinsen so schnell nicht absenken werden.

Das Zinsumfeld lässt sich so zusammenfassen: Hoch für längere Zeit – aber eben nicht noch höher als bislang schon. Der erreichte Spitzenwert beim Zins wird sich in den kommenden Monaten zu einem Zinsplateau verfestigen. Erst ab Mitte 2024 könnten die Zentralbanken angesichts der nachlassenden Inflation zu Leitzinssenkungen übergehen. Im Falle der US-Notenbank Fed rechnen wir bis Ende 2024 mit Senkungen um bis zu 1 Prozent (100 Basispunkte), bei der Europäischen Zentralbank (EZB) sind bis zu 0,75 Prozent (75 Basispunkte) realistisch. Diese Zinssenkungen stellen keine geldpolitische Lockerung im eigentlichen Sinne dar. In den USA führen sie dazu, dass der Realzins im Jahresverlauf 2024 etwas sinkt, im Euroraum verhindern sie angesichts der fallenden Inflationsraten einen weiteren Anstieg des Realzinses.

Aktien als favorisierte Anlageklasse

Unserer Einschätzung nach dürfte die Kombination aus graduell besseren Wachstumsaussichten, nachlassender Inflation und ersten Leitzinssenkungen dazu führen, dass Aktien auf Jahressicht die besten Perspektiven aufweisen. Die positiven Treiber kommen zwar vor allem in der zweiten Jahreshälfte zum Tragen. Das Potenzial für Kursanstiege dürfte aber in etwa dem Wachstum der Gewinne entsprechen, die bei bis zu zehn Prozent auf Indexebene liegen könnten. Bei Sektoren und Stilrichtungen raten wir zu einer ausgewogenen Aufstellung. Für den Anlageerfolg wird es also weniger auf die Allokation als auf die Selektion ankommen.

Was den Anleihemarkt betrifft, erwarten wir bei sicheren Staatsanleihen keinen breit angelegten Renditerückgang. Die Zinssenkungen der Notenbanken dürften dazu führen, dass vor allem bei kurzlaufenden Papieren die Renditen sinken. Bei den längeren Laufzeitenbändern wirken der bessere Wachstumsausblick und der hohe Refinanzierungsbedarf in den nächsten Jahren einem Rückgang jedoch teilweise entgegen. In der Folge rechnen wir unter starken Schwankungen bei zweijährigen US-Staatsanleihen mit einem Rückgang der Renditen bis zum Jahresende auf 3,75 Prozent, während sie bei zehnjährigen Papieren nur auf lediglich 4,25 Prozent zurückgehen dürften. Im Euroraum ist eine ähnliche Entwicklung zu erwarten. Hier gehen wir per Ende 2024 von einem Renditeniveau von 2,5 Prozent bei zweijährigen und 2,7 Prozent bei zehnjährigen Bundesanleihen aus.

Anleger, die auf der Suche nach Renditeaufschlägen sind, raten wir zu Unternehmensanleihen guter Bonität (Investment Grade). Denn: Sowohl die absolute Rendite als auch die Spreads sind attraktiv, die fundamentale Situation der Unternehmen ist gut. Bei Hochzinsanleihen mit höherem Ausfallrisiko (High Yield) ist eine sorgfältige Titelauswahl gefragt.

Bei den Rohstoffen sind die Industriemetalle als strukturelle Gewinner die Favoriten im Jahr 2024. Der belastende Einfluss des schwachen chinesischen Immobilienmarkts auf die Nachfrage sollte abnehmen. Anders bei Rohöl: Solange eine Eskalation im Nahen Osten ausbleibt, verfügen Energierohstoffe nur über ein begrenztes Aufwärtspotenzial.

Lage bessert sich langsam, aber stetig

Geopolitische Risiken wie der Konflikt zwischen Israel und der Hamas, aber auch die Spannungen zwischen den USA und China sowie die US-Wahlen sind Herausforderungen für das Kapitalmarktjahr 2024. Die Lage an den Kapitalmärkten bessert sich dennoch langsam, aber stetig – und zwar auf allen besonders relevanten Feldern. Die Wintermonate dürften dabei noch eher schwierig bleiben, bevor sich die Perspektiven für Risikoanlagen im weiteren Jahresverlauf zunehmend verbessern. Daher erscheint es ratsam für Anleger, die Chancen an den Kapitalmärkten nicht aus den Augen zu verlieren. Das Kapitalmarktjahr 2024 dürfte herausfordernd, aber eben auch aussichtsreich werden.

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„Cool bleiben – auf Aktien setzen“: Frank Engels, Vorstand von Union Investment, spricht über seine Erwartungen für das Kapitalmarktjahr 2024. Video: Union Investment

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