Mitgliederförderung: Die Raiffeisenbank Main-Spessart hat einen „Genossenschaftlichen Rechenschaftsbericht“ veröffentlicht. Was steht da drin?
Andreas (48) und Georg Loferer (50) sind Brüder, seit 22 Jahren Geschäftspartner und von klein auf Mitglieder der Raiffeisenbank Holzkirchen-Otterfing. Zusammen betreiben sie in Sufferloh eine Möbelschreinerei. „Wir achten auf nachhaltige Produktion. Verantwortungsvoll wirtschaften heißt für mich, sich Gedanken über den Verbrauch von Ressourcen zu machen“, sagt Andreas Loferer.
Auch der Bauunternehmer Thomas Konrad (35) und seine Frau Franziska (30) pflegen eine enge Beziehung zur Raiffeisenbank Holzkirchen-Otterfing, die in beiden Familien über mehrere Generationen zurückreicht. Mit ihren Söhnen Jakob (3) und Josef (5) wohnen sie in ihrem selbst gebauten Haus am Rande von Holzkirchen. „Obwohl der Ort seit einigen Jahren stark wächst und die Anonymität zunimmt, können wir mit dieser Geschäftsbeziehung ein Stück Tradition und Heimatgefühl bewahren“, sagt Franziska Konrad.
Unterstützung für die Menschen in der Region
Der Heimat verbunden, das Wohl der nächsten Generation im Blick: Genau für solche Kunden hat die Raiffeisenbank Holzkirchen-Otterfing die „Regionale Geldanlage mit Sinn“ entwickelt. Deshalb stehen die Familie Konrad und die Gebrüder Loferer auch mit Fotos Pate für das Angebot. „Wir als Genossenschaft unterstützen schon immer die Menschen in der Region. Jetzt gehen wir noch einen Schritt weiter. Bei uns entscheidet der Kunde, wie das Geld, das er bei uns anlegt, eingesetzt wird“, sagt Vorstandsvorsitzender Konrad Buckel.
Das Prinzip der „Regionalen Geldanlage mit Sinn“ funktioniert so: Kunden, die bei der Raiffeisenbank Holzkirchen-Otterfing ihre Ersparnisse anlegen wollen und wünschen, dass diese vor Ort investiert werden, können sich zwischen drei Töpfen entscheiden:
- Wählen die Anleger den Verwendungszweck „Mensch“, unterstützt die Bank mit den Kundeneinlagen Menschen in der Region bei der Verwirklichung ihrer Wünsche und Ziele. Verwendet wird das Geld zum Beispiel für die Schaffung von Wohnraum, für Studienkredite, zur Finanzierung von Kindergärten oder für die altersgerechte Sanierung von Wohnungen.
- Beim Verwendungszweck „Umwelt“ steht der verantwortungsvolle Umgang mit der Natur und ihren Ressourcen im Fokus. „Das ist eine Grundvoraussetzung, damit unsere Region auch über Generationen hinaus lebens- und liebenswert bleibt“, sagt Buckel. Die Bank setzt das Geld aus diesem Topf vor allem für Vorhaben ein, die zum Klimaschutz beitragen, zum Beispiel für Baufinanzierungen nach KfW-Standard, für die Modernisierung von Heizungen, den Austausch von Fenstern oder für den Bau von Sonnenstromanlagen.
- Entscheiden sich die Anleger für den Verwendungszweck „Regionale Wirtschaft“, profitieren davon lokale Unternehmen und Handwerksbetriebe. „Mit diesen Geldern unterstützen wir den regionalen Mittelstand zur Sicherung von Investitionen und Arbeitsplätzen“, erklärt Buckel. Die Darlehen werden für Existenzgründungen, für Investitionen in örtliche Betriebe oder die Landwirtschaft sowie für die Förderung und Schaffung von Arbeitsplätzen ausgereicht.
Haben sich die Sparer für einen Topf entschieden, können sie zwischen drei Produkten auswählen. Bei „Sparen 3M“ und „Sparen 12M“ können sie bis zu 100.000 Euro mit Sonderzins anlegen. Der Zinssatz ist variabel, wie es bei Sparkonten üblich ist. Die Kündigungsfrist beträgt drei beziehungsweise zwölf Monate. Zusätzlich gibt es noch einen Sparbrief mit festem Zinssatz und fester Laufzeit zwischen zwei und zehn Jahren mit jährlicher Zinszahlung.
Bei den Kunden der Raiffeisenbank Holzkirchen-Otterfing kommt das Angebot an. Entsprechend zufrieden ist der Vorstandsvorsitzende Konrad Buckel mit den Zahlen der „Regionalen Geldanlage mit Sinn“. Monatlich werden diese auf der Internetseite der Bank veröffentlicht. Derzeit (Stand: Februar 2018) ist der Topf „Mensch“ mit 28 Millionen Euro gefüllt, der Topf „Umwelt“ mit 6,9 Millionen Euro und der Topf „Regionale Wirtschaft“ mit 5,2 Millionen Euro.
Auf der anderen Seite finanziert die Bank regionale Kreditnehmer mit 31,9 Millionen Euro aus dem Topf „Mensch“, beim Topf „Umwelt“ sind es 1,7 Millionen Euro und beim Topf „Regionale Wirtschaft“ 10,3 Millionen Euro. Das vergleichsweise hohe Volumen im Topf „Mensch“ ist der regen Bautätigkeit in der Region geschuldet.
„Das Thema zieht. Wir konnten mit unserem Angebot eine ganze Reihe neue Kunden gewinnen.“
Derzeit ist bei der regionalen Geldanlage die Nachfrage nach Krediten insgesamt etwas höher als Einlagen in den Töpfen vorhanden sind. Noch gleicht die Bank die Differenz aus Sparguthaben ohne besonderen Verwendungszweck aus. Buckel geht aber davon aus, dass weitere Sparer in die regionale Geldanlage investieren, wenn sie ihre Einlagen umschichten. „Unser Angebot ist noch im Aufbau begriffen. Ich hoffe, dass wir in absehbarer Zeit die gesamte Kreditnachfrage aus den entsprechenden Töpfen bedienen können“, sagt der Vorstandschef.
Ende 2017 betrug die Bilanzsumme der Bank 337 Millionen Euro. Rund 14 Prozent aller Einlagen bei der Raiffeisenbank Holzkirchen-Otterfing entfallen aktuell auf das Angebot der regionalen Geldanlage, bei den ausgereichten Krediten sind es sogar 20 Prozent – Tendenz steigend: „Das Thema zieht. Wir konnten mit unserem Angebot schon eine ganze Reihe neue Kunden gewinnen. Und auch das Kreditwachstum in diesem Bereich ist beträchtlich“, sagt Buckel stolz.
Den regionalen Wirtschaftskreislauf abbilden
Mit den Themen Nachhaltigkeit und regionale Geldanlage beschäftigt sich die Bank schon länger. „Einander vor Ort zu unterstützen und selbst mitzubestimmen, das ist das Grundprinzip einer Genossenschaft. Viele Kunden fragen zudem nach, was mit dem Geld passiert, das sie bei uns anlegen“, sagt Buckel. „Also haben wir uns überlegt, wie wir als Bank vor Ort den regionalen Wirtschaftskreislauf nachvollziehbar abbilden können.“ Eine Kundenbefragung bestätigte den Ansatz des Kreditinstituts: „Transparenz und Nachhaltigkeit wurden als sehr wichtig angesehen“, berichtet der Vorstandsvorsitzende.
Daraus entwickelte die Bank die „Regionale Geldanlage mit Sinn“ und stellte sie 2016 auf verschiedenen Mitglieder- und Kundenveranstaltungen vor. „Die Idee wurde sofort sehr gut aufgenommen“, berichtet der Vorstandsvorsitzende. Im gleichen Jahr nahm die Bank das neue Angebot in ihr Portfolio auf. Maßgebend für alle Überlegungen war das Leitbild des Instituts. Buckel: „Wir wollen die einfachste, fairste, transparenteste und nachhaltigste Bank in der Region sein.“
Aufhänger für Gespräche über Nachhaltigkeit
Für den Bankchef ist das regionale Engagement auch ein Aufhänger, das Leitbild der Kreditgenossenschaft anzusprechen. „Das ist eine gute Gelegenheit, unsere Philosophie nach außen zu tragen und die nachhaltige Geldanlage als unsere Grundmarke zu etablieren. Es ist wichtig, dass die Menschen wachgerüttelt werden und sich mit dem Thema beschäftigen.“
Auch wenn die Raiffeisenbank Holzkirchen-Otterfing selbst Geld anlegt, konzentriert sie sich auf nachhaltige Produkte, zum Beispiel auf entsprechende Fonds von Union Investment. Vorstandsvorsitzender Buckel: „Wir wissen, dass es auf den Finanzmärkten vereinzelt auch schwarze Schafe gibt, die mit dem Begriff Nachhaltigkeit Schindluder treiben, aber wir wollen mit gutem Beispiel vorangehen und unseren Kunden zeigen, dass uns das Thema wirklich am Herzen liegt. Wenn wir mit kleinen Schritten versuchen, dem Geld mehr Sinn zu geben, dann kann die Welt nur besser werden.“