Qualität: Die Winzer in Franken setzen längst auf Klasse statt Masse. Daran haben die Winzergenossenschaften einen hohen Anteil.
Welche Rebsorten wachsen in Franken?
Hermann Kolesch, Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau:
„Franken ist Silvanerland. Nirgends auf der Welt wird mehr Silvaner in Flaschen vermarktet als in Franken. Von der Rebfläche steht Franken zwar hinter Rheinhessen an zweiter Stelle, aber dort wird nur ein sehr geringer Teil des Silvaners auch als Wein abgefüllt. Historisch belegt wird diese Rebsorte in Franken seit 1659 angebaut. Über 350 Jahre ist sie eine besondere Verbindung mit den drei Terroirs der Fränkischen Trias – Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper – eingegangen. Der Silvaner verkörpert daher die Identität der fränkischen Rebsorten und somit auch die Landschaft, die Menschen und die Weinkultur Frankens.
Zwar belegt die Sorte Müller-Thurgau bei der Rebfläche noch Platz eins, doch das intensive Qualitätsbemühen, die Rückbesinnung der Winzer auf den Silvaner seit den 1990er Jahren und vor allen Dingen der Klimawandel haben ihm eine enorme Dynamik ermöglicht, so dass er auch in der Fläche bald an Nummer eins stehen wird.
Aber Franken kann auch Riesling. Das zeigen die vielen Auszeichnungen bei Wettbewerben. Mit fünf Prozent hat diese Sorte zwar nur einen kleinen Anteil an der Rebfläche, aber in der Bedeutung als „König der Weißweine“ und als „Deutscher Wein“ schlechthin ist er umso bedeutender im Wettbewerb. Auf internationalem Parkett spielen auch die Rebsorten der Burgunderfamilie eine große Rolle, sodass insbesondere der Weiße Burgunder eine geringe, aber stetige Zunahme im Anbau erfährt.
Fast ein Fünftel der Rebfläche Frankens ist mit roten Rebsorten bestockt. Das überrascht, wird doch Franken eher als klassisches Weißweinland wahrgenommen. Doch in den Terrassenlagen des Buntsandsteins wachsen schon immer Portugieser und Spätburgunder. Mit dem Rotwein-Boom der 80ger Jahre hat nun auch eine flächendeckende Verbreitung der roten Rebsorten in Franken stattgefunden. In diesem Zusammenhang sind besonders die Rebsorten Domina, Regent und Dornfelder zu erwähnen.“
Was macht den Silvaner so besonders?
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Welches Essen passt zum Silvaner?
Peter Angele, Geprüfter Sommelier (IHK) der DIVINO Nordheim Thüngersheim eG:
„Silvaner ist eine sehr vielseitige Rebsorte und kann je nach Ausbaustil sehr verschiedene Gesichter zeigen. Nachfolgend ein paar Richtungen, in die es gehen kann:
- Der jugendlich-unkomplizierte Stil: Fruchtbetont und leichtfüßig überzeugt dieser Stil mit seinen frisch-fruchtigen Aromen und seinem leichten Charakter. Am besten harmonieren solche leichten oder Kabinett-Weine mit ebenfalls leichten Speisen wie gedünstetem Fisch oder sommerlichen Salatvariationen.
- Der bodenständige Stil: Diese Weine sind oftmals im Kabinett, aber auch schon im Spätlesebereich angesiedelt. Kaum eine andere Rebsorte ist wie der Silvaner in der Lage, den Boden und die jeweiligen Besonderheiten des Terroirs widerzuspiegeln. Entsprechend vielschichtig und umfangreich ist diese Gruppe. Sie reicht von salzig-schlanken Tropfen bis hin zu mineralisch-steinigen Exemplaren, immer begleitet von feinfruchtigen Aromen, typischerweise von grünen und gelben Äpfeln, Quitten und Birnen. Solche Weine passen je nach Körper und Volumen ideal zu dem fränkischen Klassiker „Hochzeitsessen“ oder zu blaugesottenem Süßwasserfisch. Auch Liebhaber von gegrilltem Seefisch und Schnitzelgerichten kommen hier auf ihre Kosten.
- Der komplex-anspruchsvolle Stil: Hier wird es richtig spannend, denn die Weine werden unter anderem durch den Einsatz von Holzfässern oder wilden Hefen zu sehr gehaltvollen und fordernden Tropfen ausgebaut. Meist mindestens von Spätlesequalität, bestechen diese Weine auch mit ihrer Dichte, ihrer Konzentration und einem sehr langen Nachhall am Gaumen. Entsprechend der unglaublichen Aromavielfalt solcher Weine sind auch die Kombinationsmöglichkeiten schier unbegrenzt – das Motto lautet: Alles darf, nichts muss. Besonders hervorzuheben sind sie als Begleitung von kurzgebratenen Edelteilen von Wildschwein und Reh, ebenso passen sie zu Pilzgerichten und frischen Trüffeln.
- Die süße Versuchung: Durch seine Fähigkeit, auch zu edelsüßen Spezialitäten wie Eiswein oder Trockenbeerenauslesen verarbeitet zu werden, stellt der Silvaner in dieser Form die perfekte Ergänzung zu vielen Desserts dar. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Besonders spannend ist die Kombination mit Vorspeisen mit Enten- oder Gänseleber oder zu pikant-gereiften Käsesorten.“
Was sind die Besonderheiten des fränkischen Eisweins?
Andreas Oehm, Vorstandsvorsitzender der Winzergemeinschaft Franken eG (GWF):
„Der Name ist auch schon das Programm. Eiswein wird aus Trauben hergestellt, die mit mindestens minus 7 Grad Celsius (besser ist noch kälter) vom Stock geerntet werden. Das bedeutet, dass Eiswein nicht während der normalen Lesezeit im September oder Oktober geerntet werden kann. Mit etwas Glück klappt das in einem günstigen Jahr mit frühen Frostereignissen schon im November, aber manchmal auch erst im Dezember oder Januar. Als Voraussetzung für einen gelungenen Eiswein wählt der Winzer Rebsorten und Weinberge aus, bei denen die Trauben zum Ausgang der Lese noch gesund sind. Dies sind meist Burgunder, Traminer oder Silvaner.
Das Prinzip der Eisweinherstellung beruht darauf, dass das in den Beeren gebundene Wasser durch den Frost und die niedrigen Temperaturen zu Eis gefriert und so beim anschließenden Pressvorgang nicht von der Presse läuft, sondern in den Trestern gebunden bleibt. So entsteht bei der Pressung zunächst ein Saft mit sehr hoch konzentrierten Inhaltsstoffen wie Zucker, Säure und Mineralstoffen. Bei der Vergärung schafft die Hefe es nicht, den gesamten Fruchtzucker in Alkohol zu verwandeln, und so bleibt gegenüber einem normalen Wein sehr viel Restzucker im fertigen Eiswein enthalten.
Eisweine sind in der heutigen Zeit immer schwerer herzustellen, da durch die Wetterextreme und die Klimaverschiebungen die normale Ernte immer früher stattfindet und die Zeitspanne bis zu einem eventuellen Eisweintermin nicht nur statistisch immer größer wird. In dieser Zeit ist es oft nicht möglich, die Trauben gesund am Stock zu erhalten. Bei Weingenießern ist der Eiswein zum einen ein begehrtes Sammlerstück, da er über Jahre oder gar Jahrzehnte aufbewahrt werden kann. Zum anderen ist er bei einem hochwertigen kulinarischen Menü als Süßwein ein gern gesehener Begleiter zum Dessert.“
Welchen Ruf haben die Weine der bayerischen Winzergenossenschaften?
Hermann Kolesch, Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau:
„Die Zeiten, in denen Winzergenossenschaften das Klischee der Großbetriebe, Massenerzeuger und der großen Tanks anhaftete, sind längst vorbei. Mittlerweile zählen die Winzergenossenschaften weltweit mit zu den Qualitätsführern einzelner Weinregionen. Und im internationalen Vergleich mit den wirklich großen, industriellen Wettbewerbern, insbesondere aus der ,Neuen Welt‘ in Übersee, sind die fränkischen Winzergenossenschaften wirklich noch Kleinbetriebe.
Das Qualitätsmanagement im Weinberg, die Technik im Keller bei der Traubenverarbeitung und der Weinbereitung genauso wie das Know-how der engagierten Kellermeister im ,Winemaking‘ brauchen keinen Vergleich zu familiengeführten Betrieben oder renommierten Weingütern zu scheuen. Dies belegen die kontinuierlich erzielten Auszeichnungen bei nationalen und internationalen Wettbewerben. Und im Preis-Leistungs-Verhältnis sind die Weine der fränkischen Winzergenossenschaften nahezu unschlagbar. Zudem können die Betriebe derzeit vom positiven Image der Genossenschaftsidee profitieren, das eine große Renaissance in der Gesellschaft erlebt. Das sollte auch stärker in der Kommunikation betont werden.
Wichtig ist darüber hinaus das Miteinander in der Weinregion zwischen Kleinbetrieben, Weingütern, Kellereien und den Genossenschaften selbst. Die Bedeutung der Winzergenossenschaften für die Markenbildung außerhalb der Erzeugerregion, für einen kontinuierlichen bundesweiten Vertrieb und den Export wie für die innere Marktstabilität sind enorm wichtig und dürfen niemals unterschätzt werden.“
Welche Auszeichnungen haben die fränkischen Winzergenossenschaften gewonnen?
Winzergemeinschaft Franken eG (GWF)
Die GWF konnte sich in den vergangenen Jahren über viele internationale, nationale und regionale Auszeichnungen freuen. Beispielsweise gab es für den Tremontino heuer den Preis „Großes Gold“ bei der Berliner Wein Trophy 2018 – eine der größten internationalen Weinverkostungen in Deutschland. Auf regionaler Ebene erhielt die GWF bei der aktuellen Fränkischen Weinprämierung 43 Gold-, 96 Silber- und 44 Bronzemedaillen.
DIVINO Nordheim Thüngersheim eG
Die Weine der DIVINO haben zahlreiche regionale, nationale und internationale Preise erhalten. Einen großen Erfolg für die Genossenschaft gab es bei der diesjährigen Sommerverkostung von „Mundus Vini": Dort wurde DIVINO als beste Winzergenossenschaft ausgezeichnet. Insgesamt gab es zehn Gold- und sechs Silber-Medaillen. Im Wettbewerb wurden mehr als 4.300 Weine aus aller Welt von einer 175-köpfigen Jury blind verkostet, kritisch geprüft und bewertet. Mundus Vini zählt zu den größten internationalen Weinwettbewerben.
Winzerkeller Sommerach eG
Der Winzerkeller Sommerach hat zahlreiche regionale, nationale und internationale Preise gewonnen. Zuletzt gab es beim regionalen Wettbewerb „Best of Gold“ des Fränkischen Weinbauverbands eine Goldmedaille. In der Kategorie „Edelsüße Weißweine“ erreichte der „2016 Sommeracher Katzenkopf Silvaner Eiswein“ den ersten Rang. Am Wettbewerb nehmen alle Weine teil, die bereits eine Fränkische Weinprämierung in Gold erhalten haben. Heuer waren dies 334 Weine von 80 Anbaubetrieben.
Winzergenossenschaft Hörstein
Fünf Medaillen gab es bei der Fränkischen Weinprämierung 2018 für die Weine der Winzergenossenschaft Hörstein: Eine goldene für den Chardonnay, zwei silberne für Riesling und Weißburgunder sowie zwei bronzene für Spätburgunder Weißherbst und Solvino. Auch in den vergangenen Jahren wurden beim Wettbewerb regelmäßig Weine aus Hörstein ausgezeichnet.
Winzergenossenschaft Escherndorf
Seit 1998 hat die Winzergenossenschaft Escherndorf zahlreiche Medaillen bei der Fränkischen Weinprämierung abgeräumt. 87 Mal Gold, 132 Mal Silber sowie 42 Mal Bronze gab es für den „Bocksbeutel Hof“. Auch international können die Weine mithalten: Bei der Wine Challenge 2017 in Wien erhielt die Genossenschaft zwei Gold- sowie vier Silber-Awards. Bei dem Wettbewerb wurden rund 12.750 Weine aus aller Welt verkostet.
Was bieten Winzergenossenschaften noch außer Wein?
Wendelin Grass, Geschäftsführender Vorstand der DIVINO Nordheim Thüngersheim eG:
„Natürlich kommen die meisten Menschen zu DIVINO, um unsere Weine zu probieren und zu kaufen. Gleichzeitig bieten wir unseren Kunden ein vielseitiges Zusatzangebot rund um unsere feinen Tropfen an. Das beginnt bereits in der Vinothek in Nordheim. Integriert ist unsere Vinoteria mit Terrasse und Loungebereich. Dort können die Gäste Wein zu einem gastronomischen Angebot kosten. Selbstverständlich gibt es auch alkoholfreie Getränke sowie Kaffee und Kuchen. In den Vinotheken selbst sind neben den Weinen ausgewählte Feinkostartikel, verschiedene Trester- und Obstbrände unserer Mitgliedswinzer sowie saisonale Deko-Artikel für zu Hause oder zum Verschenken erhältlich.
Ein beliebter Programmpunkt bei unseren Gästen sind die öffentlichen Kellerführungen, die zweimal wöchentlich stattfinden. Hier bekommen Besucher einen Einblick in den Betrieb und erfahren allerhand Wissenswertes und Anekdoten rund um die DIVINO. Zum Abschluss gibt es eine kleine Verkostung. Größere Gruppen können für ihre persönliche Führung einen individuellen Termin vereinbaren.
Ein Highlight sind die zahlreichen Veranstaltungen, die wir jedes Jahr präsentieren. Im Sommer steigt auf der Weininsel das DIVINO Genussfestival, zu dem Sternekoch Bernhard Reiser ein Vier-Gänge-Menü serviert. In diesem Jahr gab es beispielsweise zunächst Filet vom Eismeer-Saibling, anschließend Ravioli vom fränkischen Flusskrebs, als Hauptgang Allerlei vom ganzen Rindviech und abschließend Topfenknödel mit Erdbeer-Pistazien-Ragout. Als Weinbegleitung servieren wir zu jedem Gang ausgewählte DIVINO-Weine. Das ist ein Fest für den Gaumen – frühzeitiges Reservieren ist empfohlen.
Sehr beliebt sind unsere sogenannten ,Weingrooves‘. In den Sommermonaten organisieren wir einmal pro Monat im Innenhof der Vinothek Livemusik und Weinverkostung. Ebenfalls musikalisch wird es bei der ,Nacht der Verführung‘: Dort gibt es inmitten der farbenfroh angeleuchteten Weinberge ein Konzert mit Livemusik und dazu Wein sowie andere kulinarische Genüsse. Ganz im Zeichen der neuen Weine steht der Tag der InselWeinMacher. Jeweils am 1. Mai präsentieren wir zusammen mit anderen Betrieben der Weininsel unsere neue Kollektion. Des Weiteren organisieren wir einen Kunsthandwerkermarkt, eine Glühweinparty und einen Weihnachtsmarkt.
Abgerundet wird das Veranstaltungsprogramm von unseren Kunstausstellungen. In der Galerie zeigen wir jedes Jahr vier wechselnde Ausstellungen, in der sich regionale Künstler präsentieren können. Kurzum: Bei DIVINO gibt es ständig etwas Neues zu entdecken – ein Besuch lohnt sich immer.“
Was zeichnet fränkische Weine aus?
Klara Zehnder, amtierende Fränkische Weinkönigin:
„Franken ist nicht nur Bayerns bekanntestes Weinanbaugebiet, sondern auch seit 1659 die Heimat des Silvaners. Die Rebsorte Silvaner passt wunderbar zu Franken und Bayern. Nicht nur als idealer harmonischer Essensbegleiter für jede Gelegenheit – der Silvaner ist auch weniger anfällig für Hitze und Trockenheit und damit ein treuer Zeitgenosse für Winzer und Genießer. Neben dem Silvaner haben Rebsorten wie Müller-Thurgau, Bacchus oder Kerner in Franken größere Bedeutung. Für den diesjährigen Weinjahrgang erwarten wir fruchtige Frankenweine mit einem feinen genussfreudigen Säurespiel.
So trocken wie unser Humor sind zumeist auch unsere Weine. Daher gibt es die Bezeichnung „fränkisch trocken“ für Weine bis maximal 4 Gramm pro Liter Restzucker. Aber auch edelsüße Weine beispielsweise zum Dessert finden sich in den vielen Weinkellern Frankens. Machen Sie sich selbst ein Bild und probieren Sie: Ich lade Sie herzlich ein auf eine Wein- und Genussreise durch Franken!“