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Herr Völkl, die Volksbank Raiffeisenbank Regensburg-Schwandorf hat zum 150-jährigen Bestehen der ehemaligen Volksbank Regensburg eine Bürgerstiftung ins Leben gerufen. Was wollen Sie erreichen?

Wolfgang Völkl: Wir stehen unseren Kunden seit 150 Jahren als kompetenter und zuverlässiger Finanzpartner zur Seite. Und nicht nur das. Als Bank, die fest in der Region verwurzelt ist, kümmern wir uns auch darum, dass unsere Region blüht und für die Menschen lebenswert ist. Wir tun das, indem wir Vereine, Projekte und Initiativen unterstützen, damit sie ihre wertvolle Arbeit leisten können. Mit der Gründung der „Bürgerstiftung der Volksbank Regensburg“ anlässlich unseres Bankjubiläums gehen wir – ganz im genossenschaftlichen Sinne – noch einen Schritt weiter. Zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern, Industrie, Handel und Gewerbe wollen wir jetzt dort finanzielle Lücken schließen, wo staatliche oder familiäre Unterstützung nicht ausreicht. Statt eines großen und kostspieligen Festakts war es uns als Volksbank Raiffeisenbank Regensburg-Schwandorf zum Jubiläum eine Herzensangelegenheit, die „Bürgerstiftung der Volksbank Regensburg“ zu gründen.

Welche Ziele verfolgt die Bürgerstiftung?

Völkl: Der Stiftungszweck ist bewusst weit gehalten, damit sich jeder, der sich engagieren möchte, in seinen Interessen wiederfinden kann. Zwecke der Stiftung sind die Förderung der Erziehung, Volks- und Berufsbildung einschließlich der Studentenhilfe, die Unterstützung des Naturschutzes, der Landschaftspflege und des Umweltschutzes, die Förderung der Heimatpflege und der Heimatkunde, des Tierschutzes und des öffentlichen Gesundheits- und Rettungswesens. Ferner unterstützt unsere Bürgerstiftung Kunst und Kultur, die Jugend- und Altenhilfe und mildtätige Zwecke. Die Stiftungszwecke sind in der Satzung fixiert und erster Maßstab für die Auswahl förderwürdiger Projekte. Selbstverständlich wird jeder Förderantrag, der bei uns eingeht, genau geprüft. Unser Ziel ist es, möglichst viele Projekte und Initiativen zu fördern, die die Gemeinschaft vor Ort stärken.


Was für Möglichkeiten gibt es für die Bürger vor Ort, um die Arbeit der Stiftung zu unterstützen?

Völkl: Unsere Bürgerstiftung ist eine Mitmach-Stiftung. Jeder kann sich ehrenamtlich in unserer Stiftung von Bürgern für Bürger mit ehrenamtlichem Engagement und Ideen, zum Beispiel für Spendenaktionen, einbringen. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, die Stiftung finanziell zu unterstützen – in Form einer Spende, die eins zu eins einem guten Zweck in der Region zugute kommt, oder in Form einer Zustiftung, die den Kapitalstock der Stiftung erhöht. Möglich ist auch, unter dem Dach der „Bürgerstiftung der Volksbank Regensburg“ eine Treuhandstiftung zu gründen.

Wenn Sie auf den Gründungsprozess zurückblicken: Was waren die größten Herausforderungen?

Völkl: Grundsätzlich wurden die Herausforderungen gerne angenommen, weil alle Mühen ja einer guten Sache dienen. Enorm wichtig war natürlich die Einhaltung der formalen und rechtlich notwendigen Anforderungen, die eine Stiftungsgründung mit sich bringt. So zum Beispiel die Formulierung und Ausgestaltung der Satzung, die Abstimmung mit der Stiftungsaufsichtsbehörde, die Genehmigungsfindung und Definition der Stiftungszwecke. Das haben wir alles gut gemeistert. Jetzt geht es darum, der Bürgerstiftung Leben einzuhauchen.
 

Eine zentrale Aufgabe ist es, passende Mitglieder für das Kuratorium zu finden. Wie sind Sie dabei vorgegangen?

Völkl: Die Besetzung des Kuratoriums ist besonders wichtig, weil diese Mitglieder maßgeblich für den Erfolg der Stiftung stehen. Nicht umsonst ist die Hauptaufgabe der Kuratoriumsmitglieder das Einwerben von Spenden und die Öffentlichkeitsarbeit. In der Umsetzung bedeutet dies: Gespräche führen, werben für die gute Sache, Überzeugungsarbeit leisten und mit gutem Beispiel voran gehen. Unser Kuratorium setzt sich zusammen aus Menschen, die mitten im Leben und in der Gesellschaft stehen. Da haben unsere Landrätin einen Sitz genauso wie Unternehmer, Vertreter aus Handwerk und Bildung sowie aus freien Berufen.

GVB unterstützt Stiftungsgründer

Die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken zeigen sich als aktive Stifter: Sie haben – wie die Volksbank Raiffeisenbank Regensburg-Schwandorf – entweder selbst Stiftungen ins Leben gerufen oder sie engagieren sich in einer von 40 bayerischen Bürgerstiftungen unter dem Dach der gemeinnützigen Stiftung Aktive Bürgerschaft. Diese verfügen zusammen über ein Stiftungskapital von 35,4 Millionen Euro (Stand: 31. Dezember 2018). Elf der 40 bayerischen Bürgerstiftungen besitzen sogar mehr als 1 Million Euro Stiftungskapital. 2018 warben alle zusammen 1,6 Millionen Euro an Spenden ein. Gleichzeitig förderten sie im vergangenen Jahr gemeinnützige Vereine und Organisationen mit insgesamt 1,4 Millionen Euro. 34 der bayerischen Bürgerstiftungen werden von 46 Genossenschaftsbanken aus dem Freistaat unterstützt. Damit stellen die Kreditinstitute ihre Verbundenheit zur Region unter Beweis. Der Genossenschaftsverband Bayern berät seine Mitglieder bei der Gründung und Betreuung von Stiftungen in steuerlichen, rechtlichen und praktischen Fragen. Unter anderem hat die Rechtsberatung des GVB Empfehlungen zur Satzung der Bürgerstiftung der Volksbank Regensburg gegeben. Ansprechpartnerin ist Regina Wenninger, Geschäftsführerin der Raiffeisen/Schulze-Delitzsch Stiftung Bayerischer Genossenschaften.
Kontakt: 089 / 2868-3403 oder mitgliederbetreuung(at)gv-bayern.de

Die aktuelle Niedrigzinsphase belastet die Ertragssituation vieler Stiftungen. Sind Sie optimistisch, dass Sie genug Erträge für die Erfüllung des Stiftungszwecks generieren?

Völkl: Stiftungen sind gesetzlich verpflichtet, Erträge zu generieren. Andererseits dürfen Investitionen das Grundstockkapital nicht gefährden. Schließlich handelt es sich hier um Zustiftungen von Spendern, deren fester Wille es war, dass das Vermögen erhalten bleibt. Die anhaltende Niedrigzinsphase setzt die Stiftungen immer stärker unter Druck. Allein der reale Kapitalerhalt für viele Stiftungen wird immer schwieriger. Um den Niedrigzinsen sinnvoll zu begegnen, müssen wir das komplette Portfolio an Anlagemöglichkeiten in Betracht ziehen und nach den Vorgaben der Stiftungssatzung für uns Anlagerichtlinien entwickeln, diese in regelmäßigen Abständen überprüfen und der aktuellen Marktsituation anpassen. So können Erträge optimiert und Risiken überdacht werden. Wo früher in verzinsliche Wertpapiere investiert wurde, bekommen heute Aktien und Fonds eine größere Bedeutung. Solide und dividendenstarke Aktientitel, aber auch Immobilienfonds oder Immobilien zur Vermietung können eine Alternative sein. Geringe Stiftungsmittel können im Übrigen auch durch Spenden erhöht werden. Es gibt in Zeiten der niedrigen Zinsen auch Stifter, die zweckgebundene Spenden an ihre Stiftungen überweisen, damit für die Stiftungszwecke hinreichend Mittel zur Verfügung stehen.
 

Die Stiftung hat ihre Arbeit vor rund zwei Monaten aufgenommen. Was waren die wichtigsten Schritte nach der Gründung und welche Aufgaben nehmen Sie sich in der kommenden Zeit vor?

Völkl: Unsere Bürgerstiftung der Volksbank Regensburg ist erfolgreich gegründet. Damit unsere Stiftung eine Erfolgsgeschichte wird, müssen wir zunächst ihren Bekanntheitsgrad erhöhen. Dies funktioniert vor allem mit dem Vorsatz: Tue Gutes und spreche darüber. Wir müssen die Idee unserer Bürgerstiftung verbreiten, über unsere Mitarbeiter, die davon in ihren Familien- und Bekanntenkreisen erzählen, in den einzelnen Kundengesprächen, letztendlich aber auch über unsere Netzwerk- und Verbundpartner. Und wir müssen natürlich Spenden sammeln. Denn ohne Spendengelder keine Förderung. Für dieses Jahr haben wir uns noch einige Spenden-Aktionen vorgenommen und auch für das kommende Jahr stehen schon Ideen an. Ein aktiver Internetauftritt und eine kontinuierliche Medienpräsenz werden unserer Stiftung ebenso auf die Sprünge helfen.
 

Herr Völkl, vielen Dank für das Gespräch!

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