Vertrauenssache: Bankkaufmann ist ein vielseitiger Beruf. Zum Start des Ausbildungsjahres hat „Profil“ einige Kundenberater bayerischer Genossenschaftsbanken gefragt, was sie an ihrem Job schätzen.
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Frau Dr. Decker, die Stiftung Deutschland im Plus fördert finanzielle Bildung an Schulen. Nun hat sie ihre Kooperation mit den Genossenschaftsbanken ausgeweitet. Was sind die Hintergründe?
Christiane Decker: Gemäß dem Motto „Was einer nicht schafft, das schaffen viele“ möchte die Stiftung Deutschland im Plus die erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Genossenschaftsbanken toppen, um die Finanzkompetenz von jungen Menschen nachhaltig zu stärken. Dazu wollen wir unser Referentennetzwerk ausbauen, indem wir Mitarbeiter von Kreditgenossenschaften zu Referenten ausbilden, die unser eigenes Team ergänzen. Durch die Unterstützung der Genossenschaftsbanken können wir künftig noch mehr Schüler erreichen und die Kreditinstitute erhalten eine wirksame Möglichkeit, das Thema finanzielle Bildung in ihrer Region voranzutreiben.
Wie sieht das neue Kooperationsmodell aus?
Decker: Die von der Bank für die Kooperation ausgewählten Mitarbeiter können sich in einem eintägigen Workshop schulen und als Referenten für finanzielle Bildung zertifizieren lassen. Danach können sie sofort starten und in den Schulen vor Ort im Namen der Stiftung die Unterrichtseinheit „Konsum geplant – Budget im Griff“ halten. In dem Workshop werden Techniken zur Wissensvermittlung und Präsentation vermittelt, außerdem erfahren die Mitarbeiter alles über die modularen Elemente der Unterrichtseinheit. Die Ausbildung erfolgt nach den Standards der Pädagogischen Hochschule Weingarten. Die Unterrichtsmaterialien wurden von ihr inhaltlich und pädagogisch geprüft. Darüber hinaus setzen wir auf Einfachheit und Komfort für unsere Referenten. So stellen wir ihnen in Kürze ein digitales Portal zur Verfügung, das die Organisation der Unterrichtseinheiten von der Terminplanung über die Materialbestellung bis hin zum Austausch mit anderen Referenten vereinfacht. Auch die Referentenausbildung wird künftig online möglich sein.
Was müssen Genossenschaftsbanken tun, die Kooperationspartner werden wollen?
Decker: Das ist denkbar einfach: Sie nehmen einfach Kontakt mit der Stiftung Deutschland im Plus auf und erhalten dann eine Kooperationsvereinbarung. Zum nächstmöglichen Zeitpunkt vereinbaren wir dann einen Termin für eine Referentenausbildung und -zertifizierung.
Die Stiftung „Deutschland im Plus“
Die „Stiftung Deutschland im Plus – die Stiftung für private Überschuldungsprävention“ wurde 2008 von der Nürnberger TeamBank gegründet. Ihr Ziel ist die Sensibilisierung für einen risikobewussten und nachhaltigen Umgang mit den eigenen Finanzen. Zu den Tätigkeitsfeldern der unabhängig arbeitenden Stiftung zählen neben Aufklärung in Form von Forschungsförderung, Hilfeleistungen durch Informationen und konkrete Beratung von Hilfesuchenden vor allem die Prävention – hier insbesondere für Jugendliche, aber auch für Kinder und Erwachsene. Vorstandsvorsitzende der Stiftung ist Christiane Decker. Sie ist zugleich Mitglied des Vorstands der TeamBank AG.
Kontakt:
Stiftung „Deutschland im Plus“
info(at)deutschland-im-plus.de
0911 / 9234 950
https://www.deutschland-im-plus.de
Wie profitieren die Volksbanken und Raiffeisenbanken, wenn sie mit der Stiftung kooperieren?
Decker: Den Genossenschaftsbanken bietet diese Kooperation viele Mehrwerte. Indem sie die Zusammenarbeit mit den örtlichen Schulen starten oder ausbauen, können sie das Thema Finanzbildung positiv besetzen und Verantwortung für ihre Region übernehmen. Gleichzeitig positionieren sie sich damit als Förderer der finanziellen Bildung in ihrem Geschäftsgebiet. Darüber hinaus bietet das Thema viele Möglichkeiten für die Pressearbeit vor Ort. Für die teilnehmenden Bankmitarbeiter ist die Ausbildung im Bereich Finanzbildung eine tolle Möglichkeit, ihre Kompetenzen zu erweitern. Zudem erhalten sie wertvolle Zusatzqualifikationen im Bereich Wissensvermittlung und Präsentationstechniken.
Praxiserfahrung der VR-Bank Landau-Mengkofen
Die VR-Bank Landau-Mengkofen kooperiert seit rund zehn Jahren mit der Stiftung Deutschland im Plus. Anfangs vermittelte das Institut den Kontakt zwischen den Schulen und der Stiftung, die dann ihre Referenten in die Bildungseinrichtungen schickte. „Das hat sehr gut funktioniert. Mittlerweile ist die Nachfrage allerdings so hoch, dass sie von der Stiftung alleine nicht mehr bedient werden kann“, berichtet Thorsten Wallner, Leiter Vorstandsstab/Personal bei der Bank. Zusammen mit vier weiteren Mitarbeitern hat er sich zum Referenten ausbilden lassen.
Für jede Klassenstufe gibt es unterschiedliche Schwerpunkte. Bei 8. und 9. Klassen etwa steht das Thema „Schuldenfalle“ auf dem Lehrplan. Die Schüler sollen verschiedene Handyverträge analysieren und entschieden, welches Angebot am besten zu ihnen passt. Wallner hat mittlerweile sechs Unterrichtseinheiten geleitet, die rund 90 Minuten dauern. Die Schüler empfinden den Unterricht als lehrreiche Abwechslung. Auch die Lehrer sind zufrieden. Jedes Jahr fragen sie bei der Bank aktiv Unterrichtsstunden an. „Wir sind stolz darauf, dass wir uns seit Jahren erfolgreich für die finanzielle Bildung vor Ort einsetzen. Mit dem neuen Kooperationsmodell mit der Stiftung können wir die hohe Nachfrage noch besser bedienen“, sagt Wallner.
Warum ist finanzielle Bildung überhaupt wichtig?
Decker: Das Thema ist wichtiger denn je. Experten bemängeln bereits seit langer Zeit, dass Wirtschaft beziehungsweise ökonomische Bildung keinen festen Platz im Lehrplan haben. Die Folgen sind wissenschaftlich belegt: Unter anderem zeigt eine aktuelle Studie des Marktforschungsinstituts Forsa, dass jeder vierte junge Erwachsene keine Ahnung von Geldangelegenheiten hat. Das kann gravierende Auswirkungen haben. So macht der Überschuldungsreport, den die Stiftung zusammen mit dem iff institut für Finanzdienstleistungen veröffentlicht, seit Jahren deutlich, dass gerade bei Jugendlichen das Thema Konsum ein Überschuldungsauslöser ist. Hier gilt es, frühzeitig anzusetzen und Jugendliche für einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld zu sensibilisieren und sie zu befähigen, Finanzkompetenz zu entwickeln.
Welchen Vorteil haben Schulen, wenn sie das Angebot nutzen?
Decker: Wie bereits erwähnt, kommt finanzielle Bildung im regulären Lehrplan meist nicht vor. Wir greifen dieses wichtige und alltagsrelevante Thema auf. Die Inhalte unserer Unterrichtsmodule sind an der Lebenswirklichkeit von jungen Menschen ausgerichtet, unsere pädagogischen Methoden sind handlungsorientiert. Zudem bietet das Bildungsangebot der Stiftung und die Vermittlung durch externe Referenten Abwechslung im Schulalltag. So sind Schüler – laut Meinung von Experten – aufmerksamer, wenn externe Referenten ein Thema vermitteln. Ganz praktisch gesehen, haben die Lehrer keinen Vorbereitungsaufwand – sie können aber bei Bedarf nach dem Workshop die vermittelten Inhalte über einen Fragebogen der Stiftung abfragen und gegebenenfalls vertiefen.
Warum sind gerade Volksbanken und Raiffeisenbanken dafür geeignet, sich für die finanzielle Bildung bei den Schulen vor Ort einzusetzen?
Decker: Die Wertepassung ist hier einfach perfekt. Die Genossenschaftsbanken setzen traditionell auf den verantwortungsbewussten Umgang mit Geld und machen sich für ihre Regionen stark. Da bieten sich diese Form des gesellschaftlichen Engagements und eine Kooperation mit den Schulen vor Ort an. Durch die Verwendung der Stiftungsmaterialien ist die Neutralität durchgängig gewährleistet und es besteht nicht die Gefahr, dass die Schulveranstaltungen eine werbliche Note erhalten. Dies ist uns extrem wichtig und wird auch vertraglich vereinbart.
Wird die Stiftung ihr Angebot in Zukunft weiter ausbauen?
Decker: Ja natürlich, das machen wir kontinuierlich. Neben dem Angebot für Jugendliche in Schulen haben wir das Modul „Fit in finance – strong for life“ entwickelt, das sich speziell an die Bedürfnisse von jungen Migranten richtet. Dieses Modul ist bereits erfolgreich etabliert. Das Feedback ist großartig und wir stellen die Unterlagen für Lehrer von Integrationsklassen und für gemeinnützige Einrichtungen wie Caritas, Diakonie, Deutsches Rotes Kreuz oder Johanniter gerne bereit. Neu dabei sind Jugendmigrationsdienste quer durch Deutschland. Hier setzen wir auch weiterhin an, um das Angebot einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Genossenschaftsbanken haben als Vermittler unseres Angebots für Migranten eine gute Möglichkeit, die Zusammenarbeit mit diesen Organisationen auszubauen. Interessierte Banken können sich jederzeit bei der Stiftung melden. Wir freuen uns.
Vielen Dank für das Gespräch!