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Am 2. Dezember 1896 kamen die 27 Mitglieder des Bayerischen Landwirthschaftsrathes in der Münchner Prinz-Ludwig-Straße zusammen, um die Statuten der Bayerischen Landwirthschaftsbank zu unterschreiben und sich selbst als Teilnehmer der ersten Generalversammlung der Bank einzusetzen. Mit dem Segen der bayerischen Regierung gegründet, sollte die genossenschaftliche Hypothekenbank den Bauern preiswerte Kredite gewähren, damit diese ihre Höfe modernisieren und sich aus eigener Kraft aus Armut und Not befreien konnten. Die Kredite refinanziert die Bank bis heute zu einem Großteil mit der Ausgabe von Pfandbriefen.

1971 wurde aus der Bayerischen Landwirthschaftsbank die Münchener Hypothekenbank. Wie erfolgreich das Institut im Laufe der Zeit werden würde, konnten die Gründer nicht ahnen. Aber Generationen später, beim Festakt zum 125. Jubiläum der Münchener Hypothekenbank, da zog sich die bemerkenswerte Erfolgsgeschichte der Bank wie ein roter Faden durch die Grußworte aller Redner.

Welchen Stellenwert die Münchener Hypothekenbank in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft genießt, verrät ein Blick auf die Gästeliste. Rund 150 Vertreterinnen und Vertreter vorwiegend aus der genossenschaftlichen Familie hatten sich im Hubertussaal von Schloss Nymphenburg versammelt, darunter viele Vorstände und Vorstandsvorsitzende bayerischer Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie der genossenschaftlichen Verbundunternehmen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Innenminister Joachim Herrmann waren gekommen, ebenso Bundesbank-Vorstandsmitglied Joachim Wuermeling, Marija Kolak, Präsidentin des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Eckhard Ott, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbands (DGRV), sowie Gregor Scheller, Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB), um nur einige wenige Namen herauszugreifen. Auch der gesamte Aufsichtsrat der MünchenerHyp mit seinem Vorsitzenden Hermann Starnecker, zugleich Vorstandssprecher der VR Bank Augsburg-Ostallgäu, war dabei.

Die Festrede hielt Seine Königliche Hoheit Herzog Max in Bayern, der 20 Jahre lang dem Aufsichtsrat der MünchenerHyp angehörte und – wenn man so will – zusammen mit Ministerpräsident Söder an diesem Abend für die enge Verbindung Bayerns mit der MünchenerHyp vom 19. bis ins 21. Jahrhundert stand.

Eine Million Goldmark als Starthilfe

Söder griff diese Verbindung in seinem Grußwort auf. Als Starthilfe habe die Bayerische Regierung der Landwirthschaftsbank vor 125 Jahren ein zinsloses Darlehen über eine Million Goldmark gewährt. Heute wären das etwa 18 Millionen Euro. „Wenn ich mir heute die Bilanzsumme der MünchenerHyp von über 50 Milliarden Euro anschaue, haben Sie viel daraus gemacht“, lobte Söder. Die Welt befinde sich seit zwei Jahren im Krisenmodus. „Gewissheiten werden neu sortiert, auch beim Geld“, sagte der Ministerpräsident. Die Bedeutung des Worts „Planungssicherheit“ sei völlig abhandengekommen. Das spüre auch die bayerische Finanzwirtschaft. Entscheidungen zu treffen, sei in solchen Zeiten wie über einen Gletscher zu laufen. „Es gibt keine Spuren und keine historischen Erfahrungen. Jeder Schritt kann schlecht ausgehen.“ Umso wichtiger sei es, vernünftig zu agieren und das große Ganze im Blick zu behalten.

Bayern sei das „Silicon Valley“ von Deutschland und der Mittelstand die bayerische Antwort auf die Globalisierung, so Söder. „Wir sorgen uns um andere, aber wir müssen auch dafür sorgen, dass unsere Wirtschaft stabil bleibt“, betonte der Ministerpräsident. Eine wichtige Rolle spielten dabei Genossenschaftsbanken wie die MünchenerHyp oder die Volksbanken und Raiffeisenbanken. Sie seien mit ihrer Erfahrung und ihrer Kundennähe ein Stabilitätsanker der regionalen Wirtschaft. Das müsse so bleiben. „Sie betreiben kein anonymes Bankgeschäft, sondern sie kennen ihre Kunden und sind vor Ort präsent.“ Söder bedankte sich bei der MünchenerHyp „für so viele Jahre hochseriöse, hochstabile und regionale Verantwortung“ – und dass die Genossenschaftsbanken auch in Krisenzeiten nicht nach Staatshilfe rufen, sondern gutes Geld verdienen und Steuern zahlen.

Verantwortung gegenüber Mitgliedern und Kunden

Louis Hagen, Vorstandsvorsitzender der MünchenerHyp, betonte die Verantwortung seiner Bank gegenüber Wirtschaft und Gesellschaft, die mit der Zeit gewachsen sei. „Im nicht mehr ganz so zarten Alter von 125 Jahren steckt in der MünchenerHyp noch viel Saft und Kraft“, stellte Hagen fest. Im vergangenen Jahr habe die Bank ein Rekordergebnis auf vielen Gebieten erzielt. „Bei allem Stolz darüber, dass aus einer regionalen Bank für die bayerische Landwirtschaft ein internationales Institut geworden ist, bedeutet diese Rolle auch eine andere Verantwortung gegenüber Mitgliedern, Geschäftspartnern und Kunden“, sagte Hagen. Wachstum sei niemals Selbstzweck. Es diene dazu, den Mitgliedern der MünchenerHyp eine angemessen Teilhabe am Erfolg ihrer Bank zu ermöglichen, für die Kunden ein verlässlicher Finanzierungspartner zu sein und die Partner der Bank mit attraktiven Finanzierungslösungen zu stärken, sagte Hagen.

Das Wachstum der Münchener Hypothekenbank beruhe dabei auf einem tragfähigen Fundament. Dazu gehörten ein in der Realwirtschaft verankertes Geschäftsmodell, die Eigenständigkeit als genossenschaftliches Unternehmen, die Zugehörigkeit zu einer starken und soliden Gemeinschaft, die Bereitschaft, Chancen zu ergreifen, sowie ein Bewusstsein für die Risiken sich ständig wandelnder Märkte. „Dieses Fundament wurde der MünchenerHyp bei ihrer Gründung in die Wiege gelegt und es hat sich von Anfang an bewährt“, betonte Hagen. Die Münchener Hypothekenbank habe schon in ihren Anfängen den Landwirten mit fairen Krediten geholfen und zugleich erfolgreich gewirtschaftet. „So bin ich zuversichtlich, dass wir auch auf die Herausforderungen und Veränderungen der Gegenwart und der Zukunft Antworten finden werden. Daran arbeiten wir“, sagte Hagen.

„Der Pfandbrief wurde in Preußen erfunden. Aber die Bayern haben was daraus gemacht.“

BVR-Präsidentin Marija Kolak

„125 Jahre hervorragendes Unternehmertum auf der Grundlage von genossenschaftlichen Werten“ erkannte auch BVR-Präsidentin Marija Kolak in der MünchenerHyp. Schon mit dem ersten Satz ihres Grußworts hatte sie die volle Aufmerksamkeit der Zuhörer. „Die Preußen verdanken den Bayern so viel.“ Als Beispiel nannte sie die kulturelle Vielfalt in Bayern. Doch das „Aber“ folgte auf dem Fuß: Der Pfandbrief  sei ursprünglich in Preußen zur Welt gekommen. Der Alte Fritz habe bereits 1769 die rechtlichen Grundlagen für den Pfandbrief geschaffen. Wichtig sei jedoch, was man aus einer Idee mache. „Und da kommen die Bayern wieder ins Spiel“ – selbstredend in Gestalt der Münchener Hypothekenbank, die die Chancen des Pfandbriefs zur Refinanzierung ihrer Kredite ausgezeichnet zu nutzen wisse. Für die genossenschaftliche FinanzGruppe sei die Immobilienfinanzierung einer der wichtigsten Bereiche des Bankgeschäfts, so Kolak. Dabei sei die MünchenerHyp für langfristige Immobilienfinanzierungen im Privat- und Gewerbekundengeschäft ein verlässlicher Partner, um die Marktposition beim Thema Bauen und Wohnen weiter auszubauen.

Kolak setzte sich dafür ein, die genossenschaftlichen Werte zu stärken. Demokratische Gremienstrukturen, ein hohes Maß an Mitbestimmung, eine hohe soziale, gesellschaftliche und auch ökologische Verantwortung seien die Fundamente des genossenschaftlichen Geschäftsmodells. Dieses gelte es zu würdigen und zu verteidigen. „Wir müssen in der nächsten Zeit geschlossen noch stärker für demokratische Entscheidungen, für Menschlichkeit und für die Offenheit eines Gesellschaftsmodells, das beispiellos in der europäischen Geschichte ist, einstehen“, sagte Kolak. Gerade in Krisenzeiten würden Banken wie die MünchenerHyp besonders gebraucht. „125 Jahre zeugen von Stabilität bei gleichzeitiger Flexibilität und davon, sich den Herausforderungen unternehmerisch zu stellen und mit ihnen zu wachsen.“

Kritik an Bankenaufsicht: „Regionalbanken brauchen Luft zum Atmen“

Ein wiederkehrendes Thema in den Festreden war die zunehmende Regulierung, die vor allem den Regionalbanken immer mehr die Luft zum Atmen abschnürt. Die Aufsicht nehme mit den Regionalbanken diejenigen Institute besonders genau unter die Lupe, die nach der Finanzkrise „am seriösesten gearbeitet haben“, kritisierte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. Am weitesten mit ihrer Kritik ging BVR-Präsidentin Marija Kolak. Mit dem „Regulierungswahn“ werde Strukturpolitik betrieben, die auf lange Sicht die Existenz der Regionalbanken gefährde. „Wir sind nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung. Regionalbanken brauchen Luft zum Atmen für Innovationen und um Investitionen tätigen zu können.“ Mehr Bürokratie bedeute immer auch weniger Zeit für Leistung, betonte Kolak.

Eine Erfolgsgeschichte olympischen Ausmaßes

GVB-Präsident Gregor Scheller attestierte der MünchenerHyp eine „Erfolgsgeschichte olympischen Ausmaßes“. Die Gründung der Bank 1896 falle in dasselbe Jahr wie die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit in Athen. Das olympische Motto „Schneller, höher, stärker“ gelte auch für die Münchener Hypothekenbank, die von einer regionalen Pfandbriefbank zu einem modernen Immobilienfinanzierer aufgestiegen sei. Während es bei den Olympischen Spielen der Neuzeit von Anfang an auch um Völkerverständigung gegangen sei, sei die Münchener Hypothekenbank stets den genossenschaftlichen Prinzipien Hilfe zur Selbsthilfe, Solidarität und Selbstverwaltung gefolgt. „Olympia und die MünchenerHyp – hinter beiden steht eine starke, universelle Idee, die Grundstein für Langlebigkeit und Erfolg ist“, folgerte Scheller.

1971, als aus der Bayerischen Landwirthschaftsbank die Münchener Hypothekenbank wurde, sei München im Vorfeld der Olympischen Spiele 1972 im Baufieber gewesen. Mit dem Bauboom habe sich auch das Geschäftsmodell der Bank geändert, so Scheller. Immobiliendarlehen lösten Kredite an die Landwirtschaft ab. Mit der Umbenennung habe die Bank ein neues Kapitel aufgeschlagen und sich auf den Weg zur modernen Immobilienbank gemacht. Bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitskriterien Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) könne sich das Internationale Olympische Komitee bei der MünchenerHyp noch etwas abschauen, denn diese habe bereits 2014 den ersten ESG-Pfandbrief überhaupt begeben. „Da ist die Bank ein echter Vorreiter“, lobte Scheller.

Und was für die Athleten die Olympia-Qualifikation sei, seien für die Banken die Stresstests der Aufsicht. Diese bestehe die MünchenerHyp aktuell „mit Bravour“, lobte Scheller. Der GVB-Präsident wünschte dem Vorstand sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Bank „Leidenschaft“ bei der Bewältigung künftiger regulatorischer und anderer Herausforderungen. „Dann steht einer erfolgreichen Zukunft der Bank und einem Platz auf dem Siegertreppchen nichts im Wege.“

Überzeugt von der Kraft der Gemeinschaft

Zum Schluss skizzierte Seine Königliche Hoheit Herzog Max in Bayern, ab 1991 für 20 Jahre im Aufsichtsrat der MünchenerHyp, die Geschichte der Bank. „Nur wenige Unternehmen können für sich in Anspruch nehmen, 125 Jahre erfolgreich am Markt zu bestehen. Die Münchener Hypothekenbank gehört dazu. Darauf können Sie stolz sein“, sagte er. Die MünchenerHyp habe von Anfang an Verantwortung übernommen und sei den Menschen bei gesellschaftlichen Umbrüchen zur Seite gestanden.

  • Anfang des 20. Jahrhunderts habe die Bayerische Landwirthschaftsbank nicht nur den Bauern mit Krediten geholfen, ihre Höfe zu erhalten und zu modernisieren. „Sie leistete durch Kredite an Kommunen auch einen wichtigen Beitrag, die ländliche Infrastruktur in ganz Bayern zu modernisieren. So ist die Geschichte der Münchener Hypothekenbank eng verwoben mit der Entwicklung Bayerns vom Agrar- zum Industriestaat“, sagte Herzog Max.
  • Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs habe die Bank den Wiederaufbau des zerstörten Lands unterstützt. Dieser sei im Wesentlichen durch Hypothekenbanken wie etwa der Bayerischen Landwirthschaftsbank finanziert worden.
  • Bei der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990 sei die Münchener Hypothekenbank ebenfalls zur Stelle gewesen. „Sie beteiligte sich am Solidarpakt, dem Solidarfonds und eröffnete Büros in den neuen Bundesländern“, berichtete Herzog Max.

Der Zusammenhalt des genossenschaftlichen Verbunds habe ihn immer wieder beeindruckt, berichtete Herzog Max. „Es ist faszinierend aus der Nähe zu erleben, wie selbstständige Unternehmen an einem Strang ziehen und ein gemeinsames Ziel verfolgen.“ Als die Europäische Zentralbank vor weniger als zehn Jahren die Aufsicht über die Münchener Hypothekenbank übernahm, hätten viele Volksbanken und Raiffeisenbanken Anteile gezeichnet. „Sie taten dies, weil sie von der Kraft der genossenschaftlichen Gemeinschaft überzeugt waren und weil die Münchener Hypothekenbank für die Volksbanken und Raiffeisenbanken ein wichtiger Teil dieser Gemeinschaft ist.“ So habe es die MünchenerHyp geschafft, noch rechtzeitig die Kapitalanforderungen der EZB zu erfüllen, so Herzog Max.

In der historischen Gesamtschau wären die Gründerväter stolz auf ihr Werk, gab sich Herzog Max überzeugt. „Sie gaben der Bank Fundamente und Grundprinzipien mit, die sich als zeitlos stark erwiesen, weil sie sicherstellen, dass die Bank langfristig handelt und umsichtig mit ihren Ressourcen und Möglichkeiten umgeht. So mache ich mir um die Zukunft der Münchener Hypothekenbank keine Sorgen.“

Wie Herzog Max seine erste Vertreterversammlung verpasste

1991 sollte Seine Königliche Hoheit Herzog Max in Bayern von der Vertreterversammlung in den Aufsichtsrat der MünchenerHyp gewählt werden. Die Vertreterversammlung der Münchener Hypothekenbank findet traditionell an einem Samstag im April statt. „Diese spezielle Tradition habe ich beim ersten Mal noch nicht als solche wahrgenommen“, erzählte Herzog Max auf dem Festakt zum 125. Jubiläum der Bank. Sein Büro in Tegernsee habe ihm zwar den Termin dick in den Kalender eingetragen, er habe jedoch nicht so recht glauben wollen, dass die Veranstaltung tatsächlich an einem Samstag stattfindet. „Ich hielt das für einen Irrtum“, sagte Herzog Max. Und so sei es gekommen, wie es kommen musste. „Ich habe meine eigene Wahl versäumt.“ Die Vertreter seien jedoch nachsichtig gewesen und hätten ihn auch in Abwesenheit in den Aufsichtsrat gewählt. „Vielleicht war ich nicht der erste, dem dies widerfahren ist“, mutmaßte Herzog Max. Vor allem den Neulingen unter den Vertretern der MünchenerHyp gab der Adlige deshalb einen guten Rat: „Behalten Sie die Samstage im April gut im Auge.“

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