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Die Geburtsstunde des Bio-Hofladens Radis&Bona in Regensburg fiel 2019 mit der Schließung eines alten Hofladens nach 30 Jahren zusammen. „Wir waren fünf Leute, unter anderem auch Angehörige des Ernährungsrats Regensburg, die sich daraufhin zusammensetzten und sich überlegten: Was machen wir jetzt?“ Unter ihnen Gero Wieschollek, heute Vorstand der BioRegioGenossenschaft Radis&Bona in Regensburg.

„Regensburg hat eine ausgeprägte Bio-Szene“, sagt Wieschollek. Seine Mitstreiter und er ahnten also, dass sie auf weitere Interessierte stoßen würden, wenn sie eine Idee für einen neuen Bio-Hofladen und dessen Umsetzung hätten. „Wir arbeiteten eine Präsentation aus, die ehrlich gesagt anfangs nicht mal gut war, und stellten diese vor“, sagt er schmunzelnd vier Jahre später. Zu der Vorstellung ihres Konzepts kamen 35 Leute, darunter acht Biobauern. „Das war ein positives Zeichen.“ Ans Pläne-Schmieden hatten sie sich im Jahr 2020 gemacht, als die Corona-Pandemie das Land beherrschte. „Für uns aber ganz praktisch, so konnten wir in etlichen Videocalls ein Konzept für unseren Bio-Hofladen entwickeln“, erinnert sich der Regensburger.

Gründungsteam aus zehn Personen

Zeitgleich bekamen die Ideenschmiedenden mit, dass weitere Regensburgerinnen um Dörte Marlow, „ein konspiratives Treffen“ abhielten, erzählt Wieschollek. „Die hatten ganz ähnliche Pläne wie wir. Also taten wir uns zusammen. Plötzlich waren wir zu zehnt, unsere sogenannte Gründungsgruppe.“ Ihre vielen Ideen bündelten sie in ein Projekt, in das nun richtig Dynamik kam. Mit dem Gedanken, eine Genossenschaft zu gründen, hatte Wieschollek ohnehin schon seit Längerem gespielt. Am 10. Juni 2021 war es dann so weit. Im Garten von Rosemarie Hofmann, heute Mitglied im Aufsichtsrat der Genossenschaft, veranstalteten sie ihre Gründungsversammlung – „und traten das Ganze so richtig los“.

Betritt man an der Rilkestraße im Regensburger Westen den heutigen Bio-Hofladen, so landet man zunächst in der „Grünen Frische“. Ob Bananen oder Kartoffeln, Einkäufer finden das volle Sortiment an Obst und Gemüse. „Mit ein paar Ausnahmen kommt alles aus der Region – aus Regensburg, dem Landkreis Regensburg und den angrenzenden Landkreisen“, erklärt der Vorstand von Radis&Bona.

„Ganz neu ist unsere ,Grüne Wand‘“, fährt Wieschollek fort. „An dieser stellen wir unsere Lieferanten vor und wollen auch anhand einer Karte aufzeigen, woher unsere Produkte jeweils stammen.“ Um die Gestaltung der kleinen Info-Tafeln kümmert sich die Marketing-Expertin der Genossenschaft. „Sie hat bei uns eine halbe Stelle“, berichtet der Vorstand weiter. Aber ob es um die neue Grüne Wand geht oder andere Ecken in dem Bio-Hofladen: Die vielen ehrenamtlichen Helfer sind es, die den Bio-Hofladen prägen und gestalten.

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Produkte möglichst aus der Region, die gibt’s im Bio-Hofladen Radis&Bona in Regensburg. „Profil“ war mit der Kamera vor Ort. Video: Verena Rudolf und Karl-Peter Lenhard (Schnitt), GVB

Ehrenamtliches Engagement als Regal-Pate

„Wir haben Regal-Paten“, erklärt Wieschollek. Ein Helfer ist jeweils für das Sortiment in einem Regal zuständig, das heißt, er kümmert sich nicht nur um die Bestellung der jeweiligen Waren, sondern sortiert diese auch für die Kundschaft ansprechend ein und dekoriert. „Als Ehrenamtlicher kann man sich seine Zeit besser einteilen, wenn man einen klar definierten Zuständigkeitsbereich hat.“ Bei Radis&Bona bedeutet dies eben, eine Regal-Patenschaft zu übernehmen. Und so hat jeder Engagierte auch die Möglichkeit, den Laden ein Stück weit mitzugestalten und „zu seinem Laden“ zu machen.

Und ohne diese vielen ehrenamtlichen Helfern wäre es nicht möglich, den Laden zu betreiben. „Alles ist mit sehr viel Zeitaufwand verbunden“, sagt Wieschollek und kommt auf einen Krämerladen zu sprechen, den er aus seiner Kindheit in seinem Heimatort kennt. „Mittlerweile weiß ich warum der Krämer gefühlt rund um die Uhr und auch am Sonntag in seinem weißen Kittel im Laden zu sehen war.“

80 Prozent der Mitarbeiteten bei Radis&Bona engagieren sich ehrenamtlich. Zudem gibt es drei Teilzeit-Kräfte und vier Minijobber. „Meine Vorstandskollegin Judith Hock-Klemm ist Herz und Motor des Ganzen“, sagt der Vorstand. „Ich kannte sie vor unserer Zusammenarbeit hier in der Genossenschaft bereits aus dem beruflichen Kontext. Judith ist Agrarwissenschaftlerin und hält so nun auch den Kontakt zu unseren Ökobetrieben.“ Wieschollek selbst ist freiberuflicher Geograph, der sich auf die Themen nachhaltige Regionalentwicklung und Nachhaltigkeit konzentriert hat. Von daheim aus ist er für sämtliche Hintergrundarbeit zuständig. Er kümmert sich um personelle Fragen, aber ebenso um Förderanträge oder stellt alles Notwendige für die Prüfung durch den Genossenschaftsverband Bayern zusammen.

Rabatt für Genossenschaftsmitglieder

Mittlerweile hat die BioRegioGenossenschaft Radis&Bona 249 Mitglieder, dazu gehören nicht nur die Kundinnen und Kunden oder Mitarbeiter im Laden. Auch die Verarbeiter und Erzeuger sind Genossenschafts-Mitglieder. „Den Genossenschaftsanteil halten wir mit 50 Euro bewusst niedrig.“ Jährlich zahlen die Mitglieder zusätzlich noch einen Beitrag in Höhe von 30 Euro, davon werden im Laden notwendige Investitionen und Anschaffungen finanziert wie jüngst ein Käse-Kühlschrank. „Unseren Genossenschaftsmitgliedern bieten wir ein Rabattsystem an. Die Genossinnen und Genossen kaufen mit einem Rabatt von vier Prozent bei uns ein. Wer sich zudem ehrenamtlich bei uns engagiert, bekommt zehn Prozent Rabatt“, sagt Wieschollek. Einkaufen darf bei Radis&Bona allerdings jeder, der gerade vorbeikommt. „Für einen Einkauf bei uns muss man kein Genossenschaftsmitglied sein. Wir haben uns bewusst für ein offenes System entschieden.“

Wer Mitglied in der BioRegioGenossenschaft wird, übernimmt Verantwortung: „Ein Anreiz bei uns Genossenschaftsmitglied zu werden, ist die bewusste Ernährung und die Unterstützung der Wertschöpfungsketten in unserer Region“, betont Vorstandsmitglied Gero Wieschollek. „Wir bemühen uns, stabile, robuste, resiliente und zukunftsweisende Strukturen für unsere Ökobauern, Verbraucher und Verarbeiter zu haben.“ Mitglieder der BioRegioGenossenschaft unterstützen regionale Erzeuger, setzen sich für kurze Lieferwege ein und können letztlich zu fairen Preisen Produkte aus der eigenen Region erwerben und konsumieren. Und Erzeuger und Verarbeiter vereinbaren für sie faire Abnahmebedingungen auf Augenhöhe.

Auszeichnungen für Radis&Bona

Auf der BIOFACH in Nürnberg erhielt die BioRegioGenossenschaft heuer die „Urkunde in Gold für starkes regionales Angebot“ in der Kategorie Fachgeschäfte und gehört somit zu den besten Bio-Läden des Naturkostmagazins Schrot&Korn. Ebenso durften sich die Genossenschaftsmitglieder von Radis&Bona über die „Urkunde in Bronze für Atmosphäre“ in der Kategorie Fachgeschäfte freuen. Vergangenes Jahr, 2023, gab es die Urkunde in Bronze in der Kategorie „Fachgeschäfte für die Zusatzkategorie ,Bietet etwas Besonderes‘“.

Nähe und Verständnis

Um viele Kundinnen und Kunden anzuziehen, ist der Laden ein Vollsortimenter. „Wir versuchen, möglichst alles abzudecken und haben eine regionale Quote von 52 Prozent. Zirka 40 regionale Lieferanten beliefern uns.“ Intern hätten sie für sich eine Art Kompromiss geschlossen, sich für ein größeres Angebot im Laden auch von Großhändlern beliefern zu lassen. „Sonst lässt es sich wirtschaftlich nicht darstellen“, erklärt Wieschollek.

Woher welches Produkt stammt, das machen sie im Laden durch die unterschiedlich farbigen Preis-Etiketten deutlich. Grünes Etikett bedeutet regionales Produkt. Ein weißes Etikett weist darauf hin, dass diese Ware aus dem Großhandel stammt. Einfach zu erkennen, leicht zu verstehen. Überdies entsteht eine gewisse Nähe zu einzelnen Erzeugern. Genossenschaftsmitglieder und Kunden wissen, wo ihre Produkte herkommen und kennen womöglich sogar die Menschen, die diese herstellen und verarbeiten.

Wo also vor gar nicht langer Zeit mal ein Getränkemarkt und ein Videoladen zu finden waren, prägen nun die Genossenschaftsmitglieder gemeinsam und erfolgreich ihren Bio-Hofladen. „Einige Sitzplätze haben wir sogar zum Verweilen“, sagt der Vorstand und verrät, dass sie auch über einen Kaffee-Ausschank nachdenken. Für Anregungen, Fragen oder sogar Bestellwünsche gibt es eine Wunschbox. Ebenso sorgen Verkostungen im Laden, Führungen über Produktionsstätten und Höfe sowie Aktionen und Erlebnistage für das Gefühl, gemeinsam unter Gleichgesinnten die Gründungsidee weiterzuleben: Bio-Produkte aus der Region für alle zugänglich zu machen und dadurch die heimische Bio-Landwirtschaft zu stärken.

Anfahrt und Öffnungszeiten

Der Bio-Hofladen befindet sich an der Rilkestraße 5a in Regensburg.

Die Öffnungszeiten sind Montag bis Freitag jeweils von 10 bis 18 Uhr und Samstag von 10 bis 16 Uhr.

Um möglichst lange geöffnet haben zu können, werden noch ehrenamtliche Mitarbeiter gesucht.

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