Diese Website verwendet Cookies. Wenn Sie unsere Seiten nutzen, erklären Sie sich hiermit einverstanden. Weitere Informationen

Das Tages- und Weltgeschehen beeinflusst in diesem Jahr auch die Welt der Spiele. „e-Mission“ heißt das Kennerspiel des Jahres 2024. „Der Klimawandel und was dieser für die Welt bedeutet, darum geht es in diesem ausgezeichneten Spiel“ erklärt Carol Rapp, Geschäftsführerin des Merz Verlags. „Mit dieser und auch den anderen Entscheidungen der Spiel-des-Jahres-Jury bin ich in diesem Jahr sehr glücklich“, fährt Rapp fort.  Es komme immer auf das Jahr und die Zielgruppe an, heuer kämen für Spielexpertin Rapp ganz klar die von der Jury prämierten Spiele als Tipps für geeignete Weihnachtsgeschenke infrage.

Merz Verlag

Der 1985 gegründete Bonner Friedhelm Merz Verlag (seit 2024 nur Merz Verlag) organisiert die SPIEL in der Messe Essen.  Seit 2022 ist der Merz Verlag eine Tochtergesellschaft der Nürnberger Spielwarenmesse. Die Spielwarenmesse ist ein genossenschaftlich organisiertes Unternehmen, das sich für ein starkes, internationales Netzwerk in der Spielwarenbranche einsetzt.

Zur SPIEL Essen lädt das Team des Merz Verlags jährlich knapp 1.000 Aussteller und rund 200.000 Besucherinnen und Besucher aus der ganzen Welt nach Essen. Die nächste SPIEL, die weltweit größte Publikumsmesse für Brettspiele, findet von 23. bis 26. Oktober 2025 in Essen statt. Tickets gibt es ab Sommer 2025.

Das Kennerspiel 2024 „e-Mission“, entwickelt von dem US-amerikanischen Spieleautor Matt Leacock und bei Schmidt-Spiele erschienen, ist ein kooperatives Spiel. „Eine Spielgruppe tritt an, um die Welt vor dem Untergang zu retten“, erklärt Rapp. „Die Spieler sind also die globalen Mächte. Sie versuchen, dem drohenden Untergang entgegenzuwirken, indem sie Maßnahmen und Projekte einleiten, um zum Beispiel etwas gegen den steigenden Meeresspiegel zu unternehmen.“

Neben dem Spielmechanismus und dem Design gefällt der Spieleexpertin vor allem eines: „Die Spieler erhalten Hintergrundinfos. Sie erfahren etwas über Vereinigungen und Maßnahmen im Bereich der Klimapolitik oder bekommen ganz praktisch erklärt, wie Windräder funktionieren“, sagt die Leiterin des Merz Verlags und fügt hinzu: „Das alles aber auf eine spielerische Art und Weise, ohne den moralischen Zeigefinder zu erheben.“

„e-Mission“ sei nach Rapps Meinung zu Recht Kennerspiel des Jahres 2024 geworden. „Es ist sehr schön komplex und zeigt, wie wir Menschen unser tagtägliches Leben verändern könnten, wenn wir nur ein paar Dinge anders machen würden.“ Weiter gefällt der Geschäftsführerin des Essener Verlags, dass das Kennerspiel „von A bis Z spannend“ sei. Und es mache ein Spiel aus, wenn es anfangs leicht zu spielen sei. Je fortgeschrittener die Spieler dann werden, desto schwerer könnten sie es sich bei diesem kooperativen Spiel machen.

Ein aktuelles Thema aufzugreifen, das habe sich für den Spielautor Matt Leacock bereits 2009 mit „Pandemie“ bewährt, einem Spiel, bei dem tödliche Seuchen bekämpft werden müssen. Auch für dieses Spiel erhielt der US-Amerikaner bereits mehrere Auszeichnungen, unter anderem war er mit „Pandemie“ für das Spiel des Jahres 2009 nominiert. „Er hat eine Kernkompetenz für diese Art von Spielen“, lobt Rapp. Zudem gewinne die Spielgruppe nicht immer, sie müsse sich schon gemeinsam bemühen, ihr Ziel zu erreichen.

Dass die Spiel-des-Jahres-Jury „e-Mission“ mit einem politischen Thema zum Kennerspiel des Jahres 2024 gemacht habe, sei laut Rapp „durchaus ein Statement, aber ein positives“. Ein Spiel darf und soll auch zeigen, was die Welt aktuell beschäftige.

Ein Spiel für die ganze Familie

Für ein sehr gutes Familienspiel hält die Leiterin des Merz Verlags das Spiel „Point of View“ von Haba. Rätsel-Fans ab zehn Jahren können in schräge Fantasiewelten eintauchen und dort Rätsel lösen. Auf der Expedition zu einer verlassenen Pazifikinsel ist die Kommunikation der Schlüssel zum Erfolg. „Auch dieses Spiel gewinnen die Spieler nur, wenn sie zusammenarbeiten, also gemeinsam ans Ziel gelangen wollen“, erklärt Rapp. Zwei bis acht Personen spielen zusammen und erhöhen ihre Gewinnchancen, indem sie ihr Wissen kombinieren.

Als Pilot und Co-Pilot Flughäfen sicher ansteuern

Ebenso für Spieler ab etwa zehn Jahren ist das diesjährige Spiel des Jahres geeignet: „Sky Team“ von Kosmos. „Das Besondere daran ist, dass es ein Zwei-Personen-Spiel ist, das kommt selten vor“, sagt Rapp.

Zu zweit begeben sich ein Pilot und sein Co-Pilot auf einen taktisch-kooperativen Höhenflug. Sie steuern weltweit mit ihrem Jumbo-Jet bekannte Flughäfen an. „Bis zur Landung dürfen sie sich verbal unterhalten, ab dann nur noch über Würfel kommunizieren“, erklärt Rapp. Und es gilt, so einiges an Herausforderungen zu meistern, ob es darum geht, Vögeln auszuweichen oder bei starkem Schneefall die Maschine sicher zu steuern. Mit jeder gemeisterten Landung steigt der Schwierigkeitsgrad an. „Und definitiv ist eine Herausforderung, dass man nicht mehr miteinander reden darf, sondern auf die eingesetzten Würfel angewiesen ist.“

Beim Kinderspiel des Jahres geht es in eine Zauberwelt

Haptisch und spielerisch äußerst gelungen findet Rapp das Kinderspiel des Jahres „Die Magischen Schlüssel“: „Die jungen Spieler bewegen sich in einer Zauberwelt, in der sie den richtigen Schlüssel für die Schatztruhe suchen.“ Als Weihnachtsgeschenk kann die Expertin das Spiel gut empfehlen, da es nicht nur „sehr schön gestaltet“ sei. Mit einer Spielzeit von höchstens 20 Minuten sei „Die Magischen Schlüssel“ ein ideales Spiel für Kinder und ihre erwachsenen Spielpartner. „Und tricktechnisch hat es so etwas noch nicht gegeben“, freut sich Rapp. Magneten bereichern „Die Magischen Schlüssel“.

Es sei ein Nervenkitzel, ob der jeweilige Schlüssel bei der Schatztruhe passt. Ein Spieler kann sich einen Schlüssel auch noch als Joker aufheben oder es eben wagen und den Schlüssel bei der Truhe ausprobieren. So kann es helfen, mutig durch den Schlüsselwald zu schreiten. Wer aber zu gierig ist, kann auch riskieren, unterwegs einzuschlafen und den Schatz an einen Mitspieler abgeben zu müssen. „Die Magischen Schlüssel“ sorgt also nicht nur für Spielspaß, sondern fördert bei den Kindern auch die Risikoabwägung und das strategische Denken.

Trends: Miteinander und nachhaltig

Bei Spielen für die Erwachsenen beobachtet die Geschäftsführerin des Merz Verlages weiter die Tendenz, dass Spieler miteinander ans Ziel gelangen sollen. „Exit-Fälle und Unlock-Boxen sind nach wie vor begehrt. Der Trend kooperativer Spiele bleibt“, weiß Rapp, die mit ihrem Verlag die jährliche SPIEL Essen organisiert und dort die gemeinsame Begeisterung an den Spieltischen beobachten kann.

Um ein Miteinander geht es auch bei Rollenspielen. „Auch hier soll die Spielgruppe miteinander im Gespräch bleiben und gemeinsam Abenteuer erleben“, sagt Rapp. Es werde zudem als Erleichterung empfunden, dass es einen Spielleiter gebe, der alles erklären könne. Der Einzelne kann sich somit allein darauf konzentrieren, in seine jeweilige Rolle zu schlüpfen, sei es die des Magiers oder des Barden. Im Bereich der Rollenspiele lohne es sich, zum Beispiel das in diesem Jahr neu erschienene „Herr der Ringe“-Spiel zu testen. Außerdem verweist Rapp auf die Jubiläums-Edition von „Dungeons & Dragons“.  Der Klassiker kommt demnach immer noch an.

Abgesehen von dem Aspekt, als Gemeinschaft ein Spiel zu lösen, beobachtet Rapp noch einen weiteren Trend. In jederlei Hinsicht gehe es bei derzeit entstehenden Spielen um Nachhaltigkeit. Nicht nur inhaltlich, wie es bei „e-Mission“ der Fall ist, sondern auch, was die Produktion von Spielen betreffe. „Man kann hier durchaus einen Trend beobachten“, sagt Rapp. „Das Bewusstsein für die Natur beeinflusst Autoren, Designer und Verlage.“

Spielwarenmesse

Vom 28. Januar bis 1. Februar 2025 findet die nächste Spielwarenmesse in Nürnberg statt. Tickets für die Veranstaltung sind ab sofort unter www.spielwarenmesse.de/tickets erhältlich, ob Tages- oder Dauerkarten für die mehrtägige Messe.  Eine Übersicht zu allen relevanten Themen rund um den Besuch der Spielwarenmesse bietet die Webseite www.spielwarenmesse.de.

Nachhaltigkeit ist heuer auch im Fokus auf der Spielwarenmesse. In einem Vortrag am Dienstag, 28. Januar, beleuchtet  Spielzeug- und Spielforscherin Dr. Katriina Heljakka aus Finnland aktuelle Entwicklungen im Spielzeugdesign. Clara Blasco-López vom spanischen Marktforschungsinstitut AIJU referiert am Donnerstag, 30. Januar, über die Gestaltung von Spielzeugverpackungen im Zeitalter von Nachhaltigkeit und ihre Wirkung auf den Konsumenten. Außerdem können die Fachbesucherinnen und -besucher die Nachhaltigkeitsexpertin Sharon Keilthy aus Irland live auf der Bühne beim Spielwarenmesse Podcast erleben.

Zu den Vorbereitungen für die Spielwarenmesse 2025 gibt es auch Informationen in den Genogrammen dieser "Profil"-Ausgabe.

Weiterführende Links

Artikel lesen
Praxis