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Stehen zentrale Entscheidungen der Raiffeisenbank Straubing in Einklang mit der Nachhaltigkeitsstrategie des Kreditinstituts? Diese Frage müssen die Führungskräfte des Kreditinstituts bei Vorstandsbeschlüssen seit einiger Zeit ausdrücklich bestätigen. In der Beschlussvorlage gibt es ein entsprechendes Feld, das sie ankreuzen müssen. „Auf diese Weise stellen wir sicher, dass sich 100 Prozent unserer zukünftigen Entscheidungen im Einklang mit unserer Nachhaltigkeitsphilosophie befinden“, betont Korbinian Semmelmann, Leiter Marketing und Kommunikation.

Mit einer Bilanzsumme von 1,03 Milliarden Euro (31. Dezember 2022) liegt die Raiffeisenbank Straubing leicht unter der durchschnittlichen Größe aller bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken. Das Kreditinstitut hat sich vor rund einem Jahr auf den Weg gemacht, die Anstrengungen im Bereich Nachhaltigkeit intern zu forcieren und extern verstärkt zu kommunizieren. Semmelmann erklärt die Gründe: „Nachhaltigkeit liegt in der DNA von uns Genossenschaftsbanken. Gleichzeitig hat sich die gesellschaftliche Relevanz des Themas stark erhöht. Immer mehr Kundinnen und Kunden, Bewerber und Dienstleister fordern glaubwürdiges nachhaltiges Handeln. Wir haben uns deshalb auf die Fahnen geschrieben, nachhaltiger zu werden – und zwar systematisch, progressiv und mit Überzeugung.“

Eine Selbsteinschätzung zum Start

Erstmals hat sich die Raiffeisenbank Straubing im Winter 2022 mit dem Thema Nachhaltigkeit strukturiert auseinandergesetzt. Startschuss war eine Selbsteinschätzung mithilfe des Nachhaltigkeitscockpits des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). Das Kreditinstitut ermittelte damals für sich einen Wert von 0,9 (mehr dazu im Kasten unten). In der Folge rief die Bank den „Nachhaltigkeitsstab“ ins Leben. Dieser Arbeitskreis treibt die nachhaltigen Bestrebungen des Kreditinstituts voran, entwickelt passende Maßnahmen und überwacht den Fortschritt. Dazu trifft er sich einmal pro Quartal.

Das Nachhaltigkeitscockpit des BVR

Am 25. November 2020 hat der Verbandsrat des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) das Nachhaltigkeitsleitbild der genossenschaftlichen FinanzGruppe „Nachhaltig wirtschaften für Menschen, Umwelt und Regionen“ verabschiedet. Es stellt den Fixpunkt für die Nachhaltigkeitsarbeit in den Volksbanken und Raiffeisenbanken dar. Zur Umsetzung des Leitbilds entwickelte der BVR zusammen mit den Regional- und Spartenverbänden den Leitfaden „Nachhaltig Wirtschaften – Analyse, Positionen, Strategien für Genossenschaftsbanken“ (im BVR Extranet).

Dreh- und Angelpunkt des Leitfadens ist das so genannte Nachhaltigkeitscockpit des BVR. Es soll die Banken in die Lage versetzen, ihre bisherige Nachhaltigkeitsarbeit kompakt und zügig zu analysieren sowie ein Zielbild zu definieren. Für jedes Handlungsfeld zeigt das Cockpit sechs verschiedene Ambitions- und Reifegradstufen von null bis fünf auf. Daraus lassen sich konkrete Umsetzungsmaßnahmen ableiten. Bei der Ausarbeitung wurde Wert darauf gelegt, dass alle Banken unabhängig von ihrer Ist-Situation und ihren Ambitionen mit dem Instrument arbeiten können. Das Cockpit steht zur Selbsteinwertung im Nachhaltigkeitsportal zur Verfügung. Banken, die eine externe Begleitung wünschen, können die Standortbestimmung mit dem GVB durchführen.

Wie das Nachhaltigkeits-Team aufgestellt ist

Leiterin des Arbeitskreises ist Compliance-Spezialistin Anna Remling aus dem Vorstandsstab. Ihr zur Seite stehen vier Kolleginnen und Kollegen aus den Bereichen Marketing und Kommunikation, Vertriebsunterstützung, Finanzen und Firmenkundenbank. „Nachhaltigkeit ist eine Querschnittsaufgabe, die das ganze Unternehmen betrifft. Durch unsere personelle Aufstellung stellen wir sicher, möglichst alle Bereiche der Bank abzudecken“, betont Remling. Der Vorstand ist laufend informiert, zudem gibt es einmal im Jahr ein Meeting, bei dem der Nachhaltigkeitsstab den beiden Vorständen Rainer Haas und Stefan Hinsken Bericht erstattet. „Die Vorstände treiben das Thema proaktiv voran. Der regelmäßige Austausch mit ihnen ist sehr wichtig, weil sie die Ziele und Entscheidungen hinterfragen sowie Impulse einbringen, die sie beispielsweise von anderen Banken oder aus den Gremien aufgeschnappt haben“, sagt Remling.

35 Maßnahmen entwickelt

Insgesamt hat der Arbeitskreis 35 Maßnahmen entwickelt, wie die Bank nachhaltiger werden kann. Diese zahlen jeweils auf eines der drei übergeordneten Ziele „Ökologischer Aspekt (E)“, „Sozialer Aspekt (S)“ sowie „Strategischer Aspekt (G)“ ein. Viele der 35 Maßnahmen sind bereits implementiert, andere in der Umsetzung. Drei Beispiele dafür:

  • Papierlose Bankvorgänge: Die Raiffeisenbank hat einen Großteil ihrer Vorgänge und Formulare digitalisiert. Beispielsweise können die Kundinnen und Kunden Bankprodukte wie eine Kreditkarte papierlos beantragen. Viele Möglichkeiten bietet zudem das Online-Banking mit elektronischem Postfach und Kontoauszug. Die Bank weist ihre Kunden verstärkt auf diese Möglichkeit hin. Außerdem hat das Kreditinstitut Unterschriftenpads angeschafft. So können die Menschen digital anstatt auf einem Blatt Papier unterschreiben.
  • Papierverbrauch reduzieren: Passend dazu hat sich die Raiffeisenbank bis Ende 2025 vorgenommen, im Vergleich zum Jahr 2018 ihren Papierverbrauch um 60 Prozent zu reduzieren. Ein zentraler Schritt war es, die bereits erwähnten papierlosen Bankvorgänge zu forcieren. Außerdem setzt das Kreditinstitut immer mehr auf die digitale Kommunikation. Das bedeutet: E-Mails statt Briefe, Online-Werbung statt gedruckter Unterlagen. Auch die internen Arbeitsvorgänge werden unter die Lupe genommen. So soll im neuen Finanzzentrum der Bank, das derzeit auf der Wittelsbacherhöhe in Straubing entsteht, vorwiegend digital gearbeitet werden.
  • Nachhaltigkeits-Kanal: Das Kreditinstitut hat in der Mitarbeiter-App einen Kanal eingeführt, der sich ausschließlich um das Thema Nachhaltigkeit dreht. Dort stehen zentrale Informationen zu den verschiedenen Maßnahmen bereit. Außerdem haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Möglichkeit, Feedback zu geben oder eigene Ideen einzubringen. Die Zugriffsraten auf den Nachhaltigkeits-Kanal seien gut, sagt Remling. Das zeige, dass sich die Mitarbeiter für das Thema interessieren. Gelegentlich gebe es auch Rückmeldungen oder Ideen.

Zwei Drittel der Maßnahmen wurden bisher umgesetzt

Mit dem bisherigen Fortschritt ist die Bank sehr zufrieden. Seit dem Start vor einem Jahr wurden rund zwei Drittel der anfangs geplanten Maßnahmen umgesetzt. Bei den anderen liegt das Institut im Zeitplan. Entsprechend hat die Bank ihre Einstufung im BVR-Nachhaltigkeitscockpit heuer auf 1,36 gesteigert. „Ich finde es durchaus beachtlich, wie weit wir in den vergangenen zwölf Monaten gekommen sind. Wir haben den richtigen Weg eingeschlagen und müssen diesen nun konsequent weitergehen“, resümiert Anna Remling.

Welche Rolle die Kommunikation spielt

Der Raiffeisenbank Straubing ist es wichtig, die Bestrebungen im Bereich Nachhaltigkeit transparent nach außen zu tragen. „Wir möchten unseren Mitgliedern und Kunden zeigen, dass wir es ernst meinen. Deshalb spielt die Kommunikation eine wesentliche Rolle“, erklärt Korbinian Semmelmann. Auf einer eigenen Webseite berichtet das Kreditinstitut über seine Erfolge. Überschrieben ist diese mit dem Titel „Nachhaltigkeits-Mission 2025“, oder abgekürzt „Nission 2025“. Man habe nach einem einprägsamen Namen gesucht, um einen Wiedererkennungseffekt zu schaffen sowie für eine positive Wahrnehmung zu sorgen, erklärt Semmelmann. Außerdem hat die Raiffeisenbank der „Nission 2025“ ein Motto gegeben. Dieses lautet: Verantwortung für morgen.

Wildbienenhotel und Spenden-Radeln

Mit kreativen Aktionen im Bereich Nachhaltigkeit möchte sich die Raiffeisenbank Straubing in der Öffentlichkeit präsentieren. Zwei Beispiele:

  • Wildbienenhotel mit auffallendem Design: Das Kreditinstitut hat ein Wildbienenhotel in der Optik ihres derzeit entstehenden Finanzzentrums anfertigen lassen. Dieses wurde unter anderem aus Schilfhalmen, Ziegelsteinen, Eichenholzblöcken und Bambus von der Holzwerkstatt der Sozialtherapeutischen Siedlung Bühel gefertigt. Das Wildbienenhotel steht auf einer Blühwiese, die dem Landwirt und Aufsichtsratsvorsitzenden der Raiffeisenbank Straubing, Franz Lehner, gehört.
  • Radeln für Spendengelder: Das Kreditinstitut hatte E-Bikes aufgestellt, die beim Treten Strom erzeugt haben. Für jedes erradelte Watt spendete die Bank zwei Euro, insgesamt kamen 1.050 Watt beziehungsweise 2.100 Euro zusammen. Das Geld ging an den Bund Naturschutz Straubing-Bogen und fließt in verschiedene Projekte zum Artenschutz.

Das Wildbienenhotel in der Optik des neuen Finanzzentrums auf der Blühwiese,…

… der symbolische Scheck bei der Aktion „Radeln für Spendengelder“ wird überreicht.

Möglichst anschaulich über das Thema Nachhaltigkeit informieren

Im Fokus der Webseite zur „Nission 2025“ stehen die bereits erwähnten 35 Maßnahmen. Diese werden als Kacheln dargestellt, auf jeder von ihnen steht das Projektziel. Ein Klick auf die jeweilige Kachel öffnet ein Fenster. Dort stehen weitere Erklärungen, teilweise angereichert mit Bildern oder Grafiken. Jede Kachel ist einer von drei Farben zugeordnet, die in Anlehnung an die ESG-Nachhaltigkeitskriterien für den ökologischen (E), sozialen (S) oder strategischen (G) Aspekt stehen. Außerdem zeigt ein Schalter an, ob das Projekt begonnen, umgesetzt oder noch in Planung ist. „Die Kacheln informieren sehr anschaulich und ohne Hürde, wo wir bei der Nission 2025 stehen. Das macht das Thema auch für unsere Mitglieder, Kunden und Dienstleister gut greifbar“, erklärt Semmelmann.

Nachhaltigkeits-Film

Zweiter zentraler Inhalt der Webseite ist ein rund 70 Sekunden langer Film. Er zeigt einen Vater, der mit seinem Sohn ein Windrad aus Holz baut. Gemeinsam sägen und leimen sie die Leisten, bis das Windrad schließlich im Garten steht. „Das Thema Nachhaltigkeit filmisch aufzubereiten ist nicht trivial. Deswegen haben wir uns entschieden, einen empathischen und emotional berührenden Film zu drehen, der den Fokus auf unser Nachhaltigkeits-Motto ,Verantwortung für morgen‘ legt“, betont Semmelmann. Das Video läuft auch auf anderen Kanälen der Bank, auf YouTube hat es über 15.000 Aufrufe erzielt.

Kunden wünschen nachhaltige Unternehmen

Im Herbst 2022 hat die Raiffeisenbank Straubing ihre Kundinnen und Kunden gefragt, ob Nachhaltigkeit für Unternehmen eine wichtige Rolle spielen sollte. Auf der Webseite konnten sie auf einer Skala von minus 10 (überhaupt nicht wichtig) bis plus 10 (sehr wichtig) abstimmen. Ergebnis: 85 Prozent stimmten für einen Wert auf der Plus-Skala, 40 Prozent wählten sogar Plus 10 aus. „Das Feedback hat uns darin bestärkt, das Thema Nachhaltigkeit systematisch anzugehen“, sagt Korbinian Semmelmann.

Tipp für andere VR-Banken

Welchen Ratschlag hat die Raiffeisenbank Straubing für andere VR-Banken, die sich auf den Weg zu mehr Nachhaltigkeit machen möchten? Remling und Semmelmann empfehlen, loszulegen und beispielsweise das BVR-Nachhaltigkeitscockpit auszufüllen, um den eigenen Reifegrad einzustufen. „Die wichtigste Entscheidung ist es, den Stein ins Rollen zu bringen. Hat man das geschafft, ist die größte Hürde genommen. Und dann heißt es: Konsequent am Thema dranbleiben, um jeden Tag ein Stück nachhaltiger zu werden“, betont Remling.

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