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„Lasst uns gemeinsam Power auf die Straße bringen!“ Mit diesen Worten eröffnete Martina Stutz, kommissarische Bereichsleiterin Beratung Banken beim Genossenschaftsverband Bayern (GVB), das Marketing- und VertriebsForum 2024 des GVB und des Zentralen Werbefonds Bayerischer Genossenschaftsbanken (ZWF). Rund 360 Teilnehmerinnen und Teilnehmer von bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken und zahlreicher Verbundpartner waren zum MuV-Forum ins zentral gelegene Maritim Hotel in Ingolstadt gekommen, um zu konkreten Themen aus den drei Bereichen Marketing, Vertrieb und Personal praktische Umsetzungsbeispiele und Anregungen zu erhalten. Damit konnte in diesem Jahr die höchste Teilnehmer-Zahl seit Corona verbucht werden.

„Gemeinsam effizient sein“ lautete das Motto der Veranstaltung, die neben den Vorträgen ebenso Gelegenheit für angeregte Gespräche und wertvollen Austausch bot. Das Tagesprogramm stellten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer individuell zusammen, in dem sie sich aus den drei Strängen Marketing, Vertrieb und Personal jeweils für etwa halbstündige Vorträge entschieden. So ging es mal um KI-Tools im Marketing, dann um die letzten Schritte zur neuen Website oder um digitale Lösungsbausteine für ein zukunftsfähiges Private Banking in der genossenschaftlichen Finanzgruppe.

Doch bevor sich die Gäste des MuV-Forums auf die drei Vortragssäle verteilten, machte Keynote-Speakerin Sarah Emmerich den Auftakt und tauchte gemeinsam mit ihrem Publikum in die Welt der Generation Z ein.  Wie ticken sie, die jungen Menschen der Geburtsjahrgänge 1997 bis 2010?

Die kaufkräftige Gen Z kennen und verstehen lernen

Emmerich, als 26-Jährige selbst zur Gen Z gehörend, berichtete von einer sehr kaufkräftigen Generation. Überdies habe man es bei dieser Generation mit „Digital Natives“ zu tun. Weiter zeichne Angehörige der Gen Z aus, dass sie divers denken würden und gut informiert seien – auch wenn sie sich auf anderen Kanälen als die Generation ihrer Eltern informierten. Bei der Flut an Informationen und Eindrücke sei es oft jedoch schwierig, den Durchblick zu behalten. Emmerich betonte weiter, wie wichtig für junge Menschen Partizipation sei. Anders als die „Fernseh-Generation“ vor ihrer wollen sie sich nicht nur berieseln lassen, sondern gleichzeitig aktiv an etwas teilhaben („Profi“ beschäftigte sich in Ausgabe 11/2024 auch ausführlich mit der Gen Z).

Neben den allgemeinen Wesensmerkmalen dieser Generation ging Emmerich auch auf einige konkrete, für die Volks- und Raiffeisenbanken relevante Gesichtspunkte ein. Die Gen Z beschäftige sich viel mit Geld und spreche ganz offen beispielsweise im Freundeskreis über das eigene Gehalt oder den jeweiligen Kontostand. Ebenso glaubt die 26-Jährige, dass Angehörige ihrer Generation wieder mehr in die Filialen gelockt werden wollen: „Die Power liegt darin, offline Touchpoints zu schaffen.“

Klar, diese Generation werde eher mit der Beschreibung „online“ als mit „offline“ verknüpft. „Doch eine hohe Bildschirmzeit von durchschnittlich sechs Stunden gehört mittlerweile zur Lebensrealität“, sagt Emmerich. Verteufeln dürfe man dies nicht, sondern müsse darüber nachdenken, wie man den Zugang zu diesen jungen Menschen finde. „Auch wenn wir online sind, geht es uns nicht nur um Entertainment, sondern auch um Bildung“, weiß Emmerich. So erwähnte sie in ihrer Keynote auch, wie Influencer ihre Zielgruppe unter anderem mit Job-Insights erreichen, indem sie zeigen, was hinter den Kulissen passiere – allerdings „auf ihren Kanälen, in ihrer Sprache“.

Überdies verglich Emmerich die Werte, die ihrer Generation wichtig seien, mit dem Wertesystem der Genossenschaftsbanken. Ob es um einen partnerschaftlichen Umgang gehe oder um Demokratie, Solidarität und Transparenz: Vergleiche man beider Wertesysteme, so komme man zu dem Ergebnis: „It’s a match!“

Authentischer Blick hinter die GVB-Kulissen

Zu den von Emmerich geforderten „Job-Insights“ passte auch der erste anschließende Vortrag im Themenstrang Personal: GVB-Pressesprecher Gerald Schneider lieferte einen Blick hinter die Kulissen des Corporate-Influencer-Programms des GVB. Seit eineinhalb Jahren gibt es das #teamgvb. „Menschen folgen Menschen“, betonte Scheider und so habe es sich bewährt, dass Mitarbeitende mit ihrem persönlichen Account und authentischen Botschaften auf LinkedIn „zeigen, wer wir sind“. Auch wenn jedes Teammitglied seinen Post völlig selbständig und vor allem freiwillig absetze, kümmert sich das Team um Schneider mit Workshops, digitalen Check-Ins, gelegentlichen Events in Präsenz und reichlich Infomaterial, das sie über Microsoft-Teams verteilen, um das #teamgvb. „Wir kümmern uns und nehmen die Kollegen bei ihren LinkedIn-Aktivitäten an die Hand“, sagte Schneider.

Was aber bringt ein Corporate-Influencer-Programm genau? „Die Sichtbarkeit von Themen wird deutlich erhöht und das wirkt sowohl nach außen wie nach innen“, sagte Schneider. Zudem kann via LinkedIn die Markenbekanntheit eines Unternehmens gesteigert werden, man baue Vertrauen auf, schaffe Kundennähe und der Einzelne erweitere stetig sein Netzwerk. Der authentische Einblick in den Alltag oder das regionale Engagement einer Bank interessiere Kunden ebenso wie Kollegen. Und gleichzeitig könnten die Posts auch Finanzwissen vermitteln.

Social-Media-Konzept für Banken

Wie ein Social-Media-Konzept für eine Bank aussehen kann, erklärte Florina Emini von der VR-Bank Main-Rhön im Themenstrang Marketing. Gemeinsam mit fast einem Dutzend Kolleginnen und Kollegen betreut sie dort die zahlreichen Social-Media-Kanäle der Bank – von Facebook und Instagram bis YouTube und LinkedIn. Dabei setzen die Unterfranken vor allem auf Videoinhalte, die sie selbst produzieren, von der Planung, dem Skripten der Beiträge, Dreh und Schnitt bis hin zum Hochladen auf der jeweiligen Plattform. Inzwischen sei die Arbeit im Team so eingespielt, dass sich der Gesamtaufwand pro Monat für das gesamte Team auf zirka 14 Stunden belaufe – denn die Teammitglieder kümmern sich im Alltag um andere Aufgaben in der Bank. Das Ergebnis: Das Institut hat die Reichweiten für die eigenen Themen erheblich ausgeweitet, den Expertenstatus der Kolleginnen und Kollegen erhöht, präsentiert sich als attraktiver Arbeitgeber und hat sich im Netz als verlässlicher Partner in Finanzfragen etabliert.

Mehr als Rückenkurs und Obstkorb bieten

Jasmin-Sophie Bitterle ist Gesundheitsmanagerin bei der Volksbank Ulm-Biberach. „Die Gesundheit der Mitarbeitenden ist ein wichtiges Ziel eines nachhaltigen Unternehmens“, betont sie und so hat die Volksbank Ulm-Biberach diese Vollzeitstelle geschaffen. „Über den Rückenkurs und den Obstkorb hinaus beschäftigen wir uns mit dem sehr individuellen Thema Gesundheit“, sagte Bitterle und erklärte in ihrem Vortrag, wie Betriebliches Gesundheitsmanagement aussehen kann. „Wir haben uns gefragt, was der Mensch in der Arbeit braucht, damit es ihm gut geht.“ Die Antwort war, dass es weitaus mehr brauche als ein „paar nette Incentives“. Mit welchen Gesundheits-, aber auch Beratungsangeboten lassen sich Mitarbeitende besser an ein Unternehmen binden?

Durch eine gesunde Mitarbeiterführung gelingt es laut Bitterle, zufriedenere und produktivere Teams bei der Arbeit zu formen. Wie wäre es, wenn Führungskräfte mit ihren Mitarbeitenden eher „Miteinandergespräche“ als „Beurteilungsgespräche“ führen? Allein das senke den Stressfaktor, sagt Bitterle. Zudem habe es sich bewährt, alle Angebote rund um das Thema Gesundheit in der „Machfit App“ zu bündeln, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie den Wunsch nach Flexibilität im Arbeitsalltag ernst zu nehmen, attraktive Angebote mit dem „Egym Wellpass“ zu schaffen und vor Ort „Gesundheitsbotschafter und seelische Ersthelfer“ zu etablieren. Betriebliches Gesundheitsmanagement sei ein „Value Investment‘“: Die Zufriedenheit mit dem Arbeitgeber steigt. „Auch wenn es nicht in Zahlen messbar ist, wird es doch sichtbar“, wusste Bitterle.

Im richtigen Kontext Werbung platzieren

Eingeladen zum MuV-Forum, um Input zu geben, waren auch Sarah Kurzrock und Christian Hohl von Pinterest. In ihrem Vortrag „Das Potenzial von Pinterest entfesseln“, gingen die beiden auf Werbestrategien für Banken ein. Wer Pinterest nutze, folge nicht nur passiv anderen Nutzern, in ihrem Fall „Pinnern“, sondern entwickle dabei gleich eigene Ideen. Bei einer Entscheidungsfindung – bei der Einrichtung der ersten eigenen Wohnung, beim Organisieren einer großen Hochzeitsfeier oder bei einer geplanten großen Reise – machen sich die Nutzer von Pinterest womöglich auch Gedanken, wie sie das alles finanzieren sollen. Inmitten vieler „Pins“ beispielsweise zur Inneneinrichtung könnten laut Kurzrock gut Tipps stehen, wie sich all diese Plänen bezahlen lassen. Eingebettet im richtigen Kontext kann eine Bank also Aufmerksamkeit wecken.

Tipps vom Kommunikationsexperten

Mit der zweiten Keynote des Tages beschloss der Kommunikationsexperte Christof Schmid das MuV-Forum 2024 in Ingolstadt. Sein Vortrag drehte sich darum, wie Volks- und Raiffeisenbanken im Kampf um Aufmerksamkeit bestehen und Menschen für sich gewinnen können. VR-Banken seien immer noch ein Ort der Gemeinschaft, sagte Schmid – „heute nennt man das Community“. Dieses unerfüllte Bedürfnis nach Gemeinschaft sollten die Kreditgenossenschaften stärker bedienen, ohne jedoch altbacken zu wirken.

„Was ist Eure Botschaft?“, fragte Schmid die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des MuV-Forums. Daran sollte jede Kreditgenossenschaft intensiv arbeiten. Es sei dabei legitim, sich auf die eigene Tradition zu berufen – es komme nur darauf an, wie man die Botschaft verpackt. „Zukunft braucht Herkunft! Ja, die Leute wollen das hören, aber es muss auch relevant sein“, betonte Schmid. Die Menschen erwarteten auch im Marketing mutige Ideen, nur ganz wenige wünschten sich weiterhin die gewohnte Tonalität in der Werbung.

Eine Patentlösung für relevantes Marketing hatte auch Schmid nicht, er skizzierte in seinem Vortrag eher den Weg dorthin. „Wir brauchen mehr Mut in der Werbung“, forderte er, „denn Mut schafft Aufmerksamkeit und Aufmerksamkeit schafft Relevanz“. Dafür müssten die Unternehmen aber häufig über ihren eigenen Schatten springen und vor allem mit einer Stimme sprechen. Viel zu oft dominiere in den Köpfen noch das Silodenken. „Egal ob Marketing, Vertrieb und Personal – moderne Kommunikation kennt keine Abteilungen“, sagte Schmid. Mutig sein heiße jedoch nicht, alles Bisherige über den Haufen zu werfen. Herkunft und Identität seien für die Kunden weiterhin wichtige Werte, wenn man sie richtig anspricht.

Wichtig sei, überhaupt anzufangen – Workshops zu starten, sich über die Kommunikationsziele klar zu werden, einen Plan zu entwickeln und diesen schließlich umzusetzen. Dieser Weg erfordere Beharrlichkeit und Dranbleiben, aber er lohne sich. Und jemand muss den ersten Schritt machen. „Es ist nur eine Entscheidung, die wir treffen müssen: Wollen wir auch morgen emotional, modern und zeitgemäß mit den Kunden kommunizieren?“, fragte Schmid. Wenn die Antwort Ja laute, müsse man sich jetzt mit der Zukunft beschäftigen – „dann kann Morgen kommen“, sagte er in Anlehnung an die zentrale Marketingbotschaft der Volksbanken und Raiffeisenbanken, „Morgen kann kommen“.

MuV-Manager zieht in das GVB-Mitgliederportal um

Übrigens wird auch das MuV-Forum wiederkommen, zwar nicht morgen, aber nächstes Jahr um die gleiche Zeit. Alle Informationen werden rechtzeitig auf der Themenseite zum MuV-Forum im MuV-Manager bekanntgegeben. Der MuV-Manager ist seit wenigen Wochen in das GVB-Mitgliederportal umgezogen. Dort finden die Mitglieder des ZWF alle Informationen unter einem Dach.

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