Lösungsorientiert: Die Zahlungsgewohnheiten der Deutschen verändern sich. Wie können die Volksbanken und Raiffeisenbanken vorhandene Potenziale im Zahlungsverkehr nutzen?
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Bei Jugendfußballspielen an nasskalten Herbsttagen freuen sich die Zuschauer über ein Haferl heißen Kaffee. Das wissen sie auch beim FC/DJK Burgoberbach – in solchen Fällen wird immer besonders viel davon aufgebrüht und an die frierenden Eltern der Nachwuchskicker ausgeschenkt. Wenn es besonders kalt ist, auch kostenlos. Bei einem der jüngsten Spiele an einem Sonntagmorgen bei sechs Grad Celsius entdeckte eine Mutter am Getränkestand des Vereins ein Bezahlterminal. Weil sie so erfreut war, dass ein Dorfverein Kartenzahlungen akzeptiert, zückte sie ihr Portemonnaie und spendete 1,50 Euro, nur damit sie mit Karte bezahlen kann. Dabei hätte der Kaffee an diesem Tag gar nichts gekostet.
Thomas Appel hat die Szene beobachtet und sich ebenfalls gefreut. Der Veranstaltungsmanager der VR-Bank Mittelfranken Mitte kümmert sich bei der Fußballabteilung des FC/DJK Burgoberbach ehrenamtlich um Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. Als die VR-Bank Mittelfranken Mitte den Verein zu Kartenzahlungen beriet, war er mit dabei. „Die Einführung hat sich für alle gelohnt. Die Zuschauer freuen sich über eine zeitgemäße Möglichkeit, ihr Getränk und ihre Bratwurst mit Karte zu bezahlen, der Verein erhält in Verbindung mit dem digitalen Kassensystem einen genauen Überblick über die Umsätze und die VR-Bank Mittelfranken Mitte hat einen neuen Kunden für bargeldloses Bezahlen gewonnen“, sagt Appel.
Spieler und Gäste von auswärts sind überrascht
Hinzu kommt der Überraschungseffekt: Obwohl der Verein bereits seit November 2021 Kartenzahlungen akzeptiert, ist das Erstaunen bei vielen Gästemannschaften und Zuschauerinnen und Zuschauern von auswärts immer noch groß. „Der FC/DJK Burgoberbach wird als Vorreiter gesehen. Bargeldloses Bezahlen ist für einen Dorfverein im ländlichen Raum immer noch absolut die Ausnahme. Bei uns in der Region kenne ich keinen weiteren Sportclub, der diesen Service anbietet“, sagt Appel. Der FC/DJK Burgoberbach ist ein Mehrspartenverein. Neben Fußball wird auch Tennis, Tischtennis, Triathlon, Gymnastik und Dart angeboten. Mit Karte kann man jedoch nur bei der Fußballabteilung bezahlen, die allerdings mit ihrem Spielbetrieb und vielen Fans auch für den meisten Umsatz sorgt.
Anstoß für die Einführung der Kartenzahlungen war im Sommer vor zwei Jahren. Damals ging die VR-Bank Mittelfranken Mitte auf den Verein zu und bot ihm an, bargeldloses Bezahlen in Verbindung mit einem digitalen Kassensystem einzuführen. „Wir haben einen Verein gesucht, dessen Entscheidungsträger und Strukturen wir gut kennen und mit dem wir als Bank vertrauensvoll zusammenarbeiten“, berichtet Appel. Das war beim FC/DJK Burgoberbach der Fall, denn der Club stellt jedes Jahr seinen Sportplatz für den VR-BankCup der VR-Bank Mittelfranken Mitte zur Verfügung. „Der VR-BankCup ist das zweitgrößte Fußballturnier in Bayern. An drei Standorten in unserem Geschäftsgebiet treten jedes Jahr im Juli zeitgleich 60 Fußball-Herrenmannschaften von der untersten Liga bis zur Landesliga an“, berichtet Appel.
Vier Terminals für alle Belange
Die VR-Bank Mittelfranken Mitte stattete die Fußballabteilung des FC/DJK Burgoberbach mit vier Kartenterminals aus: Zwei stationär angebundene Geräte befinden sich in den beiden Ständen für Getränke und Speisen, ein drittes mobiles Terminal verfügt über eine eigene SIM-Karte und wird dazu genutzt, an Spieltagen von den Zuschauern das Eintrittsgeld zu kassieren. „Bei uns gibt es kein Kassenhäuschen. Stattdessen bezahlen die Zuschauer ihren Eintritt bei unseren Helfern, die während des Spiels durch die Reihen laufen. Da hilft uns das mobile Terminal enorm“, berichtet Jochen Blatt, erster Abteilungsleiter Fußball beim FC/DJK Burgoberbach. Wenn die Helfer das mobile Gerät gerade nicht benötigen, leistet es in einem der beiden Buden für Essen und Getränke seine Dienste. Ein viertes Terminal wurde in den Getränkeautomaten des Vereins integriert. „Wenn man bei uns schon überall mit Karte bezahlen kann, dann wäre es doch blöd, wenn man ausgerechnet beim Getränkeautomaten wieder mit Münzgeld hantieren muss“, sagt Blatt.
Trotzdem akzeptiert der Verein weiterhin an allen Stellen Bargeld – auch deshalb, weil es sich eben noch nicht bei allen Sportlern und Zuschauern herumgesprochen hat, dass sie mit Karte zahlen können. Das betrifft vor allem Auswärtsteams, die nur selten beim FC/DJK Burgoberbach zu Gast sind. Die Mehrheit bezahle inzwischen aber bargeldlos, berichtet Blatt. „Mal sind es 60 Prozent, dann wieder 90 Prozent. Bei vereinsinternen Veranstaltungen liegt die Quote bei nahezu 100 Prozent.“ Im Schnitt liege der Anteil der Kartenzahlungen mittlerweile bei 75 Prozent, schätzt der Abteilungsleiter.
Guthabenkarte in den Vereinsfarben Grün-Weiß
Zudem wartet der FC/DJK Burgoberbach beim bargeldlosen Bezahlen mit einer Besonderheit auf. Der Verein hat für rund 500 Euro insgesamt 500 Bezahlkarten auf Guthabenbasis gekauft und gibt diese kostenlos an seine Mitglieder weiter. Die Karten sind in den Vereinsfarben Grün und Weiß gehalten, darauf die programmatische Ansage „#gruenweissesgold. Ein Verein – Eine Karte! Bargeldlos bezahlen“. Die Mitglieder können ihr Guthaben an den Terminals des Vereins aufladen und dann damit bezahlen. Einziger Unterschied: Kontaktlos bezahlen funktioniert mit den Vereinskarten nicht, weil sie nur über einen Magnetstreifen verfügen. Deshalb müssen diese beim Bezahlen immer gesteckt beziehungsweise durch den Leseschlitz gezogen werden. Bei den Mitgliedern kommt die Karte an. Aktuell sind bereits 350 Stück in Umlauf. „Die Fußballabteilung hat 300 Mitglieder, die Guthabenkarte wird also auch von Mitgliedern anderer Abteilungen des Vereins genutzt“, berichtet Thomas Appel. Als der Verein im November 2021 mit dem neuen Angebot auf die Mitglieder zugegangen sei, habe er allein bis Weihnachten über 100 Karten abgesetzt.
Bei Ehrungen oder runden Geburtstagen überreicht die Fußballabteilung des FC/DJK Burgoberbach auch keine Geschenkkörbe oder ähnliches mehr, sondern die eigene Bezahlkarte, die zum Beispiel mit 30 Euro aufgeladen wurde. Falls der oder die Geehrte schon über eine solche Karte verfügen, erhalten sie einen Gutschein, mit dem sie ihre Karte aufladen können. Diese sei mittlerweile so beliebt, dass sie auch privat verschenkt wird, berichtet Appel. „Bei Kindergeburtstagen ist das der Renner. Da steht auf dem Wunschzettel unsere Guthabenkarte, die wird dann zum Beispiel mit 15 Euro aufgeladen und übergeben“, erzählt Appel. Weil das Mitglied das Guthaben auch wieder beim Verein ausgibt, fließt das Geld dorthin zurück – so freuen sich Verein und Mitglied gleichermaßen. Immer mal wieder verlost der FC/DJK Burgoberbach auch Guthaben, zum Beispiel zu Weihnachten oder bei Veranstaltungen. „So halten wir die Wahrnehmung der Karte hoch“, sagt Appel.
Für 2024 überlegt der Verein, auch auf Geschäftspartner und Sponsoren zuzugehen, damit die Mitglieder auch dort mit ihrer grün-weißen Bezahlkarte des FC/DJK Burgoberbach einkaufen können. Das würde allen helfen, ist Fußball-Abteilungsleiter Jochen Blatt überzeugt. „Wir erhöhen die Reichweite und die Akzeptanz unserer Karte bei den Mitgliedern, unsere Partner können neue Kunden gewinnen, zusätzlich stärken wir die Bindung zu beiden“, erklärt Blatt.
Einführung ohne jede Probleme
Die Entscheidung, bargeldloses Bezahlen und das digitale Kassensystem einzuführen, sei schnell gefallen, erinnert sich Blatt. „Das waren drei Termine unter einer Stunde mit wenigen Teilnehmern von Bank und Verein, dann sind wir schon in die Umsetzung gegangen.“ Zur eigentlichen Einführung seien dann etwas mehr Personen erschienen, die Schulung habe rund eine halbe Stunde gedauert. Dann sei aber auch schon alles erledigt gewesen. „Der Verein hat sich für ein gängiges digitales Kassensystem mit standardisierten Schnittstellen entschieden. Man muss die Terminals nur einmal mit dem Kassensystem verknüpfen. Drei Klicks, und schon läuft alles“, sagt Thomas Appel. Auch die Handhabung der Terminals sei einfach und intuitiv. „Das ist selbsterklärend. Nach einer Minute weiß jeder, wie man den Betrag für die Kartenzahlung eingibt, eine Guthabenkarte auflädt oder das Guthaben auf einer Karte abfragt.“
Der Zahlungsverkehr wird von dem Dienstleister TeleCash abgewickelt, aus der genossenschaftlichen FinanzGruppe bietet VR-Payment vergleichbare Lösungen an. Alles funktioniere reibungslos, berichtet Blatt. „Wir hatten bisher kein negatives Erlebnis, das System läuft superstabil“, betont der Fußball-Abteilungsleiter. Wer als Verein Kartenzahlungen anbieten wolle, müsse in der Regel keine speziellen Anforderungen erfüllen, betont Appel. „Idealerweise besteht eine Kontoverbindung bei der Hausbank, ansonsten reicht die Bereitschaft, sich als Verein weiterzuentwickeln.“ Technisch brauche es nur eine vernünftige Internetverbindung, und selbst die sei nicht zwingend. „Wenn der Internetzugang unzureichend ist, kann man auch mit mobilen Terminals arbeiten, die mit einer SIM-Karte ausgerüstet sind und sich über das Mobilfunknetz mit dem Internet verbinden“, sagt Appel.
Verein spart durch Kartenzahlungen Aufwand
Zwar fallen für die Kartenzahlungen und die Terminals Gebühren an, trotzdem ist das für den FC/DJK Burgoberbach ein Nullsummenspiel, denn auch die Abwicklung von Bargeld kostet Gebühren. Die Einführung von Kartenzahlungen hat sich für den Verein auch so längst gerechnet. „Das digitale Kassensystem erfasst nicht nur den Umsatz, sondern wir erhalten einen exakten Überblick über unsere Verkäufe und Ticketeinnahmen. Wir sehen, was konsumiert wurde und ob bar oder mit Karte bezahlt wurde. So können wir unsere Veranstaltungen besser planen und den Einkauf von Speisen und Getränken gezielter steuern“, erklärt Fußball-Abteilungsleiter Blatt. Abgesehen davon spart sich der Verein viel Aufwand bei der Bargeldabwicklung. Beträge, die mit Karte bezahlt werden, landen direkt auf dem Konto der Fußball-Abteilung, Bargeld muss dagegen bei der Bank kostenpflichtig eingezahlt werden. „Was wir bei der Bargeldabwicklung weniger ausgeben, haben wir in die Terminals investiert, zusätzlich sparen wir uns eine Menge Arbeit“, sagt Blatt.
Helfer wollen Umgang mit Bargeld vermeiden
Die Einführung der Kartenzahlungen habe noch einen weiteren positiven Effekt bewirkt, mit dem der Verein nicht gerechnet habe, berichtet Blatt. „Uns fällt es seitdem deutlich leichter, freiwillige Helfer für den Verkauf und die Kasse zu gewinnen. Der Umgang mit Bargeld war für viele eine Hürde, aus hygienischen Gründen oder weil sie Angst hatten, sich im Kopf zu verrechnen und damit dem Verein zu schaden.“ Jetzt müssten die Helferinnen und Helfer im digitalen Kassensystem nur noch auf das Feld für Bier, Limo oder Bratwurst drücken, und schon spucke das System die richtige Summe aus und frage ab, ob die Person mit Karte oder bar bezahlen wolle. „Viele sehen das als Erleichterung, weil sie nicht mehr so oft mit Bargeld hantieren und auch nicht selbst rechnen müssen“, sagt Blatt. Hygienefragen spielten eine immer stärkere Rolle. „In der Corona-Pandemie haben sich die Menschen angewöhnt, bargeldlos zu bezahlen. Diese Gewohnheit wollen sie beibehalten, vor allem beim Einkauf von Lebensmitteln. Das gilt auch für die Bratwurst-Bude oder den Kuchenstand eines Vereins“, erklärt Blatt.
Zusammenfassend nennt der Fußball-Abteilungsleiter die vereinfachte Abwicklung von Zahlungen, das Image des Vereins als Vorreiter, die bessere Bindung von Mitgliedern durch die Guthabenkarten sowie positive Nebeneffekte wie die leichtere Gewinnung von Helfern als Gründe, warum er jederzeit wieder bargeldloses Bezahlen einführen würde. „Es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung“, sagt Blatt. Und wenn beim nächsten Jugendspiel an einem verregneten nasskalten Sonntagmorgen der eine oder andere Elternteil wieder seine Karte zückt, um als Dank für einen heißen Kaffee etwas Geld zu spenden – dann hat sich die Einführung noch ein bisschen mehr gelohnt.