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Zu großen Aktionen gehören große Worte. „Wir wollen die Jugend herausfordern zu einem Leistungsvergleich. Gerade die Jugend von heute sucht den Wettbewerb, wie dies für alle Welt wiederum sichtbar gemacht wird, nächstes Jahr hier in München, im München von 1972, das identisch mit der olympischen Idee und der Olympiade geworden ist“, sagte der damalige Verbandsdirektor Hellmut Horlacher vom Bayerischen Raiffeisenverband bei der Vorstellung des Internationalen Jugendwettbewerbs „Treffpunkt Olympia ’72“ der Raiffeisenbanken.

1970 hatte der Bayerische Raiffeisenverband erstmals einen internationalen Jugendwettbewerb organisiert. Die Kinder und Jugendlichen aus den teilnehmenden Ländern waren unter dem Eindruck der ersten Mondlandung 1969 aufgerufen, zum Wettbewerbsmotto „Starte mit ins Weltall“ einen Aufsatz über die Raumfahrt zu schreiben. 60.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgten dem Aufruf. „Besondere Freude bereitet uns, dass wir schriftstellerische Talente entdeckten sowie Raketen-Fachleute von morgen“, zitierte das Bayerische Raiffeisenblatt Verbandsdirektor Horlacher. Zwölf Preisträger flogen damals zur amerikanischen Raumfahrtagentur NASA in die USA und besuchten den Raketen-Wissenschaftler Wernher von Braun. Den Internationalen Jugendwettbewerb gibt es mit dem Zusatz „jugend creativ“ bis heute (siehe dazu auch das Interview mit der bayerischen Juryvorsitzenden Barbara Lutz-Sterzenbach in dieser Ausgabe).

Das Plakat des Internationalen Jugendwettbewerbs „Treffpunkt Olympia ’72“ der Raiffeisenbanken.

Das Thema des Gestaltungswettbewerbs lautete „Mein Bild von der Olympiade und der Olympiastadt München“.

Zur Teilnahme aufgerufen waren Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 21 Jahre in acht europäischen Ländern.

1971 – im Vorjahr der Olympischen Spiele in München – folgte die zweite Auflage des Jugendwettbewerbs. Der Aufwand war enorm: Der Bayerische Raiffeisenverband organisierte den Wettbewerb für über 25.000 Raiffeisenbanken in acht Ländern, die damals wiederum in über 50 regionale Raiffeisenverbände aufgeteilt waren. Neben einem Gestaltungswettbewerb gab es noch ein Preisausschreiben mit über 250.000 ausgelobten Preisen und Fragen zu den Olympischen Spielen in München. Am Ende lösten weit über eine Million Kinder die Olympia-Fragen des Preisausschreibens. Mit dabei waren die Länder Belgien, Frankreich, Holland, Österreich, die Schweiz und Deutschland. An dem Preisausschreiben beteiligten sich zusätzlich Italien/Südtirol und Luxemburg. Sechs Millionen Prospekte, Anzeigen sowie Rundfunk- und Fernsehspots sollten rund 25 Millionen Jugendliche ansprechen. Der Wettbewerb sei die größte Jugendaktion zu Olympia in Europa, berief sich das Bayerische Raiffeisenblatt auf das Olympische Komitee.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Gestaltungswettbewerbs waren aufgerufen, gemäß dem Motto „Mein Bild von den Olympischen Spielen und der Olympiastadt München“ ihre Ideen zu Papier zu bringen. Einsendeschluss war der Weltspartag am 29. Oktober 1971. „Dabei ist es gleich, ob dies in Form einer Zeichnung, eines Aquarells, einer Guache (Malerei mit deckenden Wasserfarben) oder einer Collage (aus buntem Papier oder anderem Material geklebtes Bild), nicht jedoch eines Fotos geschieht. Die grafische oder malerische Technik ist jedem Teilnehmer freigestellt, die Phantasie wird nicht eingeengt. Der Akzent soll stärker auf Originalität und einem intensiven, lebendigen Eindruck als auf Perfektion liegen“, schreibt das Raiffeisenblatt. Die bayerischen Raiffeisenbanken unterstützten den Wettbewerb mit zusätzlichen Ortspreisen.

100 Gewinner des Preisausschreibens durften die Olympischen Spiele in München besuchen.

Die jüngeren Gewinnerinnen und Gewinner durften alternativ in Kitzbühel einen Skikurs mit dem österreichischen Ski-Star Toni Sailer besuchen.

Zu gewinnen gab es außerdem Schlauchboote mit der aus den Raiffeisen-Comics bekannten Biene „Sumsi“.

Damals wie heute modern: Zu den Gewinnen des Preisausschreibens gehörten auch Sportartikel von Adidas.

Zusätzlich wurden im Rahmen des Internationalen Jugendwettbewerbs 120.000 Bücher „Olympia in der Tasche“ verteilt.

Stolz listete der Vorläufer von „Profil – das bayerische Genossenschaftsblatt“ damals auch die ausgelobten Preise des Preisausschreibens auf: „100 internationale Spitzenpreisträger ab elf Jahre reisen (gestiftet von der Deutschen Bundesbahn) mit Intercity-Zügen zu den Olympischen Spielen nach München. Sie werden auf Schloss Hohenkammer mit Olympioniken unter einem Dache wohnen und die Wettkämpfe besuchen. Hinzu kommen 400 weitere Olympiaaufenthalte in einem internationalen Jugendcamp.“

Die jüngeren Gewinner des Preisausschreibens durften alternativ den österreichischen Olympia-Skiläufer Toni Sailer in Kitzbühel besuchen. 60 Flugreisen der Lufthansa aus ganz Europa nach München und Weiterreise nach Kitzbühel, wo die Preisträger eine Woche lang an einem Skikurs mit einem Elternteil teilnehmen, kündigte das Bayerische Raiffeisenblatt an. „Die Preisträger werden auch von Kopf bis Fuß eingekleidet und erhalten eine Skiausrüstung. Sie werden auch Ehrengäste beim Hahnenkammrennen sein und bei Toni Sailer wohnen. Er wird sie teilweise auch betreuen.“

Zusätzlich wurden Hunderte Schlauchboote und Sportartikel sowie 120.000 Olympia-Bücher mit dem Titel „Olympia in der Tasche“ verlost. Die ausgezeichneten Arbeiten des Gestaltungswettbewerbs waren anlässlich der 1. Welt-Jugend-Filmfestspiele in München zu sehen. Dazu wurden die zwölf besten Motive als Postkartenserie gedruckt und über die Raiffeisenbanken verkauft. Der Erlös sollte an die örtliche Sportförderung gehen, berichtete das Bayerische Raiffeisenblatt.

Eingereichte Werke aus dem „Mein Bild von den Olympischen Spielen und der Olympiastadt München“.

250.000 Kinder und Jugendliche in drei Altersgruppen beteiligten sich an dem Gestaltungswettbewerb, darunter 80.000 aus Bayern.

Zum Gestaltungswettbewerb gab es umfangreiches Werbematerial.

Am Ende jubelte das Bayerische Raiffeisenblatt: „Stellen Sie sich vor: 250.000 Kinder und Jugendliche in sechs Ländern hatten sich hingesetzt und aufgezeichnet, wie sie die Olympischen Spiele und die Olympiastadt München sehen. Stellen Sie sich vor: Eine viertel Million Schüler – so viel wie in ganz Bayern im Alter von 14 und 15 Jahren leben – hatten auf die vielen Möglichkeiten, die sie sonst in ihrer Freizeit haben, verzichtet, um sich malend, zeichnend, klebend oder druckend mit dem Ereignis dieses Jahres auseinanderzusetzen.“ Sogar die Olympia-Baugesellschaft habe beim Bayerischen Raiffeisenverband angerufen und gefragt, was eigentlich los sei. Immer wieder seien Kinder aufgefallen, die über die Absperrungen kletterten, um den Zeltdachaufbau genauer in Augenschein zu nehmen – mit einem Zeichenblock in der Hand. „Für dieses Kunststück sorgte der Internationale Raiffeisen-Jugendwettbewerb.“

Die Siegerehrung für den Gestaltungswettbewerb fand im Circus Krone in München statt. 3.000 Kinder waren angereist, um Zirkuskunststücke zu bestaunen und ihre Preise entgegenzunehmen. Gekommen waren neben vielen anderen prominenten Sportlerinnen und Sportlern auch die damalige Olympia-Leichtathletin Heide Rosendahl, der Olympia-Gewichtheber Rudolf Mang und der Bergsteiger Heinrich Harrer. Die Ausstellung mit den Siegerbildern wurde vom damaligen Präsidenten des Nationalen Olympischen Komitees, Willi Daume, im Olympia-Informationszentrum am Rathaus München eröffnet. „Unter den Halogenlampen des Fernsehens brachte Verbandsdirektor Dr. Horlacher seine Freude darüber zum Ausdruck, dass es den Raiffeisenbanken gelungen sei, die Jugend zu solchen Leistungen anzuspornen und zu begeistern“, berichtete das Bayerische Raiffeisenblatt.

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