„Bereicherung“: Ein Gespräch mit GVB-Präsident Jürgen Gros über das diesjährige Verbandsjubiläum.
Die Stimme der bayerischen Genossenschaften
Wolfgang Altmüller, Vorstandsvorsitzender der VR meine Raiffeisenbank sowie Verbandsratsvorsitzender und ehrenamtlicher Verbandspräsident des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB):
„Die Liebe zur bayerischen Heimat und die Begeisterung für die starke Idee der Genossenschaften haben 1893 den Impuls gegeben, den Bayerischen Landesverband landwirtschaftlicher Darlehenskassenvereine zu gründen, den Vorläufer unseres GVB. Die Gründer wollten einen starken, regional eigenständigen Verband aus der Mitte der bayerischen Genossenschaften schaffen und ihre Selbstverwaltung in Bayern verankern. Sie wollten ihre Dinge selbst regeln, wie eine bayerische Zeitung damals treffend berichtete.
Daran hat sich bis heute nichts geändert: Den Erfolg der bayerischen Genossenschaften zu erhalten und ihre Vielfalt zu sichern, dafür setzt sich der GVB tagtäglich ein. Zuverlässig und mit hohen Standards führt er die gesetzlich vorgeschriebene Pflichtprüfung durch und berät in allen rechtlichen, steuerlichen sowie betriebswirtschaftlichen Fragen. Und der Verband erhebt die Stimme im Interesse der bayerischen Genossenschaften, wenn regulatorische Vorschriften wie ein Gewitterregen auf uns herabprasseln. Er hat zuletzt ein Stabilitätsprogramm für Europas Banken entwickelt und lehnt die Vergemeinschaftung der Spareinlagen strikt ab. Er kämpft um dauerhaft verlässliche Finanzierungsbedingungen für den bayerischen Mittelstand, für eine zukunftsfähige Landwirtschaft und eine regionale und dezentrale Umsetzung der Energiewende.
All das leistet der GVB im Bewusstsein des Gründungsmotivs des Verbands. Und ich darf mit Fug und Recht sagen: Obwohl wir mit so mancher regulatorischer Unbill zu kämpfen haben und viele Herausforderungen auf uns warten, sind wir dank der hervorragenden Arbeit des GVB und seiner Mitglieder auch 2018 bestens aufgestellt, um unsere bayerischen Dinge selbst zu regeln. Darauf bin ich stolz. Herzlichen Glückwunsch zum 125. Verbandsjubiläum, dem sicher noch viele folgen werden.“
Grundlage für den Erfolg der Mitglieder
Konrad Irtel, Verbandsratsvorsitzender und ehrenamtlicher Verbandspräsident des GVB von 2008 bis 2015, ehemaliger Vorstandssprecher der Volksbank Raiffeisenbank Rosenheim-Chiemsee:
„Die Arbeit des Genossenschaftsverbands Bayern und seiner Vorgängerverbände war und ist ein Spiegelbild der genossenschaftlichen, der bankmäßigen, der branchenmäßigen, der regulatorischen und der gesellschaftlichen Veränderung.
Eine nicht hoch genug zu bewertende Bedeutung ist die wertschätzende Außenwahrnehmung. Diese Wertschätzung zu transportieren, zu argumentieren, ins Erleben zu bringen, ist dem Genossenschaftsverband Bayern auf der zeitlichen Wegstrecke stets gelungen. Der jährliche Verbandstag und die diversen Leuchtturmveranstaltungen auf Bezirksverbandsebene erfahren breite mediale und damit öffentliche Aufmerksamkeit. Die positive Wahrnehmung unserer genossenschaftlichen Aktivitäten in großen Teilen der Bevölkerung, in unseren Städten und Gemeinden, in der großen und kleinen Politik erleichtert unsere Sacharbeit.
Die Sachebene ist die nach innen wirkende Mitgliederunterstützung. Die wichtigste Daueraufgabe des Genossenschaftsverbands Bayern ist, das einzig Beständige, nämlich die permanente Veränderung, zu beobachten, wo möglich und sinnvoll Einfluss zu nehmen, aufzubereiten, mit den Mitgliedern zu diskutieren, Arbeitshilfen zu erstellen und mitgliederorientiert zu begleiten. Die Herausforderung hierbei ist es, Lösungen zu erarbeiten, die für die Mitglieder in ihrer Unterschiedlichkeit einen Mehrwert bringen. Dies gilt natürlich sowohl für die Genossenschaftsbanken mit ihren Größenunterschieden wie auch für die gewerblichen Verbandsmitglieder.
Der Strukturwandel zeigt sich insbesondere im Bankenbereich in der Größenstruktur. Die Genossenschaftsbanken können damit bankintern mehr selbst darstellen, werden selbstständiger und unabhängiger. Die Bedeutung des Genossenschaftsverbands Bayern und seiner Arbeit für die Mitglieder wird nach meiner Überzeugung dadurch in keiner Weise berührt.
Für die Stärke unserer Genossenschaftsfamilie gilt selbstverständlich der Leitgedanke von Friedrich Wilhelm Raiffeisen uneingeschränkt: Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele! Ein starker Verband bleibt eine wichtige Grundlage für die erfolgreiche Entwicklung der Mitglieder. Für die verbandsinterne Kommunikation wünsche ich allen Beteiligten einen breiten Konsens, große Akzeptanz und ein erfolgreiches Umsetzen der Arbeitsergebnisse.“
Eine lösungsorientierte und wertschöpfende Denkfabrik
Leonhard Dunstheimer, Verbandsratsvorsitzender und ehrenamtlicher Verbandspräsident von 2005 bis 2008, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen-Volksbank Ries:
„Der Genossenschaftsverband Bayern feiert sein 125-jähriges Bestehen – ein stolzes Jubiläum. Die Grundlage für die lange Existenz liegt meiner Ansicht nach in der Rechtsform Genossenschaft selbst verankert: Sie ist ur-demokratisch und stellt den gemeinsamen Nutzen aller Mitglieder in den Mittelpunkt. Das hat es der Genossenschaftsorganisation stets ermöglicht, sich an veränderte Rahmenbedingungen anzupassen.
Das Jubiläum ist ein guter Anlass, kurz innezuhalten und den Status quo zu beleuchten. Es ist in den vergangenen Jahren gelungen, den Genossenschaftsverband Bayern als zeitgemäßen Dienstleister zu etablieren, der aus regionaler Nähe heraus seine Mitglieder prüft, bildet und unterstützt. Daneben ist es immer wichtiger geworden, die Anliegen der bayerischen Genossenschaften in der Politik und der Öffentlichkeit deutlich zu machen. Ich hatte das Vertrauen der Primärgenossenschaften, das Aufgabenspektrum in meiner Amtszeit als ehrenamtlicher Verbandspräsident zu schärfen. Damals wurden die Weichen gestellt, um den Verband konsequent und fokussiert weiterzuentwickeln und neu zu positionieren: Vom Prüfungs- und Betreuungsverband hin zu einem noch stärkeren Interessenvertretungs- und Mitgliederverband. Blicke ich zurück, dann war dies sicherlich die richtige Entscheidung.
In Zukunft stellen sich für den Verband und seine Mitglieder einige Herausforderungen: Das digitale Zeitalter, die Niedrigzinsphase oder der unangemessene Regulierungsdruck. Es gilt, die Identität des Verbands als Dienstleister seiner Mitglieder zu wahren und zu stärken sowie als Sprachrohr der genossenschaftlichen Primärstufe im Schulterschluss mit dem Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) essenzielle Interessen insbesondere gegenüber politischen Entscheidungsträgern überzeugend zu artikulieren und nachhaltig in Wirkung zu bringen. Parallel dazu wünschte ich mir den Verband als lösungsorientierte und wertschöpfende „Denkfabrik“ für seine Mitglieder, welche die richtigen Antworten gibt auf die treibenden Kräfte in Markt, Wettbewerb und Technologie, die das Wirken der Primärgenossenschaften in den nächsten Jahren nachhaltig beeinflussen werden. Ich bin überzeugt, dass dies den derzeit Verantwortlichen gelingen wird und sie den Verband in eine positive Zukunft führen. Dem Genossenschaftsverband Bayern und seinen Mitgliedern wünsche ich alles Gute zum 125-jährigen Bestehen.“
Unersetzlicher Helfer und Unterstützer
Jürgen Partenheimer, Verbandsratsvorsitzender und ehrenamtlicher Verbandspräsident von 1993 bis 2005, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Münchner Bank eG:
„Ich gratuliere dem Genossenschaftsverband Bayern zu 125 Jahren engagierten Wirkens für die bayerischen Genossenschaften. Basierend auf den Ideen von Hermann Schulze-Delitzsch und Friedrich Wilhelm Raiffeisen war der Verband seit der Gründung der Altverbände das wichtigste Bindeglied zu den Genossenschaften und ein unersetzlicher Helfer und Unterstützer.
Ich hatte den Vorzug, die Ehre und das Vergnügen, unseren Verband als Mitglied des Verbandrats und davon zwölf Jahre als ehrenamtlicher Präsident besonders eng zu begleiten. In diese Zeit fiel der Zusammenschluss beider Altverbände Raiffeisen und Schulze-Delitzsch zum Genossenschaftsverband Bayern, eine für die bayerischen Genossenschaften herausragende und zukunftsweisende Entscheidung, die sich bis heute sehr bewährt hat. Nur durch diese Verbandsfusion war es möglich, innerhalb kurzer Zeit umfassende Synergieeffekte zu erzielen und die Basis zu schaffen, damit sich die bayerischen Genossenschaften auch in schwierigen Zeiten erfolgreich behaupten können.
Es wird aber auch in Zukunft immer notwendiger sein, dass unser Verband die bayerischen Genossenschaften sehr eng und zuverlässig begleitet und mit Rat und Tat zur Verfügung steht, aber auch seine Rolle als Vordenker optimal ausfüllt. Ich bin sehr zuversichtlich, dass durch dieses beispielhafte Zusammenwirken die bayerischen Genossenschaften auch weiterhin sehr erfolgreich sein werden. Alles Gute für den Genossenschaftsverband Bayern und seine Mitglieder.“