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Die Nachfrage nach privaten Baufinanzierungen hat seit Sommer 2022 deutlich abgenommen. Das spürt auch die VR-Bank Neu-Ulm. Schwarzmalen möchte Vorstand Steffen Fromm aber nicht. Der Landkreis Neu-Ulm sowie die Stadt Ulm seien eine attraktive Wachstumsregion auf der Achse München-Stuttgart. Das Immobiliengeschäft werde schon bald wieder anziehen, erwartet er.
Dazu kommt ein Sondereffekt: Seit Dezember 2022 verkehrt ein Teil der schnellen Züge zwischen Ulm und Stuttgart über die Neubaustrecke Wendlingen-Ulm. Die Fahrzeit verringert sich dadurch von 60 auf 45 Minuten. Wenn in zwei Jahren das Großprojekt „Stuttgart 21“ mit dem neuen Stuttgarter Bahnhof in Betrieb geht, braucht der ICE nur noch eine halbe Stunde von der Donau an den Neckar. Ulm und Neu-Ulm rücken noch näher an die Wirtschaftsmetropole Stuttgart heran. „Wir erwarten, auch bedingt durch Stuttgart 21, weiterhin einen starken Zuzug in die Region. Der Bedarf und das Interesse an Immobilien werden mittel- und langfristig sehr hoch sein“, sagt Fromm.
Geschäftsfeld wird für die Bank immer wichtiger
Die VR-Bank Neu-Ulm möchte die Marktchancen nutzen und ihr Engagement im Immobiliengeschäft weiter ausbauen. Diesen Anspruch bringt die Bank nun auch baulich zum Ausdruck: Im September 2022 hat sie an der Marienstraße in Neu-Ulm mit dem „VR-ImmobilienForum“ eine zentrale Anlaufstelle für Kundinnen und Kunden geschaffen, die eine Immobilie kaufen oder verkaufen wollen. „Dieses Geschäftsfeld wird für uns immer wichtiger. Nun haben wir die optimalen infrastrukturellen Voraussetzungen geschaffen, damit es auch in Zukunft in bedeutendem Maße zum Erfolg der Bank beitragen wird“, erklärt Fromm.
Das ImmobilienForum nimmt das Erdgeschoss sowie die erste Etage und den Keller eines siebenstöckigen Büro- und Ärztegebäudes unweit der Donau ein. Zuvor hatte das Kreditinstitut dort viele Jahre eine normale Geschäftsstelle betrieben. Es sei aus mehreren Gründen sinnvoll gewesen, die Räume umzuwidmen und umfassend zu sanieren, erklärt der Vorstand. Erstens seien die Räumlichkeiten renovierungsbedürftig gewesen. Zweitens habe die Fusion der VR-Bank Neu-Ulm/Weißenhorn mit der Volksbank Neu-Ulm zur heutigen VR-Bank Neu-Ulm im Jahr 2015 zu Doppelstrukturen geführt: Das jetzige ImmobilienForum liegt nur wenige Meter von der Zentrale der Bank an der Ludwigstraße entfernt. Und drittens wollte die Bank ihre Kompetenz im Bereich Immobilien stärker nach außen tragen und einen repräsentativen Standort schaffen. „Nach der Fusion gab es einige Ideen, wie wir die Fläche am besten nutzen können. Mit dem Fokus auf das Thema Immobilien haben wir die ideale Lösung gefunden“, sagt Fromm. Wegen der schlechten Bausubstanz haben die Umbauarbeiten deutlich länger als geplant gedauert und konnten erst im Laufe des Jahres 2022 vollendet werden.
Bar-Atmosphäre und Industrial Design
Die VR-Bank Neu-Ulm hat das Unternehmen Dreika mit dem Umbau beauftragt. Das auf Banken spezialisierte Planungsbüro aus Bozen hat in Bayern schon viele Bankfilialen gestaltet. Gemeinsam wurde entschieden, das Thema Immobilien bei der Innengestaltung aufzugreifen. Viele Elemente kommen aus dem sogenannten Industrial Design, beispielsweise ist der Tresen aus Massivholz und der Boden aus Beton. Die Wände sind unverputzt. Highlight ist die Decke: Sie ist unverkleidet, mehrere Lüftungsrohre und Leitungen schlängeln sich offen über den Köpfen der Besucherinnen und Besucher durch die Räume.
Dazu kommen Einrichtungsobjekte, die eine Atmosphäre wie in einer modernen, urbanen Bar erzeugen sollen. Beispiele dafür sind ein Retro-Kühlschrank in Mintgrün, eine Schubkarre sowie ein Ölfass. Zum Verweilen laden Loungesessel und -sofas in den Farben Türkis, Beige und Rot ein. „Mit dem Design heben wir uns absichtlich von der banküblichen Gestaltung ab. Wir haben eine lockere Bar-Atmosphäre geschaffen, in der sich die Menschen gerne aufhalten und über ihre Wohnträume sprechen“, erklärt Fromm. Dank des zeitlosen Designs könne man die Räumlichkeiten bei Bedarf unkompliziert umwidmen, fügt der Vorstand hinzu.
Das ImmobilienForum ist nicht nur ein Symbol nach außen. Auch intern hat die Bank eine zentrale organisatorische Änderung vollzogen und die bisher eigenständigen Abteilungen Immobilienvermarktung sowie Bauwesen und Dienstleistungen in einem Bereich zusammengeführt. Ein Großteil der insgesamt 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sitzt nun im ImmobilienForum, zuvor hatten sie an unterschiedlichen Standorten gearbeitet.
Die kurzen Wege erleichterten die Zusammenarbeit untereinander erheblich, bekräftigt Ulrich Späth, Teamleiter des Bereichs Immobilien. Ein Beispiel: Das Bauträgergeschäft der Bank hat an Bedeutung gewonnen, die Bank entwickelt regelmäßig selbst Immobilienprojekte. So entstehen in Pfaffenhofen an der Roth derzeit 29 Einheiten, in Burlafingen sind es 17 Wohnungen. „Wir möchten in Zukunft noch stärker darauf achten, dass die von uns entwickelten Objekte ideal marktfähig sind. Das ist vor allem in der aktuellen Situation sehr wichtig, in der das Kaufinteresse stark zurückgegangen ist. Durch die neue Struktur haben wir die Projektentwicklung und den Vertrieb ideal verzahnt. Wir können uns deutlich schneller und unkomplizierter abstimmen“, sagt Späth. Während die Immobilienvermarktung im Erdgeschoss ihren Platz hat, ist die interne Abteilung Bauwesen und Dienstleistung in den ersten Stock eingezogen.
Weitere Spezialisten in Pfuhl und Weißenhorn
Das Immobiliengeschäft werde für die Bank immer bedeutsamer, betont Späth. Selbst im schwierigen Jahr 2022 konnte das Kreditinstitut 70 Objekte mit einem Gesamtvolumen von rund 30 Millionen Euro vermitteln. Dazu kommen weitere Aktivitäten, wie die bereits erwähnte Tätigkeit als Bauträger oder auch Leistungen im Bereich der Hausverwaltung. Schon länger verwaltet die VR-Bank Neu-Ulm ihre eigenen Immobilien. Seit einiger Zeit gibt es diese Dienstleistung auch für Dritte. „Da Leistungen im Bereich Hausverwaltung stark nachgefragt werden, bieten wir diesen Service seit Kurzem auch unseren Kundinnen und Kunden zusätzlich an. Wir sehen dort Wachstumspotenzial, zugleich runden wir damit unser Angebot sehr gut ab“, erklärt Späth.
Obwohl das ImmobilienForum die zentrale Anlaufstelle des Kreditinstituts zum Thema Immobilien ist, sitzen weitere Spezialisten in Pfuhl sowie in Weißenhorn. Wer etwa in Weißenhorn ein Haus erwerben möchte, muss nicht nach Neu-Ulm fahren, um sich beraten zu lassen. „Es gibt weiterhin kompetente Ansprechpartner vor Ort, die unsere Kunden von dort aus begleiten. Das ist uns sehr wichtig“, betont der Teamleiter.
Eine langfristige Investition in die Markenbildung
Rund ein halbes Jahr nach der Eröffnung zieht Späth ein positives Zwischenfazit: Die Bank und ihre Immobilienfachleute könnten sich in dem Gebäude von ihrer besten Seite präsentieren. Und die Kunden würden gute Rückmeldungen geben. „Viele loben die thematisch passende Einrichtung. Sie bietet eine gute Gelegenheit, um locker ins Gespräch einzusteigen“, sagt er. Wegen der prominenten Lage der Geschäftsstelle auf der Hauptroute von Ulm nach Neu-Ulm und neben einer beliebten Eisdiele würden zahlreiche Passanten anhalten, um sich die Immobilienanzeigen anzuschauen, die auf mehreren Monitoren laufen. Einige von ihnen treten ein, um sich näher zu informieren. Passend zum Thema Immobilien betont Vorstand Fromm, dass der Umbau eine langfristige Investition sei. Ein Haus kaufe man schließlich auch nicht alle Tage. „Das ImmobilienForum trägt zur Markenbildung bei. Unser Ziel ist es, der erste Ansprechpartner in der Region zu sein, wenn die Menschen ein Haus kaufen oder verkaufen möchten“, sagt er.
Die Bank plant, einen Schriftzug an der Außenfassade des ImmobilienForums anzubringen, um dieses noch präsenter bei den Menschen zu machen. Derzeit läuft die Abstimmung mit den anderen Eigentümern der Teileigentumseinheiten. Der Bank gehören in dem Gebäude der Keller, das Erdgeschoss, die erste Etage sowie die sechste Etage. Letztere hat sie an eine IT-Firma vermietet. Unabhängig davon ist die VR-Bank Neu-Ulm froh, eine Geschäftsstelle mit dem Fokus auf Immobilien zu unterhalten. Vorstand Fromm fasst die Vorteile zusammen: „In unserem ImmobilienForum bieten wir unseren Kundinnen und Kunden maximale Kompetenz sowie ein ansprechendes Ambiente mit tollem Flair. Wir selbst bündeln unsere Aktivitäten und schaffen kurze Entscheidungswege. Die positive Resonanz von extern und intern bestärkt uns darin, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben.“
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