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Die Wurzeln der meisten bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken reichen bis in das 19. Jahrhundert zurück. Bei vielen Kreditinstituten stehen deshalb in den nächsten Jahren Jubiläen an, die Anlass für öffentlichkeitswirksame Aktionen bieten. Häufig veröffentlichen die Genossenschaftsbanken dazu eine Chronik, die auf die lange Tradition des Hauses und seiner Vorgängerinstitute verweist. Ein Jubiläumsfest für Kunden, Mitglieder und Mitarbeitende bietet sich ebenfalls an. Auch eine Spendenaktion sorgt für Aufmerksamkeit. Welche Möglichkeiten gibt es darüber hinaus, einen runden Geburtstag öffentlichkeitswirksam zu begehen?

Die Raiffeisen-Volksbank Ries, die 2024 ihr 150. Jubiläum feiert, hat sich für eine Ausstellung zu ihrer Geschichte entschieden. Diese präsentiert sie bis Ende Juli in der Hauptstelle Nördlingen zu den regulären Öffnungszeiten. Der Eintritt ist frei. An der Eröffnung der Schau Anfang März 2024 nahmen rund 100 geladene Gäste teil. Der Vorstandsvorsitzende Paul W. Ritter betonte: „Es gibt keine Zukunft ohne Vergangenheit. Unsere Historie ist uns sehr wichtig, denn sie zeigt nicht nur, wo wir herkommen, sondern auch, für welche Werte wir seit Generationen stehen. Dieses Erbe möchten wir bewahren und den Mitgliedern sowie der Öffentlichkeit präsentieren. Die Ausstellung ist dafür die ideale Gelegenheit.“

Titelfoto

Das Titelfoto zeigt bei der Vernissage der Ausstellung (v. li.): Bernhard Ströbele (stellvertretender Vorstandsvorsitzender Raiffeisen-Volksbank Ries), Peter Schiele (stellvertretende Bezirkstagspräsident Schwaben), Martin Beer (stellvertretender Museumsleiter), Maximilian Kaiser (Mitarbeiter Sammlungsvermittlung), Conny Zeitler (Museumsleiterin, alle Museum KulturLand Ries) sowie Paul W. Ritter (Vorstandsvorsitzender Raiffeisen-Volksbank Ries).

Experten eines regionalen Museums eingebunden

Die Schau hat die Bank gemeinsam mit dem Museum KulturLand Ries erarbeitet. Der Kreditgenossenschaft war es wichtig, Experten mit Erfahrung in der Darstellung historischer Themen einzubinden, erklärt Christina Zuber aus dem Vorstandsreferat Kommunikation der Raiffeisen-Volksbank Ries. Gemeinsam mit Vorstandsreferentin Silke Hampp und Marketingleiter Florian Sefranek hat sie die Konzeption der Ausstellung aufseiten der Bank betreut. Aus dem Museum waren vor allem der Mitarbeiter für Sammlungsvermittlung Maximilian Kaiser sowie der wissenschaftliche Mitarbeiter und stellvertretende Museumsleiter, Martin Beer, involviert. Den ersten Ideenaustausch zwischen Bank und Museum gab es im Frühjahr 2023. Erarbeitet wurde die Schau größtenteils im Zeitraum von November 2023 bis März 2024.

Fünf Themengebiete

Die Ausstellung trägt den Titel „#genossenschaftlich – 150 Jahre Raiffeisen-Volksbank im Ries“. Sie ist in fünf Themengebiete eingeteilt: #genossenschaftlich, #startklar, #erfolgreich, #werbend und #zusammengewachsen. Man habe möglichst prägnante Überschriften ausgewählt, die Hashtags vor den jeweiligen Wörtern sollen die Modernität und Zukunftsfähigkeit des Kreditinstituts zum Ausdruck bringen, erklärt Kaiser vom Museum. Zu jedem der fünf Bereiche gibt es großformatige Aufsteller mit Texten und Bildern. Ein Beispiel: Bei #startklar werden Bilder und Kurzportraits von den Gründungsvätern der Nördlinger Gewerbebank gezeigt, dem ältesten Vorgängerinstitut der heutigen Raiffeisen-Volksbank Ries. Nachfahren der Gründer beziehungsweise die von ihnen geführten Unternehmen sind teils noch heute in der Region bekannt. Das schafft eine Verbindung aus der Vergangenheit in die Gegenwart.

Protokollbuch, Werbeartikel, interaktiver Bildschirm

Insgesamt zeigt die Bank in der Ausstellung rund 30 Exponate. Zu den Objekten gehören das Protokollbuch des Spar- und Darlehenskassenverein Alerheim, dem ersten Verein dieser Art im Ries, ein Kalender mit Volksbanklogo sowie Werbeartikel aus den vergangenen Jahrzehnten. Die Ausstellung lädt zum Entdecken ein, die zentralen Informationen lassen sich aber auch in kurzer Zeit erfassen. „Es ist unser Ziel, allen Besuchern der Hauptstelle mit der Ausstellung ein interessantes Angebot zu machen – unabhängig davon, wie viel Zeit sie haben und ob sie historisch interessiert sind“, betont Zuber.

Ein Highlight der Schau ist ein interaktiver Bildschirm. Auf einer Karte sind alle ehemaligen Darlehenskassenvereine, Kreditgenossenschaften und heutigen Geschäftsstellen der Raiffeisen-Volksbank Ries mit Punkten markiert. Die Kunden können die Karte verschieben sowie vergrößern beziehungsweise verkleinern. Klicken sie auf einen der Punkte, erfahren sie mehr über die jeweilige Bank, beispielsweise, wann diese gegründet und fusioniert wurde. Zudem gibt es aktuelle oder historische Bilder der Gebäude. „Anhand der Karte lässt sich die Entwicklung der Kreditgenossenschaften in der Region von 64 kleinen Darlehenskassenvereinen und einer Volksbank bis zur heutigen Raiffeisen-Volksbank Ries sehr anschaulich nachvollziehen“, erklärt Martin Beer vom Museum KulturLand Ries.

150 Jahre Raiffeisen-Volksbank Ries

Am 4. März 1874 gründeten interessierte Bürger in Nördlingen einen Gewerbebankverein. Schauplatz war die „Brauerei Zum Sixen“. Mit der Eintragung in das Genossenschaftsregister des Königreichs Bayern am 26. Juni 1874 nahm die erste Genossenschaft im Ries ihren Geschäftsbetrieb auf. Sie zählte zu Beginn 132 Mitglieder, vor allem Unternehmer, Handwerker und Händler.

Der Gewerbebankverein Nördlingen ist das älteste Vorgängerinstitut der Raiffeisen-Volksbank Ries. Das Kreditinstitut weist heute eine Bilanzsumme von rund 1,3 Milliarden Euro auf, beschäftigt knapp 200 Mitarbeiter und betreut etwa 25.000 Mitglieder an 21 Standorten. Das Kreditinstitut leiten Paul W. Ritter (Vorstandsvorsitzender) und sein Stellvertreter Bernhard Ströbele.

Dauerausstellung im Museum mit Abschnitt zu Genossenschaften

Es gibt vor allem einen Grund, warum sich die Raiffeisen-Volksbank Ries dafür entschieden hat, mit dem Museum KulturLand Ries zusammenzuarbeiten. Das Museum präsentiert eine Dauerausstellung über die heimische Landwirtschaft von 1800 bis 1950. Dort wird auch das Thema Genossenschaften behandelt. Zu sehen ist einerseits die typische Rechnerstube eines Spar- und Darlehenskassenvereins. Andererseits gibt es landwirtschaftliche Geräte sowie historische Werbeplakate. Auf diese Weise zeigt das Museum anschaulich die verschiedenen Funktionen der ländlichen Genossenschaften wie beispielsweise Kredite auszureichen, gemeinsam Waren zu handeln oder im Verbund Maschinen anzuschaffen, die sich ein einzelner Landwirt nicht leisten kann. Wer also nach dem Besuch der Ausstellung in der Bank mehr zu dem Thema Genossenschaften erfahren möchte, findet im Museum weiterführende Informationen. An beiden Orten gibt es Querverweise auf die jeweils andere Ausstellung. „Wer die Ausstellung in der Bankhauptstelle besucht, soll Lust auf einen Besuch im Museum bekommen und umgekehrt“, erklärt Beer.

Für das Museum in der Trägerschaft des Bezirks Schwaben, das rund 15 Kilometer entfernt von Nördlingen in der Klosteranlage Maihingen untergebracht ist, ist es übrigens das erste größere Projekt außerhalb der eigenen Räumlichkeiten. „Wir möchten verstärkt Menschen ansprechen, die sonst nicht oder nur selten Museen besuchen. Die Anfrage der Bank kam daher genau zur richtigen Zeit. Uns hat es Spaß gemacht, ein Thema so aufzubereiten, dass wir möglichst kompakt einen spannenden historischen Einblick bieten können“, sagt Beer.

Ausstellungen besuchen

Die Ausstellung in der Hauptstelle Nördlingen der Raiffeisen-Volksbank Ries läuft noch bis zum 31. Juli 2024. Öffnungszeiten: Montag, Dienstag, Freitag: 9 bis 12.30 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mittwoch: 9 bis 12.30 Uhr, Donnerstag, 9 bis 12.30 Uhr und 14 bis 18 Uhr. Adresse: Bei den Kornschrannen 4, 86720 Nördlingen.

Die Dauerausstellung im Museum KulturLand Ries kann ganzjährig besucht werden. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr, feiertags geöffnet. Adresse: Klosterhof 3 und 8, 86747 Maihingen.

Beide Seiten bestätigen, dass die Zusammenarbeit bestens funktioniert habe. Die Aufteilung sah wie folgt aus: Die Bank hat das Projekt finanziert, die groben Leitlinien vorgegeben und ihre eigenen Recherchen zur Verfügung gestellt. Für die zurückliegenden Jubiläen einzelner Darlehenskassenvereine hatte Diplom-Journalistin Christina Zuber bereits viel zur Geschichte des Kreditinstituts und der Vorgängerinstitute geforscht. Außerdem besitzt die Bank ein gut gepflegtes Archiv. Die inhaltliche Arbeit sowie die Konzeption der Ausstellung übernahm das Museum. „Es war ein großer Vorteil, dass die Bank schon viele Informationen vorliegen hatte. Das hat einiges an Rechercheaufwand gespart und wir konnten die Ausstellung somit in vergleichsweise kurzer Zeit erarbeiten“, betont Maximilian Kaiser.

Führungen und Vortrag als Begleitprogramm

Neben der Schau haben die Raiffeisen-Volksbank Ries und das Museum KulturLand Ries ein umfangreiches Begleitprogramm auf die Beine gestellt. Beispielsweise gibt es öffentliche Führungen sowie einen Vortrag des ehemaligen Stadtarchivars Wilfried Sponsel. Er spricht über die Geschichte von Nördlinger Häusern in Bezug zur Bank. Außerdem können Schulklassen ab der fünften Jahrgangsstufe Kurzführungen durch die Ausstellung in der Bank sowie die Dauerausstellung im Museum buchen. „Wir sind überzeugt, dass die Ausstellung ein schönes Gesamtbild unserer Bank bietet“, resümiert Christina Zuber.

Eine Ausstellung konzipieren: Fünf Tipps

  1. Frühzeitig auf mögliche Kooperationspartner wie Museen oder Archive zugehen. Es braucht Zeit, um eine professionelle Ausstellung zu erarbeiten, vor allem, wenn die Informationslage dünn ist. Außerdem sind die Kapazitäten der Einrichtungen häufig begrenzt.
  2. Einen Überblick über mögliche Exponate verschaffen, die im Besitz der Bank sind. Das geht am einfachsten, wenn bereits ein Archiv aufgebaut wurde. Der Historische Verein bayerischer Genossenschaften hilft den GVB-Mitgliedern dabei. „Profil“ hat die Leistung in der Ausgabe 11/2018 vorgestellt.
  3. Unterstützungsleistungen des Genossenschaftsverbands Bayern in Anspruch nehmen. Der Historische Verein bayerischer Genossenschaften hilft den Mitgliedern dabei, eine Ausstellung zu erarbeiten. Außerdem stellt er eine Wanderausstellung zur bayerischen Genossenschaftsgeschichte sowie Roll-ups und historische Plakate zur Verfügung. Weiterführende Informationen auf der Webseite des Verbands.
  4. Auf die wesentlichen Themen konzentrieren. Eine Ausstellung lebt von sehenswerten Exponaten und knackigen Texten. Nicht jeder Aspekt kann vollumfänglich behandelt werden. Wer alle Entwicklungen bis ins Detail aufzeigen möchte, kann sich schnell verzetteln.
  5. Ein Begleitprogramm erarbeiten. Um möglichst viele Besucher in die Schau zu locken, lohnt es sich, Führungen oder Vorträge anzubieten.
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