Mehrwert: Bei der Münchner Bank hat der Zahlungsverkehr einen hohen Stellenwert. Abteilungsleiter Jörg Mutschall erklärt, wie das Kreditinstitut seine Firmenkunden unterstützt.
Herr Robejsek, wann und wo haben Sie das letzte Mal mit Bargeld bezahlt?
Peter Robejsek: Ich denke, das wird auf einem Weihnachtsmarkt gewesen sein.
Welche Rolle spielt Bargeld noch in Ihrem Leben?
Robejsek: Ich komme so gut wie nie in die Verlegenheit, Bargeld zu nutzen. Wo immer es geht, zahle ich digital, egal ob Einkaufsbummel, Restaurantbesuch oder Urlaub. Das geht schnell, ist unkompliziert und hygienisch. Wenn mit Bargeld etwas schiefgeht, kann man das nicht korrigieren. Kredit- und Debitkarten von Mastercard bieten ihren Nutzern stets einen Schutz.
Wie bezahlen Sie am liebsten?
Robejsek: Natürlich mit meiner Mastercard. Ich habe diese in einem Bezahl-Ring hinterlegt, den ich am Finger trage. So habe ich die Karte immer dabei.
„Wer zukunftsfähig sein möchte, muss auch digitale Bezahlmöglichkeiten anbieten.“
Mastercard ist auf fast allen Märkten weltweit vertreten: Welche aktuellen Trends erkennen Sie beim Bezahlen?
Robejsek: Die Corona-Pandemie hat zu massiven Veränderungen im Geschäfts- und Verbraucherverhalten geführt. Immer mehr Kunden suchen nach digitalen Möglichkeiten im Zahlungsverkehr. Wer zukunftsfähig sein möchte, muss auch digitale Bezahlmöglichkeiten anbieten. 43 Prozent der Deutschen erwarten, dass sie ihre Karte für Online-Zahlungen einsetzen können. Bei den 18- bis 29-Jährigen ist es sogar schon mehr als jeder Zweite. Daher wird es immer wichtiger, dass Debitkarten auch im E-Commerce einsetzbar sind. Bislang waren bei vielen Banken Kunden ohne Kreditkarte von dieser Bezahloption ausgeschlossen. Sie haben dann automatisch auf Kartenalternativen von Drittanbietern zurückgegriffen, was eine schleichende, nicht wünschenswerte Abwanderung von Kundinnen und Kunden zur Folge hatte. Wer wettbewerbsfähig sein will, braucht ein modernes Bezahlprodukt – am besten direkt am Konto. Digital ist der neue Standard.
Denkt Mastercard beim Bezahlen auch über Kartenlösungen hinaus?
Robejsek: Unser Geschäft dreht sich nicht nur um Kartenzahlungen. Wir wollen alle Bezahlformen ermöglichen, die Verbraucher und Unternehmen wollen, ob es mit der Karte ist oder in der Blockchain. Rund um diese Bezahllösungen gibt es diverse Dienstleistungen. Wir helfen unseren Kunden, Banken, Fintechs, Zahlungsabwicklern, aber auch Kommunen und Städten, auf Themen unserer Zeit wie Blockchain, Digitalisierung und Cyberrisiken zu reagieren. Unser Angebot ist in seiner Breite einmalig.
„Die Konsumenten erwarten von ihrer Bank schnelle, reibungslose und sichere Zahlverfahren. Immer und überall.“
Welche neuen Bezahllösungen werden wir möglicherweise schon bald von Mastercard sehen?
Robejsek: Die Konsumenten erwarten von ihrer Bank schnelle, reibungslose und sichere Zahlverfahren. Immer und überall. Wir helfen den Banken dabei, ihrer Kundschaft die gewünschte Flexibilität zu geben. So beobachten wir zum Beispiel, dass sich nicht alle Kunden im E-Commerce-Checkout registrieren wollen. Unsere Erhebungen zeigen, dass 55 Prozent der Konsumentinnen neben der Anmeldung auch den Gastzugang nutzen. Auch der Handel misst dem Gast-Checkout eine hohe Bedeutung bei. Mit 35 Prozent bieten rund ein Drittel der kleinen und mittleren E-Commerce-Unternehmen diese Bezahlmethode an. 30 Prozent der Kunden registrieren sich zwar bei einem Händler, führen aber später nie wieder eine Transaktion aus, sodass ein registrierungsfreier Prozess eine bessere User-Experience gehabt hätte.
Wie reagieren Sie auf diese Erkenntnis?
Robejsek: Um den Gast-Checkout im Online-Handel mit Karte noch schneller, komfortabler und sicherer zu machen, beschäftigen wir uns 2023 verstärkt mit der Einführung des neuen Industriestandards „Click to Pay“. Die Debit- oder Kreditkarte wandert nahtlos von der physischen in die digitale Geldbörse. Auf Basis der „Click to Pay“-Systematik können sich Karteninhaber im Checkout schnell identifizieren oder werden sogar automatisch wiedererkannt. Dadurch entfällt das mühsame Eingeben der langen Kartennummer oder von Passwörtern im Online-Handel. Sollte die Karte ablaufen, werden die Daten künftig automatisch erneuert – ein wichtiger Vorteil für den Handel. Auch die Liefer- und Rechnungsadresse ist bereits im digitalen Geldbeutel hinterlegt. Den Kundinnen und Kunden wird so ein nahtloses Einkaufserlebnis ermöglicht und gleichzeitig sind alle regulatorischen Anforderungen der Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 und der starken Kundenauthentifizierung erfüllt.
„Eine Bezahlkarte, die im digitalen Raum nicht funktioniert und nicht auf der ganzen Welt eingesetzt werden kann, ist nicht mehr zeitgemäß.“
Ab Juli 2023 wird es keine Girokarten mit dem Debitkarten-System maestro von Mastercard mehr geben. Stattdessen werden die Girokarten um zusätzliche Funktionen der Debit Mastercard erweitert. Welche Gründe haben zu dieser Entscheidung geführt?
Robejsek: Eine Bezahlkarte, die im digitalen Raum nicht funktioniert und nicht auf der ganzen Welt eingesetzt werden kann, ist nicht mehr zeitgemäß. Verbraucherinnen und Verbraucher erwarten heute, dass Bezahlverfahren durchgehend funktionieren – im E-Commerce, im M-Commerce, im In- und Ausland. Genau das ermöglichen wir, indem wir unser Maestro-System auf Debit Mastercard aufwerten. Daher werden wir ab Juli 2023 keine neuen Maestro-Karten mehr ausgegeben. Das ist eine globale Entscheidung und gilt nicht nur für Deutschland. Viele Banken und Sparkassen händigen ihren Kundinnen und Kunden schon heute eine moderne Debit Mastercard als Standard aus – ob im Tandem als Co-Badge mit der heimischen Girocard oder allein für sich. Dieses moderne Produkt wird die bestehende Girocard-Kartenlösung mit Maestro in Deutschland bis 2027 komplett ablösen.
Was sind die Vorteile dieser neuen Co-Badge-Lösung mit der Debit Mastercard?
Robejsek: Mit der Co-Badge-Lösung auf Basis der Debit Mastercard werten Banken und Sparkassen die bisherige Lösung ganz erheblich auf. Damit erfüllen sie den Wunsch ihrer Kundinnen und Kunden nach einem leistungsfähigen, modernen und sicheren Zahlungsmittel, das direkt mit ihrem Girokonto verbunden ist. Denn mit 63 Prozent möchte die Mehrzahl der Deutschen, dass die Zahlungen mit ihrer Karte direkt vom Konto abgebucht werden. Die bewährten und den Kunden bekannten Funktionen der Girocard bleiben erhalten. Mit der Debit Mastercard-Funktion ermöglichen die Volksbanken und Raiffeisenbanken ihren Kundinnen und Kunden zusätzliche Leistungen und werten so ihr Girokonto auf: Zu den Vorteilen zählen etwa ein bequemer Zugriff auf das E-Commerce-Geschäft, weltweite Einsetzbarkeit an über 90 Millionen Akzeptanzstellen im Laden und der Zugriff auf Geldautomaten weltweit. Die Zahlungen werden dabei wie immer direkt vom Konto abgebucht. Die Debit Mastercard vereint quasi die Vorteile von zwei Karten: Die Kostenkontrolle einer Debitkarte, kombiniert mit der Fähigkeit zur Online-Zahlung und einer weltweiten Akzeptanz, wie man sie bislang nur von Kreditkarten kannte.
„Die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden sind sehr individuell. Daher sollten Banken ein möglichst breites Kartenportfolio anbieten.“
Macht die neue Co-Badge-Lösung die klassische Kreditkarte von Mastercard überflüssig?
Robejsek: Nein, die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden sind sehr individuell und richten sich nach vielen Faktoren wie Bonität, Kaufverhalten oder auch dem Zahlungsanlass. Daher sollten Banken ein möglichst breites Kartenportfolio anbieten.
Wo bestehen die Unterschiede zu einer normalen Kreditkarte?
Robejsek: Nicht zu verwechseln sind Debitkarten mit Kreditkarten, auch wenn es viele Ähnlichkeiten gibt. Denn bei Kreditkarten, sogenannten Charge-Karten, wird das Konto der Hausbank oder Sparkasse nicht direkt belastet, sondern der gesammelte ausgegebene Betrag einmal im Monat abgebucht. Bei Revolving-Kreditkarten entscheiden die Nutzer, wann sie das ausgegebene Geld zurückzahlen. Wahlweise ist sogar eine Ratenzahlung zur Begleichung des Saldos möglich. Es ist vor allem diese finanzielle Flexibilität, die künftig einen bleibenden Platz für Kreditkarten im Portemonnaie der Kunden sicherstellt. Außerdem bieten viele Banken auf Kreditkarten zusätzlich Premium-Services oder sonstige Zusatzleistungen an. Zum Beispiel Rabatte, einen zusätzlichen Versicherungsschutz oder den Zutritt zu exklusiven Lounges am Flughafen. Diese Leistungen werden vom jeweiligen Kartenherausgeber individuell festgelegt.
Die Umstellung auf die neue Co-Badge-Lösung ist für die Volksbanken und Raiffeisenbanken mit Aufwand verbunden. Unter anderem müssen sie ihre Bestandskunden um Zustimmung bitten, weil es sich bei der neuen Karte um einen Produktwechsel handelt. Wie können die Banken diesen Anlass kommunikativ sonst noch nutzen?
Robejsek: Nur Anbieter, die über ein attraktives, um digitale Services erweitertes Angebot verfügen, werden die Zufriedenheit ihrer Bestandskunden weiter steigern und neue Kundinnen und Kunden hinzugewinnen. Insbesondere für die Generation Z, die von Kindesbeinen an mit digitalen Technologien aufgewachsen ist, gehört das Smartphone zum ständigen Begleiter. Sie ist fast immer online. Wer keine Marktanteile verlieren will, muss sich darauf einstellen und entsprechende Produkte und Services anbieten, welche die Kunden im Alltag optimal begleiten.
Immer mehr Menschen bezahlen auch an der Ladenkasse digital, zum Beispiel mit ihrem Smartphone. Welches Potenzial haben virtuelle Karten und welche Lösungen bietet Mastercard an?
Robejsek: Das Bezahlen mit dem Handy findet immer größere Akzeptanz. In Deutschland hat mit 26 Prozent bereits jeder Vierte in den letzten zwölf Monaten mindestens einmal mit dem Smartphone oder der Smartwatch bezahlt – Tendenz steigend. Auch vollintegrierte In-App-Zahlungen werden zunehmend genutzt, da sich der Konsum durch die Corona-Pandemie noch stärker auf die Online-Kanäle verlagert hat. Mastercard bietet auch eine rein virtuelle Debit Mastercard an, die in einer App generiert werden kann. Sie besitzt alle Vorteile der physischen Debit Mastercard und wird vor allem für mobile Bezahllösungen eingesetzt. Anders als eine klassische Plastikkarte können Nutzerinnen und Nutzer die virtuelle Debit Mastercard kostenlos innerhalb weniger Sekunden in der jeweiligen Banking-App erstellen und diese direkt für Zahlungen mit dem Smartphone oder der Smartwatch verwenden. Sie steht sofort in der Banking-App zur Verfügung und kann zu mobilen Bezahllösungen wie Apple Pay oder Google Pay hinzugefügt werden. Hier werden die Ausgaben ebenfalls direkt vom Girokonto abgebucht.
Die NFC-Technik ermöglicht es, virtuelle Karten nicht nur im Smartphone zu speichern, sondern auch in sogenannten Wearables. Wie ist Mastercard in diesem Bereich aufgestellt?
Robejsek: Neue Technologien und das Internet der Dinge sogen für noch mehr Vernetzung. Nutzer zahlen mit ihrer Smartwatch, dem Fitnessarmband oder anderen Wearables. Smarte Ringe können für kontaktloses Bezahlen genutzt werden und sind immer dabei. Die Bezahlung funktioniert wie mit einer kontaktlosen Karte, einfach durch Anhalten an das Kassenterminal. Mit den entsprechenden Apps lässt sich die Kredit- oder Debitkarte schnell und einfach zu Geräten hinzufügen, die einen NFC-Chip integriert haben. Mastercard arbeitet mit einer Vielzahl von Herstellern von Uhren-, Schmuck- und Fitnessmarken zusammen, um in Zukunft weitere Smart Devices mit einer Bezahlfunktion auszustatten. Auch mit Modemarken arbeiten wir an neuen technischen Features, bei denen die kontaktlose Bezahlfunktion zum Beispiel in den Ärmel der Jacke integriert wird. Dadurch ergeben sich auch für Banken neue Möglichkeiten der Interaktion mit den Kundinnen und Kunden.
Auch beim Zahlungsverkehr spielt Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle. Welche Chancen bietet dieses Thema für den Vertrieb der Volksbanken und Raiffeisenbanken?
Robejsek: Unsere Zukunft wird entscheidend von unseren Antworten auf die Klimafrage in diesem Jahrzehnt abhängen. Als Technologienetzwerk mit drei Milliarden Karteninhabern weltweit und über 90 Millionen angeschlossenen Händlern ist es unsere Verpflichtung, Technologien für bewussteres, gerechteres Leben einzusetzen und unseren Beitrag für eine nachhaltige Zukunft zu leisten. Viel mächtiger als eigene finanzielle Beiträge, die ein einzelnes Unternehmen leisten kann, ist die Mobilisierung des Netzwerks aus unseren Kunden und deren Kunden. Daher laden wir die Volksbanken und Raiffeisenbanken ein, mit uns gemeinsam etwas zu bewegen. Sie können sich zum Beispiel an unserer Priceless-Planet-Initiative beteiligen, die sich verpflichtet hat, 100 Millionen Bäume bis zum Jahr 2025 zu pflanzen. Wir geben ihnen außerdem die Möglichkeit, ein nachhaltiges Denken und Handeln ihrer Kunden zu fördern. So helfen wir beispielsweise Verbrauchern, den Umwelteinfluss ihrer Ausgaben mit Hilfe eines CO2-Rechners besser zu verstehen und anzupassen. Im B2B-Segment stellen wir mit Hilfe von Blockchain-Technologie eine Lösung bereit, die es ermöglicht, entlang von weltweiten Lieferketten die Umweltbilanz eines Produkts von Ende zu Ende nachzuvollziehen.
Wie holen Sie Kundinnen und Kunden ab, die sich eine nachhaltig hergestellte Karte wünschen?
Robejsek: Mit innovativen Lösungen wollen wir den Wandel hin zu einer nachhaltigeren digitalen Wirtschaft ermöglichen und beschleunigen. Dabei binden wir Banken und andere Partner in den Klimaschutz ein und geben ihnen Instrumente an die Hand, mit denen sie Verbraucher animieren können, selbst Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen. Durch die Zusammenarbeit möchten wir einen entscheidenden Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten. So haben wir beispielsweise die Greener-Payments-Partnership ins Leben gerufen, die es Banken ermöglicht, Karten aus umweltfreundlichen Materialien anzubieten. Denn umweltbewusster Leben kann auch schon bei der Wahl der Debit- oder Kreditkarte beginnen. Wir freuen uns, dass die Volksbanken und Raiffeisenbanken dieses Angebot bereits nutzen und Mastercard-Karten aus Maisstärke anbieten.
„Potenziell lassen sich alle Gerätearten zu sicheren Bezahlplattformen machen – Autos, Fernseher und sogar Kühlschränke.“
Zum Abschluss noch etwas Science-Fiction: Wie werden wir in zehn Jahren bezahlen?
Robejsek: In Zukunft werden immer mehr Gegenstände über eine Bezahlfunktion verfügen. Mithilfe der Tokenisierung lassen sich potenziell alle Gerätearten zu sicheren Bezahlplattformen machen – Autos, Fernseher und sogar Kühlschränke. Wahrscheinlich werden wir in zehn Jahren gar nicht mehr darüber nachdenken, wie wir bezahlen. Es wird vielleicht mit einem Augenzwinkern geschehen oder mit einem Lächeln. Solche Lösungen testen wir bereits.
Herr Robejsek, vielen Dank für das Gespräch!