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Herr Pickert, in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Bamberg und dem Landeskriminalamt Baden-Württemberg ist es dem Bayerischen Landeskriminalamt gelungen, eine Bande von Geldautomatensprengern in den Niederlanden und Belgien auffliegen zu lassen. Sie werfen der Gruppe vor, ungefähr 100 Geldautomaten gesprengt zu haben, davon 34 in Bayern. Können die Banken jetzt aufatmen, weil die Gefahr gebannt ist?

Harald Pickert: Wir können mal durchschnaufen, so würde ich es formulieren. Erfreulicherweise blieb Bayern bisher nach der Festnahme-Aktion in Holland und Belgien von weiteren Geldautomaten-Sprengungen verschont. Aber es wäre falsch zu sagen, die Gefahr wäre nun vorüber. Wir ordnen der festgenommenen Gruppe auch zahlreiche Geldautomaten-Sprengungen in Baden-Württemberg und sechs weiteren Bundesländern zu. Und dort gab es seitdem schon wieder Fälle. Meiner Einschätzung nach ist es nur eine Frage der Zeit, bis andere Täter wieder in Bayern zuschlagen werden. Deswegen freuen wir uns über den Fahndungserfolg. Aber Ruhe werden wir erst dann haben, wenn alle Geldautomaten so gesichert sind, dass es für die Kriminellen nicht mehr interessant ist, nach Bayern zu kommen.


Glauben Sie, dass andere Täter erstmal Gras über die Sache wachsen lassen und Bayern vorerst meiden?

Pickert: Sicherlich hinterlässt man mit so einer Festnahme-Aktion im kriminellen Milieu einen gewissen Eindruck. Das kennen wir auch von anderen Seriendelikten. Aber auch wenn andere Täter Bayern vorerst meiden: Tatgelegenheiten sind bei uns immer noch genügend vorhanden, und nur danach gehen die Täter. Das Thema ist noch nicht vom Tisch.


Wie sind Sie den Tätern auf die Spur gekommen?

Pickert: Letztlich war es wie so häufig eine Mischung. Wir haben Spuren zusammengetragen und mit sonstigen Erkenntnissen kombiniert. In dem Fall haben uns auch die Kolleginnen und Kollegen aus Holland unterstützt, dort hatte die Gruppe ihren Sitz. Es hilft zum Beispiel, Bilder der Täter aus Überwachungskameras zu vergleichen. Auch wenn diese maskiert waren, lassen sich daraus Erkenntnisse ziehen. Im Austausch mit den holländischen Kollegen sind wir dann auf diese Gruppierung gestoßen.

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Geldautomaten-Sprengungen verhindern: Dazu BLKA-Präsident Harald Pickert in der Video-Zusammenfassung. Video: Florian Christner und Karl-Peter Lenhard (Schnitt), Genossenschaftsverband Bayern

Sie haben in den vergangenen Monaten in Zusammenarbeit mit den Genossenschaftsbanken, Sparkassen und Geschäftsbanken im Freistaat alle gemeldeten Geldautomaten einer Risikoanalyse unterzogen. Was sind die zentralen Ergebnisse dieser Analyse?

Pickert: Stand heute gehen wir davon aus, dass etwa jeder zehnte Geldautomat in Bayern ein hohes Risiko für eine Sprengung aufweist. Wir hatten über alle Banken hinweg bisher rund 7.000 Geldautomaten analysiert und knapp 700 sind hochgefährdet. Das Risiko kann man unseres Erachtens anhand verschiedener Parameter recht gut einschätzen. Da geht es unter anderem darum, wo sich der Standort befindet, wie die Fluchtmöglichkeiten eingeschätzt werden und in welcher Zeit die Polizei vor Ort sein kann. Eine Rolle spielt auch der Automatentyp und wie die Räumlichkeiten gesichert sind. Die Risikoanalyse kann jedoch nur ein erster Schritt sein, denn die Gefährdungslage ist nicht statisch, sondern hängt von vielen anderen Variablen ab. Wenn etwa besonders gefährdete Geldautomaten gesichert wurden, dann nehmen die Täter vielleicht andere Geräte ins Visier oder erhöhen ihr Entdeckungsrisiko, um dennoch zum Erfolg zu kommen. Solche Automaten müssen dann ebenfalls besser geschützt werden. Die Arbeit geht also nicht aus.

„Wir werden sukzessive jeder Bank, die an der Risikoanalyse teilgenommen hat, ein Beratungsangebot machen.“

Wie gehen Sie jetzt weiter vor?

Pickert: Wir werden sukzessive jeder Bank, die an der Risikoanalyse teilgenommen hat, ein Beratungsangebot machen. Wir wollen mit den Bankverantwortlichen vor Ort ins Gespräch kommen und uns gemeinsam die Situation anschauen. Zusammen wollen wir dann erörtern, welches Sicherheitskonzept das richtige ist, passend zugeschnitten auf jede Filiale. Unsere Beratung ist nicht von der Stange, uns geht es um die beste Lösung für den Einzelfall, denn jede Geschäftsstelle ist anders.


Wie werden Sie die Beratung konkret organisieren?

Pickert: Auf Basis der Daten, die wir erhalten haben, erstellen unsere Fachleute die Risikoanalysen für die Institute eines Bankenverbands, zum Beispiel für die Volksbanken und Raiffeisenbanken. Diese Pakete gehen anschließend an die zuständigen Fachberater in den Polizeipräsidien, die dann wiederum direkt auf die Banken zugehen. Die Institute brauchen also nicht von sich aus aktiv zu werden – es sei denn, sie haben einen dringenden Handlungsbedarf und wollen nicht abwarten, bis sie von uns angesprochen werden. Das mag der Fall sein, wenn etwa der Umbau einer Filiale ansteht und es sich anbietet, ein neues Sicherheitskonzept für die Geldautomaten aufzusetzen. Dann bleibt es den Instituten unbenommen, jetzt schon auf die polizeilichen Fachberater zuzugehen, auch wenn sie ihre Risikoanalyse noch nicht erhalten haben.

„Banken mit Beratungsbedarf können sich an ihre Polizeiinspektion wenden. Dort werden sie vermittelt.“

An wen können sich die Banken wenden?

Pickert: Die Präventionsberater sind verteilt auf die Polizeipräsidien in Bayern, um in der Fläche präsent zu sein. Daher ist es am sinnvollsten, wenn die Banken bei ihrer Polizeiinspektion anrufen und nach dem zuständigen Fachberater fragen. Die Kolleginnen und Kollegen vor Ort wissen Bescheid, wer das ist, und vermitteln den Kontakt. Im Bayerischen Landeskriminalamt ist mit unserem Sachgebiet 513 die Zentralstelle der polizeilichen Kriminalprävention angesiedelt. Wir entwickeln im Verbund mit dem Innenministerium und den Polizeipräsidien sowie den Partnern in den Ländern und im Bund die Lösungsansätze für verschiedenste Kriminalitätsphänomene und stellen die zentrale Koordination in Bayern sicher. Die Umsetzung vor Ort aber übernehmen die Berater in den Präsidien. Uns ist der Austausch wichtig. Deshalb: Melden Sie sich, wenn Sie Beratungsbedarf haben, wir freuen uns darüber.


Woher kommt es, dass die Täter vorwiegend aus Holland zu uns kommen?

Pickert: Ursprünglich waren diese Gruppen in Holland, aber auch in Belgien und Frankreich aktiv. In diesen Ländern haben die Banken und die Politik dann über die Jahre verschiedene Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Teilweise waren das auch gesetzliche Verpflichtungen, die Automaten so zu schützen, dass sie nicht mehr angegangen werden können. Zudem kann man in Holland zwischenzeitlich kaum noch mit Bargeld bezahlen. Das macht Geldautomaten obsolet. Viele wurden abgebaut, die anderen sind gesichert wie Fort Knox. In Holland fehlen also die Gelegenheiten zur Tat. Die Täter haben dann sehr schnell festgestellt, wie lohnenswert ein Trip über die Grenze nach Deutschland ist, weil es bei uns noch viele unzulänglich gesicherte Geldautomaten gibt. Mittlerweile hat sich das Tatgeschehen fast ausschließlich nach Deutschland verlagert.


Gibt es regionale Schwerpunkte?

Pickert: Die Schwerpunkte sind Niedersachsen, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz – also die Bundesländer, die über das Autobahnnetz relativ gut von Holland aus zu erreichen sind. Die Täter benutzen hochmotorisierte Fluchtfahrzeuge. Mit Höchstgeschwindigkeit sind sie relativ schnell wieder zurück in der Heimat, auch von Bayern aus. Das gut ausgebaute Fernstraßennetz im Freistaat gerade auch im ländlichen Raum kommt den Kriminellen in dieser Hinsicht sehr entgegen. Das ist auch ein Grund, warum die Genossenschaftsbanken und die Sparkassen am häufigsten betroffen sind. Diese beiden Bankengruppen haben die meisten Automaten und sie sind im ländlichen Raum stark vertreten. Die Tatorte liegen meistens auf dem Land, es gibt kaum Sprengungen in Städten.

Bisher nur zwei Sprengungen im Jahr 2023

Im Jahr 2023 kam es laut dem Bayerischen Landeskriminalamt (BLKA) bislang zu zwei Sprengungen von Geldautomaten in Bayern (Stand 29. März 2023). 2022 waren es nach Angaben des BLKA in Bayern 37 versuchte und vollendete Fälle. Dabei entstand ein Sachschaden von über vier Millionen Euro. Die Täter erbeuteten insgesamt rund 3,1 Millionen Euro. Im Jahr 2021 wurden in Bayern 17 Geldautomaten gesprengt, dabei entstand Sachschaden in Höhe von über einer Million Euro. Die Tatbeute war etwas weniger als eine Million Euro.

Wie gehen die Täter in der Regel vor?

Pickert: In der Regel kundschaften die Täter zunächst die Geldautomaten aus. Das ist der Klassiker. Sie sind unterwegs und schauen sich an, welche Standorte für sie günstig liegen und ob dort Automatentypen vorhanden sind, die sie leicht angehen können. Das braucht einen gewissen Vorlauf. Zur Tat selbst reisen die Täter aus Holland an, maskieren sich, gehen in die Bank, sprengen den Automaten und sind verschwunden. Alles geht sehr schnell, der ganze Vorgang dauert nur zwei bis drei Minuten. Oberstes Ziel ist es, den Tatort so rasch wie möglich wieder zu verlassen. Die Täter machen sich auch nie die Mühe, herumfliegende Geldscheine aufzusammeln. Sie schnappen sich die Geldkassetten und treten anschließend sofort die Flucht an. Manche fahren sofort nach Hause, andere machen erstmal Zwischenstation und gehen in Deckung, um anschließend unerkannt nach Holland zu flüchten.

Wie hoch ist die Erfolgsquote der Täter?

Pickert: Mittlerweile sind die Täter sehr erfolgreich. Wir sehen kaum noch Versuche, fast nur noch vollendete Taten. Die Kriminellen haben ihre Erfahrungen gesammelt und sich auf die Tatorte eingestellt. Das sind Berufsverbrecher. Die sehen sofort, wie viel Sprengstoff sie ungefähr zur Sprengung des Geldautomaten brauchen, und im Zweifel verwenden sie lieber etwas mehr als notwendig. Das ist dann auch das Problem, denn die Wirkung des Sprengstoffs ist verheerend.


Was macht die Täter neuerdings so gefährlich?

Pickert: Gefährlich ist der hochwirksame Festsprengstoff. Früher haben die Kriminellen eine explosive Gasmischung in die Geräte eingeleitet und gezündet. Festsprengstoff entfaltet eine ganz andere Detonationswirkung als Gas. Um das einmal zu verdeutlichen: Die Geldkassetten der Automaten befinden sich in einem integrierten Tresor, der mit einer schweren Stahltür gesichert ist. Bei einer Sprengung wurde die Stahltür des Tresors erst gegen das Mauerwerk der Filiale geschleudert und dann durch das Fenster etwa 30 Meter nach draußen bis auf die Straße. So eine Stahltür kann man alleine fast nicht heben. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn zur Tatzeit zufällig ein Fußgänger, Radfahrer oder Autofahrer vorbeigekommen wäre – ganz zu schweigen von den Menschen, die über so einer Geschäftsstelle leben, denn meistens sind das mehrstöckige Gebäude. Wir hatten schon Fälle, wo das darüberliegende Stockwerk einer Bank nach einer Sprengung evakuiert werden musste.

„Um einmal zu verdeutlichen, wovon wir hier reden: Die Haftbefehle für die Täter lauten teilweise auf versuchten Mord, weil bei den Taten der Tod von Menschen billigend in Kauf genommen wurde.“

Nehmen die Täter Rücksicht auf Menschenleben?

Pickert: Für die Täter wäre ein Menschenleben kein Hinderungsgrund, ihre Tat auszuführen. Die sind hochkriminell und absolut skrupellos. Um einmal zu verdeutlichen, wovon wir hier reden: Die Staatsanwaltschaft in Bamberg übernimmt zentral die Ermittlungen für alle Fälle von Geldautomaten-Sprengungen, die wir dieser Tätergruppe zuordnen. Die Haftbefehle lauten teilweise auf versuchten Mord, weil bei den Taten der Tod von Menschen billigend in Kauf genommen wurde. Bisher gab es nur mit viel Glück keine Geschädigten. Bei mehreren Hundert Gramm Festsprengstoff kann man die Wirkung der Detonation gar nicht mehr berechnen, so enorm ist die Druckwelle.

Haben Sie denn Hoffnung, das Problem der Geldautomaten-Sprengungen irgendwann in den Griff zu bekommen?

Pickert: Da bin ich sehr optimistisch. Wenn ich die Tatgelegenheiten reduziere oder die Tatausführung erschwere, zeigt das immer eine abschreckende Wirkung. Als junger Polizist war ich unter anderem für die Bekämpfung von Banküberfällen zuständig. In München gab es Ende der 1980er-/Anfang der 1990er-Jahre knapp 100 Überfälle pro Jahr. Jetzt geht die Zahl gegen null, weil die Banken Sicherheitsvorkehrungen getroffen haben. Das ging los mit Farbpatronen, mit denen das Geld in der Kasse unbrauchbar gemacht werden konnte. Dann wurden bessere Kameras eingebaut. Das hat die Aufklärung verbessert. Der Durchbruch waren schließlich die automatischen Kassentresore, die größere Geldsummen erst mit einer gewissen Zeitverzögerung freigeben. Auf die Schnelle sind also gar keine hohen Bargeldbestände verfügbar. Und kein Bankräuber ist scharf darauf, fünf oder zehn Minuten in der Bank zu warten, bis er an das Bargeld herankommt. Das ist ein typisches Beispiel, wie präventive Maßnahmen wirken, und Geldautomaten sind genauso gut dafür geeignet.


Was können die Banken von sich aus unternehmen, um die Sicherheit ihrer Bankautomaten zu erhöhen?

Pickert: Grundsätzlich ist es immer sinnvoll zu hinterfragen, ob alle Geldautomaten wirklich in der Form betrieben werden müssen, wie es aktuell der Fall ist. Geldautomaten in Gewerbegebieten sind dafür ein gutes Beispiel, etwa im Foyer eines Baumarkts. Großer Parkplatz vor dem Haus, und nach 20 Uhr ist dort nichts mehr los. Keine Zeugen, abseits gelegen – für die Täter sind das fast schon paradiesische Verhältnisse. Da machen wir es den Kriminellen viel zu einfach. Eine Möglichkeit wäre, das Foyer nach 20 Uhr so zu verschließen, dass die Täter nicht mehr so einfach an den Geldautomaten herankommen, zum Beispiel mit einer besonders gesicherten Eingangstür. Das Konzept muss aber schon durchdacht sein, sonst fliegt eben erst die Eingangstür in die Luft und dann der Automat.

„Nachtschließungen sind ein sehr probates Mittel, um das Risiko einer Sprengung erheblich zu reduzieren.“

Ist es grundsätzlich sinnvoll, den Zugang zu Geldautomaten nachts zu versperren?

Pickert: Für uns sind Nachtschließungen ein sehr probates Mittel, um das Risiko einer Sprengung erheblich zu reduzieren. Uns ist bewusst, dass dadurch zumindest temporär die Möglichkeit der Anwohner eingeschränkt wird, Bargeld abzuheben. Aber der Kreis der Menschen, die nachts zwischen 23 Uhr und 6 Uhr Geld abheben wollen, ist überschaubar. Deshalb halten wir das für vertretbar. Eine Nachtschließung ergibt aber nur Sinn, wenn die Eingangstür entsprechend gesichert ist und die Videoüberwachung funktioniert. Das schreckt die Täter wirksam ab. Neben den Nachtschließungen ist es naturgemäß am effektivsten, die Zahl der Geldautomaten so weit wie möglich zu reduzieren. Das beweist das Beispiel Holland. Je weniger Automaten, desto weniger Tatgelegenheiten. Natürlich sollten die Standorte immer auch unter dem Blickwinkel der Bargeldversorgung betrachtet werden. Hier bietet sich eine Nutzungsanalyse der Automaten an. Daraus lässt sich ein Konzept ableiten, welche Geräte sinnvoll weiterbetrieben werden können und wo auf sie möglicherweise verzichtet werden kann.


Welche technischen Sicherheitsvorkehrungen empfehlen Sie, um den Schutz der Geldautomaten zu erhöhen?

Pickert: Es gibt eine ganze Palette an Möglichkeiten, von der Vernebelung des Foyers bis zu Farbpatronen, die das Geld bei einer Sprengung unbrauchbar machen. Welche sinnvoll eingesetzt werden können, muss man sich vor Ort anschauen. Färbesysteme sollten eigentlich zur Grundausstattung gehören. Bei modernen Automaten sind die ohnehin integriert. Mit dem verfärbten Geld können die Täter nichts anfangen, weil es ihnen niemand abnimmt. Es gibt keinen Markt für verfärbte Geldscheine aus Automatensprengungen. Die Verfärbung ist so intensiv und eindeutig, das fällt sofort auf. Diese Färbesysteme sind in der Regel auch von der Versicherungswirtschaft zertifiziert. Das ist für die Banken wichtig, denn nur dann erhalten sie im Schadensfall die verfärbten Geldscheine ersetzt.

Die Banken kommen also nicht umhin, Geld in die Hand zu nehmen.

Pickert: Es ist uns bewusst, dass jede Sicherheitsmaßnahme Geld kostet. Aber wenn die Täter merken, dass ihnen die Arbeit deutlich erschwert wird, dann vermindert das auch den Druck auf die Banken. Zudem kann es nicht im Interesse der Bank sein, dass aus unzureichend gesicherten Geldautomaten ein Risiko für andere Menschen erwächst. Den Banken ist das auch bewusst, das haben wir bei den gemeinsamen Veranstaltungen deutlich gespürt. Uns ist auch klar, dass bei der Vielzahl an Geldautomaten nicht alle gleichzeitig gesichert werden können, sondern dass nach Gefährdungslage abgestuft werden muss. Deshalb erstellen wir auch die bankindividuellen Risikoanalysen und bieten den Instituten an, gemeinsam die Standorte zu prüfen und Sicherheitskonzepte für jeden Einzelfall zu erarbeiten. Dafür sind die Datenzulieferungen der Institute über die Bankenverbände ein wichtiger Baustein. Wenn wir unser Know-how zusammenlegen, können wir viel erreichen.


Wie bewerten Sie die Zusammenarbeit mit den bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie dem Genossenschaftsverband Bayern?

Pickert: Sehr gut. Wir stellen deutlich fest, dass es ein Problembewusstsein gibt und es wichtig ist, aktiv zu werden. Wir haben auch schon einige Analysepakete fertig geschnürt und gehen jetzt in den Austausch mit den Instituten. Wir haben uns auch gefreut, dass wir mit unserer Initiative einen Impuls setzen konnten. Die beiden Runden Tische mit den Bankenverbänden im Sommer 2022 sowie im Frühjahr 2023 haben gezeigt, dass der Wille vorhanden ist, etwas zu tun, und dass alle an einem Strang ziehen. Deswegen habe ich ein gutes Gefühl, dass wir gemeinsam viel erreichen können.


Die Banken haben großes Interesse daran, durch Prävention und Selbstverpflichtung eine gesetzliche Regelung zu verhindern. Wie beurteilen Sie die Wahrscheinlichkeit, dass der Gesetzgeber eingreift? Sehen Sie eine gesetzliche Regelung als zielführend an?

Pickert: Das muss die Politik entscheiden. Wenn die Banken jedoch in ihrer Gesamtheit signalisieren, dass sie das Problem erkannt haben und die entsprechenden Maßnahmen auch umsetzen, dann brauche ich keine gesetzliche Grundlage dafür. Vorausgesetzt natürlich, die Maßnahmen sind auch erfolgreich. Hilfreich ist ein Blick auf andere Länder wie eben Holland. Wenn Freiwilligkeit und Eigeninitiative nicht zum Ziel führen, dann bleibt dem Gesetzgeber als letzte Möglichkeit, Präventionsmaßnahmen gesetzlich festzulegen. Die Politik hat meines Erachtens klar signalisiert, dass sie die aktuelle Situation und das Vorgehen der Banken beobachten wird. Ausschlaggebend wird die Bereitschaft der Banken sein, sich einzubringen.


Der Ball liegt also im Spielfeld der Banken.

Pickert: Ganz genau. Aber nochmal: Gemeinsam können wir es schaffen. Da bin ich sehr zuversichtlich.


Herr Pickert, herzlichen Dank für das Gespräch!

Geldautomaten-Sprengungen: So unterstützt der GVB

Der Genossenschaftsverband Bayern (GVB) engagiert sich dafür, die Sicherheitslage für die bayerischen Kreditgenossenschaften zu verbessern und damit den Schadenaufwand zu reduzieren. In zwei Runden Tischen mit dem Bayerischen Landeskriminalamt (BLKA) wurde die Vorgehensweise mit den Finanzinstituten und der Versicherungswirtschaft abgestimmt. Der GVB hat sich dabei als Vertreter der besonders betroffenen Regionalbanken intensiv eingebracht. In Abstimmung mit dem Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) wurden die Mitgliedsbanken gebeten, sich an einer Gefahrenanalyse des BLKA zu beteiligen. Dazu hat der GVB in seinem Mitgliederportal umfassend informiert. Die Daten werden für eine umfängliche Risikoanalyse genutzt. Unter anderem wird eine Gefährdungslandkarte erstellt, die besonders exponierte und gefährdete Standorte identifiziert. Wie Täter vorgehen, zeigt anschaulich der Film des BLKA, der ebenfalls im GVB-Mitgliederportal abzurufen ist. Darüber hinaus hat der Verband Informationsveranstaltungen auf regionaler Ebene für die Banken organisiert.

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