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Was sind ETFs? Warum sind Bitcoins keine Währung? Und: Wie kann bereits ein Jugendlicher sein Geld langfristig gut anlegen? Wenn es um Finanzbildung geht, dann sind Social-Media-Kanäle für junge Menschen zwischen 14- und 29-Jahren die erste Anlaufstelle. Diese lesen sich allerdings nicht stundenlang durchs Internet, es sind kurze Videos, aus denen sie ihr Finanzwissen beziehen. Diesen Trend haben sogenannte Finfluencer längst erkannt. Sie greifen vermeintlich trockene Themen auf und informieren unterhaltsam in wenigen Sekunden – ob zu ETFs, Bitcoins oder zur Altersvorsorge.

Mehr als 1.500 Videos in fünf Jahren

Finanzthemen einfach zu erklären, das treibt auch Benjamin Schliebener aus München seit ein paar Jahren um. „Im Jahr 2020 war TikTok gerade im Wandel. Denn anstatt nur Tanzvideos zu bieten, gab es die ersten Videos mit Inhalten auf TikTok“, erzählt Schliebener. Und auf diesen Trend sprang Schliebener, der gerade ein duales Studium bei einer Bank absolviert hatte, auf.

„Was ist eine Aktie?“ – so lautete der Titel seines ersten Videos. „Ich habe mir eine 30-Tage-Challenge gesetzt und jeden Tag ein kurzes Video zu Finanzthemen oder zur Geldanlage hochgeladen. Daraus sind in fünf Jahren mehr als 1.500 Videos geworden“, sagt Schliebener. „Vor fünf Jahren war das noch die Speerspitze. Da galt es als innovativ, Inhalte in kurzen Videos auf Social Media zu vermitteln. Das hat sich in wenigen Jahren komplett verändert.“

Den Durchblick in der Finanzwelt behalten

Social Media hat sich zu einem nützlichen Werkzeug entwickelt, um über Finanzinhalte zu informieren. Unternehmen sowie Banken haben die Zeichen der Zeit erkannt und setzen auf Social Media, um Kundinnen und Kunden dabei zu unterstützen, bei Finanzthemen am Ball zu bleiben.

„Investieren mit Ben“ heißt Schliebeners Format, in Vorträgen und Workshops, auch an Schulen, informiert er zu allen möglichen Finanzthemen. Seine Motivation dabei ist es, Interessierte zu unterstützen, in der komplexen Finanzwelt den Durchblick zu behalten. Schliebeners Community wächst stetig und dank Kommentaren, Fragen und Reaktionen weiß er auch, welche Themen interessieren.

Doch so kurz ein Erklärvideo sein mag: Dahinter sollte ein Konzept stehen. Eine Strategie. Und wie man diese genau entwickelt, dazu berät Schliebener. So unterstützt er mit seiner Kommunikationsagentur, die er gemeinsam mit einem Geschäftspartner betreibt, unter anderem Volks- und Raiffeisenbanken dabei, ihre eigene digitale Präsenz auf- und auszubauen.

Radar für Authentizität

Mit Blick auf sein eigenes erstes Finanz-Video vor fünf Jahren weiß Schliebener: „Man kann alles lernen, wenn die Motivation da ist.“ Wichtig sei es vor allem, dass die an der Video-Produktion Beteiligten Spaß am Thema hätten. „Wären die Akteure gezwungen worden, vor der Kamera zu stehen, fällt das auf“, sagt Schliebener. „Und junge Menschen haben einen Radar dafür, ob etwas echt und somit authentisch ist.“

Welche Botschaft, an welche Zielgruppe?

Beim Erstellen einer Strategie gehe es zunächst einmal um die Zielgruppe: „An wen genau möchte ich welche Botschaften senden? Das muss man sich vorher überlegt haben, denn auf Social Media können ganz verschiedene Zielgruppen angesprochen werden.“ Einfach erklärt: Womöglich kann es besser sein, ein Immobilienthema im Anzug zu erklären, während sich Cap und Hoodie besser dafür eignen, um über den Kauf der ersten Aktie zu sprechen. „Der Video-Content sucht sich seine Zielgruppe“, fasst Schliebener zusammen.

Authentizität entsteht durch das simple Konzept, auf regionale Gesichter vor der Kamera zu setzen. Warum sollte eine Regionalbank nicht auf diesen Wiedererkennungseffekt setzen? Und als Expertin oder Experte können die jeweiligen Bankmitarbeitenden ohnehin einzelne Themen am besten erklären. Daher lautet Schliebeners Ratschlag: „Am besten ist es, auf die eigenen Mitarbeitenden zurückzugreifen, die vor der Kamera agieren.“

Ob einfache Finanztipps oder tiefergehende Analysen – Schliebener ist der Meinung, dass sich jedes Thema für Social Media eignet. „Eher geht es darum, ein Gespür dafür zu haben, was die eigene Zielgruppe gerade interessiert. So kann es auch interessant sein, einfach mal ein aktuelles Thema oder einen Begriff wie zum Beispiel Inflation aufzugreifen und in einfachen Worten zu erklären.“

Unabhängig aber davon, wie gut eine Expertin oder eine Experte ein Thema flüssig darlegen kann, lautet Schliebeners Tipp: „Jedes gute Video braucht ein gutes Skript. Die Planung ist das A und O, diese nimmt am meisten Zeit in Anspruch.“

Den Zusehenden an die Hand nehmen

Steht das Thema fest, geht es zunächst um die Formulierung eines knackigen Einstiegs, der in das Thema hineinzieht. „Man könnte ein wenig provozieren, auf alle Fälle aber sollte der Anfang Lust auf mehr machen.“

Der Hauptteil liefert den Mehrwert. „Die Informationen lege ich Schritt für Schritt dar. Hilfreich ist es da zu denken, dass ich die Zuschauerin und den Zuschauer an die Hand nehmen möchte und alle Fragen beantworte.“ Am Ende könnte es, so Schliebeners Tipp, noch einen „Call for Action“ geben.

Die ideale Länge für ein Video sind 30 bis 40 Sekunden. „Wer mehr Material hat: Es lohnt sich, beim Schneiden zu kürzen und den Inhalt somit präziser darzustellen“, sagt Schliebener.

Video mit informativem Mehrwert

Auch gewagte Formate wie zum Beispiel ein Sketch dürften ruhig mal ausprobiert werden, findet Schliebener. Hauptsache, die Botschaft wird vermittelt und das Video sorgt für einen informativen Mehrwert. „Jedes Video erreicht ein anderes Publikum, daher lohnt sich auch die Mischung: Zu 70 Prozent würde ich ganz grundlegende Finanzthemen aufgreifen, bei den restlichen 30 Prozent wage ich es, komplexere Themen auszuprobieren.“

Bei seiner Beratung von Banken fungiert Schliebener mal als Impulsgeber, in anderen Fällen entwickelt er eine komplette Social-Media-Strategie. Dabei betont er aber: „Die Authentizität schlägt stets die Produktqualität.“ Es gehe nicht um das vermeintlich technisch perfekte Video. Viel entscheidender sei es, Finanzwissen informativ an andere weiterzugeben und einen Stil zu finden, der zur eigenen Bank und deren Geschichte passt. Und: „Der beste Zeitpunkt anzufangen ist jetzt! Als Content Creator weiß ich, dass man einen langen Atem braucht. Es gilt, ein wenig in Vorleistung zu gehen, bevor sich ein betrieblicher Effekt einstellt. Aber es lohnt sich!“

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