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Im Winter 2020/21 ist der Heimatindex der bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken auf einen neuen Tiefstand von nur noch 56 Punkten gefallen. Das ist ein Rückgang um acht Zähler im Vergleich zur Erhebung im Sommer 2020. So starke Verluste hat der Index seit seiner Einführung im Sommer 2018 noch nie verzeichnet. Seinen bisherigen Höchststand markierte der Heimatindex im Sommer 2019 mit 70 Punkten.

Beim Blick auf die Regierungsbezirke fällt der Index geringfügig unterschiedlich aus. Oberbayern und Oberpfälzer vergeben jeweils 57 Punkte, Mittelfranken 56, Niederbayern, Oberfranken, Unterfranken und Schwaben 55 Punkte. „Die Menschen sind von der anhaltenden Anti-Corona-Situation nicht nur ermüdet, sie sind regelrecht zermürbt“, folgert Jürgen Gros, Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB), aus den Zahlen. Schon bei der Erfassung im vergangenen Sommer hat Corona den Bayern deutlich aufs Gemüt geschlagen. „Jetzt erleben wir einen Absturz“, mahnt der GVB-Präsident.

Heftig fällt der Rückgang im Bereich Vernetzung mit Freunden und Familie aus. Dieser Teilindex büßte innerhalb eines halben Jahres 24 Zähler ein und steht jetzt bei 58 Punkten – nach zuletzt noch 82 Punkten. Noch drastischer gibt jedoch die Kategorie „Freundes- und Bekanntenkreis“ mit einem Rückgang um 35 Zähler nach. Sie liegt bei nur noch 45 Punkten. Bisher waren diese Kategorien stets die Bereiche mit den höchsten Werten. „Die Bayern sehnen sich nach der Begegnung mit Freunden und Familienmitgliedern. Sie wollen wieder gesellschaftliches Leben“, sagte Gros. Ganz besonders vermissen die 18- bis 24-Jährigen die Kontakte zu Freunden und Bekannten. Diese Gruppe zieht im Vergleich zum Durchschnitt noch einmal zwölf Zähler ab und vergibt in dieser Kategorie nur noch 33 Punkte.

Auch in den Regierungsbezirken ergeben sich Unterschiede. Während Oberpfälzer in der Kategorie „Vernetzung mit Freunden und Familie“ 60 Punkte vergeben und Oberbayern sowie Oberfranken immerhin noch 59 Punkte, sind es in Niederbayern nur 57 Punkte. In allen anderen Regierungsbezirken wurden 58 Punkte erreicht.

Unterstützung für Corona-Maßnahmen bröckelt

„Die Unterstützung der Menschen für die Anti-Corona-Maßnahmen lässt offenkundig nach“, ergänzte Gros. Das belegte auch die Entwicklung der weiteren Werte des Heimatindex gegenüber der Erhebung im Sommer 2020. Die Rubrik Einkaufsmöglichkeiten wird mit zehn Zählern weniger und damit 47 Punkten bewertet. Die Beurteilung der Gesundheitsversorgung büßt sechs Zähler auf jetzt 50 Punkte ein. Die Oberbayern sind mit der Gesundheitsversorgung etwas zufriedener – sie vergeben drei Zähler mehr als der Durchschnitt – Oberpfälzer fünf Zähler weniger.

Repräsentative Bevölkerungsumfrage

Der Heimatindex der bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken wird halbjährlich im Rahmen einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage vom Meinungsforschungsinstitut GMS Dr. Jung GmbH ermittelt. Dazu bewerten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Kategorien „Allgemeine Lebenszufriedenheit“, „Vernetzung mit Freunden und Familie“, „Freizeit, Kultur und Bildung“, „Arbeitsplatz und persönliche finanzielle Situation“, „Wohnen, Umwelt und Sicherheit“ sowie „Technische Infrastruktur und Grundversorgung“ mit 0 bis 100 Punkten. Aus diesen Teilergebnissen wird der Index berechnet. Im Zeitraum von 29. Dezember 2020 bis 4. Januar 2021 sowie von 27. Januar 2021 bis 1. Februar 2021 wurden insgesamt 2.007 Teilnehmer befragt.

Ernüchternd fallen auch die Bewertungen von Schul- und Freizeitangeboten aus. Der Index „Freizeit, Kultur und Bildung“ verliert zwölf Zähler auf 40 Punkte. Mit 38 Punkten am schlechtesten fällt hierzu die Bewertung in Schwaben aus. Oberbayern, Oberfranken und Mittelfranken vergeben 39 Punkte, Unterfranken 40. Mit 41 Punkten schneidet die Freizeitkategorie bei Niederbayern und Oberpfälzern noch am besten ab.

Einen Absturz verzeichnet der Teilindex „Freizeitangebote“. Er gibt um 20 Zähler auf 41 Punkte nach. Besonders schlecht beurteilt diesen Bereich die Gruppe der 18- bis 24-Jährigen – deren Bewertung liegt noch einmal drei Zähler unter dem Durchschnitt. Der Teilindex „Schul- und Bildungsangebote“ verliert gegenüber der Erhebung im Sommer 2020 weitere neun Zähler auf jetzt 56 Punkte. Während die 18- bis 24-Jährigen sowie die 35- bis 44-Jährigen hier sechs Punkte weniger vergeben als der Durchschnitt (50 Punkte), sehen die 25- bis 34-Jährigen die Situation merklich schlechter. Sie vergeben nur 47 Punkte und damit neun Zähler weniger als der Durchschnitt. Das zeige, „jungen Menschen, die sich auf ihren Berufsstart vorbereiten wollen, fehlen die Möglichkeiten Praktika zu absolvieren, in den Job einzusteigen oder Auslandserfahrung zu sammeln“, analysiert Gros. „Auch ein normales Studium ist unter den derzeit herrschenden Bedingungen trotz aller digitalen Möglichkeiten kaum möglich. Die Gruppe der 25- bis 34-Jährigen droht neben ganzen Schuljahrgängen zu den Verlierern der Corona-Maßnahmen zu werden.“

Öffnungsperspektiven dringend erforderlich

Deutliche Einbußen verzeichnet auch die Wahrnehmung der allgemeinen Lebenszufriedenheit in Bayern. Der Teilindex verliert sechs Zähler und landet bei 63 Punkten. Auch bei der Lebenszufriedenheit lassen sich regionale Unterschiede erkennen. Während Oberpfälzer mit 66 Punkten am zufriedensten sind, gefolgt von Oberbayern mit 65 Punkten, vergeben Niederbayern, Mittelfranken und Schwaben je 62 Punkte. In Unterfranken sind es noch 61 Punkte, während die Oberfranken in puncto allgemeiner Lebenszufriedenheit mit 60 Punkten das Schlusslicht bilden.

Insgesamt bewerten die Bayern die Lage immer noch um acht Zähler besser als die bundesdeutsche Vergleichsgruppe, die einen Wert von 55 Punkten (minus acht Zähler) vergeben. Zugleich sinkt der Index in Bayern etwas langsamer als im Rest Deutschlands. „Offenbar gelingt es den Bayern besser, Lockdown und weitere einschränkende Maßnahmen zu ertragen“, meint Gros. „Ungeachtet dessen ist es seitens der Politik dringend erforderlich, Perspektiven aufzuzeigen und gemeinsam mit Experten aus der Praxis kluge Konzepte für die nächsten Monate zu entwickeln. Die Menschen wollen jetzt plausible und nachvollziehbare Erklärungen. Sonst wird die Unterstützung für die Anti-Corona-Maßnahmen in der Bevölkerung immer weiter schwinden“, fürchtet er.

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