In den vergangenen Wochen sind viele Anleger auf den Boom der Kryptowährungen aufmerksam geworden. Die Kursausschläge scheinen vielversprechend zu sein, während festverzinsliche Anlagen weiterhin kaum Erträge abwarfen. Auch bei den bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken fragen Kunden nach - trotz des massiven Kurseinbruchs im Januar, als der Bitcoin-Kurs binnen kurzer Zeit von mehr als 20.000 Dollar auf weniger als 10.000 Dollar abstürzte.
Fragt man Helmuth Holzheu nach dem Trubel um Kryptowährungen, dann erzählt der Vertriebsleiter der VR Bank München Land eine Anekdote. Kürzlich kam eine Kundin in eine Geschäftsstelle und wollte ihre Beraterin sprechen. Ihr Anliegen: Das für ihren Sohn angelegte Depot auflösen und alles in Bitcoins investieren. „Die Beraterin hat der Kundin empfohlen, sich die enormen Verlustrisiken von Kryptowährungen bewusst zu machen und den Schritt noch einmal zu überdenken. Zudem hat sie ihr gezeigt, dass das bisherige Depot sehr erfolgreich lief“, sagt Holzheu. Das zeigte Wirkung: Wenige Tage später teilte die Kundin mit, nur einen winzigen Teil des Gelds in Bitcoins stecken zu wollen. „Wir sind froh, dass wir sie von einer vernünftigen Streuung ihres Vermögens überzeugen konnten“, sagt Holzheu.
„Viele Kunden sprechen unsere Berater auf Kryptowährungen an. Die Tendenz ist ganz klar steigend“, sagt Helmuth Holzheu von der VR Bank München Land. Auch Joachim Günnel, Leiter des Private Banking bei der Volksbank Raiffeisenbank Würzburg, erkennt eine zunehmende Lust auf das Kryptogeld. „Die hohen Wertzuwächse haben die Kunden aufhorchen lassen. Viele von ihnen sprechen uns an“, sagt Günnel.
Dirk Grensemann, Prokurist und Bereichsleiter Privatkunden & Marketing der Augusta-Bank eG Raiffeisen-Volksbank mit Sitz in Augsburg, hat ebenfalls Gesprächsbedarf festgestellt: "Insbesondere in den betreuten Bereichen fragen Kunden unsere Berater immer häufiger, was genau Kryptowährungen sind und welche Chancen und Risiken mit dem digitalen Zahlungsmittel verbunden sind."
Das Interesse scheint jedoch regional unterschiedlich verteilt. Während die Nachfrage in den Städten und Ballungsgebieten offenbar größer ist, wie Anfragen von „Profil“ zeigen, ist die Neugierde in den ländlichen Regionen überschaubar. „Wir erhalten vereinzelte Anfragen, von einer breiten Nachfrage können wir jedoch nicht sprechen“, sagt Dominik Heinle, Leiter Private Banking bei der Raiffeisen-Volksbank Donauwörth. Die Raiffeisenbank Straubing äußert sich ähnlich.
Die Hausbank als erste Anlaufstelle
„Für die Kunden sind unsere Berater die ersten Ansprechpartner in Finanzthemen. Deshalb erhoffen sie sich auch bei Fragen zu Bitcoins & Co. eine kompetente Auskunft“, sagt Helmuth Holzheu. Aber wie kommunizieren die Experten der VR Bank München Land mit den Kunden? Alle Marktmitarbeiter haben im vergangenen Jahr Informationsmaterialien erhalten. Auf diese Weise können sie Auskunft geben, wie Kryptowährungen funktionieren und auf die Risiken hinweisen. „Unser Antrieb ist es, die Kunden für eine vernünftige Streuung bei der Finanzanlage zu sensibilisieren“, sagt Holzheu.
Ähnlich geht Joachim Günnel von der Volksbank Raiffeisenbank Würzburg vor. Sprechen ihn Kunden auf Kryptowährungen an, dann erklärt er ihnen die dahinterstehenden Grundlagen: Etwa wie die Währung entstanden ist, welche technischen Prozesse im Hintergrund ablaufen, warum derzeit viele Anleger investieren möchten und woher die hohen Verlustrisiken kommen. Spätestens dann verflache die Neugier häufig, berichtet Günnel: „Wenn die Kunden aufgeklärt sind, dann lassen sie meistens die Hände davon.“