Vor 1893: Aufkommende Genossenschaftsbewegung

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstehen in Bayern immer mehr Genossenschaften. Zuerst sind es Gründungen nach dem Vorbild von Hermann Schulze-Delitzsch (1808-1883). Später folgen Darlehenskassenvereine, die auf den Ideen von Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818-1888) basieren.

1893: Gründung des GVB

In München wird der „Bayerische Landesverband landwirtschaftlicher Darlehenskassenvereine“ gegründet, die erste Vorgängerorganisation des heutigen GVB. Beteiligt sind über 400 Vertreter des landwirtschaftlichen Genossenschaftswesens, noch während der Versammlung treten 130 bayerische Darlehenskassenvereine bei.

Das Bild zeigt das Gründungsprotokoll des Verbands.

1902: Weitere Verbandsgründung

In Nürnberg wird der „Landesverband bayerischer Handwerksgenossenschaften“ aus der Taufe gehoben. Er ist der Vorläufer des „Bayerischen Genossenschaftsverbands (Schulze-Delitzsch)“, der 1989 mit dem Bayerischen Raiffeisenverband zum GVB fusioniert.

Das Foto zeigt Hermann Schulze-Delitzsch. Foto: picture alliance/akg-images

1923: Warengeschäft wird abgespalten

Es ist die Zeit der Hyperinflation. Aufgrund der daraus resultierenden Risiken beschließt die Generalversammlung der Bayerischen Zentral-Darlehenskasse die Trennung von Waren- und Geldgeschäft. Das Warengeschäft wird auf die neugegründete „Bayerische Warenvermittlung landwirtschaftlicher Genossenschaften AG“ übertragen – besser bekannt unter dem Namen BayWa.

Das Foto zeigt ein Werbeplakat der BayWa aus dem Jahr 1925.

1933-1945: Gleichschaltung

Zu Beginn der NS-Zeit wird im Deutschen Reich das gesamte landwirtschaftliche Genossenschaftswesen gleichgeschaltet. Die Nazis stehen den Genossenschaften aufgrund der demokratischen Strukturen ablehnend gegenüber. Doch wegen der hohen Bedeutung der Unternehmen für die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung bleiben die Strukturen erhalten.

Das Foto zeigt eine Karte der Raiffeisen-Genossenschaften in der Zeit des Nationalsozialismus.

Ab 1945: Nachkriegszeit und Wirtschaftswunder

Ein Jahr nach dem Krieg, 1946, wird das landwirtschaftliche und gewerbliche Genossenschaftswesen in Bayern von der amerikanischen Militärregierung wieder zugelassen. Die bayerischen Kreditgenossenschaften leisten in den Folgejahren einen entscheidenden Beitrag zur Stabilisierung der neuen Währung sowie zur Wiederentdeckung des Spargedankens in der Bevölkerung.

1960er-Jahre: Aufbau einer Rechenzentrale

Die Zahl der Genossenschaftsmitglieder in Bayern übersteigt erstmals die Millionengrenze. Zudem leisten die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken Pionierarbeit bei der Automatisierung des Bankwesens. Um die EDV zu bündeln, bauen sie in München eine gemeinsame Rechenzentrale auf.

Das Foto zeigt die Rechenzentrale in den 1970er-Jahren.

1986: Ende der BRZ

Die in Schieflage geratene Bayerische Raiffeisen-Zentralbank AG (BRZ) wird von der DG Bank (heute DZ Bank) übernommen. Sie war über 90 Jahre lang als Zentralkasse für die landwirtschaftlichen bayerischen Genossenschaften tätig.

Das Foto zeigt den Hauptsitz der BRZ.

1988/89: Der heutige GVB entsteht

Auf der Vertreterversammlung des Bayerischen Raiffeisenverbands am 15. November 1988 stimmen die Vertreter für eine Fusion des Verbands mit dem Bayerischen Genossenschaftsverband (Schulze-Delitzsch). Die Entscheidung ist denkbar knapp: Zwei Stimmen geben den Ausschlag zugunsten des Zusammenschlusses. Der neue „Genossenschaftsverband Bayern“ nimmt Anfang 1989 seine Tätigkeit auf.

Das Foto zeigt den ersten Verbandstag nach der Fusion 1989.

1993: 100 Jahre Genossenschaftsverband Bayern

Der GVB feiert sein 100-jähriges Jubiläum. Auf der Festveranstaltung in München betont der damalige Verbandspräsident Willibald Folz in seiner Rede: „Um der Menschen willen wurde die Idee der Genossenschaft geboren. Sie ist jetzt uns anvertraut, in unsere Hände gelegt, tragen wir sie weiter ins 2. Jahrtausend, sorgen wie immer für ihre zeitgemäße Inkarnation und geben wir sie weiter an die nächste Generation.“

Das Foto zeigt den damaligen Bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber während seiner Rede auf dem GVB-Verbandstag.

2006: Gründungsboom bei Energiegenossenschaften

Durch die Novellierung des Genossenschaftsgesetzes wird die Gründung von Genossenschaften erleichtert. Daraus resultiert ein Gründungsboom, vor allem im Bereich der Erneuerbaren Energien. Die Zahl der GVB-Mitglieder wächst rasant.

Das Foto zeigt einen Arbeiter bei der Montage der ersten Freiflächen-Photovoltaik-Anlage der Bürger-Energie-Unterhaching eG an der Autobahn A8 bei Unterhaching. Foto: BEU eG

Ab 2010: Digitalisierung nimmt Fahrt auf

Um seine Mitglieder möglichst effektiv zu betreuen, investiert der Verband in die Digitalisierung. Beispiel Prüfung: Sowohl bei der Arbeit vor Ort als auch bei den Arbeitsabläufen in München arbeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter inzwischen nahezu vollständig papierlos. Bei der Anwendung der qualifizierten elektronischen Signatur war der Verband Vorreiter.

Das Foto zeigt einen Prüfvermerk des Genossenschaftsverbands Bayern.

2018: Rundes Jubiläum

Der GVB wird 125 Jahre alt. Zu den Gratulanten zählt auch Ministerpräsident Markus Söder. Auf dem Verbandstag würdigt er die Leistungen der bayerischen Genossenschaften und des Verbands und betont: „Ohne sie wäre Bayern ärmer.“ Pünktlich zum Jubiläum veröffentlicht der Verband außerdem eine Chronik mit dem Titel „Genossenschaften machen Geschichte.“ Sie kann hier online durchgeblättert werden.

2020: Corona-Pandemie

Der GVB muss beweisen, dass er seine Mitglieder auch in Zeiten einer Pandemie bestmöglich unterstützen kann. Um die Genossenschaften mit allen nötigen Informationen zu versorgen, stimmt er sich eng mit der Politik sowie anderen Wirtschaftsverbänden ab. Außerdem stellt der Verband praktische Lösungen bereit, beispielsweise für digitale Vertreter- und Generalversammlungen.

Foto: picture alliance / SZ Photo / RoHa-Fotothek Fürmann

2023: Tochtergesellschaft GCS startet

Die neugegründete Tochtergesellschaft GCS nimmt ihre Arbeit auf. Das Unternehmen bietet den Genossenschaften sowie weiteren Unternehmen verschiedene Dienstleistungen und IT-Services an. Im Mittelpunkt stehen Bereiche wie Informationssicherheit, Datenschutz und Innenrevision.

2023 und Zukunft: Miteinander im Aufbruch

Der GVB initiiert das Projekt „MiA 2027 – Miteinander im Aufbruch“. Ziel ist es, gemeinsam mit den bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken Zukunft zu gestalten. In seinem 130. Jahr zählt der Verband 1.169 Mitglieder, darunter 197 Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie 972 Unternehmen aus Branchen wie Landwirtschaft, Energie, Handel, Handwerk und Dienstleistungen.