Diese Website verwendet Cookies. Wenn Sie unsere Seiten nutzen, erklären Sie sich hiermit einverstanden. Weitere Informationen

    Anzeige

Anzeige

Normalerweise laufen im Central-Kino in Hof Blockbuster wie „Phantastische Tierwesen“, „Die Unglaublichen“ oder „Bohemian Rhapsody“. Doch Mitte November wurde das Filmtheater zwei Tage lang zur Denkfabrik für Genossenschaftsbanken. In den roten und blauen Kinosesseln, wo zu den Hofer Filmtagen die Elite des deutschen Autoren-Kinos ihr Popcorn knabbert, nahmen dieses Mal rund 100 Vertreter der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie ihrer Verbundpartner Platz. Sie hatten sich auf Einladung der VR Bank Bayreuth-Hof in der Saalestadt zum 17. GENObarcamp der genossenschaftlichen FinanzGruppe zusammengefunden.

Im Gepäck hatten sie Innovationen oder Projekte, die sie mit den anderen Teilnehmern diskutieren wollten. Denn genau das ist das Ziel eines Barcamps: Der Erfahrungsaustausch unter Kollegen hilft der gesamten Gruppe weiter. Ein besonderes Augenmerk lag auf digitalen Projekten. Denn die Digitalisierung sei eine doppelte Herausforderung für die Volksbanken und Raiffeisenbank, erläuterte Bernd Schnabel, Vorstand der VR Bank Bayreuth-Hof. Einerseits sei es wichtig, den veränderten Kundengewohnheiten zu entsprechen, andererseits müsse die Umgestaltung auch einen wirtschaftlichen Effekt haben. „Am Ende des Monats brauchen wir Erlöse, um erfolgreich zu sein“, so Schnabel.

Externer Inhalt

Nach Ihrer Einwilligung werden Daten an YouTube übertragen.

Erfahrungsaustausch auf dem roten Teppich: Eindrücke vom 17. GENObarcamp in Hof. Video: VR Bank Bayreuth-Hof.

Bei einem Barcamp organisiert der Veranstalter nur den Ort und das Rahmenprogramm, die Inhalte für die Workshops oder „Sessions“ bringen die Teilnehmer selbst mit. Chef-Organisator Michael Schöffel von der VR Bank Bayreuth-Hof hatte vier Säle im Central-Kino für die Workshops mit Beamern und Laptops ausrüsten lassen, ein fünfter Saal stand als Reserve zur Verfügung. Zu Beginn ging es erst einmal darum, Zeit und Ort für jede Session festzulegen. Dafür schrieben die Teilnehmer ihr Workshop-Thema auf eine Karte und hefteten diese an eine freie Stelle der vom Veranstalter vorbereiteten Stundentafel. Nachdem sich das Gedränge an der Pinnwand im Central-Kino etwas gelegt hatte, stand schnell fest: Auch der fünfte Saal wird für die Sessions benötigt. Am Ende standen an den beiden Tagen 44 Vorträge und Diskussionsrunden auf dem Programm. Eine kleine Auswahl:

  • VR-Bankenportal: Visionen für die Zukunft
  • Wie finde ich Testkunden für ein Pilotprojekt?
  • Genossenschaftliches Crowdinvesting: Ein neuer Markt?
  • Hausmesse digital: Einblicke in ein Azubi-Projekt
  • Kooperation mit Fintechs: Ein Praxisbeispiel
  • Soziale Netzwerke: Was kommt nach Facebook & Co.?
  • Künstliche Intelligenz: Wo stehen wir?
  • „Utblick“: Beratung mit Wohnzimmer-Atmosphäre
  • Shop-in-Shop-Konzepte für Bankfilialen
  • Wie bringe ich System in die digitale Kundenansprache?
Blick in den Kinosaal des Central-Kinos in Hof. Dort sitzen Teilnehmer vom Geno-Barcamp, welches von der VR Bank Bayreuth-Hof organisiert wurde, und diskutieren beim Erfahrungsaustausch.
„Wie macht ihr das?“ Ziel der GENObarcamps ist der Erfahrungsaustausch. Im Central-Kino in Hof nahmen die Teilnehmer dafür ganz bequem in roten oder blauen Kinosesseln Platz. Fotos: VR Bank Bayreuth-Hof
An einem Whiteboard hängen Zettel mit verschiedenen Themen. So werden auf einem Geno-Barcamp die Sessions geplant.
Session-Planung: Bei einem GENObarcamp organisiert der Veranstalter nur Räume und Rahmenprogramm. Die Inhalte der Workshops bringen die Teilnehmer selbst mit.
Ein Mitarbeiter von Hofer Wärschtlamo bereitet Würstchen für die Teilnehmer des Geno-Barcamps zu.
Deftige Stärkung: Mittags gab es für die Teilnehmer des GENObarcamps Würste vom „Hofer Wärschtlamo“ – dem Hofer Würstelmann.
Boris Janek und Michael Schöffel diskutieren auf dem Geno-Barcamp der VR Bank Bayreuth-Hof
Kleiner Schwatz zwischendurch: GENObarcamp-Gründer Boris Janek (M.) von der Akademie Deutscher Genossenschaften (ADG) und Michael Schöffel (re.) von der VR Bank Bayreuth-Hof, der das 17. GENObarcamp mit seinem Team organisiert hat.

Susann Brudnjak von der VR Bank Starnberg-Herrsching-Landsberg stellte die Mitarbeiter-App ihres Kreditinstituts vor. Sie läuft sowohl am PC als auch auf mobilen Geräten. Per „VR Chat“ können die Mitarbeiter gezielt miteinander kommunizieren und Chatgruppen bilden. Ein schwarzes Brett ist ebenfalls in die App integriert. Über den „VR Blog“ erfahren sie, was es Neues in der Bank gibt und an welchen Projekten ihre Kollegen sitzen. Die Funktion „VR News“ ermöglicht es den Mitarbeitern, Nachrichten und Inhalte der App zu filtern und sich personalisiert anzeigen zu lassen. Mittelfristig soll die gesamte interne Kommunikation über die Anwendung laufen. „Auch der Vorstand nutzt die App“, berichtet Brudnjak.

Im Kinosaal haben sich etwa 20 Zuhörer versammelt. Sofort melden sich Teilnehmer mit Fragen, die Brudnjak geduldig beantwortet: Wie flexibel ist der Dienstleister Valido aus Nürnberg bei der Gestaltung der App? Dieser verwendet ein Baukastensystem für die App, geht aber individuell auf die Wünsche der Kunden sein. Wie hoch ist die Akzeptanz der Mitarbeiter? Mittlerweile sehr hoch. Wichtig ist aber, schnell Inhalte auf die Seite zu bringen, damit die Kollegen den Mehrwert der neuen Anwendung erkennen, sagt Brudnjak. „Das schauen wir uns mal an“, sagt ein Teilnehmer der Session beim Hinausgehen zu seinem Kollegen.

Obwohl Brudnjak nur mit der Mitarbeiter-App, aber ohne konkrete Frage nach Hof gereist ist, hat ihr das GENObarcamp trotzdem viel gebracht. „Die vielen guten Ideen und der innovative Geist inspirieren mich. Mit Teilnehmern zusammen zu sein, die alle etwas bewegen wollen, ist eine tolle Motivation, selbst etwas voranzubringen“, sagt Brudnjak.

Viele Impulse, viele Ideen, interessante Menschen

Kai Häckel, Innovationsmanager der VR-Bank Neu-Ulm, nennt sich „Wiederholungstäter“. Das GENObarcamp sei ein fester Termin in seinem Jahreskalender. „Viele Impulse, viele Ideen, interessante Menschen“, fasst er im Kurz-Interview für „Profil“ zusammen (siehe Video). Es zahle sich in jedem Fall aus, auf dem GENObarcamp Netzwerke zu knüpfen und zu pflegen. „Ich muss das Rad nicht jedes Mal neu erfinden“, sagt Häckel. Wenn ein Institut zum Beispiel den Kunden online eine Kreditkarte anbieten wolle, dann müsste dafür im Hintergrund eine ganze Reihe von Prozessen angepasst oder neu eingeführt werden. „Wenn ich von einem GENObarcamp weiß, der Kollege aus Kassel oder Hamburg hat das schon gemacht, dann rufe ich ihn an und lasse mir erklären, worauf ich achten muss“, erklärt der Innovationsmanager aus Neu-Ulm.

Externer Inhalt

Nach Ihrer Einwilligung werden Daten an YouTube übertragen.

„Wiederholungstäter“: Im Gespräch mit „Profil“-Redakteur Florian Christner schildert Kai Häckel von der VR-Bank Neu-Ulm, warum er regelmäßiger Gast der GENObarcamps ist. Video: Florian Christner, Redaktion „Profil“.

„Die Kass‘ ist zu, wat nu?“

Von Hof nach Niebüll sind es rund 700 Kilometer, von München aus sogar fast 1.000. Von dort gelangt man mit dem Auto schneller nach Dänemark als auf die Insel Sylt. Oke-Römer Gertz hat die lange Anreise nach Hof auf sich genommen, um auf dem GENObarcamp von der Umgestaltung der Geschäftsstelle Niebüll der VR Bank Nord zu berichten. Weil in Dänemark immer mehr digital bezahlt wird, wechselten immer weniger Kunden bei der VR Bank Nord ihre Euro-Banknoten in dänische Kronen. Daraufhin entschloss sich der Vorstand, die Bargeldversorgung in der Geschäftsstelle Niebüll auf Geldautomaten umzustellen.

Unter dem Motto „Die Kass‘ ist zu, wat nu?“ waren die Mitarbeiter aufgefordert, Ideen für eine sinnvolle Nachnutzung des Kassenraums zu entwickeln. Herausgekommen ist ein multifunktionaler Test- und Beratungsraum, der den Kunden digitale Bankanwendungen näherbringen soll. Sein Name: „Utblick“, das ist plattdeutsch für Ausblick. Alle Möbel stehen auf Rollen, damit der Raum schnell umgestaltet werden kann. Zur Einrichtung gehören ein digitales Flipchart und Tablets, damit die Berater ihren Kunden die digitalen Angebote der Bank erklären können. Das verwendete helle Nadelholz soll eine „nordisch-kernige“ Atmosphäre vermitteln. Im Kühlschrank stehen Gurkenwasser und Deichlimo. „Mineralwasser und Apfelsaft sind auch nett, aber alte Schule“, urteilt Gertz. Die Außenwirkung des neuen Raums sei enorm. „88 Prozent der Kunden wollen ihr nächstes Gespräch in Utblick haben, wenn sie den Raum kennen“, sagt Gertz.

Termin freihalten für das 18. GENObarcamp in Frankfurt

Das nächste GENObarcamp findet am 9. und 10. Mai 2019 im Coworkplay in Frankfurt am Main statt. Veranstalter ist Union Investment. Alle Informationen werden rechtzeitig auf der GENObarcamp-Webseite eingestellt. Anmeldungen sind ab März 2019 möglich. Das GENObarcamp ist ein Netzwerk für Mitarbeiter von Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie Verbundpartnern, die digitale Projekte vorantreiben oder Lösungen für die Bank der Zukunft entwickeln. Das spezielle Veranstaltungsformat ermöglicht es den Teilnehmern, sich zu vernetzen, zu diskutieren, Trends zu bewerten und sich über aktuelle Innovationsprojekte auszutauschen. Väter der GENObarcamps sind Boris Janek, Spezialist für Geschäftsmodellinnovationen bei der Akademie Deutscher Genossenschaften (ADG), Franz Welter, Leiter des Bereichs Innovation und Digitalisierung bei der DZ Bank, und Claus Preiss, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Bühl. Das erste Barcamp ging 2010 über die Bühne. Mittlerweile gibt es zwei Camps pro Jahr, die nach Absprache mit den Gründern von jedem Unternehmen der genossenschaftlichen FinanzGruppe ausgerichtet werden können. Die Zusammenarbeit, Ideenfindung und der Austausch der GENObarcamps werden online im eigenen GENObarcamp-Netzwerk fortgesetzt. Dort haben sich schon mehr als 1.000 Mitglieder registriert.

Am Puls der Zeit bleiben

Für Jürgen Handke, Vorstandsvorsitzender der VR Bank Bayreuth-Hof, ist das Teilen innovativer Ideen der Markenkern der GENObarcamps. Deswegen war die Bank gerne bereit, die Veranstaltung nach Hof zu holen. „Von den Innovatoren der genossenschaftlichen FinanzGruppe profitieren auch wir“, sagt Handke. Als Gastgeber könne die Bank von diesem Engagement etwas zurückgeben. Sich zum Vorteil aller zu vernetzen, sei zudem ureigenes genossenschaftliches Gedankengut. „Wir wollen am Puls der Zeit bleiben und gemeinsam etwas bewegen“, sagt Handke. So sei zum Beispiel das Crowdfunding, das die VR Bank Bayreuth-Hof seit einigen Jahren anbietet, auf einem früheren GENObarcamp als Vision präsentiert worden. „Wer bei den Entwicklungen nicht vorne mit dabei ist, gerät schnell ins Hintertreffen. Das können wir uns in dieser schnelllebigen Zeit nicht leisten“, so der Vorstandsvorsitzende.

Handkes Vorstandskollege Markus Schappert dankte den Teilnehmern für ihre Beiträge sowie dem Genossenschaftsverband Bayern für die finanzielle Unterstützung aus dem Zentralen Werbefonds Bayerischer Genossenschaftsbanken. Er werde die Eindrücke aus dem GENObarcamp in die Gremien der genossenschaftlichen FinanzGruppe tragen, versprach der Vorstand. „Wenn es uns gelingt, unsere Kunden und Mitglieder in die digitale Welt mitzunehmen, dann ist mir um unsere Zukunft nicht bange“, so Schappert.

Artikel lesen
Praxis