Weihnachtsgeschenke: Noch keine Ideen? Die Redaktion stellt Produkte bayerischer Genossenschaften vor.
Herr Reif, wie funktioniert die Weihnachts-Wunschbaum-Aktion?
Michael Reif: Seit mittlerweile acht Jahren stellen wir immer Anfang November in unseren Beratungscentern Bad Neustadt und Meiningen jeweils einen Weihnachtsbaum auf. An dessen Zweigen hängen durchsichtige Christbaumkugeln mit einem Wunschzettel. Unsere Kunden können die Kugeln abnehmen, das passende Geschenk kaufen und bis zu einem Stichtag Anfang Dezember unverpackt abgeben. Dadurch stellen wir sicher, dass nicht aus Versehen etwas Falsches gekauft wird. Nachdem alle Geschenke beieinander sind, werden sie verpackt und noch eine Kleinigkeit draufgelegt, etwa Süßigkeiten. Die Kinder erhalten die Gaben rechtzeitig zu Weihnachten.
Heuer hängen 299 Kugeln mit Wünschen an den beiden Weihnachtsbäumen. Wer darf sich etwas wünschen?
Reif: Die Wünsche kommen von Kindern zwischen null und 18 Jahren aus finanziell bedürftigen Familien. Um das sicherzustellen, kooperieren wir mit karitativen Einrichtungen vor Ort wie der Caritas oder dem Jugendamt. Diese wählen die Kinder und Jugendliche aus und geben deren Wünsche an uns weiter. Ganz wichtig ist dabei die Anonymität: Die Schenkenden kennen nur Vorname, Alter und Wunsch des Kinds. Der Grund dafür ist, dass es viel versteckte Armut gibt und einige nicht mitmachen würden, wenn ihr voller Name bekannt werden würde. Die sozialen Einrichtungen reichen die Geschenke an die Kinder weiter. Ihre Vertreter spiegeln uns jedes Jahr aufs Neue wider, dass wir damit Kinderaugen zum Leuchten gebracht haben. So erfüllen wir gemeinsam mit den Kunden langersehnte Wünsche, die ansonsten unerfüllt blieben.
Was wünschen sich die Kinder?
Reif: Der überwiegende Teil, rund 80 Prozent, wünscht sich Spielsachen, Bücher oder Gutscheine. Es gibt jedoch auch Kinder, die sich ganz grundlegende Sachen wünschen: Decken, Kissen oder Winterschuhe. Da muss man manchmal schlucken, wenn einem bewusst wird, wo es fehlt.
Was will die Volksbank Raiffeisenbank Rhön-Grabfeld mit der Aktion erreichen?
Reif: Die Wochen vor Weihnachten sind zwar stressig, aber für die meisten Menschen dennoch die schönste Zeit im Jahr. Überall blinken Lichterketten, auf den Weihnachtsmärkten duftet es nach Glühwein und gebrannten Mandeln, in den Supermärkten locken Leckereien wie Spekulatius oder Baumkuchen. Wir möchten mit der Aktion dazu aufrufen, einmal innezuhalten und an die Kinder zu denken, denen es nicht so gut geht wie uns. Und was gibt es Besseres, als einen ihrer Herzenswünsche zu erfüllen, den sie vielleicht schon das ganze Jahr mit sich herumtragen? Die Aktion passt natürlich auch perfekt zum Anspruch einer Genossenschaftsbank, gesellschaftliche Verantwortung für die Heimatregion zu übernehmen.
Wie ist das Engagement der Kunden?
Reif: Während wir zum Start vor acht Jahren noch die Werbetrommel rühren mussten, ist die Aktion mittlerweile zu einer festen Institution geworden. Bereits im Oktober fragen die ersten Kunden nach, wann die Bäume kommen. Es freut uns besonders, dass sich sowohl Privat- als auch Firmenkunden für die Aktion begeistern. Beispielsweise gibt es Unternehmen, in denen der Betriebsrat Geld sammelt und dann einige Kugeln auf einmal abnimmt. Besonders ans Herz geht folgender Fall: Wir wissen von einer Seniorin, die eine sehr karge Rente erhält. Sie fühlt sich jedoch so sehr von der Aktion angesprochen, dass sie das ganze Jahr für ein Geschenk spart.
Was sind die Erfolgsfaktoren, wenn eine andere Bank ebenfalls einen Wunschbaum aufstellen möchte?
Reif: Es ist wichtig, die karitativen Einrichtungen vor Ort mit ins Boot zu holen. Zudem konnten wir von Anfang an die Landräte und Bürgermeister aus unserem Geschäftsgebiet als Schirmherren für das Projekt begeistern. Gemeinsam treten wir in einer Auftakt- und einer Abschlussveranstaltung vor die Presse. Das schafft Aufmerksamkeit und macht die Aktion bekannt.
Herr Reif, vielen Dank für das Gespräch.