BankColleg: Was bringt das berufsbegleitende Studium an der Akademie Bayerischer Genossenschaften? „Profil“ hat die drei Besten des Jahrgangs 2023 gefragt.
Sie hat es wie ein Geheimnis gehütet. Die Firmenkundenberaterin Annika Will-Fuchs von der Raiffeisenbank im Grabfeld hatte sich bei der Akademie Bayerischer Genossenschaften (ABG) für den Studiengang Bankbetriebswirt BankColleg angemeldet, ohne ihren Vorgesetzten davon zu erzählen. „Aus dem Kollegenkreis wusste niemand Bescheid, ich habe mich aus eigenen Stücken angemeldet“, sagt die 40-Jährige. Ein Jahr später ist das Geheimnis gelüftet, der Vorstand der Raiffeisenbank im Grabfeld eingeweiht: Annika Will-Fuchs, nun Bankbetriebswirtin, hat ihr Studium als Jahrgangsbeste abgeschlossen.
Die ABG bietet mit dem Bankbetriebswirt BankColleg einen Studiengang an, bei dem Studierende sich für eine spätere Übernahme von gehobenen Fach- und Führungspositionen qualifizieren können. In zwei Semestern bilden sich die Teilnehmer nebenberuflich weiter und erwerben bankwirtschaftliche und theoretische Strategie- und Managementkompetenzen.
Der Bankbetriebswirt baut auf den Bankfachwirt auf. Knapp zwei Jahre dauert die vorangehende viersemestrige Bankfachwirt-Ausbildung. Auf ein Grundstudium, das in Bankwirtschaft, BWL, VWL und Recht allgemeine Kenntnisse vermittelt, folgt im letzten Semester vertieftes Wissen für das Privat- und Firmenkundengeschäft.
Hoch motiviert ins Studium
Bei den Bankfachwirten bei der Akademie Bayerischer Genossenschaften hat heuer als Jahrgangsbeste Chiara Hülsermann abgeschlossen. Mit ihr ebenso wie mit Annika Will-Fuchs sprach „Profil“ über ihre jeweiligen Studiengänge, die Herausforderungen und wie sie es geschafft haben, jeweils als Jahrgangsbesten abzuschneiden.
„Schon in meiner Ausbildung zur Bankkauffrau wurde viel über die Möglichkeiten weiterer Fortbildungen gesprochen“, erzählt Chiara Hülsermann, die bei der Raiffeisen-Volksbank Donauwörth in der Geschäftsstelle Monheim als Privatkundenberaterin tätig ist. „Als ich damit fertig war, dachte ich mir, jetzt bin ich so im Lernen drin, das zieh ich jetzt weiter durch. Außerdem hat mich das Modell begeistert.“ Ihre Ausbildung zur Bankkauffrau hatte die 25-Jährige bereits als eine der Jahrgangsbesten mit der Note 1,0 abgeschlossen. Sie konnte demnach hochmotiviert in die Bankfachwirt-Ausbildung starten.
Einen Beruf auszuüben und nebenbei zu studieren, stelle allerdings eine Doppelbelastung dar. „Ein Semester dauert fünfeinhalb Monate, vier Semester sind es insgesamt“, berichtet Hülsermann. Sie habe schon viel Zeit reingesteckt, doch die Privatkundenberaterin sieht diesen Zeitaufwand als „Zeit, die ich in mich selbst investiert habe“. In den Prüfungsphasen, „den heißen Phasen“, nahm Chiara Hülsermann Urlaub. „Ich wollte mich selbst fordern“, sagt auch Annika Will-Fuchs. „Hin und her überlegt habe ich dennoch, ob ich das alles neben Beruf und Familie schaffe.“
Bei einer berufsbegleitenden Weiterbildungsmaßnahme gebe es Höhen und Tiefen, sich zu motivieren und Zeit zum Lernen zu finden. „Doch die Zeit ging wirklich schnell rum“, sagt Chiara Hülsermann. „Es ist eine Herausforderung, aber man zieht es gerne durch – in meinem Fall auch dank der Unterstützung von meinem Freund und meiner Familie.“ Annika Will-Fuchs fühlt sich nach ihrem Studium nun „mental und körperlich gestärkt“. Und sie habe festgestellt: „Wenn man was will, dann schafft man das auch.“
Von vielen Lerninhalte hatte Annika Will-Fuchs im Laufe ihrer bisherigen Berufskarriere schon mal gehört. Doch gerade was die Themenfelder Finanzmathematik oder Gesamtbanksteuerung betrifft, konnte sie ihr Wissen erweitern. Das bestätigt auch Chiara Hülsermann: „Viele Themen hatte ich schon irgendwo mal angekratzt. Das Fundament war da, aber nun ging es in die Tiefe. Und das hilft, um viele Abläufe und Zusammenhänge noch besser zu verstehen.“
Bankfachwirt BankColleg bei der ABG
Weiterqualifizierung ist ein wesentlicher Baustein für den eigenen Erfolg und für den Erfolg des Unternehmens. Mit dem Bankfachwirt BankColleg vermittelt die Akademie Bayerischer Genossenschaften (ABG) in vier Semestern ein übergreifendes betriebswirtschaftliches und bankspezifisches Wissen. Eine Anmeldung ist über die Bank oder privat möglich. Das nächste Semester startet im Frühjahr 2025. Eine Infoveranstaltung findet als Webinar am 15. Januar 2025 um 12.15 Uhr statt.
Ihre Erwartungen an den ABG-Studiengang, bei dem sie ihr Wissen um die strategischen Gesamtzusammenhänge der Bank erweiterte, wurden mehr als erfüllt, sagt Annika Will-Fuchs. „Ich hab‘ das Wissen nur so aufgesaugt und dank der super Dozenten war ich sehr gut auf die Prüfungen vorbereitet“, sagt sie. Als großen Vorteil empfinde sie es, mehr Einblick in die Arbeit anderer Abteilungen zu haben. „Zum Beispiel in Bezug auf Personalmanagement oder Unternehmensstrategie.“
Bankbetriebswirt BankColleg bei der ABG
Nach dem Abschluss des Bankfachwirts BankColleg beziehungsweise einer vergleichbaren Qualifikation können Nachwuchsführungskräfte den Studiengang zum Bankbetriebswirt anstreben. Der Studiengang vermittelt im ersten Semester die Themen Strategiemanagement, Markt und Vertrieb, Organisation und Projektmanagement. Im zweiten Semester geht es um Finanzmathematik, Gesamtbanksteuerung, Portfoliomanagement und Personalentwicklung. Infoveranstaltungen zu dem Studiengang bei der ABG gibt es am 19. November 2024 und 15. Januar 2025 als Webinar. Das Semester im Frühjahr 2025 beginnt am 12. April.
Sowohl Chiara Hülsermann als auch Annika Will-Fuchs haben sich für das Online-Format ihres jeweiligen Studiengangs entschieden. „Die eine oder andere Gruppenarbeit wäre in Präsenz anders gewesen. Doch wir hatten eine WhatsApp-Gruppe, in der wir 16 Teilnehmer uns ausgetauscht haben“, sagt Annika Will-Fuchs. Und Chiara Hülsermann hebt den großen Zeitfaktor hervor. Sie konnte sich von zu Hause schnell dazuschalten, es ging keine Zeit mit der An- und Abreise verloren.
Die ABG bietet die Möglichkeit, sich zwischen Präsenzmaßnahmen und einem Onlineformat zu entscheiden. Ein Tutor betreut die Teilnehmenden, unabhängig davon, ob diese in Präsenz oder online studieren. Und die Vorlesungen werden aufgezeichnet, so dass Seminare leicht nachgearbeitet werden können.
Am Ende der beiden Semester steht jeweils eine Klausur. Doch mehr noch als vor den Prüfungen war Annika Will-Fuchs aufgeregt, als sie ihrem Chef, Hendrik Freund, von ihrem absolvierten Studium erzählte. „Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut“, sagt sie in Erinnerung an das Gespräch. „Hendrik Freund ist vor Freude und Stolz beinahe vom Stuhl gefallen. Sensationell fand er meine Entscheidung, diesen Studiengang absolviert zu haben.“
Ihr Wissensdrang und ihre Motivation haben nach dem Jahr keinen Abbruch erfahren. „Jetzt setze ich noch ein Diplom obendrauf“, sagt Annika Will-Fuchs. Sechs weitere Monate investiert sie, um an ihr nächstes Ziel zu gelangen, den „diplomierten Bankbetriebswirt BankColleg“. Für dieses Managementprogramm treffen sich Teilnehmende an acht Präsenzwochenenden auf Schloss Montabaur. Für Annika Will-Fuchs bedeutet dies eine dreistündige Anfahrt mit dem Auto. Doch auch wenn die Wochenenden „hart“ werden könnten, ihr Ansporn, sich weiterzubilden, ist nach wie vor da. „In mir brennt ein Feuer“, sagt die Firmenkundenberaterin und freut sich auf ihr nächstes Ziel.
Das hat sich auch Chiara Hülsermann gesteckt: Jetzt im November startet sie mit der dreimonatigen Ausbildung „Zertifizierter VR-Privatkundenberater“, ebenso an der ABG. Diese Weiterbildung besteht aus elf Tagen Präsenzseminar, sechs Onlineseminaren und einer Prüfung. Doch die Motivation der 25-Jährigen hat noch keinen Abbruch erfahren: „Ich bleib‘ am Ball.“