Verantwortung: Nachhaltiges Handeln wird für die Volksbanken und Raiffeisenbanken immer wichtiger. Der GVB unterstützt seine Mitglieder dabei, das Thema für sich zu nutzen.
Der Genossenschaftsverband Bayern (GVB) hat sich vorgenommen, seine Mitglieder bestmöglich bei der Umsetzung ihrer Nachhaltigkeitsziele zu unterstützen und zentraler Ansprechpartner für diesen Themenkomplex zu sein. Dazu entwickelt der GVB fortlaufend passende Angebote (siehe dazu den Beitrag „Nachhaltig erfolgreich“ in „Profil“ 05/2021). Eines der zentralen Angebote ist der Positionierungsworkshop Nachhaltigkeit des GVB (siehe Kasten am Ende des Beitrags). Die VR-Bank Isar-Vils hat den Workshop in Anspruch genommen. „Wir beschäftigen uns mittlerweile auf vielen Ebenen mit Nachhaltigkeit. Politik und Bankenaufsicht fordern das Thema immer mehr ein, aber auch die Kunden interessieren sich zunehmend dafür, etwa bei nachhaltigen Geldanlagen. Dazu wollen wir uns positionieren und das Thema Nachhaltigkeit in unserer Geschäftsstrategie verankern. Bisher haben wir dazu schriftlich keine Aussagen getroffen“, erklärt Ludwig Frischmann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Isar-Vils.
Um die Nachhaltigkeitsstrategie des Hauses zu erarbeiten, suchte die Bank den Kontakt zum GVB. „Wir haben schon ganz unterschiedliche Strategieworkshops des GVB in Anspruch genommen, die Ergebnisse waren immer zielführend. Das hat uns gut gefallen“, berichtet Frischmann. Auch beim Positionierungsworkshop Nachhaltigkeit wollte die Bank vom strukturierten Vorgehen und der breiten Expertise des Verbands profitieren. „Wir haben den Workshop als Kick-off genutzt, um eine Nachhaltigkeitsstrategie zu erarbeiten. Wo stehen wir? Wo wollen wir hin? Wir müssen alle zusammen in die Gänge kommen, denn die verheerenden Überschwemmungen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz im Sommer dieses Jahres haben uns die Konsequenzen des Klimawandels klar vor Augen geführt“, sagt Frischmann. Jeder sei gefordert, das Thema ernst zu nehmen und auf die Agenda zu setzen, auch die Banken.
Zusammen mit dem GVB-Experten Jonas Rott erarbeitete die Bank in dem eintägigen Positionierungsworkshop für alle wesentlichen Bankbereiche ihr Zielbild auf Basis des BVR-Nachhaltigkeitscockpits. Als „Hausaufgabe“ hatte die Bank zuvor den Ist-Zustand dokumentiert. Zur Vorbereitung des Workshop gehörte außerdem ein 1,5-stündiges Webinar, um alle Teilnehmer auf den gleichen Wissensstand zu bringen.
Das Nachhaltigkeitscockpit des BVR
Am 25. November 2020 hat der Verbandsrat des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) das Nachhaltigkeitsleitbild der genossenschaftlichen FinanzGruppe „Nachhaltig wirtschaften für Menschen, Umwelt und Regionen“ verabschiedet. Es stellt den Fixpunkt für die Nachhaltigkeitsarbeit in den Volksbanken und Raiffeisenbanken dar. Zur Umsetzung des Leitbilds entwickelte der BVR zusammen mit den Regional- und Spartenverbänden den Leitfaden „Nachhaltig Wirtschaften – Analyse, Positionen, Strategien für Genossenschaftsbanken“ (im BVR Extranet).
Dreh- und Angelpunkt des Leitfadens ist das so genannte Nachhaltigkeitscockpit des BVR. Es soll die Banken in die Lage versetzen, ihre bisherige Nachhaltigkeitsarbeit kompakt und zügig zu analysieren sowie ein Zielbild zu definieren. Für jedes Handlungsfeld zeigt das Cockpit sechs verschiedene Ambitions- und Reifegradstufen von null bis fünf auf. Daraus lassen sich konkrete Umsetzungsmaßnahmen ableiten. Bei der Ausarbeitung wurde Wert darauf gelegt, dass alle Banken unabhängig von ihrer Ist-Situation und ihren Ambitionen mit dem Instrument arbeiten können. Weitere Informationen dazu gibt es im BVR-Extranet.
In Ergänzung zum BVR-Nachhaltigkeitscockpit, das nur den bisherigen Reifegrad und das Zielbild der Bank dokumentiert, fügte der GVB dem Katalog einen strukturierten Maßnahmenplan mit Praxisbeispielen hinzu. So können die Banken nicht nur ihre Nachhaltigkeitsziele definieren, sondern auch die zur Umsetzung notwendigen Maßnahmen. Das hilft dabei, das Zielbild im festgelegten Zeithorizont in die Tat umzusetzen. „Am Ende hatten wir eine Art selbst auferlegtes Pflichtenheft mit ganz konkreten Vorschlägen, was wir tun können. Jetzt geht es darum, das alles abzuarbeiten“, berichtet Frischmann.
Praxisbeispiele zeigen Potenzial auf
Die VR-Bank Isar-Vils möchte ihre Nachhaltigkeitsziele bis 2025 erreicht haben. „Wir haben das langfristig angelegt, denn der Maßnahmenkatalog ist sehr umfangreich und nicht innerhalb von wenigen Monaten zu schaffen. So können wir das Schritt für Schritt angehen“, erklärt Frischmann. Geholfen haben der Bank die vielen Praxisbeispiele anderer Häuser, die der GVB zu den einzelnen Bereichen des BVR-Nachhaltigkeitscockpits zusammengetragen hat. „Der Workshop hat uns das ganze Spektrum vor Augen geführt, was alles möglich ist“, sagt Frischmann. Als Beispiel nennt er die Gebäudetechnik der aktuell neun Bankfilialen. „Vom Einsatz umweltfreundlicher LED-Lampen bis zur Umstellung der Heizung auf erneuerbare Energien gibt es viele Themen, die wir erst noch strukturieren müssen, aber ich sehe großes Potenzial.“ Zwar betreibe die Bank auf den Dächern ihrer Filialen bereits mehrere Photovoltaik-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 100 Kilowatt, aber auch hier sei das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht.
In einigen Bereichen sei auch noch ein Umdenken in der Bank nötig, zum Beispiel bei der E-Mobilität. Frischmann kann sich aber vorstellen, als nächsten Firmenwagen ein E-Auto zu bestellen. Schon heute ordert die Bank nur noch chlorfrei gebleichtes Papier. Das koste zwar ein paar Cent mehr, schütze aber die Umwelt. „Es gibt viele Beispiele, wo wir einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten können. Da müssen wir jetzt unseren Weg finden“, sagt der Vorstand. Auch in den Kerngeschäftsfeldern der Bank, dem Kredit- und Anlagegeschäft, sieht Frischmann Potenzial für nachhaltiges Handeln. „In Zukunft wollen wir verstärkt darauf achten, welche Unternehmen wir unterstützen und ob deren Geschäftsmodell nachhaltig ist.“ Am Anfang sei es wichtig, sich gegenüber den Kunden entsprechend zu positionieren und die eigene Haltung zu verinnerlichen, aber irgendwann werde das in der Umsetzung selbstverständlich, ist Frischmann überzeugt. „Wir haben auch als Unternehmen eine Verantwortung gegenüber den nächsten Generationen. Das wollen wir deutlich machen.“, sagt der Vorstand.
Benchmark-Vergleich hilft bei Positionsbestimmung
Bei der eigenen Positionsbestimmung habe auch der Benchmark-Vergleich des Verbands geholfen. Für jeden Bereich des BVR-Nachhaltigkeitscockpits hat der GVB sowohl beim Reifegrad als auch beim Zielbild den Durchschnittswert der GVB-Mitgliedsbanken erfasst und um die Minimal- und Maximalwerte ergänzt. „Das hat schon Aussagekraft. So konnten wir gut einschätzen, wo wir schon recht weit sind, und wo wir noch Nachholbedarf haben“, sagt Frischmann.
Treiber der Umsetzung in der Bank sei ganz klar die Geschäftsführung. „Wir wollen ein Zeichen setzen, dass uns das Thema wichtig ist. Da schauen sowohl unsere Mitarbeiter als auch unsere Kunden darauf“, sagt Frischmann. Deshalb sei das Thema auch beim Vorstand angesiedelt. In der Projektgruppe werden außerdem die Marketing- und Vertriebsleitung sowie das Controlling mit dabei sein. „Das waren auch die Personen, die neben dem Vorstand an dem Workshop teilgenommen haben“, sagt Frischmann. Das Controlling sei wichtig, weil die Umsetzung des Zielbilds gemessen und überwacht werden müsse. „Nur so können wir feststellen, ob wir an einer irgendeiner Stelle vom Ziel abweichen, und gegebenenfalls Maßnahmen festlegen, um das Ziel doch noch zu erreichen.“
Geld und Zeit gut angelegt
Das Geld und die Zeit für den Positionierungsworkshop seien in jedem Fall gut angelegt gewesen, ist Frischmann überzeugt. Denn der GVB habe eine umfassende Expertise zum Thema Nachhaltigkeit aufgebaut und verfüge über einen tiefen Einblick, wie andere Häuser dieses umsetzen. „Wenn sich jede Bank alle diese Themen selbst erarbeiten müsste, würde das sicher deutlich mehr Ressourcen und Kosten verursachen als der Workshop, dazu kommen die Praxisbeispiele als echter Mehrwert“, sagt der Vorstand. Weil sich der GVB am BVR-Nachhaltigkeitscockpit orientiere, seien die Themen zudem sehr gut strukturiert.
Nachhaltigkeit sei ein strategisches Thema von enormer Tragweite. Deshalb sei es für jede Bank wichtig, einen eigenen Weg zu finden und abzuwägen, was zum eigenen Haus passt. „Unsere Erwartung an den Workshop war, mit Unterstützung des GVB ein gemeinsames Verständnis für das Thema Nachhaltigkeit zu schaffen, unsere Position zu bestimmen sowie Wege und Ziele aufzuzeichnen, wo wir hinwollen. Das wurde an nur einem Tag zu 100 Prozent erfüllt. Am Abend konnten sich alle Teilnehmer mit den festgelegten Zielen identifizieren. Das werden auch für unsere tägliche Arbeit wichtige Leitplanken sein“, sagt Frischmann. Sein Fazit zum Workshop fällt daher eindeutig aus: „Eine klare Empfehlung.“
Positionierungsworkshop des GVB: Ist-Analyse und Nachhaltigkeitsstrategie
Damit sich die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken als nachhaltige Unternehmen im Wettbewerb aufstellen können, bietet ihnen der Genossenschaftsverband Bayern (GVB) einen Positionierungsworkshop auf Basis des BVR-Nachhaltigkeitscockpits an. In allen relevanten Themenfeldern der Bank – vom Anlagegeschäft über die Banksteuerung und das Risikomanagement bis hin zur Kommunikation nachhaltiger Tätigkeiten – analysiert die Kreditgenossenschaft zusammen mit dem GVB die Ist-Situation und legt fest, welche Nachhaltigkeitsziele sie erreichen will. Ergänzt wird die Zielbilddefinition durch einen konkreten Maßnahmenplan und Praxisbeispiele. Dadurch werden die Banken in die Lage versetzt, ihre Nachhaltigkeitsziele zügig umzusetzen und so ihre Marktposition und dadurch auch den langfristigen ökonomischen Erfolg in diesem Bereich zu festigen.
Der Workshop vor Ort dauert einen Tag. Er hilft den Banken dabei,
- sich mit dem Thema Nachhaltigkeit vertraut zu machen, ein einheitliches Verständnis zu schaffen und ein bankindividuelles Zielbild zu definieren,
- sich glaubhaft von den Wettbewerbern abzugrenzen,
- die Unternehmensstrategie auf Nachhaltigkeit auszurichten und den Transformationsprozess zu strukturieren,
- einzelne Maßnahmen stringent zu koordinieren und miteinander zu verknüpfen, und
- die regulatorischen Anforderungen zur Nachhaltigkeit umzusetzen.
Ansprechpartner beim GVB ist Jonas Rott, Bereich Beratung Banken, 089/2868-3607, nachhaltigkeit(at)gv-bayern.de. Weitere Informationen gibt es auf der Themenseite Nachhaltigkeit im GVB-Mitgliederportal.