Lese: Die fränkischen Winzergenossenschaften hätten sich größere Mengen gewünscht, sind mit der Ernte aber insgesamt zufrieden. Top-Lagen und spätreife Sorten konnten sie heuer frühzeitig einholen.
Um den Bacchus steht es schlecht. Im Vergleich zu anderen Rebsorten kommt er mit Trockenheit und Hitze nicht so gut zurecht. Diesen Sommer regnete es in Franken kaum, die Winzer mussten die Bacchus-Rebstöcke regelmäßig bewässern. Ansonsten wären sie großflächig verbrannt oder vertrocknet. „Unter den Rebsorten ist der Bacchus der Verlierer des Klimawandels“, sagt Frank Dietrich, Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzender der Winzer Sommerach eG.
Dabei passt der Bacchus ideal in die heutige Zeit. Aus der Rebsorte keltert die Genossenschaft säurereduzierte und fruchtige Weine, die sich gut vermarkten lassen. „Wir könnten viel mehr Bacchus verkaufen“, sagt Dietrich. Doch es hilft nichts: Weil das Klima in Franken künftig eher noch heißer und trockener wird, empfiehlt die Genossenschaft ihren Mitgliedern, den Bacchus nicht mehr anzupflanzen. Noch nimmt die Sorte im fränkischen Weinland rund zehn Prozent der Rebfläche ein, also 630 von 6.300 Hektar. Künftig wird der Anteil aber deutlich sinken. Ob die fränkischen Winzer in zwei Jahrzehnten überhaupt noch Bacchus kultivieren? Dietrich möchte lieber keine Prognose abgeben.
Pilzwiderstandsfähige Rebsorten gewinnen an Bedeutung
Es gibt Rebsorten, die mit dem Klimawandel besser zurechtkommen als der Bacchus. Dietrich zählt die fränkische Leitrebsorte Silvaner dazu, aber auch Sorten, die ursprünglich im mediterranen Klima wachsen. Der Weißburgunder oder der Chardonnay gehören dazu. Interessant seien auch neue, sogenannte pilzwiderstandsfähige Sorten, im Fachjargon als PIWI bezeichnet. Diese sind sehr robust gegen Pilzkrankheiten, die Winzer müssen deutlich weniger Pflanzenschutzmittel einsetzen. Beispiele sind Sauvignon Gris und Cabernet Blanc. Noch sind sie in der Nische, aber künftig werden sie wohl an Bedeutung gewinnen. „Das Rebsorten-Spektrum in Franken ändert sich. Eine zentrale Aufgabe wird sein, die Konsumenten mitzunehmen und ihnen zu erklären, warum wir das tun“, sagt Dietrich. Auch für die Winzer ist es schwierig einzuschätzen, auf welche Rebsorten sie künftig setzen sollen. Die Genossenschaft unterstützt sie bei dabei.
„Das Rebsorten-Spektrum in Franken ändert sich. Eine zentrale Aufgabe wird sein, die Konsumenten mitzunehmen und ihnen zu erklären, warum wir das tun.“
Frank Dietrich, Winzerkeller Sommerach eG
Die fünf fränkischen Winzergenossenschaften
In Franken gibt es insgesamt fünf Winzergenossenschaften. Neben der Winzer Sommerach eG sind das die Divino Nordheim Thüngersheim eG, die Winzergemeinschaft Franken eG (GWF), die Winzergenossenschaft Hörstein und die Winzergenossenschaft Escherndorf. Letzere unterhält keine eigene Kellerwirtschaft, sondern lässt ihren Wein bei Divino keltern.
Welche Bedeutung haben die Winzergenossenschaften für Franken? Das kann vermutlich niemand besser einschätzen als der Präsident des Fränkischen Weinbauverbands, Artur Steinmann. „Die Winzergenossenschaften spielen eine sehr wichtige Rolle“, bekräftigt er. Dazu verweist Steinmann zunächst auf die Zahlen. Insgesamt bewirtschaften die Unternehmen mit der Rechtsform eG eine Fläche von rund 2.000 Hektar und damit knapp ein Drittel der gesamten Rebfläche Frankens. 2.600 Winzerinnen und Winzer sind Mitglied bei den Genossenschaften.
Zudem ist Steinmann folgende Aussage wichtig: „Die Genossenschaften sind der stabilisierende Faktor der fränkischen Weinwirtschaft.“ Was er damit meint: Die Unternehmen garantieren ihren Mitgliedern die Abnahme der Trauben und sorgen für einen geordneten Vertrieb des Weins. Auf diese Weise gibt es kaum freie Mengen auf dem Markt und die Winzer sind nicht gezwungen, ihren Wein zu Ramschpreisen zu verkaufen. In guten Weinjahren kommt dies in anderen Weinbauregionen regelmäßig vor. Außerdem beliefern die fränkischen Winzergenossenschaften den Lebensmitteleinzelhandel. Sie seien die einzigen, die den Wein im großen Stil außerhalb der Region vermarkten, erklärt Steinmann. Davon profitieren alle Winzer des fränkischen Weinlands, weil der Frankenwein durch den Genossenschaftsvertrieb überregional bekannt gemacht werde und Aufmerksamkeit erfahre. „Dass es in Franken zwischen Winzern und Genossenschaften keine Turbulenzen gibt, sondern alles im ruhigen Fahrwasser verläuft und wir konstruktiv zusammenarbeiten, hängt mit der Führung durch die Genossenschaften zusammen“, sagt Steinmann.
Mengen und Qualitäten steuern dank Bonitursystem
Das Lob freut Andreas Oehm. Er ist seit 2004 Vorstandsvorsitzender der Winzergemeinschaft Franken (GWF), der fränkischen Winzergenossenschaft mit den meisten Mitgliedern und der größten erzeugten Menge. „Mit dem Status, den wir uns erarbeitet haben, können wir zufrieden sein. Gleichzeitig dürfen wir uns nicht ausruhen, sondern müssen weitermachen“, betont er. Oehm kann sich noch gut an die Zeit um die Jahrtausendwende erinnern. Damals galt Wein vom Main nicht als Qualitätstropfen. Die Winzer setzten auf Quantität, worunter die Qualität spürbar litt. Im Einzelhandel wurden Weine im Bocksbeutel, der typischen Flaschenform für Frankenwein, verramscht.
Um das Weinbaugebiet nach vorne zu bringen, starteten die Winzer eine Qualitätsoffensive. „Der wichtigste Schritt war, das bis heute bestehende Bonitursystem aufzusetzen“, erklärt Oehm. Zuvor erhielten die Winzer ihr Traubengeld auf Basis der abgelieferten Menge. Je mehr Trauben, desto mehr Geld, so die Logik. Das Bonitursystem stellt dagegen die Arbeit des Winzers im Weinberg und damit die Qualität der Ernte in den Mittelpunkt. Es funktioniert wie folgt: Im Frühjahr erhalten die Winzer von der Genossenschaft abhängig von der Weinlage und der angestrebten Qualität exakte Vorgaben zur Bewirtschaftung ihrer Parzellen. Dabei wird etwa geregelt, wie viele Trauben an einem Rebstock hängen dürfen oder wie dicht die Laubwand sein soll. Kurz vor der Lese gehen die Fachleute der Genossenschaft in den Weinberg, um ihn zu „bontieren“, also die Qualität zu bewerten. Haben die Winzer ordentlich gearbeitet, erhalten sie das volle Traubengeld. Entsprechen die Rebstöcke nicht den Vorgaben, gibt es Abzüge. „Mit dem Bonitursystem haben wir Produktion und Vertrieb verzahnt. Wir können die Menge und Qualitäten exakt steuern und so die Verbraucherwünsche bestmöglich erfüllen“, erklärt Oehm.
„Wir dürfen uns auf dem Status, den wir uns erarbeitet haben, nicht ausruhen, sondern müssen weitermachen.“
Andreas Oehm, Winzergemeinschaft Franken (GWF)
Aktuell wird das Bonitursystem weiterentwickelt. Denn die Höhe des Traubengelds hängt nicht nur von der Qualität der Trauben, sondern zusätzlich von der erreichten Grad Oechsle ab. Das ist die Maßeinheit für den Zuckergehalt des Traubenmosts. Die Winzer erhalten klassischerweise mehr Geld, je höher der Oechsle-Grad ist. Leichte und filigrane Weine, die bei den Verbrauchern im Trend liegen, lassen sich so aber nicht oder nur schwer erzeugen. Außerdem passt die Vorgabe nicht zum neuen Weingesetz, das 2025 in Kraft tritt. Deshalb wird der Auszahlungspreis nun bei einer Oechsle-Zahl gekappt, in der Praxis liegt diese beispielsweise bei Müller-Thurgau bei 76 Grad Oechsle. Für Trauben mit höheren Werten gibt es kein zusätzliches Geld. So wird das Traubengeld noch stärker mit der Qualität und der Gesundheit der Trauben verknüpft. Einige Genossenschaften haben das System, Bonitur Plus genannt, bereits eingeführt.
Franken – Heimat des Silvaners seit 1659
Seit über 360 Jahren wird in Franken Silvaner angebaut. Er ist die unumstrittene Leitrebsorte für das Weinbaugebiet. Um den Silvaner bei den Menschen noch stärker in den Fokus zu rücken, hat der Fränkische Weinbauverband 2018 das Markenkonzept „Franken – Silvaner Heimat seit 1659“ aufgesetzt. Vorausgegangen waren mehrere Workshops, an denen sich auch die Winzergenossenschaften intensiv beteiligt haben. Weinbaupräsident Artur Steinmann ist zufrieden mit der Resonanz: „Das Markenkonzept mit der klaren Botschaft und dem sympathischen Auftreten kommt bei den Menschen gut an. Es ist unsere erfolgreichste Kampagne. Was mich besonders freut: Auch die Winzer, ob sie nun eigenständig auftreten oder genossenschaftlich organisiert sind, identifizieren sich damit. Wir sind also auf dem richtigen Weg, um das Weinbaugebiet Franken noch besser zu profilieren.“
Millioneninvestitionen in Produktionsanlagen
Um Spitzenweine herzustellen, investieren die Winzergenossenschaften regelmäßig in ihre Produktionsanlagen. Die GWF hat in Kitzingen-Repperndorf für 16 Millionen Euro „die modernste Kelterhalle Europas“ gebaut, wie Oehm sagt. Zur Ernte 2021 ist die neue Traubenannahme in Betrieb gegangen. Auch die Divino hat in Nordheim ihre Kelteranlage umfassend modernisiert und dafür einen mittleren einstelligen Millionenbetrag in die Hand genommen. Sie ist rechtzeitig zur diesjährigen Lese fertig geworden. „Profil“ stellt die beiden Produktionsstätten in dieser Ausgabe vor. Die Winzer Sommerach eG plant ebenfalls, ihr Kelterhaus neu zu bauen oder zu modernisieren. „Wir brauchen moderne und leistungsfähige Anlagen. Deshalb ist es klasse, dass die Genossenschaften diese Generationeninvestition getätigt und dafür viel Geld in die Hand genommen haben. Damit sichern sie ihre Zukunftsfähigkeit“, bekräftigt Weinbaupräsident Artur Steinmann.
Vertrieb ruht auf mehreren Standbeinen
Investiert haben die Winzergenossenschaften nicht nur in eine moderne Produktion, sondern auch in zeitgemäße Vinotheken. Diese waren heuer wieder gut gefüllt, nachdem 2020 und 2021 wegen Corona weniger Gäste als üblich kamen. Während der Pandemie entwickelten sich die Absatzkanäle unterschiedlich. Der Vertrieb über den Lebensmitteleinzelhandel boomte, da die Menschen ihren Wein nun in den eigenen vier Wänden tranken. Schlecht lief hingegen der Direktabsatz sowie der Verkauf in der Gastronomie. Auch viele Veranstaltungen, ansonsten ein Höhepunkt für den Weintourismus, fielen aus.
Um die Weinliebhaber trotz Corona zu erreichen, entwickelten die Genossenschaften pragmatische Lösungen. Ein Beispiel ist der Lieferdienst, den die Divino ins Leben gerufen hat. Im Umkreis von 100 Kilometern von Nordheim und Thüngersheim brachten Mitarbeiter, die sonst in den Vinotheken arbeiten, den Wein zu den Menschen nach Hause. Das Angebot sei sehr gut angekommen, berichtet Divino-Geschäftsführer Gerald Wüst. „Generell sind wir gut durch die Pandemie gekommen. Es hat sich bewährt, dass wir auf mehrere Vertriebskanäle setzen“, sagt er. Auch den internationalen Absatz möchte die Divino weiter ankurbeln. Dazu hat sie sich mit anderen Genossenschaften aus Baden-Württemberg zur „German Wine Group“ zusammengeschlossen (siehe dazu auch den „Profil“-Beitrag in Ausgabe 3/2020). Zielmärkte sind vor allem die Benelux-Staaten, Skandinavien sowie Nordamerika und China. „Das Exportgeschäft ist ein wichtiges Standbein, in dem wir perspektivisch wachsen möchten“, betont Wüst.
„Wir sind gut durch die Pandemie gekommen – es hat sich bewährt, dass wir auf mehrere Vertriebskanäle setzen.“
Gerald Wüst, Divino
Alternativen zur Glasflasche gesucht
Eigentlich hatte der Divino-Geschäftsführer gehofft, dass mit dem zwischenzeitlichen Abklingen der Corona-Pandemie die größten Herausforderungen gemeistert sind. Doch die Folgen des Kriegs in der Ukraine bekommen auch die Winzergenossenschaften zu spüren. Zum einen merken sie in den vergangenen Wochen eine gewisse Kaufzurückhaltung. Das betrifft vor allem den Absatz über den Lebensmitteleinzelhandel. Zum anderen schlagen die hohen Energiepreise und der Warenmangel ins Kontor. Die Divino heizt zwar nicht mit Gas, sondern mit Pellets. Doch auch dafür sind die Kosten – ebenso wie beim Strom – in den vergangenen Wochen auf Rekordniveau gestiegen.
Noch schlimmer als die hohen Energiepreise sind die Engpässe bei vielen Waren. Wüst zählt beispielsweise Glas, Kartons, Etiketten und Verschlüsse auf. Wenn diese Materialien nicht verfügbar sind, bremse das im schlimmsten Fall die Produktion und damit den Umsatz aus, so der Geschäftsführer. Besonders schmerzhaft seien die Lieferschwierigkeiten bei Glasflaschen und deren um bis zu 25 Prozent gestiegene Kosten. Die Genossenschaft plant, mittelfristig auf leichtere Glasflaschen als bisher umzusteigen. Bei der Linie „Große Gewächse“ wurde dieser Schritt bereits vollzogen. „Leichtere Glasflaschen sind kostengünstiger und senken den Kohlendioxidausstoß merklich“, erklärt Wüst. Außerdem prüft die Divino, ob es Alternativen zur Glasflasche gibt. Getränkekartons für Wein seien den Menschen wohl kaum zu vermitteln, mehr Chancen räumt Wüst den sogenannten „Bag-in-Boxen“ ein. Bei dieser Verpackungsform wird ein Weinschlauch in eine Box aus Karton eingesetzt. „Heute verbinden viele Konsumenten leichte Glasflaschen oder Kartons mit geringer Qualität. Eine Umstellung weg von den klassischen Glasflaschen ist also nicht trivial, sondern wird uns sehr fordern“, sagt Wüst.
Speicherseen auf den Weinbergen
Großes Kopfzerbrechen bereitet den Winzern auch die Frage, wie sie mit dem Klimawandel umgehen sollen. Die Extremwetter und als Folge die Missernten haben zugenommen. „Ob Spätfrost, Dürre oder Starkregen: Wenn ich zurückblicke, gab es jedes Jahr ein anderes Extrem“, sagt Frank Dietrich von der Winzer Sommerach eG. Nicht hilfreich seien beispielsweise die milden Temperaturen im Winter. Dadurch treiben die Rebstöcke mittlerweile rund 20 Tage früher aus als noch vor zwei Jahrzehnten. Wenn dann im Mai plötzlich Frost kommt, seien die empfindlichen Triebe nicht mehr geschützt. „2020 sind Rebstöcke in Lagen erfroren, die als frostsicher galten. Einige vor allem ältere Winzer konnten das überhaupt nicht verstehen. Sie haben ihren Lebtag lang im Weinberg gearbeitet und so etwas noch nie zuvor erlebt“, betont Dietrich. Eine Patentlösung zum Schutz vor Frost gebe es nicht, stattdessen müsse man je nach Situation reagieren.
Besonders intensiv treibt die Winzer zudem das Thema Wasser um. In Franken regnet es generell nicht viel, doch diesen Sommer gab es so gut wie keinen Niederschlag. Ohne Wasser können sich die Trauben nicht voll ausbilden, im schlimmsten Fall stirbt der ganze Stock ab. Damit es nicht so weit kommt, müssen die Winzer die Reben bewässern. In vielen Orten sind beispielsweise Anlagen zur sogenannten Tröpfchenbewässerung installiert. Dazu haben die Winzer in den Weinbergen Schläuche verlegt und füllen diese regelmäßig mit Wasser. Dieses wird dann gezielt ins Erdreich abgegeben, damit die Pflanzen ausreichend versorgt sind.
„Wir brauchen Wasserspeicher. Wenn wir das nicht schaffen, sehe ich langfristig schwarz für die Winzer und unsere fränkische Weinbau-Kulturlandschaft.“
Artur Steinmann, Präsident Weinbauverband
Da aber Wasser immer knapper wird, stehen die Winzer vor der Frage, wie sie die Versorgung sicherstellen. Noch dürfen sie, wenn der Pegel es zulässt, Wasser aus dem Main entnehmen. In Zukunft braucht es aber neue Lösungen. „Wir möchten Speicherseen bauen. Diese werden im Winterhalbjahr mit Regenwasser befüllt und im Sommer für die Bewässerung der Reben genutzt“, erklärt Dietrich. Das Problem dabei: Wasserspeicher zu bauen ist teuer. Weinbaupräsident Artur Steinmann wünscht sich deshalb Unterstützung von der Politik – sowohl auf kommunaler Ebene als auch vom Freistaat. „Es geht nicht darum, Grundwasser oder Trinkwasser zu verwenden, sondern Speicher für überschüssiges Oberflächenwasser, Regenwasser und geschmolzenen Schnee zu schaffen. Wenn wir das nicht schaffen, sehe ich langfristig schwarz für die Winzer und unsere fränkische Weinbau-Kulturlandschaft“, sagt Steinmann.
Genossenschaft Vinaqua führt Pilotprojekt zur nachhaltigen Bewässerung durch
In Volkach haben sich 45 Winzer zur Vinaqua eG zusammengeschlossen, um ihre Weinberge nachhaltig zu bewässern. Das 2011 eingerichtete System funktioniert so: In einem Pufferbecken (Foto) wird abfließendes Regenwasser gesammelt und in zwei höher gelegene Speicherbecken gepumpt. Von dort wird das Wasser mit einer Tröpfchenbewässerungsanlage bedarfsgerecht direkt an die Wurzeln der Rebstöcke geleitet. Auf diese Weise sichert die Genossenschaft die Versorgung der Pflanze und schützt das Grundwasser.
EU-Gesetzgebung mit Licht und Schatten
Für Aufregung sorgte bei vielen Winzern zuletzt auch die EU-Kommission. Der Grund: Im Juni legte sie eine Verordnung zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln vor. Diese enthält ein Komplettverbot für Pflanzenschutzmittel in Schutzgebieten. „Die Schutzgebiete wurden angelegt, weil die Weinberglandschaften kulturell wertvoll sind. Gleichzeitig lässt sich Weinbau, ganz gleich ob ökologisch oder konventionell, ohne Pflanzenschutzmittel nicht erfolgreich betreiben. Das passt hinten und vorne nicht zusammen“, echauffiert sich Andreas Oehm von der GWF. Rund ein Drittel der fränkischen Rebfläche könne nicht mehr bewirtschaftet werden, sollte der Vorschlag der EU umgesetzt werden. „Es braucht dringend Nachbesserungen an der Verordnung. Dafür setzen wir uns mit Vehemenz ein“, erklärt Oehm.
Ein anderes Projekt der EU trifft auf deutlich mehr Wohlwollen bei den fränkischen Winzern: das neue Weingesetz. Im Kern geht es darum, das sogenannte romanische Weinkennzeichnungsrecht einzuführen. Der Grundsatz: Je enger die Herkunft umrissen ist, desto höher ist die Qualität. „Wir sind überzeugt, dass wir das Profil des Frankenweins dadurch schärfen können. Deshalb haben wir als deutschlandweit erste Weinbauregion einen Branchenverband gegründet. Nun geht es darum, die erforderlichen Prozesse festzulegen, um loslegen zu können“, erklärt Weinbaupräsident Steinmann.
Mechanisierung reduziert Arbeitseinsatz
Eine wichtige Aufgabe wird für die Genossenschaften sein, die Mitglieder zu halten und ihnen eine Perspektive zu bieten. Denn die Arbeit im Weinberg ist hart und zeitintensiv. Unabhängig von der Größe der Betriebe geht es für die Genossenschaften darum, ihre Mitglieder intensiv zu beraten und ihnen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie die Arbeit reduziert werden kann. Ein wichtiger Punkt, gerade in Zeiten des Fachkräftemangels, sei dabei die Mechanisierung, erklärt Andreas Oehm von der GWF. Ein Hektar Anbaufläche lasse sich mit neuen Methoden mit rund 50 bis 100 Stunden Arbeitseinsatz pro Saison bewirtschaften. Dies ist für einen Teilbereich des Sortiments denkbar. Ansonsten müsse man eher mit 200 Stunden plus rechnen. Einen so rapiden Strukturwandel wie in der Landwirtschaft werde es im Weinbau nicht geben, ist Oehm überzeugt. „Viele Winzer betreiben ihre Fläche als Hobby weiter. So können sie ein Zusatzeinkommen generieren und die Tradition ihrer Vorfahren fortführen.“
In den weltweiten Bestenlisten vertreten
Trotz der Herausforderungen blicken die Genossenschaften positiv in die Zukunft. Frank Dietrich von der Winzer Sommerach eG berichtet, dass heuer Trauben mit hervorragender Qualität geerntet wurden (mehr zur Lese im Beitrag „Schwieriges Jahr, fantastischer Jahrgang“ in dieser Ausgabe). Einige der besten Tropfen gehen erst in drei oder vier Jahren in den Verkauf. „Das ist absolute Top-Qualität. Ich freue mich schon heute auf diese Weine“, sagt er. Dietrich ist guter Dinge, dass die Genossenschaften in der Spitze Weine produzieren, die nicht nur in den Bestenlisten auftauchen, sondern auch weltweit vorne mitspielen können. „Dieser Ehrgeiz, jedes Jahr ein Stück besser zu werden, treibt uns an. Ich kann jedem empfehlen, nach Franken zu kommen und sich von der Qualität unseres Weins selbst ein Bild zu machen“, betont Dietrich.