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Die wichtigsten Infos

  • Immer mehr Menschen in Bayern interessieren sich dafür, Gold zu kaufen. Bei vielen Volksbanken und Raiffeisenbanken erhalten sie die Barren in unterschiedlichen Gewichten sowie bekannte Münzen wie den Krügerrand.
  • Damit Kreditgenossenschaften das Edelmetallgeschäft sicher abwickeln können, stehen mehrere Kooperationspartner wie die Reisebank oder die Unternehmen pro aurum sowie Solit bereit.
  • Neben dem Verkauf von Münzen und Barren kann es sich für Banken lohnen, einen sogenannten Goldsparplan anzubieten. Dabei investieren Kunden monatlich einen festen Betrag und erhalten, wenn das angesparte Guthaben ausreicht, einen Goldbarren.
  • Die meisten Kunden interessieren sich dafür, das gekaufte Gold in einem Bankschließfach zu lagern.

Ist Gold eine Krisenwährung? Für einige Menschen auf jeden Fall, erzählt Sabine Knab, Privatkundenberaterin bei der VR-Bank Handels- und Gewerbebank. Das Kreditinstitut betreibt im Untergeschoss seiner Geschäftsstelle in Augsburg-Kriegshaber einen „GoldShop“. Dort können Kunden in einem renovierten und mit Lounge-Möbeln eingerichteten Raum verschiedene Barren und Münzen in Augenschein nehmen und kaufen. Im Frühjahr des Jahres, zu Zeiten des Lockdowns, war die Nachfrage extrem hoch. „Die Menschen haben uns das Gold quasi aus den Händen gerissen. Selbst die Sachen aus den Schau-Vitrinen wollten sie haben. Das habe ich noch nie erlebt“, sagt Knab.

Wegen der Ausgangsbeschränkungen kam es zu Lieferengpässen bei der Neuware. Die Bankberaterin musste einige Kunden auf einen späteren Zeitpunkt vertrösten. „Ich habe dann eine Liste geführt und mich sofort gemeldet, wenn wir die Münzen und Barren wieder im Bestand hatten“, sagt sie.

Ähnliche Erfahrungen hat Johanna Friedl aus der Abteilung Marktfolge der VR-Bank Passau gemacht. Sie erzählt, dass die Umsätze im Edelmetallgeschäft des Kreditinstituts in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen sind und im März, April und Mai 2020 ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht haben. Dies betraf sowohl Münzen als auch Barren. „In der Regel investieren unsere Kunden bevorzugt in Goldbarren, da diese oftmals das beste Preis-Leistungs-Verhältnis vorweisen. Im Frühjahr hat das keine Rolle mehr gespielt, die meisten Menschen haben gekauft, was sie bekommen konnten“, sagt Friedl.

Warum eilt der Goldpreis von Rekord zu Rekord?

Das Preisniveau von Gold ist aktuell so hoch wie nie zuvor. Am 7. August 2020 mussten Käufer für eine Feinunze (31,1 Gramm) des Edelmetalls 2.071 US-Dollar bezahlen, aktuell liegt der Kurs bei 1.930 Dollar (Stand: September 2020). Vor allem im historischen Vergleich sind die Preise extrem hoch, 2005 lag der Jahres-Durchschnittspreis von Gold beispielsweise noch bei unter 450 Dollar. Thomas Benedix, Senior Portfoliomanager Rohstoffe bei Union Investment, hat mehrere Gründe für den hohen Goldpreis ausgemacht. Als wesentlichen Faktor sieht er die Corona-Krise: „Um sich gegen die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie abzusichern, haben vor allem westliche Anleger massiv in Gold-ETFs investiert“, sagt er.

Auch das Niedrigzinsumfeld trägt zu der Entwicklung bei: Da die Realrenditen in den USA auf dem niedrigsten Niveau seit 2012 liegen, hat sich die Nachfrage nach dem gelben Edelmetall dort stark erhöht. Ebenfalls Auswirkungen auf den Goldpreis hat der Strategiewechsel der US-Notenbank Fed. Diese hatte erklärt, ihr Inflationsziel von zwei Prozent künftig nur noch im Durchschnitt über einen längeren Zeitraum erreichen zu wollen. „Da die Fed zudem keine Anhebung der Leitzinsen plant, könnte dies mittelfristig zu weiter fallenden Realrenditen führen. Gold wäre demnach noch lange als Inflationsschutz gefragt“, sagt Benedix. Der Rohstoff-Experte erwartet deshalb für dieses Jahr weiterhin einen hohen Goldpreis. Einzige Ausnahme: Wenn noch 2020 ein Impfstoff zugelassen wird, der dabei hilft, die Pandemie wirksam einzudämmen. „Das würde dazu führen, dass die Unsicherheit aus den Finanzmärkten weicht und die Anleger nennenswerte Mittel aus den ETFs abziehen. In so einem Szenario würde der Goldpreis voraussichtlich deutlich nachgeben“, sagt Benedix.

Die Kunden der Volksbank Raiffeisenbank Rhön-Grabfeld kaufen ebenfalls seit einiger Zeit verstärkt Gold. Tobias Weyer, Regionalleiter des unterfränkischen Kreditinstituts, fragt sie regelmäßig nach ihren Motiven. Dabei hat er erfahren, dass die Kunden einerseits wegen des Allzeithochs und der begleitenden Medienberichterstattung in Zeitungen, Radio und TV auf Gold aufmerksam werden. „Das Thema ist derzeit einfach sehr präsent. Ein Beispiel: Bei der Fahrt auf die Arbeit höre ich regelmäßig Antenne Bayern. Dort gibt es aktuell ein Quiz, bei dem die Anrufer eine Feinunze Gold gewinnen können. Außerdem war zuletzt ein Edelmetallexperte zugeschaltet, der weiter steigende Kurse prophezeit hat“, sagt Weyer.

Andererseits beobachtet Weyer, dass viele Kunden wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Wirtschaft verunsichert sind. „Einige Menschen haben wenig Vertrauen in die Wertstabilität des Euros. Sie befürchten, dass sich die Europäische Zentralbank mit den Kaufprogrammen übernimmt und deshalb ein Kollaps der Wirtschaft droht“, sagt der Regionalleiter der Bank. Gold, klassischerweise der „sichere Hafen in Krisenzeiten“, gewinnt folglich enorm an Attraktivität. Alexander Teubner, Produkt- und Marketingmanager bei der Volksbank Raiffeisenbank Starnberg-Herrsching-Landsberg, fügt einen weitere Grund hinzu: Die aktuelle Niedrigzinsphase. „Da es für klassische Sparprodukte wie das Sparbuch oder Tagesgeld keine bis geringe Zinsen gibt, bietet sich Gold als gute Anlagealternative an“, sagt er.

Gold kaum Spekulationsobjekt

Aufgrund der Rekordpreise für Gold könnte der ein oder andere Besitzer auf die Idee kommen, seine Bestände mit Gewinn zu verkaufen. Bei den bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken gibt es jedoch wenige solcher Anfragen. „Die meisten unserer Kunden haben ihr Gold behalten. Sie nutzen es als Wertaufbewahrungsmittel und nicht als Spekulationsobjekt“, sagt Tobias Weyer von der Volksbank Raiffeisenbank Rhön-Grabfeld. Ähnliche Erfahrungen hat Sabine Knab von der VR-Bank Handels- und Gewerbebank gemacht: „Im Vergleich zum Vorjahr verkaufen tatsächlich mehr Kunden Gold, allerdings auf einem geringen Niveau. Fast alle Besitzer halten an ihren Beständen fest oder investieren weiter.“

Viele Volksbanken und Raiffeisenbanken bieten ihren Kunden an, Barren in unterschiedlichen Gewichten sowie bekannte Münzen wie den Krügerrand aus Südafrika, den „australischen Nugget“ mit Känguru-Motiv oder die österreichische Philharmoniker zu kaufen. Dazu kooperieren beispielsweise die VR-Bank Handels- und Gewerbebank sowie die VR-Bank Passau mit der Reisebank. Die Volksbank Raiffeisenbank Rhön-Grabfeld bezieht ihr Edelmetall hingegen über das Unternehmen pro aurum. Viele Institute haben einen kleinen Bestand vor Ort, zudem können die Kunden Gold bestellen, das die Partner-Unternehmen am nächsten Tag liefern.

Mit einem Sparplan zum Goldbarren

Ein relativ neues Produkt, welches Volksbanken und Raiffeisenbanken im Bereich Edelmetalle anbieten können, ist der sogenannte Goldsparplan. Das Prinzip funktioniert so: Anleger investieren monatlich einen festen Betrag und erhalten, wenn das angesparte Guthaben ausreicht, einen Goldbarren. Der wird normalerweise im Tresor eines Partnerunternehmens gelagert, auf Wunsch erhalten die Kunden ihr Gold geliefert.

Die Volksbank Raiffeisenbank Starnberg-Herrsching-Landsberg bietet ihren Kunden seit Sommer 2019 an, im Rahmen eines Sparplans Gold, aber auch Silber, Platin und Palladium zu erwerben. Dazu kooperiert das Kreditinstitut mit der Firma Solit. Das Unternehmen bewahrt seine Bestände in einem Freilager in der Schweiz auf. Dadurch müssen die Kunden nicht die normalerweise fällige Mehrwertsteuer zahlen, die beim Erwerb von Silber, Platin und Palladium anfällt. „Das ist ein großer Wettbewerbsvorteil und bietet zusätzliche Absatzchancen“, sagt Produkt- und Marketingmanager Alexander Teubner.

„Unsere Kunden nehmen die Gold-Sparpläne sehr gut an.“

Alexander Teubner, Volksbank Raiffeisenbank Starnberg-Herrsching-Landsberg

Der Mindestbetrag für einen Sparplan liegt pro Monat bei 50 Euro, zudem sind Einmalkäufe ab 2.000 Euro möglich. Die Kunden der Bank haben die Möglichkeit, via Smartphone-App auf ihr Depot zuzugreifen und eigenständig Transaktionen durchzuführen. Das ergänzt die Omnikanal-Strategie des Instituts. Mit dem Start ist die Bank zufrieden: „Unsere Kunden nehmen das Angebot sehr gut an und profitieren von einer attraktiven Anlagealternative. Auch wir als VR Bank Starnberg-Herrsching-Landsberg konnten hier überdurchschnittliche Erträge erzielen“, sagt Alexander Teubner.

Das Gold lagert in Schließfächern

Wenn Kunden bei ihrer Hausbank Gold kaufen, dann lagern sie das Edelmetall häufig in den Bank-Schließfächern. „Der Trend geht eindeutig in diese Richtung“, sagt Sabine Knab von der VR-Bank Handels- und Gewerbebank. Die Gründe liegen auf der Hand: Die wenigsten Kunden haben einen eigenen Tresor und bei einer passenden Zusatzversicherung sind mit dem Schließfach auch große Goldmengen abgesichert. Einen hohen Bedarf an dem Angebot gibt es auch bei der VR-Bank Passau: „Wir verzeichnen eine sehr hohe Auslastung und bieten Schließfächer nur noch für Kunden an“, sagt Mitarbeiterin Johanna Friedl. Die Volksbank Raiffeisenbank Rhön-Grabfeld hat in ihrer Hauptgeschäftsstelle in Bad Neustadt vor Kurzem sogar die Anzahl der Schließfächer erhöht, um die gestiegene Nachfrage zu bedienen. Keine Frage: Ein Ende des Gold-Booms ist derzeit nicht abzusehen.

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