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Die Moll-Töne aus der deutschen Wirtschaft reißen derzeit nicht ab: Ein stagnierendes Wirtschaftswachstum, eine flaue Konsumnachfrage, schwache Investitionsausgaben und sinkende Exporterlöse dominieren die Nachrichten und bilden ein trübes Kontrastprogramm zu den üblichen beschwingten Sommerloch-Geschichten. Auch die im Frühjahr 2024 erhobene Studie „Liquiditätsbarometer“ der TeamBank zeigt, dass das verhaltene konjunkturelle Umfeld in Kombination mit den geopolitischen Herausforderungen die Menschen in Deutschland stark verunsichert. Obwohl die Reallöhne im vergangenen Jahr erstmals seit 2019 wieder leicht gestiegen sind, bleiben die Konsumentinnen und Konsumenten aufgrund der wirtschaftlichen Stagnation zurückhaltend.

Zur Studie

Seit dem Jahr 2013 führt die TeamBank regelmäßig die Studie „Liquiditätsbarometer“ durch. Die Daten werden durch das Marktforschungs- und Datenanalyseunternehmen YouGov online erhoben. Die Studie bietet auf regionaler und bundesweiter Ebene einen repräsentativen Einblick in die finanzielle Situation der Bevölkerung und beleuchtet aktuelle Entwicklungen im Konsumverhalten.

Zu den Ergebnissen im Detail: Auch wenn die hohe Inflation von 5,9 Prozent im Jahr 2023 die Kaufkraft der Haushalte geschmälert hat, schätzen fast zwei von drei Deutschen ihre derzeitige finanzielle Lage insgesamt als „gut“ oder „sehr gut“ ein. Allerdings hat die Geldentwertung Spuren hinterlassen. Nur für knapp jeden Vierten verbesserte sich die finanzielle Situation in den vergangenen zwölf Monaten. Jeder Dritte berichtet hingegen von einer Verschlechterung. Doch der Rückgang der Inflation sorgt für Optimismus. 34 Prozent hoffen, dass sich ihre Liquiditätssituation in den kommenden drei bis fünf Jahren verbessern wird, 29 Prozent gehen dagegen von einer Verschlechterung aus.

Index steigt, ist vom Höchststand aber weit entfernt

Diese Entwicklung wird auch durch den TeamBank-Liquiditätsindex abgebildet: Der Indexwert, der die momentane und zukünftige finanzielle Situation der Bevölkerung nach dem Vorbild des renommierten ifo-Geschäftsklimaindex des gleichnamigen Münchner Wirtschaftsforschungsinstituts widerspiegelt, stieg zum zweiten Mal in Folge um 2,5 auf aktuell acht Punkte. Bereits im Juni 2023 hatte sich die Stimmung von seinem bisherigen Tiefststand von 4,75 im Januar 2023 auf 5,5 Punkte leicht verbessert. Das Liquiditätsbarometer ist aber nach wie vor weit von seinem bisherigen Höchststand von 31,25 aus dem Jahr 2019 entfernt.

Der Liquiditätsindex fällt je nach Bundesland unterschiedlich aus. Mit 18,75 Punkten ist dieser in Berlin am höchsten. Das Bundesland Hessen liegt mit 15,75 Punkten derzeit auf dem zweiten Platz. Der Freistaat Bayern liegt mit 6 Punkten im Mittelfeld. Der Wert für Mecklenburg-Vorpommern fiel gegenüber der Vorbefragung um 10,5 Punkte und liegt mit -9,5 Punkten aktuell an letzter Stelle.

Große Kluft zwischen Jung und Alt

Im Generationenvergleich schätzen die 18- bis 29-Jährigen ihre momentane und zukünftige finanzielle Lage am besten ein. Allerdings hat sich die Stimmung im Vergleich zum Vorjahr etwas eingetrübt. Im Juni 2023 lag der Indexwert in dieser Altersgruppe noch bei 24,75 Punkten, aktuell sind es 21,25 Punkte. Bei den 30- bis 49-Jährigen ist der Wert hingegen von 14,75 Punkten auf 17,5 Punkte gestiegen. In der Gruppe der über 50-Jährigen liegt der Wert zum dritten Mal in Folge im negativen Bereich. Immerhin hat sich die Einschätzung von -7,75 Punkten auf -4,0 Punkte verbessert.

Wie groß die Kluft zwischen Jung und Alt ist, zeigt ein Blick ins Detail. Während sich die finanzielle Situation in den vergangenen zwölf Monaten für 34 Prozent der 18- bis 29-Jährigen verbessert hat, gilt dies nur für elf Prozent der 50- bis 79-Jährigen. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Erwartungen für die nächsten drei bis fünf Jahre. 58 Prozent der 18- bis 29-Jährigen erwarten eine Verbesserung, aber nur 18 Prozent der über 50-Jährigen.

Ausgabebereitschaft leicht gestiegen

Die Inflation beeinflusst zudem die Ausgabepläne der Deutschen weiterhin stark. 67 Prozent der Bundesbürger wollen wegen der hohen Preissteigerungen weniger ausgeben als ursprünglich geplant. Tendenziell nimmt die Kaufzurückhaltung leicht ab. Im Vorjahr lag sie noch bei 71 Prozent. Verzichten möchten die Deutschen vor allem auf Restaurantbesuche. 30 Prozent wollen dafür weniger Geld ausgeben. Dahinter folgen Urlaubsreisen (19 Prozent) und Ausgaben für die Wohnungseinrichtung (16 Prozent).

62 Prozent der Menschen in Deutschland wollen Geld für besondere Anschaffungen zurücklegen. Weniger beliebt als im Vorjahr sind Investitionen in Energiesparmaßnahmen im Haushalt. 42 Prozent wollen dafür Geld ausgeben, das sind sechs Prozentpunkte weniger als im Juni 2023. In Bayern ist der entsprechende Wert mit 59 Prozent im bundesweiten Vergleich besonders niedrig. Das zeigt, dass nach dem Hochschießen der Energiepreise als Folge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine wieder eine gewisse Normalisierung eingesetzt hat und die Menschen sich anderen Themen zuwenden.

Höhe der finanziellen Reserven häufig unbekannt

Anlass zur Besorgnis geben die geringen Rücklagen der Menschen in der Bundesrepublik: Wenn die Waschmaschine kaputtgeht, der Job plötzlich weg ist oder eine Krankheit eintritt, sind viele Deutsche nicht ausreichend gerüstet. Jeder Zweite hat für unvorhergesehene Ausgaben weniger als 2.000 Euro zur Verfügung, jeder Vierte weniger als 500 Euro und jeder Zehnte sogar gar nichts. Nur jeder Fünfte kann auf mehr als 5.000 Euro zurückgreifen.

Jedoch kann nur eine Minderheit der Menschen überhaupt einschätzen, wie viele finanzielle Mittel ihnen überhaupt zur Verfügung stehen. So können lediglich 47 Prozent der Deutschen genau sagen, wie viel Geld sie für unvorhergesehene Ausgaben zur Verfügung haben, 41 Prozent ungefähr. In Bremen ist der Anteil an Befragten, die nicht wissen, wieviel Geld ihnen für unvorhergesehene Ausgaben zur Verfügung steht, am höchsten. Darauf folgt Bayern mit einem Anteil von 15 Prozent.

Fazit

Aufgrund der zahlreichen geopolitischen Unsicherheiten und der strukturellen Herausforderungen ist eine zeitnahe und kraftvolle Erholung der deutschen Wirtschaft zum aktuellen Zeitpunkt ungewiss. Diese Einschätzung wird durch die Ergebnisse der Studie Liquiditätsbarometer unterstrichen: Die finanzielle Lage vieler Menschen in Deutschland bleibt nach wie vor angespannt, was nicht zuletzt an den geringen Rücklagen auf den Konten der Bürgerinnen und Bürger abzulesen ist. Nicht nur im Falle eines finanziellen Engpasses kann somit ein flexibler Kreditrahmen für die Menschen kurzfristig eine hilfreiche Option sein. Die richtige Höhe hängt vom eigenen Sicherheitsbedürfnis und den finanziellen Möglichkeiten ab. Das Wissen um einen solchen Puffer befreit oft auch vor belastenden Sorgen und Ängsten.

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