Impuls: In seiner Kolumne schreibt GVB-Präsident Gregor Scheller darüber, wieso die Einführung zusätzlicher Kapitalpuffer aktuell kontraproduktiv ist.
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- Halbjahrespressegespräch: Zahlreiche Medien berichten über Geschäftsentwicklung bei den bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken
- GVB-Konjunkturumfrage: Geschäftsklima trübt sich ein
- Energiegenossenschaften stärker berücksichtigen: GVB schreibt an Ministerpräsident Markus Söder
- Austausch mit FDP-Politikern: Energiegenossenschaften treiben Energiewende voran
- Gespräch mit Walter Nussel: Bürokratieabbau vorantreiben
Halbjahrespressegespräch: Zahlreiche Medien berichten über Geschäftsentwicklung bei den bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken
Die bayerischen Kreditgenossenschaften würden auch dieses Jahr mit einem „erfreulich stabilen operativen Ergebnis“, aber weniger Gewinn als im Vorjahr rechnen, berichtete die „Deutsche Presse-Agentur“ (dpa). Der Zinsanstieg verkleinere die Zinsspannen und führe zu Wertberichtigungen bei Eigenanlagen, wird GVB-Präsident Gregor Scheller in der dpa-Meldung zitiert. Die Kundeneinlagen seien im ersten Halbjahr nur um 0,8 Prozent auf 152,7 Milliarden Euro gewachsen. Die Privatkunden würden nach dem Wegfall der Corona-Beschränkungen und wegen der hohen Inflation kaum noch Geld aufs Sparkonto legen. Das Immobilienkreditgeschäft gehe deutlich zurück. Trotz der Konjunkturrisiken seien die Kreditgenossenschaften optimistisch, wird Scheller weiter wiedergegeben. Das operative Jahresergebnis soll wie im Vorjahr etwa 1,6 Milliarden Euro erreichen. Die Meldung erschien in dieser oder ähnlicher Form in bayerischen Regionalzeitungen wie „Donaukurier“, „Fränkischer Tag“, „Main-Post“, „Mittelbayerische Zeitung“ sowie in zahlreichen überregionalen Medien-Portalen wie „welt.de“.
„Energiewende statt Bauboom“ betitelt das „Handelsblatt“ seine Berichterstattung zum Halbjahrespressegespräch. Der Immobilienhype sei lange ein Wachstumsgarant für Bayerns Volks- und Raiffeisenbanken gewesen. Die Flaute am Bau treffe Institute hart. „Die Kreditvergabe muss daher künftig diversifizierter erfolgen, wir müssen uns auf neue Branchen konzentrieren", zitiert die Zeitung GVB-Präsident Gregor Scheller. Ihre Hoffnung würden die Institute nun auf die Energiewende setzen. Wenn eine Energiegenossenschaft ein Windrad finanziere, wäre sie bei einer Genossenschaftsbank „optimal" aufgehoben, habe Scheller geworben. Die Flaute am Bau treffe die bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken an ihrer empfindlichsten Stelle. Für das Kreditwachstum der letzten Jahre sei der Wohnungsbau Scheller zufolge „maßgeblich". Im Firmenkundengeschäft sei die Finanzierung des Baugewerbes der „wichtigste Eckpfeiler" im Kreditgeschäft, der allein im ersten Halbjahr auf eine überdurchschnittliche Wachstumsrate von über neun Prozent gekommen sei, so das Blatt. Steigende Baumaterialkosten, Lieferengpässe und auch die steigenden Zinsen würden dem Bauboom nun einen „kräftigen Dämpfer" verpassen. Erfreulicher sei Schellers Botschaft an die Sparerinnen und Sparer in Bayern. Verwahrentgelte auf Einlagen würden in den kommenden Wochen „kaum noch eine Rolle spielen", habe der GVB-Präsident mit Blick auf die Minuszinsen für hohe Sparguthaben gesagt.
Die Zinswende drückt Baukreditnachfrage und Gewinne, titelt die „Börsen-Zeitung“. Nach einem langen Boom im Baukreditgeschäft und relativ soliden Ergebnissen trotz des Zinstiefs würden sich die bayerischen Kreditgenossenschaften auf ein schwierigeres zweites Halbjahr 2022 einstellen, schreibt die Finanz-Zeitung. Zwar werde sich die Wende in der Zinspolitik der EZB auf mittlere Sicht positiv auf das Zinsergebnis der Volksbanken und der Raiffeisenbanken des Freistaats auswirken, zitiert die „Börsen-Zeitung“ GVB-Präsident Gregor Scheller. Kurzfristig werde sich dies aber im Ergebnis der Primärinstitute in der laufenden zweiten Jahreshälfte „noch nicht widerspiegeln“. Bereits in den Monaten Juni und Juli habe sich die Nachfrage nach Krediten „deutlich abgeflacht". Die sinkende Nachfrage im Kreditgeschäft zeige sich vor allem im Segment Wohnungsimmobilien. Die steigende Inflation und zunehmende Materialengpässe dämpften den Bauboom deutlich, zitiert die Zeitung aus dem digitalen Pressegespräch. Scheller rechne damit, dass sich das Zinsergebnis im laufenden Jahr „leicht rückläufig" entwickeln werde. Das operative Ergebnis werde ungefähr auf dem Niveau des Vorjahres liegen.
„Für eine Phase der Unsicherheit gut gewappnet“ fühlen sich die 208 Volks- und Raiffeisenbanken im Freistaat, zitiert das „Main-Echo“ am 26. August eine Aussage von GVB-Präsident Gregor Scheller anlässlich des Halbjahrespressegesprächs der bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken. Sowohl im Kreditgeschäft wie auch bei den Einlagen hätten die Banken im ersten Halbjahr 2022 zulegen können. Die Bilanzsumme der genossenschaftlichen Kreditinstitute sei um 1,9 Prozent auf 204,8 Milliarden Euro gewachsen. Die Kreditgenossenschaften hätten sich in den vergangenen Jahrzehnten als widerstandsfähig erwiesen, habe Scheller betont. „Das wird auch in dieser Phase des Umbruchs so sein“, zitiert ihn das Blatt weiter. Zudem gehe die Zeit der Verwahrentgelte und Strafzinsen zu Ende. Daher würde von den Genossenschaftsbankern das Wachstum der Kundeneinlagen um 0,8 Prozent auf 152,7 Milliarden Euro nicht mehr negativ bewertet.
Bayerns Volks- und Raiffeisenbanken haben im ersten Halbjahr 2022 noch gute Geschäfte gemacht, schreibt der „Münchner Merkur“. Die Bilanzsumme der Genossenschaftsbanken sei in den ersten sechs Monaten um 1,9 Prozent auf 204,8 Milliarden Euro, das Kreditwachstum habe sogar bei 4,4 Prozent auf 132,5 Milliarden Euro gelegen. Dass die Zeiten schwieriger werden, würden hingegen die Kundeneinlagen zeigen. Bei Privatkunden seien sie nur noch um 0,2 Prozent gestiegen. Hier mache sich die anziehende Inflation bemerkbar, zitiert der Redakteur GVB-Präsident Gregor Scheller. Bei Firmenkunden seien sie sogar um 0,5 Prozent zurückgegangen. Trotz Kursrückgängen an den Kapitalmärkten würden die Kunden bisher weiter konsequent in ihre Wertpapiersparpläne einzahlen. „Viele Anleger haben mehr Erfahrung in Wertpapieranlagen gesammelt und sind auch bereit, bei Kursrückgängen durchzuhalten", wird Scheller im Artikel wiedergegeben. Der Ausblick auf das zweite Halbjahr falle dagegen weniger optimistisch aus. Hier gebe es mit der hohen Inflation, dem Materialmangel, den Lieferkettenproblemen, der Energiekrise, einer drohenden Konjunkturschwäche und der Zinswende sehr viele Unwägbarkeiten. Die Banken selbst würden das vor allem bei den Immobilienkrediten spüren, die rund 70 Prozent ihres Kreditvolumens ausmachten.
GVB-Konjunkturumfrage: Geschäftsklima trübt sich ein
Die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken blicken mit Sorge auf die konjunkturelle Entwicklung. Laut der aktuellen GVB-Konjunkturumfrage für Sommer 2022 schätzen sie sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Zukunftsaussichten deutlich pessimistischer ein als in der Umfrage zum Jahreswechsel 2021/22. Treiber dieser Entwicklung ist vor allem das derzeit stark volatile wirtschaftliche Umfeld. Das Aufeinandertreffen der zahlreichen Unsicherheiten – Inflation, Zinswende, Ukraine-Krieg, Energiesicherheit – trübt die Stimmung merklich ein.
Aufgrund der konjunkturellen Risiken erwarten die VR-Banken, dass sich die Kreditnachfrage in den kommenden Monaten deutlich abschwächt. Dies betrifft sowohl das Privatkunden- als auch das Firmenkundensegment. Ein Lichtblick: Die Kreditinstitute bewerten die einzelnen Wirtschaftssektoren als überwiegend resilient. Im Hinblick auf das Insolvenzrisiko sehen sie keine gestiegenen Gefahren. Bei seiner Konjunkturumfrage befragt der GVB halbjährlich die Vorstände der bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken zu ihrer Einschätzung der wirtschaftlichen Lage und zur Kreditnachfrage der Kunden. An der Umfrage für den Sommer 2022 haben 160 Kreditgenossenschaften teilgenommen. Alle Ergebnisse der GVB-Konjunkturumfrage können im Mitgliederportal abgerufen werden.
Energiegenossenschaften stärker berücksichtigen: GVB schreibt an Ministerpräsident Markus Söder
Anlässlich des Stopps der freihändigen Flächenvergabe für Energieprojekte hat sich der GVB mit einem Schreiben an Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gewandt und vor einer Benachteiligung von Energiegenossenschaften bei einer möglichen Umstellung auf Ausschreibungs- beziehungsweise Bieterverfahren gewarnt. Wie das Beispiel Hessen zeigt, ist bei Ausschreibungsverfahren oftmals allein die Höhe des Pachtpreises für die Vergabe der Flächen ausschlaggebend. Dies benachteilige Bürgerenergiegenossenschaften und schließe sie de facto aus. Um die Akzeptanz der Energiewende in Bayern zu gewährleisten, ist direkte Bürgerbeteiligung jedoch unverzichtbar, mahnt der GVB.
Der Verband fordert, neben dem Pachtpreis die direkte Bürgerbeteiligung mit Eigenkapital und Mitspracherechten – wie sie Bürgerenergiegenossenschaften gewährleisten - als zentrales Auswahlkriterium festzuschreiben. Dies soll sowohl für freihändige Vergaben als auch für neue Vergaberichtlinien bei Ausschreibungen gelten. Zudem appellierte der GVB an den Ministerpräsidenten für ein Engagement zur bayernweiten Vereinheitlichung von Netzentgelten auf Kundenseite sowie die Einführung von Energy Sharing. Beide Maßnahmen könnten der Energiewende einen weiteren, dringend benötigten Schub verleihen.
Austausch mit FDP-Politikern: Energiegenossenschaften treiben Energiewende voran
GVB-Präsident Gregor Scheller hat sich mit Martin Hagen, Mitglied des FDP-Bundesvorstands und Vorsitzender der FDP Bayern, sowie Sebastian Körber, Mitglied des bayerischen Landtags, ausgetauscht. Dabei ging es vor allem um die Frage, welchen Beitrag Energiegenossenschaften zur Energiewende leisten können. Ein weiteres Gesprächsthema war der private Wohnungsbau. Scheller betonte, dass Genossenschaften ein wichtiges Instrument zur Bürgerbeteiligung seien. Sie würden für eine dezentrale Versorgung sorgen, die Wertschöpfung in der Region halten, den Ausbau der erneuerbaren Energien vorantreiben und damit einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten.
Gespräch mit Walter Nussel: Bürokratieabbau vorantreiben
Walter Nussel, Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung für Bürokratieabbau, hat die Münchner Bank besucht und sich dort über regulatorische Vorgaben bei der Wertpapierberatung informiert. An dem Treffen nahm auch GVB-Präsident Gregor Scheller teil. Der GVB setzte sich wiederholt für Bürokratieabbau ein und wirbt für praxisnahe Regeln. Beispielsweise hat der Verband Verbraucherschutzvorschriften gemeldet, die zu einer unnötigen Informationsflut führen und die Kunde-Bank-Beziehung belasten. Vor allem in der Wertpapierberatung ist für Banken in den vergangenen Jahren ein massiver bürokratischer Aufwand entstanden. „Vielen Dank für den Besuch und die Unterstützung beim Abbau unnötigen Papierkrams“, betonte Scheller.
Gerald Schneider ist Pressesprecher des Genossenschaftsverbands Bayern.
Felix Ehrenfried ist Wirtschaftspolitischer Referent beim Genossenschaftsverband Bayern.
Christof Dahlmann ist Redakteur / Senior Referent bei „Profil – das bayerische Genossenschaftsblatt“.