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Nach einem Tiefpunkt im vergangenen Winter hat sich der Heimatindex der bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken wieder deutlich erholt. Er liegt bei 63 Punkten, nach nur 56 Punkten bei der Erhebung im Winter 2020/21. Der Index erreicht damit wieder den Wert vom Sommer 2020, liegt aber noch unter dem Höchstwert von 71 Punkten im Sommer 2018. „Die Bayern atmen durch“, kommentiert Jürgen Gros, Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB), die aktuellen Zahlen.

„Lockerungen im Alltag und der Impffortschritt haben das Gemüt der Bayern offensichtlich aufgehellt“, sagt Gros. Trotz der Erholung des Index zeigt sich bei einem genaueren Blick auf die Zahlen gleichwohl: Die Bayern bleiben abwartend. „Die Pandemie ist noch nicht vorüber und eine mögliche vierte Welle könnte den zaghaften Stimmungsaufschwung schnell wieder zunichtemachen“, mahnt Gros.

Die regionalen Unterschiede in Bayern fallen in der aktuellen Erhebung gering aus. In fünf der sieben Regierungsbezirke liegt der Heimatindex wie im gesamten Freistaat bei 63 Punkten. Lediglich Niederbayern und Oberfranken weisen mit 62 Punkten einen geringfügig niedrigeren Index aus.

Freunde und Familie bleiben für die Bayern hoch im Kurs

Deutlich zugelegt hat der Teilindex „Vernetzung mit Freunden und Familie“. Er stieg um 14 Zähler von 58 (Winter 2020/21) auf nun 72 Punkte. Die Erleichterungen im Alltag haben hier offenbar zu einer Entspannung geführt. Während in der Lockdown-Phase das soziale Leben auf die eigene Familie und wenige weitere Kontakte reduziert war, genießen die Bayern jetzt wieder die Begegnungen mit Freunden und Bekannten. Von seinem Höchststand von 85 Punkten (zuletzt im Winter 2018/2019) ist dieser Teilindex jedoch noch weit entfernt. In Niederbayern und Oberfranken fällt die Bewertung mit 70 beziehungsweise 69 Punkten etwas schlechter aus als im bayernweiten Durchschnitt.

Repräsentative Bevölkerungsumfrage

Der Heimatindex der bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken wird halbjährlich im Rahmen einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage vom Meinungsforschungsinstitut GMS Dr. Jung GmbH ermittelt. Dazu bewerten die Befragten einzelne Aspekte der Kategorien „Allgemeine Lebenszufriedenheit“, „Vernetzung mit Freunden und Familie“, „Freizeit, Kultur und Bildung“, „Arbeitsplatz und persönliche finanzielle Situation“, „Wohnen, Umwelt und Sicherheit“ sowie „Technische Infrastruktur und Grundversorgung“ mit 0 bis 100 Punkten. Aus diesen Teilergebnissen wird der Index berechnet. Für den Heimatindex wurden insgesamt 2.010 Teilnehmer in zwei Wellen vom 16. bis 21. Juni 2021 und vom 21. bis 27. Juli 2021 befragt.

Corona-Beschränkungen drücken weiter auf die Stimmung

Die Lockerungen und Alltagserleichterungen erklären auch die Erholung des Index in der Kategorie „Freizeit, Kultur, Bildung“. Dieser Teilindex legte um 17 Zähler auf nun 57 Punkte zu. Seinen bisher höchsten Stand verzeichnete er im Sommer 2019 mit 73 Punkten. Den mit Abstand höchsten Zugewinn um 32 Zähler auf 54 Punkte verbucht die Unterkategorie „kulturelle Angebote“. Der Wert hat sich mehr als verdoppelt. Trotz der Erholung liegt diese Unterkategorie jedoch noch weit unter dem Höchststand von 73 Punkten im Sommer 2019. Die Oberpfälzer bewerten diese Kategorie in der aktuellen Umfrage am besten: mit 59 Punkten, zwei Zähler über dem Durchschnitt.

Um sieben Zähler nahm die Zufriedenheit mit dem Schul- und Bildungsangebot zu, von 56 auf nun 63 Punkte. Sie ist damit noch nicht auf dem Stand vom vergangenen Sommer (65 Punkte) angekommen. Die Unsicherheit darüber, wie es im neuen Schuljahr weitergeht, ob die Schulen geöffnet bleiben oder nicht, belastet die Familien offenbar weiterhin. Den bisher höchsten Stand erreichte diese Unterkategorie im Winter 2017/2018 mit 75 Punkten.

Gute Werte für Arbeitsplatz und finanzielle Situation

Den Wert der Erhebung von Winter 2020/21 übertroffen hat der Teilindex „Arbeitsplatz und persönliche finanzielle Situation“. Dieser legte um vier Zähler auf 62 Punkte zu. Die Unterkategorie „Zufriedenheit mit dem Arbeitsplatz“ gewann drei Zähler auf nun 64 Punkte. Viele Unternehmen haben sich trotz Krise als widerstandsfähig erwiesen und die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt blieben bisher überschaubar.

„Die Bayern schöpfen Hoffnung. Es ist wichtig, die weitere Erholung von Wirtschaft und Gesellschaft vonseiten der Politik zu unterstützen und einen weiteren Lockdown zu vermeiden. Ansonsten steht zu befürchten, dass die Stimmung noch tiefer abstürzt als im Vorjahr, denn der Atem der Bürger ist nicht unendlich. Die Politik darf die Geduld und das Durchhaltevermögen der Bevölkerung nicht überstrapazieren“, analysiert Gros.

Lebenszufriedenheit in ganz Deutschland wieder näher am bayerischen Niveau

Bei der Erhebung des Heimatindex wird auch die allgemeine Lebenszufriedenheit in Bayern und im Rest der Bundesrepublik abgefragt. In Bayern legte dieser Wert um sechs Zähler auf 69 Punkte zu. Die Erholung fiel im Rest der Republik deutlich höher aus, hier stieg der Wert um zwölf Zähler auf 67 Punkte. Allerdings war auch der Tiefstand im Corona-Winter 2020/2021 bundesweit mit 55 Punkten deutlich niedriger gewesen als in Bayern (63 Punkte). Aktuell ist der Abstand bei der Lebenszufriedenheit mit zwei Punkten wieder ähnlich gering wie vor der Corona-Krise.

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