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Was erwarten Energiegenossenschaften von ihrer Bank, wenn sie Projekte finanzieren wollen? Michael Vogel hat da ein paar Punkte: „Generell erwarte ich mir von der Bank die positive Bereitschaft, so ein Projekt zu begleiten“, sagt der Vorstand der Jurenergie eG aus Neumarkt in der Oberpfalz. Darüber hinaus setze er bei einer Projektfinanzierung von Erneuerbaren Energien entsprechende Expertise voraus. „Die Bank muss einschätzen können, worauf es bei so einem Projekt ankommt, und sie muss die Chancen und Risiken einer Finanzierung sowohl für sich selbst als auch für die Genossenschaft richtig einordnen können“, sagt Vogel.

Wichtig seien außerdem marktgerechte Konditionen und maßvolle Forderungen bei den Sicherheiten. Viele Anforderungen seien der Regulatorik geschuldet, das weiß auch Vogel. „Aber die Regulatorik lässt den Banken an manchen Stellen auch Spielräume. Diese sollten sie stärker bei der Konditionsgestaltung nutzen und die gesetzlichen Vorgaben nicht als Grund heranziehen, um bei der Marge noch etwas draufzuschlagen.“ Die Konditionsgestaltung hänge entscheidend vom Willen der Bank ab, ob sie das Geschäft machen will, berichtet der Jurenergie-Vorstand aus Erfahrung. Dazu gehört auch die Frage, wie viel Eigenkapital die Energiegenossenschaft in ein Projekt einbringen muss. „Der Einsatz sollte sich an der Kapitaldienstfähigkeit der Genossenschaft orientieren, manche Banken setzen die Höhe jedoch pauschal fest“, bemängelt der Vorstand.

Hausaufgaben im Vorfeld erledigen

Gleichzeitig könnten aber auch die Energiegenossenschaften viel tun, um den Banken die Projektbewertung zu erleichtern. „Auch die Projektanten müssen ihre Hausaufgaben erledigen, sich im Vorfeld kaufmännisch gut aufstellen und Expertise im Management solcher Projekte vorweisen. Dazu gehört ein gutes Controlling auf Unternehmens- und Projektebene. Die finanzierende Bank muss Vertrauen in die handelnden Personen haben. Das ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor“, sagt Vogel.

Energiegenossenschaften sollten sich schon im Vorfeld intensiv mit Risiken und Chancen auseinanderzusetzen, um mögliche Projektkiller im Gespräch mit der Bank von Beginn an qualifiziert und konstruktiv ansprechen zu können, rät Vogel. „Es wäre fatal, wenn am Anfang alles super ist, aber ein Problem nach dem anderen hochgeschossen kommt, sobald die Bank tiefer in die Prüfung einsteigt. Besser, man schafft solche Probleme schon vorher aus der Welt.“

Mehr Unterstützung von Banken

Katharina Habersbrunner, stellvertretende Vorsitzende der Bürgerenergiegenossenschaft BENG eG aus München, würde sich von den Finanzinstituten mehr Unterstützung bei der Finanzierung Erneuerbarer Energien wünschen. „Es gibt Banken, die haben sich auf Erneuerbare Energien spezialisiert, andere machen das noch nicht. Es wäre wünschenswert, wenn mehr Banken das Thema für sich entdecken“, sagt sie. Oft seien die Projekte von Bürgerenergiegenossenschaften für Banken zu kleinteilig, um sie zu finanzieren, berichtet sie. „Der Bedarf an Finanzierungen für Bürgerenergieprojekte wird in den nächsten Jahren stark steigen. Da wäre es hilfreich, wenn viele Banken in diesen Wachstumsmarkt einsteigen und als Partner der Energiegenossenschaften die dezentrale Energiewende voranbringen.“

Habersbrunner plädiert deshalb dafür, einheitliche Standards und Qualitätskriterien zu entwickeln, um die Projektfinanzierung von Erneuerbaren Energien sowohl für die Banken als auch die Energiegenossenschaften zu vereinfachen. So könnten Energiegenossenschaften besser verstehen, wie eine Projektfinanzierung funktioniert, und sich zielgenauer auf die Gespräche mit der Bank vorbereiten. „Wenn die Energiegenossenschaften die erforderlichen Projektunterlagen gleich zum Gespräch mitbringen, erspart das beiden Seiten Aufwand.“ Die Kreditinstitute wiederum könnten sich so aufstellen, dass sie durch standardisierte Prozesse auch kleinere Finanzierungen ohne Mehraufwand bearbeiten können. „Wir brauchen mehr Verständnis füreinander, das sollten wir proaktiv angehen“, wirbt Habersbrunner.

Eine andere Idee sei, Projekte von Bürgerenergiegenossenschaften zu bündeln und sie gemeinsam zu finanzieren. „Zehn Photovoltaik-Dachanlagen mit je 100.000 Euro machen zusammen auch eine Million Euro Finanzierungsvolumen aus“, rechnet sie vor. Nach der Lockerung der 10-H-Regel seien viele Bürgerenergiegenossenschaften zudem an Windprojekten dran. „Das sind ganz andere Finanzierungsvolumen, solche Projekte erfordern aber auch sehr viel Know-how. Wir brauchen deshalb einen Wissenstransfer, um die Expertise der Banken und der Bürgerenergiegenossenschaften zusammenzubringen“, fordert Habersbrunner. Das Engagement der Banken sei bisher sehr unterschiedlich, auch bei den Kreditgenossenschaften. „Die Bereitschaft, Projekte im Bereich Erneuerbare Energien zu finanzieren, ist bei den Volks- und Raiffeisenbanken noch nicht überall in gleichem Maße ausgeprägt“, kritisiert die Vorständin der BENG eG.

500 Millionen Euro Investitionsvolumen

Von der VR-Bank Rottal-Inn kann man das nicht behaupten. „Wir finanzieren bereits seit 20 Jahren Projekte im Bereich Erneuerbare Energien. Alleine im Bereich Photovoltaik haben wir seitdem Anlagen für rund eine halbe Milliarde Euro finanziert, inklusive bereits zurückgezahlter Kredite“, berichtet Stefan Sendlinger, Firmenkundenvorstand der VR-Bank Rottal-Inn. 2004 sei es mit Photovoltaik-Dachanlagen losgegangen, nachdem mit der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) die Einspeisevergütung erhöht wurde. 2009 sei dann der erste Solarpark als Projektfinanzierung hinzugekommen. „Seitdem haben wir mehr als 150 Solarparks in ganz Deutschland finanziert und mehrere Tausend Dachanlagen. PV-Projektfinanzierungen sind ein Kerngeschäftsfeld unserer Bank, das wir offensiv spielen. Wir sprechen aktiv Investoren an und gewinnen laufend neue Kunden hinzu“, berichtet Sendlinger. Erfahrung besitzt die VR-Bank Rottal-Inn auch bei der Finanzierung von Biogasanlagen, von denen es im Rottal mit seinen ausgedehnten Maisfeldern sehr viele gibt, sowie neuerdings von Wärmenetzen.

Lesetipp: Energiewende finanzieren mit der DZ Bank

Die DZ Bank finanziert mit den Volksbanken und Raiffeisenbanken Erneuerbare Energien-Projekte. Warum das Geschäftsfeld Potenzial hat und wie die Zusammenarbeit funktioniert, erklären Alexandra Pohl und Michael Brechtelsbauer in der „Profil“-Ausgabe 06 2023. Lesen Sie hier das ganze Interview.

Hohes Ertragspotenzial

Die VR-Bank Rottal-Inn sieht in der Finanzierung Erneuerbarer Energien ein hohes Ertragspotenzial. „Das ist ein derzeit stark wachsender Markt mit viel Dynamik in der Entwicklung. Wir sehen das auch als Ausgleichsfaktor zu der derzeitigen Flaute am Immobilienmarkt“, sagt Sendlinger. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum Energiewende für die Kreditgenossenschaft ein sehr wichtiges Thema ist. „Wir brauchen die Erneuerbaren Energien, um den Lebensraum für nachfolgende Generationen zu erhalten und auch für die Wirtschaft die Energiekosten langfristig zu senken“, sagt Sendlinger. Fossile Energien gelte es einzudämmen. „Wir als Genossenschaftsbank sehen uns in der Verantwortung, unsere Kunden und Mitglieder bei dieser Transformation zu unterstützen so gut wir können“, ergänzt Christian Haberger, Vertriebsdirektor Firmenkunden bei der VR-Bank Rottal-Inn. Erfolgsfaktor seien hierbei hochspezialisierte Mitarbeiter mit gutem Fachwissen. Daraus leite sich auch ein hoher Anspruch der Bank ab: „Wir waren immer ein Vorreiter im Bereich Erneuerbare Energien und wollen es auch künftig sein“, sagt Haberger.

Damit eine Projektfinanzierung zustande kommt, sind aus Sicht von Haberger mehrere Dinge wichtig. „In erster Linie kommt es auf die Wirtschaftlichkeit des Projekts an. Das ist das A und O. Um die Wirtschaftlichkeit und den dynamischen Zahlungsfluss zu berechnen, übertragen wir die Plandaten des Kunden in ein spezielles Tool. Daraus ergibt sich dann die Eigenkapitalanforderung an den Investor und die maximale Finanzierungshöhe“, erklärt der Vertriebsdirekter Firmenkunden. Die Bank achte darauf, dass der Investor ausreichend Eigenkapital in das Projekt einbringt und der Vermögenshintergrund stimmt, damit der Investor im Notfall Kapital nachschießen kann.

Außerdem sollte der Investor oder der Generalunternehmer, der das Projekt im Auftrag des Investors durchführt, Erfahrung mit der Projektierung von Erneuerbaren Energien haben. „Wir wollen sehen, dass der Projektierer Vorhaben in der geplanten Größenordnung stemmen kann, weil das sonst ein Risiko ist“, sagt Haberger. Intern seien gut qualifizierte und spezialisierte Mitarbeiter, abgestimmte schlanke Prozesse und eine klare Kommunikation mit dem Kunden die wesentlichen Erfolgsfaktoren. „Das Augenmerk liegt auf der sorgfältigen Prüfung der Verträge. Der Cashflow muss gesichert sein“, sagt Haberger.

Klare Vereinbarung in der Bank

Damit ein Projekt nicht ins Stolpern gerät, brauche es ein durchgängiges Konzept von Markt, Marktfolge und Vorstand, zu welchen Bedingungen die Bank bereit ist, Erneuerbare Energien zu finanzieren. „Wir haben eine klare Vereinbarung in der Bank, dass wir im Geschäftsfeld Erneuerbare Energien weiter wachsen wollen, deshalb haben wir Umsetzungsstandards erarbeitet, an die sich alle halten. Das umfasst zum Beispiel das Sicherheitenkonzept, aber auch Vertrags- und Auszahlungsbedingungen. Standardisierte Verfahren beschleunigen auch den ganzen Prozess und sorgen für eine hohe Qualität“, erklärt Haberger. Um schnelle Entscheidungen zu ermöglichen, sei es zudem zielführend, die Bearbeitung zu zentralisieren und auf wenige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu beschränken. „Das erleichtert die Spezialisierung und ermöglicht schnellere Absprachen, weil nicht so viele Personen eingebunden werden müssen“, sagt Haberger.

Von besonderer Bedeutung seien auch klar definierte Bearbeitungsschritte und Auszahlungsvoraussetzungen, die auch an den Kunden in einer sehr frühen Phase offen kommuniziert werden. „Es braucht Leitplanken, an denen sich Kunde wie Bank orientieren können. Das sorgt für Verlässlichkeit, weil jeder weiß, woran er ist“, sagt Haberger. Alle Unterlagen werden zügig geprüft, um mögliche Stolpersteine bei der Projektfinanzierung frühzeitig zu erkennen.

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Im Bereich der Erneuerbaren Energien unterstützt die VR-Bank Rottal-Inn ihre Landwirte seit Jahrzehnten bei der Umsetzung von Projekten der Stromerzeugung. Mit Agri-PV-Anlagen ergeben sich weitere Potenziale für Landwirte. Diese können das Beste aus beiden Welten vereinen, die Landwirtschaft weiter betreiben und gleichzeitig mit der Stromerzeugung Geld verdienen. Video: VR-Bank Rottal-Inn

Durchwegs positive Erfahrungen

Vieles sei Erfahrung. „Es gibt Punkte, wo es immer wieder hakt, die schauen wir uns besonders genau an“, erklärt Haberger. Will zum Beispiel ein Landwirt auf einem seiner Grundstücke einen Solarpark errichten, besichert die VR-Bank Rottal-Inn die Fläche über eine Grunddienstbarkeit. „Gerade in der Landwirtschaft liegen auf den Grundstücken oft wertmindernde Rechte, etwa Vorkaufsrechte oder Versorgungszusagen für Angehörige. Damit wir eine erstrangige Grunddienstbarkeit erhalten, müssen die anderen Rechteinhaber in der Rangfolge zurücktreten. Manchmal ist das aber gar nicht mehr möglich, etwa weil die betreffende Person dement ist“, erklärt Haberger. Dann könne die Bank auch kein Geld auszahlen und das ganze Projekt gerate in Gefahr. „Deshalb achten wir sehr genau darauf, dass so etwas nicht passiert.“

Bisher habe die VR-Bank Rottal-Inn durchwegs positive Erfahrungen mit der Projektfinanzierung von Erneuerbaren Energien gemacht, zieht Firmenkundenvorstand Stefan Sendlinger Bilanz. „Die Kunden schätzen unsere Expertise und die strukturierte Vorgehensweise. Auch die Projekte laufen durchwegs gut – bisher hatten wir keine Probleme. Die Erneuerbaren Energien sind Geschäftsfeld in dem noch große Wachstumsraten möglich sind.“

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