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Sie sind die Besten ihres Jahrgangs: 48 ehemalige Auszubildende der bayerischen Genossenschaften wurden Anfang Juli bei der Lehrabschlussfeier 2023 der Akademie Bayerischer Genossenschaften (ABG) im Münchner Künstlerhaus für ihre besonders guten Zeugnisse geehrt. „Diese jungen Leute haben eine Leistung erbracht, die aller Ehren wert ist“, lobte ABG-Geschäftsführer Daniel Gronloh die Absolventinnen und Absolventen, die ihre Ausbildung bei einer bayerischen Volks- und Raiffeisenbank oder einer der vielen Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften absolviert haben. Geehrt wurden

  • 42 Bankkaufleute,
  • zwei Milchtechnologen/-technologinnen,
  • zwei Elektroniker/-innen für Automatisierungstechnik,
  • eine Einzelhandelskauffrau und
  • ein Mechatroniker.

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Leistungsträger der bayerischen Genossenschaften: „Profil“ hat einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Lehrabschlussfeier 2023 vor die Kamera gebeten. Video: Florian Christner und Karl-Peter Lenhard, GVB

„Sie haben sich die Feier redlich verdient und gehen mit Rückenwind in die nächste berufliche Phase“, lobte Regina Wenninger die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Lehrabschlussfeier. Neben den fachlichen Inhalten der Ausbildung und der ersten beruflichen Orientierung seien sie mit Herausforderungen konfrontiert gewesen, die nicht jede Generation so erfahre, so die Vorstandsbeauftragte des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB). Drei Punkte griff Wenninger heraus:

  1. Corona-Krise: Die Pandemie habe den damaligen Azubis einiges abverlangt. „Sie konnten aber auch eine Menge Skills mitnehmen. Flexibilität stand an erster Stelle, um den Betrieb am Laufen zu halten. Strukturen mussten neu aufgesetzt, Projekte unter erschwerten Bedingungen geplant werden“, sagte Wenninger. Die Rahmenbedingungen hätten ein neues Miteinander in der Berufswelt definiert. „Auch wenn es nicht immer einfach war: Sie haben einen Change-Prozess im laufenden Betrieb erlebt. Das war eine Operation am offenen Herzen. Diese Erfahrung können Sie für Ihre berufliche Zukunft nutzbar machen“, sagte Wenninger.
  2. Digitalisierung: Neue digitale Technologien kommen laut Wenninger in immer schnelleren Wellen. „Vielleicht erinnern Sie sich: Es gab da mal so etwas wie Xing. Auch Facebook hat den großen Hype schon hinter sich“, gab die Vorstandsbeauftragte ein Beispiel. Derzeit sei das Chat-Programm ChatGPT in aller Munde, das mit Künstlicher Intelligenz arbeite. „Dank Ihrer soliden Ausbildung sind Sie sicher in solchen neuen Anwendungen und können die Risiken richtig einschätzen“, sagte Wenninger zu den ehemaligen Azubis.
  3. Klimawandel und Nachhaltigkeit: Greta Thunbergs Schulstreik für das Kima und die Bewegung „Fridays for Future“ hätten die Ausbildungsjahre der Absolventinnen und Absolventen geprägt, resümierte Wenninger. Für Genossenschaften sei der Wandel zu mehr Nachhaltigkeit eine große Chance: „Nachhaltigkeit ist ihr tägliches Geschäft. Sie bieten langfristigen Mitgliedernutzen und sie übernehmen als starke Finanzpartner und Arbeitgeber Verantwortung für die Region: Diese Werte zahlen auf die genossenschaftliche DNA ein“, betonte Wenninger. Aktuell verschwimme diese positive Wahrnehmung jedoch vor der Vielzahl von regulatorischen Vorschriften, die Nachhaltigkeit eher zum Bürokratiemonster machten. Es sei jedoch wichtig, die positiven Aspekte der genossenschaftlichen Nachhaltigkeit zu betonen. Denn eine Umstellung erreiche man nicht mit Vorschriften, sondern nur mit Überzeugung. Das steigere auch die Arbeitgeberattraktivität.

Wenninger bat die Absolventinnen und Absolventen darum, als „Influencer“ für die Volks- und Raiffeisenbanken als Arbeitgeber zu werben. „Spannende Aufgaben, Nähe zu Menschen, heimatnahe, hoch qualifizierte Arbeitsplätze sowie Karriere- und Entwicklungschancen vom Azubi bis zum Vorstand – das alles haben die bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken zu bieten“, betonte sie. „Wenn Sie mit diesen Botschaften für die genossenschaftliche Ausbildung werben, dann mache ich mir um die Fachkräfte der Zukunft keine Sorgen“, schloss Wenninger ihre Rede.

ABG: Teilnehmerzahlen über dem Vor-Corona-Jahr 2019

Zur Lehrabschlussfeier der Akademie Bayerischer Genossenschaften (ABG) eingeladen waren alle Absolventinnen und Absolventen bayerischer Genossenschaften der IHK-Prüfungstermine Sommer 2022 und Winter 2022/23 bis zur Gesamtnote 1,9 in den IHK-Abschlussprüfungen. Die Corona-Pandemie habe dazu geführt, dass zwischenzeitlich viele Lehrveranstaltungen der ABG digital durchgeführt wurden. „Mittlerweile gehen wir wieder einen klaren Schritt in Richtung Präsenz, aber das Digitale ist nicht weg“, berichtete ABG-Geschäftsführer Daniel Gronloh. Nach Corona verzeichne die ABG wieder einen regen Zulauf. Die Teilnehmerzahlen lägen inzwischen durchgängig über dem Vor-Corona-Jahr 2019. Für Gronloh ist das ein gutes Signal. „Es ist unglaublich wichtig, in junge Menschen zu investieren“, betonte er.

Ehrung der Besten wie in Hollywood

„Herzlich willkommen zu Eurer Oscar-Verleihung“, begrüßte Josef Pölt die Absolventinnen und Absolventen. Bei der Oscar-Verleihung würden die Besten geehrt. „Das ist in Hollywood nicht anders als bei der Lehrabschlussfeier“, sagte der Vorsitzende des GVB-Fachausschusses Bildung und Vorstand der VR Bank Starnberg-Herrsching-Landsberg. Wer wolle, könne bei den bayerischen Genossenschaften schnell Karriere machen. Diese böten ein breites Spektrum an Berufsmöglichkeiten. „Den Grundstein für Ihre Karriere haben Sie mit Ihrer Ausbildung gelegt“, sagte Pölt und motivierte die jungen Menschen, eigene Grenzen zu überwinden. Selbstmotivation sei das, was Menschen antreibe. „Wenn Sie Grenzen auflösen, können Sie erfolgreich sein. Die größten Augenblicke im Leben sind jene, in denen wir das getan haben, was wir uns nie zugetraut hätten“, meinte Pölt. „Seid mutig in dem, was Ihr tut, nehmt Herausforderungen an und habt Spaß und Freude am Beruf. Dann ist alles möglich“, gab Pölt den Absolventinnen und Absolventen zum Schluss mit auf den Weg.

Überdurchschnittliche Leistungen

Rund 550 angehende Bankkaufleute starteten im Jahr 2020 ihre Ausbildung bei einer bayerischen Volks- und Raiffeisenbank. Die Lehrabschlussfeier für die besten ehemaligen Auszubildenden sei auch ein Moment, um auf das Geleistete zurückzublicken, sagte Michael Horndasch, Leiter Berufsstart bei der ABG. „Ohne Ihren Fleiß, Ihre Mühen und Ihre Anstrengungen würden Sie heute nicht hier sein.“ Die jetzigen Absolventinnen und Absolventen seien der erste Jahrgang gewesen, die nach der neuen Ausbildungsverordnung für Bankkaufleute ausgebildet wurden, die am 1. August 2020 in Kraft getreten ist. Dank flexibler digitaler Lösungen und einem neuen Ausbildungskonzept sei es trotz der Corona-Pandemie gelungen, die Auszubildenden auf die neuen IHK-Abschlussprüfungen vorzubereiten.

Den ersten Teil der gestreckten IHK-Abschlussprüfung absolvierten sie im September 2021, den zweiten Teil im Jahr 2022. Als Pioniere der neuen Ausbildungsverordnung konnten sich die Absolventinnen und Absolventen nicht mithilfe alter IHK-Prüfungen vorbereiten, berichtete Horndasch. Trotzdem seien sie sowohl bei der IHK-Abschlussprüfung im Sommer 2022 als auch bei der Prüfung im Winter 2022/23 deutlich besser als der bayerische Durchschnitt gewesen. „Wir sind sehr stolz darauf, dass wir so leistungsstarke Absolventinnen und Absolventen in unseren Reihen haben“, betonte Horndasch. Die ABG habe im vergangenen Jahr für die Auszubildenden über 250 Seminare mit insgesamt fast 4.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern durchgeführt. Die ABG stehe ihnen auch bei ihrem weiteren beruflichen Werdegang gerne zur Seite. „In Zeiten der Digitalisierung braucht es junge, kreative Leistungsträger mit dem Willen, sich stetig weiterzubilden, um sich und ihre Genossenschaft weiter nach vorne zu bringen“, betonte Horndasch.

Hubert Schöffmann, Bereichsleiter Berufliche Bildung und Mitglied der Hauptgeschäftsführung der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern, ging ebenfalls auf die Zukunftsperspektiven der Absolventinnen und Absolventen ein. Die Lehrabschlussfeier sei ein Anlass zur Freude in einer schwierigen Zeit. „Energiekrise, Klimakrise, wir schlafen mit schlechten Nachrichten ein und wachen mit ihnen auf“, sagte Schöffmann. Andererseits böten sich den ehemaligen Azubis so viele berufliche Chancen und Möglichkeiten wie noch nie. Es sei an der Zeit, den Dauerkrisenmodus zu beenden. „Sie sind die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Bayern. Mit Ihrem digitalen Know-how werden Sie heiß begehrt sein. Damit übernehmen Sie eine große Verantwortung“, sagte Schöffmann. Doch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Lehrabschlussfeier seien dafür gewappnet. „Sie haben eine exzellente Ausbildung absolviert und Ihre Prüfung mit natürlicher Intelligenz gemeistert. Dafür dürfen Sie sich selbst feiern und stolz auf sich sein“, lobte Schöffmann. Nun würden die jungen Leute an der „Pole Position“ ihres Lebens stehen. „Verharren Sie nicht, sondern starten Sie durch“, sagte der IHK-Bereichsleiter für Berufliche Bildung.

Scheitern gehört zum Erfolg

Die Festrede hielt Anne Haug. Die 40-jährige Profisportlerin aus Bayreuth gehört zu den weltweit führenden Triathletinnen auf der Langdistanz mit 3,8 Kilometern Schwimmen, 180 Kilometern Radfahren und abschließend einem Marathonlauf über 42,195 Kilometer. 2019 gewann Haug als erste Deutsche den Ironman Hawaii. Den wohl anspruchsvollsten Triathlon der Welt bezeichnete sie als „Überlebenskampf“. Vor allem die heißen Winde in der hawaiianischen Lavawüste seien extrem. Wegen der Hitze stünden dort auch keine Zuschauer an der Strecke. „Es ist sehr heiß und sehr einsam, du bist 8:40 Stunden mit deinen Gedanken alleine und versuchst an jeder Station, deinen Körper zu kühlen“, beschrieb Haug ihr Empfinden während des Rennens. 2021 und 2022 gewann sie zudem die Challenge Roth. Der Triathlon-Wettbewerb im mittelfränkischen Roth gehört zu den bestbesetzten europäischen Veranstaltungen über die Langdistanz. Ende Juni 2023 wurde sie dort Zweite mit einer Zeit von 8:21 Stunden.

Haug sprach über den langen Weg zum Erfolg in Profisport und Beruf. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Lehrabschlussfeier verriet sie, dass sie erst mit 20 Jahren richtig Schwimmen gelernt habe. Triathlon sei ein 24-Stunden-Job. Sie gehe regelmäßig um 21 Uhr ins Bett und stehe um 6 Uhr morgens auf, um zur Schwimmhalle zu fahren. „Mein Leben dreht sich um meine sportlichen Ziele“, sagte Haug. Der Weg zum Erfolg führe jedoch über viele Höhen und Tiefen sowie Einbahnstraßen und abseitige Strecken. „Wenn man Ziele erreichen will, gehört Scheitern dazu. Meine Erfolge sind gepflastert von Rückschlägen. Das tut weh, aber Niederlagen formen unseren Charakter, und sie machen uns resilienter“, sagte Haug. Das sei im Leistungssport nicht viel anders als im Berufsleben.

Die Absolventinnen und Absolventen rief sie dazu auf, neugierig zu sein und den Mut aufzubringen, Grenzen zu durchbrechen. Jeder müsse sein Schicksal selbst in die Hand nehmen. Im Leistungssport wie im Beruf sei es hilfreich, den Weg in viele kleine Etappen zu unterteilen. „Abgerechnet wird immer am Schluss. Wenn ein Schritt nicht funktioniert, funktionieren 1.000 andere“, sagte Haug. Wichtig sei, bei Rückschlägen im Plan zu bleiben und das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Es komme auf die Geisteshaltung an. Wer seine Struktur beibehalte, an seinen Schwächen arbeite und sich konsequent auf ein Ziel fokussiere, sei am Ende erfolgreich – auch ohne Sieg. „Die Umstände werden nie perfekt sein, aber man kann für sich das perfekte Rennen daraus machen. Wenn man alles gegeben hat, kann eine Niederlage auch ein persönlicher Sieg sein.“

Niederlagen müsse man hinnehmen und schauen, was man beim nächsten Mal besser machen könne. Obwohl sie bei der diesjährigen Challenge Roth nur Zweite geworden sei, akzeptiere sie das Ergebnis. „Ich hätte an diesem Tag keine Sekunde schneller sein können“, sagte Haug über ihre Leistung. Ihr Antrieb sei, immer besser zu werden. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Lehrabschlussfeier gab sie mit, große Träume zu haben und sich nicht vom Weg abbringen zu lassen: „Mut haben, keine Grenzen im Kopf setzen, losmarschieren. Man weiß nie, was passiert.“

Aus Sorge wird schnell Freude

Das wusste auch Nico Siegele nicht, als er zum Bewerbungsgespräch bei der VR Bank Oberfranken Mitte eingeladen wurde. „Man ist nervös und versucht, einen guten Eindruck zu hinterlassen“, berichtete er von seinen Empfindungen. Der Eindruck war offenbar ein guter. Siegele wurde genommen und beendete seine Ausbildung zum Bankkaufmann als bester Absolvent der Abschlussjahrgänge Sommer 2022 und Winter 2022/23. Traditionell hält der oder die Auszubildende mit dem besten Zeugnis die Absolventenrede bei der Lehrabschlussfeier.

Die ersten Tage in der Ausbildung seien geprägt gewesen von Ungewissheit. Wie wird es? Die Lawine von Informationen müsse man als junger Mensch erstmal verarbeiten. Das habe er als bedrückend empfunden. „Es war so viel, so anders“, berichtete Siegele. Doch dieser Zustand habe nicht lange angehalten. „Bei mir ist die Sorge sehr schnell einer großen Freude an der Arbeit gewichen, die bis heute anhält“, berichtete Siegele. Die Kundengespräche, der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen und die Abende in der Akademie in Beilngries seien „besondere Momente“ seiner Ausbildung gewesen, die es so nur bei einer Genossenschaftsbank gebe, würdigte Siegele diese Zeit. „Auf die Prüfung hätte ich natürlich gerne verzichtet, aber sie ist gut gelaufen.“

Obwohl seine Ausbildung für rund zwei Jahre voll unter dem Einfluss von Corona gestanden habe, fühle es sich an, als sei das schon ewig her, berichtete Siegele. Trotzdem wirke die Pandemie nach. „Es gibt mehr Videokonferenzen, der Handschlag ist noch nicht überall zurückgekehrt.“ Corona habe ihn gelehrt, aus Rückschlägen zu lernen. Er fühle sich gut auf seine berufliche Zukunft vorbereitet. Neben seiner Familie und seinen Freunden hätten ihn auch seine Ausbilder in der Bank und die Referentinnen und Referenten in Beilngries sehr unterstützt, bedankte sich Siegele. Das stimme ihn auch für seine zukünftige Arbeit in der Bank optimistisch: „Egal, welche Steine im Weg liegen, wir schaffen das.“

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