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Workout-Box Weilheim: Erstes Training gleich um Mitternacht

Am 21. Mai durfte die Workout-Box in Weilheim nach sieben langen Monaten im Corona-Lockdown endlich wieder öffnen. Benedikt Ernst nahm den Termin genau. „Der Tag beginnt um 00:00 Uhr, also haben wir gleich um Mitternacht aufgemacht. Das war mega“, berichtet der Trainer und Mitgründer des wahrscheinlich ersten genossenschaftlichen Fitnessstudios in Deutschland. Zusammen trainierten die hartgesottenen Mitglieder der Workout-Box bis in die frühen Morgenstunden. „Grad schee war’s“, sagt Ernst. Nach dem ersten Lockdown im vergangenen Jahr hatte die Workout-Box im Sommer für vier Monate geöffnet, ehe Ernst im November die Türen des Studios wegen Corona erneut schließen musste. „Sieben Monate ohne Perspektive, das war hart. Deshalb waren wir alle absolut erleichtert, als es endlich weiterging. Ein Segen für uns“, sagt Ernst.

Nachdem die Fitness-Genossenschaft erst im Herbst 2019 gegründet worden war, taten die beiden Lockdowns besonders weh, denn in dieser Zeit lag auch die Mitgliederwerbung notgedrungen auf Eis. Doch jetzt geht es aufwärts, berichtet Ernst. „Nach dem Lockdown haben sich viele neue Mitglieder angemeldet, auch die Zahl der Probetrainings lässt hoffen. Die Entwicklung ist auf jeden Fall positiv“, sagt der Trainer. Anfangs durften die Sportlerinnen und Sportler nur mit Anmeldung, Maske und negativem Corona-Test in der Workout-Box trainieren. „Die Testpflicht hat doch einige abgeschreckt. Seit die Mitglieder auch ohne Test trainieren dürfen, läuft es noch besser“, berichtet Ernst. Seit Ende Juli werden auch wieder die Kurse mit der Langhantel und der Kettlebell angeboten.

Außerdem ist die Workout-Box mittlerweile Partner des Firmenfitness-Netzwerks Qualitrain. Das Angebot richtet sich an Firmen, die ihren Mitarbeitenden Zugang zu einem bundesweiten Netzwerk aus Tausenden Sport-, Fitness- und Wellnesseinrichtungen anbieten können – auch zur Workout-Box in Weilheim. „Für jeden Sportler, der über Qualitrain zu uns kommt, erhalten wir einen kleinen Obolus. Das Angebot von Qualitrain ist wirklich riesig“, berichtet Ernst. Einen weiteren Lockdown kann sich der Fitnesstrainer nicht vorstellen. „Wie soll das gehen? Wie soll sich Deutschland das leisten?“ fragt er. Deutschland müsse lernen, mit Corona zu leben. „Wir können nicht jeden Winter dicht machen. Da habe ich wirklich keinen Bock drauf.“

Roxy-Kino Kitzingen: Viele Besucher wollten nicht glauben, dass es wieder Vorstellungen gibt

Das Roxy Kino in Kitzingen öffnete am 1. Juni wieder seine Pforten, nachdem dort die Leinwand für sieben Monate dunkel geblieben war. „Als wir endlich wieder Filme zeigen durften, haben viele Leute gar nicht geglaubt, dass unser Kino wieder offen ist“, berichtet Michael Schmitt, Vorstand der Roxy Kitzingen eG. Für ihn habe sich die Wiedereröffnung eigentlich wie eine Neueröffnung angefühlt, sagt Schmitt. „Als sich endlich wieder der Vorhang geöffnet hat, war das ein echtes Highlight für mich, ein superschönes Gefühl. Kino macht einfach Spaß.“

Weil viele Kinogänger zwar gerne wieder kommen, anfangs aber noch zögerlich waren, sei der Neustart eher zäh verlaufen, berichtet Schmitt. „Sowohl die Zuschauer als auch die ehrenamtlichen Mitarbeiter mussten sich alle erst einmal wieder an das Kino gewöhnen, denn durch den Lockdown haben sich viele Routinen verändert, manche haben im Lockdown auch neue Hobbys gefunden“, sagt der Vorstand. Doch das Team weiß sich zu helfen, um die Zuschauerinnen und Zuschauer wieder ins Roxy-Kino zu bringen. „Kino funktioniert heute besser, wenn man daraus ein Event macht. Also haben wir Vorstellungen mit Sektempfang angeboten oder passend zum Film ,Weißbier im Blut‘ eine Bierverkostung mit der Privatbrauerei Kesselring aus Marktsteft. So etwas kommt gut an“, berichtet Schmitt.

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Mit Charme und Herzblut: Christine Jenike und Michael Schmitt erzählen im „Profil“-Video, was das Kitzinger Roxy Kino ausmacht. Video: Florian Christner (Kamera) und Karl-Peter Lenhard (Schnitt), Redaktion „Profil“

Finanziell sei das Roxy-Kino bislang einigermaßen gut über die Runden gekommen. „Weil wir alle ehrenamtlich für das Kino arbeiten, konnten wir mit der staatlichen Unterstützung die Fixkosten mehr oder weniger decken. Die einzige, die bei uns für ihre Arbeit Geld bekommt, ist die Reinigungskraft“, erzählt Schmitt. Abgerechnet werde jedoch erst am Ende des Jahres, sagt der Vorstand. „Erst dann werden wir sehen, ob der Staat Geld von uns zurückhaben will“, berichtet Schmitt. Die staatliche Unterstützung sei gewährt worden, um die Fixkosten zu decken. „Aber was sind Fixkosten? Wird die Telefonrechnung anerkannt? Oder das Software-Update für unser Kassensystem, das wir während des Lockdowns aufgespielt haben? Wir werden es erfahren“, sagt Schmitt.

Im Moment überwiege jedoch die Aufbruchsstimmung, berichtet der Vorstand. Mit dem Film „Nomadland“ mit Frances McDormand in der Hauptrolle über moderne Nomaden in den USA, die im Camper von Job zu Job tingeln, habe das Roxy einen tollen Erfolg erreicht. Weil andere Kinos erst Anfang Juli wieder aufgemacht hätten, seien viele Zuschauer von weiter her ins Roxy gekommen. „So haben sie unser Kino kennengelernt. Wir hoffen, dass sich das herumspricht und wir damit unser Einzugsgebiet vergrößern können“, sagt Schmitt.

Die Unterstützung der Stadt Kitzingen hat das Kino auf jeden Fall. Schon im vergangenen Jahr hatte der Kitzinger Stadtrat dem Roxy-Kino einstimmig den Kulturförderpreis der Kommune verliehen. Weil 2020 keine Veranstaltungen möglich waren, wurde der Preis nun im Juli 2021 feierlich überreicht. „Das war eine wunderbare Veranstaltung unter freiem Himmel, wir sind total glücklich über den Preis“, sagt Schmitt. Das sei eine tolle Anerkennung für die Genossenschaft und den Förderverein, die das Roxy-Kino tragen. „Da steckt aber auch viel, viel Arbeit dahinter, die von den Ehrenamtlichen der Genossenschaft und des Fördervereins geleistet wird. Deshalb freuen wir uns, dass diese Arbeit auch gesehen wird.“

Fast täglich im Einsatz: Christine Jenike und Michael Schmitt sind die guten Seelen des Roxy-Kinos. Fotos: Florian Christner

Blick auf das Kassenhäuschen: Im Kino hat sich seit der Schließung im Jahr 2007 nur wenig verändert.

Klassiker: Die zahlreichen Plakate im Foyer zeugen von den vielen Filmen, die früher im Roxy gelaufen sind. An diese Geschichte wollen die aktuellen Betreiber anknüpfen.

Wiederauferstanden: Seit Februar 2019 leuchtet der grüne Roxy-Schriftzug am Kitzinger Rosenberg wieder – sehr zur Freude vieler Einheimischer, die ihr Kino lange Zeit vermisst haben.

Zusätzlich erhielt der Förderverein des Roxy-Kinos von der Stiftung der Versicherungskammer Bayern den Ehrenamtspreis 2021 für Unterfranken in der Kategorie „Wir gestalten vor Ort“. „Dieses mehrjährige und andauernde Engagement aus der Bürgerschaft heraus zur Erhaltung einer lokalen Kultureinrichtung für alle Alters- und Interessengruppen ist beispielhaft“, lobte die Jury. Dotiert ist der Preis mit 5.000 Euro. „Von diesem Geld hat der Förderverein für das Roxy-Kino eine Leinwand und eine Soundanlage für Open-Air-Veranstaltungen gekauft. So können wir in Zukunft im Sommer Open-Air-Kino anbieten“, freut sich Michael Schmitt.

Das wird im August gleich in die Tat umgesetzt: Jeweils freitags und samstags können sich die Roxy-Fans auf dem Weingut Bernard in Sulzfeld unter dem Motto „Kino und Vino“ auf Open-Air-Filme und guten Wein freuen. Ab 19:00 Uhr gibt es Wein und Snacks, ab 21:00 Uhr läuft der Film. Am 27. August kommt die Regisseurin Sonja Liza Kentermann zur Premiere ihres Films „Der Hochzeitsschneider von Athen“ ins Roxy-Kino. Zu dem Event gibt es griechische Häppchen und Ouzo. „Das gehört zu unserer Reihe Genusskino. Da arbeiten wir mit der lokalen Gastronomie zusammen, die passend zum Film feine Snacks anbietet“, erklärt Schmitt. Im Herbst geht es dann weiter mit beliebten Veranstaltungen wie dem Frühstückskino, dem Kaffee-Kuchen-Kino, dem Weinkino oder dem Literaturkino. „Wir machen Action“, verspricht Michael Schmitt.

Central-Kino Würzburg: Open-Air als Ausgleich für den Lockdown

Open-Air gibt es auch beim Central-Kino im Würzburger Bürgerbräu, dem zweiten genossenschaftlich geführten Kino in Bayern. „In diesem Jahr zeigen wir mehrere Vorpremieren von Filmen, die erst in den nächsten Wochen starten, wir erwarten auch Gäste. Nicht fehlen dürfen außerdem Klassiker wie der Würzburg-Film ‚Lommbock‘, der Kultfilm ‚The Big Lebowski‘ und wie immer zum Abschluss ‚The Rocky Horror Picture Show‘ am 29. August“, berichtet Central-Geschäftsführer Thomas Schöneborn.

Das Central-Kino öffnete im Juni wieder seine Pforten, seit 1. Juli läuft das volle Programm. „Der Neustart nach Corona hat sich gut angefühlt. Es war für uns alle eine riesen Erleichterung und ein schönes Gefühl, dass wir endlich wieder das machen dürfen, was wir gerne tun, nämlich tolle Filme zeigen“, sagt Schöneborn über sich und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Central-Kinos. Auch das Publikum komme gerne wieder. Das Interesse, endlich wieder ins Kino zu gehen, sei da. „Es gibt ein großes Bedürfnis nach Kultur“, berichtet Schöneborn. Anfangs zeigte das Central-Kino Filme, die wegen des Lockdowns ab November nicht mehr starten konnten, etwa „Und morgen die ganze Welt“ der deutschen Regisseurin Julia von Heinz. Später seien dann Neustarts wie „Nomadland“ hinzugekommen.

Finanziell ist das Central-Kino durch die staatliche Corona-Förderung bisher einigermaßen über die Runden gekommen. „Ohne Zuschüsse wäre es nicht gegangen“, sagt Schöneborn. Die finanziell schwierigste Phase sei jedoch die Zeit nach der Wiedereröffnung gewesen, als die Zuschüsse ausgelaufen seien, aber nur wenige Besucher kamen. „Die Menschen sind immer noch vorsichtig und anfangs haben auch die Hygiene-Auflagen – etwa die Vorlage eines negativen Corona-Tests bei einem Kinobesuch – eher abschreckend auf die Besucher gewirkt“, erzählt der Geschäftsführer. Das erschwere es, in den rentablen Bereich zu kommen. Schöneborn ist deshalb froh, dass die Testpflicht weggefallen ist. „Am ersten Wochenende kamen die Besucher mit einem Selbsttest und wollten sich bei uns im Foyer unter Aufsicht selbst testen. Das war schon kurios.“

Nun freut sich Schöneborn auf das Open-Air. „Dieses Jahr ist alles anders. Wir haben eine neue Leinwand angeschafft und den Platz für das Open-Air gewechselt. Wir spielen jetzt in der Einfahrt zu Höfer-Sekt gleich hinter dem Kinogebäude, man muss nur einmal ums Haus gehen. Dort haben wir einen geschützten Raum, der auch ein paar überdachte Plätze bietet“, berichtet Schöneborn. „Das Open-Air ist ein schöner Ausgleich für die lange Zeit des Lockdowns. Das ist auch für uns sehr aufregend.“

Keller Z87: Künstler stehen Gewehr bei Fuß

Nur wenige Schritte vom Central-Kino entfernt gibt es im selben Gebäude eine zweite Kulturgenossenschaft, die Keller Z87 eG. Sie nutzt die Gewölbekeller im Kulturzentrum Bürgerbräu als Kreativbühne und Eventlocation. „Wir wollen Künstlerinnen und Künstlern eine Bühne bieten, die sich die großen Bühnen noch nicht leisten können“, erklärt Vorstandsvorsitzender Uwe Dolata das Konzept der Genossenschaft. Veranstaltet werden Konzerte von Klassik bis Jazz, Theater, Literaturabende oder Spartentheater in englischer Sprache von Studenten der Universität Würzburg – „also eigentlich querbeet alles, was Kultur betrifft“, sagt Dolata. Um den Betrieb zu finanzieren, vermietet die Genossenschaft ihre beiden Säle an Privatleute, aber auch für Varieté- und Zauberei-Vorstellungen. „Am Wochenende machen wir durch private Veranstaltungen Umsatz, um unter der Woche Kulturveranstaltungen zu unterstützen“, erläutert Dolata.

Zusätzlich hat sich das „Theater Augenblick“ bei der Genossenschaft für ihre Proben eingemietet. Das Theater wird von den Mainfränkischen Werkstätten als eigene produktive Tätigkeit für Menschen mit Behinderung angeboten. Fünf Schauspieler und drei Schauspielerinnen mit Behinderung sind derzeit fest beim Theater Augenblick angestellt. Die Einnahmen durch Eintrittsgelder und Getränkeverkauf werden zur Finanzierung der Löhne der Schauspieler genutzt. „Unsere Veranstaltungsräume sind behindertengerecht ausgebaut. Das ist für die Schauspieler vom Theater Augenblick natürlich ideal“, sagt Dolata.

Das Gute: Die Schauspieler konnten auch während des Lockdowns im Keller Z87 proben. „Für sie war das in dieser Zeit eine Arbeitsstätte und kein Aufführungsort, deshalb war das erlaubt“, sagt Dolata. Dafür zahlte das Theater auch während des Lockdowns Miete an die Genossenschaft. Als glückliche Fügung erwies sich auch, dass der Keller von der Genossenschaft gekauft wurde. Das spart Fixkosten, weil im Lockdown keine Miete fällig wurde. Die Zeit ohne Veranstaltungen nutzten die Ehrenamtlichen für notwendige Umbauten. Außerdem erhielt die Genossenschaft Spielstättenförderung vom Staat. „Das alles hat uns ein Stück weit gerettet und wir konnten zumindest den Status quo erhalten“, sagt Dolata. Denn auch nach dem Ende des Lockdowns ist die Lage für die Kulturgenossenschaft nicht einfach. „Die Leute haben nach wie vor Angst vor Corona. Im Moment werden keine Hochzeiten und keine runden Geburtstage gefeiert und auch die Firmen halten sich mit Events noch zurück. Das spüren wir natürlich“, berichtet der Vorstandsvorsitzende.

Trotzdem wissen sich auch die Ehrenamtlichen des Kellers Z87 zu helfen. „Wir haben den Jazz-Frühschoppen vor die Türe verlagert und vor dem Haus einen Pop-up-Biergarten eingerichtet. So setzen wir ein Zeichen, dass es uns noch gibt“, sagt Dolata. Und auch die ersten Veranstaltungen in den Kellergewölben sind gut angelaufen. „Unsere Räume sind so gestaltet, dass wir die Corona-Vorschriften problemlos einhalten können. Das versetzt uns in die Lage, auch mit Hygiene-Auflagen Veranstaltungen durchzuführen“, sagt Dolata. Normalerweise dürfen sich bis zu 199 Personen in den Räumlichkeiten des Kellers Z87 aufhalten, aktuell sind wegen Corona nur 40 Personen erlaubt.

Als der Keller Z87 nach Corona wieder seine Türen öffnete, war der Andrang bei den ersten Veranstaltungen groß. Unter anderem gab es schon einen Livemusik-Auftritt mit verschiedenen Musikgruppen und Interpreten, und auch die studentische Theatergruppe stand mit ihren englischsprachigen Stücken schon wieder auf der Bühne. „Wir waren jedes Mal in Sekunden ausverkauft, die Zuschauer rennen uns die Bude ein“, berichtet Dolata. Wieder Besucher empfangen zu dürfen, sei ein wunderbares Gefühl. „Wir waren stolz wie Bolle.“

Im Sommer sollen nun die meisten Veranstaltungen draußen vor dem Keller stattfinden. „Wir gehen vor die Türe, auch um den Gästen die Angst vor einer Corona-Ansteckung zu nehmen“, sagt Dolata. Geplant sind Jazz- und Blues-Konzerte im Freien, eventuell wird auch Reggae gespielt. „Die Interpreten stehen Gewehr bei Fuß und sind heiß darauf, zu spielen“, berichtet der Vorstandsvorsitzende. Die inklusive Theatergruppe Augenblick plant wieder Tanz- und Schauspielaufführungen. Die Sommerbühne auf dem Gelände des Bürgerbräu wird großzügig bestuhlt, damit auch wirklich alle einen Platz finden, die kommen wollen. Dolata: „Wir können uns schön ausbreiten, und das machen wir auch.“

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