Diese Website verwendet Cookies. Wenn Sie unsere Seiten nutzen, erklären Sie sich hiermit einverstanden. Weitere Informationen

    Anzeige

Anzeige

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) birgt für die Vieh- und Fleischwirtschaft in Deutschland ein hohes wirtschaftliches Risiko. Im Herbst 2018 sprang die Tierseuche erstmals auf Westeuropa über, nachdem das Virus bei Wildschweinen in Belgien festgestellt worden war. Das Friedrich-Loeffler-Institut in Greifswald stuft das Risiko einer Verschleppung der ASP nach Deutschland seitdem als besonders hoch ein.

Keine Gefahr für Menschen

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist eine Viruserkrankung, die nur bei Haus- und Wildschweinen auftritt. Für den Menschen und andere Haustierarten ist die Schweinepest nicht gefährlich. Selbst der Verzehr von infiziertem Schweinefleisch birgt kein gesundheitliches Risiko.

Um landwirtschaftliche Genossenschaften bestmöglich auf den Ernstfall vorzubereiten, hat der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) in einer Arbeitsgruppe mit Experten der Fleisch- und Warenwirtschaft sowie Behördenvertretern ein „Muster-Krisenhandbuch Afrikanische Schweinepest“ für Tier- und Warentransporte, Viehsammelstellen und landwirtschaftliche Berater erarbeitet. Das PDF-Dokument kann kostenfrei von der Internetseite des DRV heruntergeladen werden. Es umfasst mit Anhängen 76 Seiten und soll Qualitätsmanagern und Geschäftsführern als Orientierungshilfe bei der Bekämpfung der ASP dienen. Zudem bildet es die Grundlage, um ein betriebsindividuelles Krisenhandbuch zu erstellen.

Der Schwerpunkt liegt auf Handlungsempfehlungen in den Bereichen Transport, Logistik und Beratung. Bei einem Ausbruch kann die Eindämmung und Bekämpfung der ASP nur erfolgreich sein, wenn sowohl innerhalb eines Unternehmens als auch im Umgang mit anderen Firmen, Gruppen und Behörden ein koordinierter und zielgerichteter Austausch gepflegt wird. Dazu soll das DRV-Muster-Krisenhandbuch Afrikanische Schweinepest einen Beitrag leisten.

Hohes wirtschaftliches Risiko

Ein Ausbruch der ASP bei Wildschweinen in Deutschland hätte weitreichende Folgen für die Ausfuhr von deutschem Schweinefleisch in Drittländer und damit für die gesamte Produktion. Denn beim Export von Lebensmitteln gelten die Einfuhrbestimmungen des Empfängerlands, die mitunter deutlich strenger sind als die internationalen Standards. Im Gegensatz zu anderen anzeigepflichtigen Tierseuchen wie der klassischen Schweinepest wird bei der ASP derzeit nicht zwischen Wild- und Hausschweinpopulationen unterschieden. Sobald also bei Wildschweinen in Deutschland ASP festgestellt wird, müssen die deutschen Exporteure von Schweinefleisch mit drastischen Einfuhrbeschränkungen bis zum Importstopp durch die Drittländer rechnen. Das wirtschaftliche Risiko eines ASP-Ausbruchs in Deutschland geht für Schweinehalter, verarbeitende Betriebe und Transportunternehmen also weit über die unmittelbare Betroffenheit hinaus. In diesem Zusammenhang ist es von enormer Bedeutung, die deutschen Wildschweinbestände frei von ASP zu halten.

Unterstützung durch den GVB

Bei einem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) müssen alle Unternehmen mit Restriktionen rechnen, die mit schweinehaltenden Betrieben in Restriktionszonen in Kontakt treten, also zum Beispiel Raiffeisen-Warenhäuser, Viehvermarktungsgenossenschaften, Zuchtgenossenschaften und eingeschränkt auch Molkereien. Der Genossenschaftsverband Bayern (GVB) unterstützt seine Mitglieder dabei, sich auf einen ASP-Ausbruch bestmöglich vorzubereiten. Dazu hat der Verband Ende Mai 2019 einen Workshop veranstaltet. Die Unterlagen stehen den Genossenschaften im Mitgliederbereich der GVB-Webseite zur Verfügung. Ansprechpartner beim GVB sind Markus Winkler und Anton Bräckle.

Das ASP-Virus kann nur durch den direkten Kontakt mit infiziertem Material und nicht über die Luft übertragen werden. Ein besonderes Augenmerk des Muster-Krisenhandbuchs liegt daher auf der Seuchenprävention und der Früherkennung bei Wildschweinen. Dabei helfen klare und einfache Regeln der Biosicherheit, das Virus nicht in den Hausschweinbestand zu verschleppen. Darüber hinaus ist es für jedes Unternehmen unabdingbar, für den Ernstfall betriebsindividuelle Krisenhandbücher zu erstellen, Krisenmanager zu bestellen, die Mitarbeiter in den Unternehmen und auf den landwirtschaftlichen Betrieben zu schulen sowie den Krisenfall zu üben.

Szenarien helfen in der Krise

Das Muster-Krisenhandbuch behandelt über 40 wichtige Krisenszenarien für landwirtschaftliche Berater, Warentransporte, Tiertransporte und Sammelstellen. Diese zielen darauf ab, eine Anleitung zu geben, wie sich Beteiligte während der Krise gesetzeskonform verhalten, die Verbreitung der Seuche eindämmen und eine weitere Übertragung verhindern können. Die Kapitel sind unabhängig voneinander aufgebaut und farblich nach Handlungsfeldern getrennt: Beratern sind die blauen Kapitel zugeordnet, Warentransporten die grünen, Tiertransporten die roten und Sammelstellen die violetten. So finden die Leser schnell die für sie relevanten Bereiche. In einem Glossar werden die verwendeten Fachbegriffe erklärt. Außerdem enthält das Krisenhandbuch eine Übersicht der nationalen und europäischen Rechtsvorschriften zum Thema. Wichtig ist, dass das DRV-Handbuch den Nutzern nur ein Muster an die Hand geben kann, wie sie sich zu verhalten haben. Jedes Unternehmen muss seine Arbeitsabläufe und Vorkehrungen individuell an die aktuellen Gegebenheiten anpassen.

Das Musterhandbuch definiert in der Überschrift die Szenarien, die wie folgt gegliedert sind:

  1. Besteht Seuchenverdacht oder liegt ein tatsächlicher Ausbruch vor?
  2. Ist die ASP bei Wild- oder Hausschweinen ausgebrochen?
  3. In welchem Restriktionsgebiet liegt der Betrieb? Kerngebiet, gefährdetes Gebiet oder Pufferzone (Wildschwein) beziehungsweise Sperrbezirk oder Beobachtungsgebiet (Hausschwein)?
  4. Handelt es sich bei dem Transport um Anlieferung, Abholung oder Weiterlieferung?
  5. Welcher Betrieb soll befahren werden? Mit oder ohne Schweinehaltung beziehungsweise mit Schweinen und anderen Nutztieren (Gemischtbetrieb)?

Zwei Beispiele der im Handbuch enthaltenden Szenarien: Ein sogenannter „Seuchenbetrieb“  benötigt dringend eine Warenlieferung, die nicht aufschiebbar ist. Oder der Fahrer eines Viehtransports stellt bei der Abholung kranke Tiere fest, deren Symptome den Verdacht auf ASP nähren. Zur Veranschaulichung und zum noch schnelleren Überblick wurden passende Piktogramme und Grafiken zu den Szenarien entwickelt. Bei einem Wildschwein-Piktogramm weiß der Nutzer zum Beispiel sofort, dass es an dieser Stelle um diese Tiere geht. Darüber hinaus enthält das Muster-Krisenhandbuch eine Reihe von Merkblättern, Anträgen und Formularen, die im Falle eines Ausbruchs der ASP wichtig werden. Der DRV plant zudem eine Online-Schulung für Geschäftsführer und Krisenmanager, um diese bei der Umsetzung des Muster-Krisenhandbuchs im eigenen Unternehmen zu unterstützen. Das Webinar wird voraussichtlich im Herbst auf der Webseite des DRV zur Verfügung gestellt und mit dem DRV-Muster-Krisenhandbuch ASP verknüpft.
 

Wiebke von Seggern ist Expertin für Vieh- und Fleischwirtschaft beim Deutschen Raiffeisenverband (DRV).

Artikel lesen
Rat