Live-Stream: Die VR Bank Bamberg-Forchheim hat mit ihrer ersten digitalen Kundenveranstaltung gleich rund 1.000 Zuschauer erreicht. Wie sind die Erfahrungen?
Das Wichtigste in Kürze
- Um ihren Firmenkunden in der Corona-Krise eine Perspektive zu geben, hat die VR Bank Nürnberg ein Gutscheinportal entwickelt.
- Käufer erhalten ihr Geld zurück, wenn der Gutschein zum Beispiel wegen Geschäftsaufgabe des Unternehmens nicht eingelöst werden konnte.
- Die VR Bank Nürnberg hat ihr Gutscheinportal in der Rubrik „Ideen zur Corona-Krise“ des ZWF-Innovationspools vorgestellt.
- Die Idee zum Gutscheinportal entstand im „VR-Lab“ der VR Bank Nürnberg. Dort entwickeln fünf Kolleginnen und Kollegen kurzfristig umsetzbare Ideen. Dafür dürfen sie unabhängig vom Tagesgeschäft in alle Richtungen denken.
- Das Gutscheinportal ist ein echter Onlineshop mit Bezahlsystem. Bei der Entwicklung hat die VR Bank Nürnberg mit dem Dienstleister „Selected Ideas“ zusammengearbeitet. Die Zahlungen wickelt VR Payment ab.
Einfacher geht es kaum: Wer in Corona-Zeiten die lokale Wirtschaft im Raum Nürnberg mit dem Kauf von Gutscheinen unterstützen will, muss nur das Gutscheinportal der VR Bank Nürnberg aufrufen und sich für eines der dort mit Text und Bild vorgestellten Unternehmen entscheiden. Eingeteilt sind diese in die Kategorien Gastronomie, Sport und Freizeit, Einzelhandel, Gesundheit und Wellness sowie Events und Marketing. So bietet „Katjas Zooeckla“ Heimtiernahrung und Zubehör für Hund und Katze, beim Weinimporteur „Fiasco Classico“ gibt es edle Tropfen aus fernen Ländern und wer auf Deftiges oder Süßes steht, wird sich vielleicht für das Bräuschank Zirndorf oder die Konditorei Beer entscheiden.
Die Gutscheine im Wert von 15, 25, 50 oder 100 Euro werden dann wie von anderen Shoppingportalen gewohnt in den digitalen Warenkorb gelegt und per Giropay, Paydirekt oder Kreditkarte bezahlt. Nach dem Kauf wird der Gutschein-Code per E-Mail sowohl an den Kunden als auch zur Information an den Händler geschickt. So können die Wertguthaben sofort eingelöst werden. Einmal monatlich erhalten die Händler den Gutscheinerlös von der Bank gutgeschrieben.
Kunden nutzen Gutscheinportal immer wieder
Das Portal kommt bei den Nürnbergern gut an. „Der Gegenwert der seit Mitte April verkauften Gutscheine bewegt sich im vierstelligen Bereich. Viele Kunden nehmen gleich mehrere und verwenden sie als Geschenk“, berichtet Projektleiterin Christine Eggert von der VR Bank Nürnberg. Es gebe schon „Wiederholungstäter“, die das Portal immer wieder nutzen. Ein Firmenkunde der Kreditgenossenschaft habe sogar Gutscheine gekauft, um sie als Sachzuwendung an seine Mitarbeiter weiterzugeben. Das ist bis zu einem Höchstbetrag von 44 Euro pro Mitarbeiter und Monat steuer- und sozialversicherungsfrei möglich. So habe der Firmenkunde nicht nur seinen Mitarbeitern eine Freude gemacht, sondern auch den Unternehmen in der Region geholfen. „Eine schöne Idee“, findet Eggert.
Prämierte Ideen
Die VR Bank Nürnberg hat ihr Gutscheinportal in der Rubrik „Ideen zur Corona-Krise“ des ZWF-Innovationspools vorgestellt. In dem Portal stellt der Zentrale Werbefonds Bayerischer Genossenschaften (ZWF) Innovationen bayerischer Volksbanken und Raiffeisenbanken vor. So erhalten die ZWF-Mitglieder Inspirationen und Vorlagen für eigene Aktivitäten. „Im ZWF-Innovationspool sind viele Banken mit tollen Projekten unterwegs. Weil wir finden, dass wir auch eine gute Idee hatten, wollten wir uns ebenfalls dort präsentieren, damit andere Banken davon profitieren können“, sagt Christine Eggert von der VR Bank Nürnberg. Für jede aufgenommene Innovation erhält die einreichende Bank bis zu 2.000 Euro Unterstützung durch den ZWF. 28 Banken haben „Ideen zur Corona-Krise“ eingereicht. Daraus wählte eine Bankenjury zehn besonders hilfreiche Projekte aus, die mit je 1.000 Euro prämiert wurden. Dazu gehören neben der VR Bank Nürnberg die Raiffeisenbank Altdorf-Feucht, die VR-Bank Würzburg, die Raiffeisenbank Pfaffenhausen, die Münchner Bank, die VR-Bank Neu-Ulm, die VR-Bank Lichtenfels-Ebern, die Raiffeisenbank im Oberland, die Raiffeisenbank RSA und die VR Bank Bamberg-Forchheim.
Dabei müssen sich die Kunden keine Sorgen machen, dass sie ihren Gutschein nicht mehr einlösen können, wenn ihr Lieblingsunternehmen infolge der Corona-Krise dauerhaft seine Pforten schließt. Denn die VR Bank Nürnberg gewährt bis zum 30. September eine Geld-zurück-Garantie für die Gutscheine. So schaffe das Portal in Verbindung mit dem Käuferschutz doppelten Nutzen, sagt Eggert: „Die Unternehmen erhalten in der Krise eine Perspektive und die Unterstützer die Sicherheit, dass ihr Geld nicht verloren ist.“
Ein „VR-Lab“ für Innovationen
Bei dem Portal mitmachen können die Firmenkunden der VR Bank Nürnberg, die gemäß ihrem Slogan als „Teilhaberbank“ einen besonderen Fokus auf ihre Mitglieder richtet. 28 Gastro-Betriebe, Einzelhändler und Dienstleister sind aktuell im Portal vertreten. Ausgangspunkt war die Überlegung, wie die Bank in der Corona-Krise ihre Firmenkunden gezielt unterstützen kann. Von vielen kam die Rückmeldung, dass sie keinen Onlineshop besitzen, den sie als alternativen Vertriebsweg nutzen könnten. Daran knüpften Eggert und ihre Kollegen aus dem „VR-Lab“ der VR Bank Nürnberg an. „Die Gedanken gingen schnell in die Richtung, wie wir eine innovative Plattform gestalten können, die unseren Kunden dabei hilft, gestärkt aus der Krise zu kommen“, sagt Eggert. Im VR-Lab hat die Kreditgenossenschaft ihr Innovationsmanagement gebündelt. „Das sind fünf Kolleginnen und Kollegen, die kurzfristig umsetzbare Ideen entwickeln sollen. Dafür dürfen sie unabhängig vom Tagesgeschäft in alle Richtungen spinnen“, erklärt Eggert. Sie arbeitet im Marketing, gehört aber auch zum VR-Lab.
Weitere Artikel über „Ideen zur Corona-Krise“
„Profil“ hat bereits in früheren Ausgaben über Projekte bayerischer Volksbanken und Raiffeisenbanken berichtet, die in den „Ideen zur Corona-Krise“ des ZWF-Innovationspools enthalten sind. So organisierte die VR Bank Bamberg-Forchheim kurzfristig einen Live-Stream zu den Aktienmärkten in der Corona-Krise, weil die Anleger einen deutlich erhöhten Informationsbedarf hatten. Rund 1.000 Zuschauer verfolgten die digitale Kundenveranstaltung an ihren Bildschirmen und Smartphones. Die Bank möchte mit dem Format weiter experimentieren („Profil“ 06/2020). Um die Firmenkunden über das Alltagsgeschäft hinaus zu unterstützen, hat die Raiffeisenbank Altdorf-Feucht die Online-Plattform #raibahilft aufgelegt. Dort präsentieren sich Einzelhändler und Gaststätten, die während des Lockdowns nicht oder nur eingeschränkt öffnen konnten („Profil“ 05/2020).
Schließlich liefen die Überlegungen auf das Gutscheinportal mit Geld-zurück-Garantie hinaus. Sollte bis Ende September tatsächlich eines der Unternehmen seinen Geschäftsbetrieb dauerhaft einstellen, bliebe die Bank auf den Kosten für die Rückabwicklung der Gutscheine sitzen. Das Risiko hält Eggert jedoch für überschaubar. „Wer unser Angebot nutzt, will nach der Krise auf jeden Fall weitermachen. Sonst hätte er sich nicht beworben.“ Eggert führt den Erfolg der Plattform auch auf diese Garantie zurück. „Wir sind ja nicht die einzigen, die in der Krise ein Gutscheinportal auf die Beine gestellt haben. Also haben wir nach einem Alleinstellungsmerkmal gesucht und uns den Käuferschutz ausgedacht.“
„Die Händler sind froh, dass wir ihnen nicht nur Kredite vermitteln, sondern auch konkrete Lösungen für ihr Geschäft anbieten.“
Christine Eggert, VR Bank Nürnberg
Das Portal kommt nicht nur bei den Gutscheinkäufern gut an, sondern auch bei den Firmenkunden. „Die Händler sind froh, dass wir ihnen nicht nur Förderkredite vermitteln, sondern auch konkrete Lösungen für ihr Geschäft anbieten. Damit konnten wir bei ihnen punkten“, sagt Eggert. Den Aufwand für die Händler hat die Bank möglichst gering gehalten. „Diese müssen nur den Vertrag mit den Nutzungsbedingungen unterschrieben an uns zurückschicken. Außerdem brauchen wir ein Bild und einen kurzen Text, um das Unternehmen auf dem Portal vorzustellen. Das war es schon. Alles soll so einfach und unkompliziert wie möglich ablaufen“, berichtet Eggert.
Was ist der ZWF-Innovationspool?
Gute Ideen teilen, damit alle bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken davon profitieren: Dieses Ziel verfolgt der ZWF-Innovationspool. Er wird vom Bereich Marketing und Vertrieb des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB) betreut.
Wie können Banken Innovationen einreichen?
Über das Feld „Innovationen einreichen“ können Nutzer Projekte zur Veröffentlichung vorschlagen. Dazu müssen sie einen Fragebogen ausfüllen, in dem sie zum Beispiel den Mehrwert für die Bank oder den personellen Aufwand angeben.
Wer nutzt den ZWF-Innovationspool?
Aktuell sind über 840 Nutzer von 186 Banken registriert. 95 Innovationen wurden veröffentlicht und vorgestellt, weitere Lösungen befinden sich im Prüfungsprozess.
Wie kann man sich beim ZWF-Innovationspool anmelden?
Alle Mitarbeiter bayerischer Volksbanken und Raiffeisenbanken sind eingeladen, sich für die Plattform anzumelden und eigene Innovationen einzureichen. Dazu genügt ein Klick auf den „Registrieren“-Link unter www.zwf-innovationspool.de. Nach Eingabe der persönlichen Daten erhalten die Nutzer eine E-Mail mit den Zugangsdaten.
Wie geht es mit dem ZWF-Innovationspool weiter?
Der Bereich Marketing und Vertrieb des GVB entwickelt den ZWF-Innovationspool laufend weiter. Zu den regelmäßigen Updates kommen immer wieder neue Funktionen hinzu. Dazu gehört ab Mitte Juli 2020 ein von den Nutzern gewünschtes Experten-Netzwerk mit Empfehlungen und Kontakten zu Dienstleistern aus den Bereichen Innovation und Digitalisierung. Es lohnt sich, die Plattform regelmäßig zu besuchen.
Welche weiteren Lösungen stehen den bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken mit ZWF Vorteil zur Verfügung?
- Automatisierte Adressauswertung für Pflichtinformationen (entwickelt von der Münchner Bank eG),
- „Miteinander sind wir Bank - das Spiel“ (entwickelt von der Münchner Bank eG),
- GoldCard Gebührenrechner (entwickelt von der VR-Bank Rottal-Inn),
- KontoFinder Privatkunden (entwickelt von der Volksbank Raiffeisenbank Oberbayern Südost),
- Robo Advisor Baufinanzierung - LAURA (entwickelt von der Volksbank Raiffeisenbank Rosenheim-Chiemsee),
- VR MitarbeiterApp (entwickelt von der VR Bank Starnberg-Herrsching-Landsberg).
„Profil“ hat die Innovationen 1 und 2 in der „April“-Ausgabe 2019 vorgestellt.
„Profil“ hat die Innovation 5 in der „Juni“-Ausgabe 2019 vorgestellt.
„Profil“ hat die Innovation 6 in der „Dezember“-Ausgabe 2018 vorgestellt.
Was bedeutet „mit ZWF Vorteil“?
Wenn der GVB Innovationen von zentraler Seite erwirbt oder Sonderkonditionen verhandelt, dann sind diese Leistungen „mit ZWF Vorteil“.
Die Entwicklungskosten für das Portal in Höhe von rund 20.000 Euro teilt sich die VR Bank Nürnberg mit der VR meine Bank Fürth | Neustadt | Uffenheim. Weil die Kreditgenossenschaften ihre Firmenkunden in der Krise zeitnah unterstützen wollten, stand der Aufbau unter hohem Zeitdruck. „Das war alles sehr knackig, schließlich handelt es sich bei unserem Portal um einen echten Onlineshop mit Zahlungsabwicklung“, berichtet Eggert. So musste das Team das richtige Shopsystem auswählen, an die eigenen Anforderungen anpassen und die Firmenkunden kontaktieren. Die Zahlungen wickelt VR Payment ab. Im Zuge der Programmierung mussten sowohl rechtliche als auch technische Voraussetzungen geklärt und entsprechend umgesetzt werden. Dazu gehörten zum Beispiel die Nutzungsvereinbarung mit den Händlern sowie die Widerrufsbelehrungen nach dem Fernabsatzgesetz. Mit Eggert brachten vier Mitarbeiter der VR Bank Nürnberg das Portal auf den Weg. „Das geht jedoch nicht ohne Netzwerk in der Bank. So haben wir zum Beispiel das Rechnungswesen eingebunden, damit die Gutscheine korrekt abgerechnet werden“, berichtet sie.
Anderen Banken, die mit einem ähnlichen Projekt liebäugeln, rät Eggert zu mehr zeitlichem Vorlauf. „Wichtig ist, gezielt die Firmenkundenabteilung mit ins Boot zu holen und zu schauen, welche Unternehmen für so ein Projekt infrage kommen und ob für diese eine Beteiligung interessant ist. Denn erst ein sinnvoll gestreutes Angebot macht die Plattform auch für Nutzer attraktiv“, sagt Eggert. Auch die Wahl eines passenden Entwicklungspartners sollte gut überlegt sein. So ein Projekt könne eine Bank in den seltensten Fällen alleine stemmen.
Eggert und ihren Kollegen fiel die Wahl dieses Partners nicht schwer: „Selected Ideas“ ist ein Gemeinschaftsunternehmen der VR Bank Nürnberg, der Volksbank Raiffeisenbank Dachau, der Volksbank Raiffeisenbank Rosenheim-Chiemsee, der Volksbank am Württemberg und einer Gruppe von Spezialisten, das sich auf die Bereiche digitaler Kundendialog, IT-Recht, Strategie und Banksteuerung spezialisiert hat. „Das ist immer eine sehr positive und konstruktive Zusammenarbeit, die zu einem schnellen Konsens führt. Oft reicht der Griff zum Telefonhörer, um etwa ein technisches Problem aus der Welt zu schaffen“, sagt Eggert.
Erlöse kommen zu 100 Prozent beim Händler an
Registrierung und Nutzung des Gutscheinportals sind für die Firmenkunden der VR Bank Nürnberg derzeit kostenlos. Die laufenden Kosten für einen reibungslosen Ablauf vom Kauf bis zur Auszahlung – etwa das Hosting des Portals oder die Zahlungsabwicklung – übernimmt die Kreditgenossenschaft als zusätzliche Unterstützung der Unternehmen. So kommen 100 Prozent der Gutscheinerlöse bei den Händlern an.
Aktuell denken Christine Eggert und ihre Kollegen darüber nach, wie sich das Gutscheinportal nach der Corona-Krise fortführen lässt, zum Beispiel als moderne Plattform zur Kundenbindung und zur Vernetzung von Privat- und Firmenkunden der Bank. Über die Kostenstruktur müsse man sich dann nochmal Gedanken machen, sagt Eggert. Die positiven Impulse der Plattform seien jedenfalls offensichtlich. „Viele unserer Firmenkunden sind nun offener für Onlinehandel und Onlinemarketing. Das war ein Schritt in die richtige Richtung, den es dringend gebraucht hat.“ Und auch die VR Bank Nürnberg hat laut Eggert von dem Portal profitiert: „Wir haben uns in der Krise als verlässlicher Partner sowie als innovative, reaktionsschnelle Bank gezeigt.“ Das sei ein erheblicher Imagegewinn. „Zusätzlich haben wir einen neuen Vertriebsansatz entwickelt, der für eine hohe Kundenbindung sorgt. Es hat wirklich Spaß gemacht, Banking mal anders zu denken – vor allem mit diesem Ergebnis.“