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Wenn Markus Adler sein Tagewerk bei der Raiffeisenbank Holzkirchen-Otterfing erledigt hat, muss er nur ein paar Schritte über den Marktplatz gehen, um seinen Zweitjob anzutreten. Im obersten Stockwerk eines der Häuser, mit Blick auf die Hauptgeschäftsstelle der Raiffeisenbank, haben er und sein Schulfreund Niklas Schönstein ein Co-Working-Space bezogen. Dort basteln sie an einer App namens „Spenoki“, ein Kofferwort aus den Begriffen „Spende“ und „Hoki“ (Holzkirchen).

Ziel des Zwei-Mann-Start-ups ist es, Unternehmer als Spender, Vereine als Begünstigte sowie Bürger als Entscheider zusammenzubringen. Die Idee dafür kam Markus Adler vor zwei Jahren als er noch Azubi bei der Raiffeisenbank Holzkirchen-Otterfing war. Für einen Gründerwettbewerb entwickelte er gemeinsam mit anderen Auszubildenden einen Prototypen der Anwendung - prompt gewannen sie die Ausschreibung. Das war für Adler Ansporn, die Anwendung zur Marktreife zu bringen. „Ich bin seit Anfang an davon überzeugt, dass es einen großen Interessentenkreis für unsere digitale Spendenverteilungs-Plattform gibt“, sagt er.

Seit 2017 haben Adler und sein Kompagnon Schönstein mit Spenoki einiges bewegt. Sie entwickelten einen Business-Plan, programmierten die App und stellten die Plattform Vereinen und Firmen aus der Region vor. Außerdem nehmen sie die Raiffeisenbank als Mitgesellschafterin auf. Vor einigen Wochen war es dann soweit: Im Mai 2019 musste sich Spenoki erstmalig in einer einmonatigen Pilotphase bewähren – mit Erfolg.

Wie Spenoki funktioniert

Spenoki sammelt Spendengelder ein

In der ersten Phase sammelt das Start-up Spendengelder von Unternehmen ein. Für die Pilotphase kamen 6.250 Euro zusammen, die die Raiffeisenbank, der Markt Holzkirchen und die Digitalagentur 8reasons Digital aufbrachten. Da die GmbH gemeinnützig ist, erhalten die Unternehmen eine Quittung und können die Spende steuerlich geltend machen.

Gemeinnützige Projekte bewerben sich

In der zweiten Phase können sich Vereine und Initiativen um den Spendentopf bewerben. In der Pilotphase waren das zwölf Einrichtungen. Die Schützengesellschaft Föching wollte beispielsweise Lichtgewehre anschaffen, der 50 plus Verein einen Ausflug unternehmen, eine Entwicklungshelferin aus Hausham Projekte in Nepal unterstützen.

Bürger stimmen über die Verteilung ab

In der dritten Phase – die im Testbetrieb von Anfang Mai bis Anfang Juni lief – kommen die Bürger ins Spiel. Um für ihr Lieblingsprojekt abzustimmen, müssen sie die App auf ihre Smartphones oder Tablets installieren. Dort erhalten sie eine Übersicht über die Vereine und ihre Projekte, außerdem können sie sich tagesaktuell über die Verteilung der Stimmen informieren. Das Stimmergebnis entspricht dabei prozentual dem Anteil, den die Initiative oder der Verein für ihr Projekt aus dem Spendentopf erhält. Damit nicht ein mitgliederstarker Verein den Löwenanteil der Mittel abschöpft, greift ein Algorithmus ein und tariert das Stimmverhältnis wieder aus.

Jeder Nutzer hat eine Stimme. Ist die abgegeben, kann er erneut abstimmen, wenn er einen der sogenannten „Hotspots“ besucht. Das sind festgelegte Orte, an denen sich die App-Nutzer mit der Geo-Funktion ihres Smartphones einloggen und dann einmalig eine weitere Stimme erhalten. In der Pilotphase gab es fünf Hotspots, darunter die vier Geschäftsstellen der Raiffeisenbank in Holzkirchen und Otterfing. Folglich konnte ein Nutzer höchstens sechs Mal abstimmen.

Vereine erhalten Spenden

Ist die Abstimmungsphase vorbei, kommt es in der vierten Phase zur Übergabe der Spenden bei einer zentralen Veranstaltung. Das sichert den Unternehmen sowie den Vereinen und Organisationen zusätzliche Aufmerksamkeit.

Die Technik funktionierte bei dem Testlauf reibungslos – auch die Beteiligung war mit über 1.650 Stimmen höher als erwartet. 440 Stimmen kamen über die Hotspots zusammen, was den Gründern zeigt, dass das Konzept aufgeht. Den Löwenanteil der 6.250 Euro an Spendengeldern, exakt 1.460 Euro, sicherte sich der Fußballverein TuS Holzkirchen. Weitere 1.100 Euro gingen zum Beispiel an den Tanzverein TSA Saphir Holzkirchen.

Dass Spenoki erfolgreich angelaufen ist, freut auch Peter Ungelenk. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Raiffeisenbank Holzkirchen-Otterfing hatte die Jungunternehmer motiviert, die Spendenverteilungsplattform zur Marktreife zu bringen. Ziel war es, die Zweckerträge aus dem Gewinnsparen, mit dem die Volksbanken und Raiffeisenbanken karitative und mildtätige Institutionen und Einrichtungen vor Ort unterstützen, demokratischer zu verteilen. „Das Gewinnsparen hat für unser Institut eine hohe Bedeutung. Mit Spenoki können wir nun die Bürger vor Ort entscheiden lassen, wer von den Zweckerträgen profitieren soll. Das macht das Verfahren fair und transparent“, sagt Ungelenk.

Durch die Rolle als Gesellschafter – die Bank hält ein Sechstel der Anteile – bekommen die Verantwortlichen des Instituts zudem Einblicke in die Welt eines Start-ups und können davon lernen. „Die Mentalität, einfach mal etwas auszuprobieren, ist wichtig. Deshalb motivieren wir die Mitarbeiter, sich mit ihren Ideen zu uns zu trauen. Wenn es passt, dann geben wir gerne Freiheiten, mehr daraus zu machen“, sagt Ungelenk. Die beiden Spenoki-Gründer haben von den Strukturen profitiert, vor allem Markus Adler, der dem Institut auch nach Ablauf seiner Ausbildung treu geblieben ist: Er konnte seine Arbeitszeit reduzieren und hat dadurch mehr Zeit für sein Unternehmen. „Es ist ein großer Vorteil, dass die Vorstände hinter unserem Vorhaben stehen. Ohne die Raiffeisenbank wäre es nicht möglich gewesen, Spenoki zu programmieren“, sagt er.

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Video-Interview: Spenoki-Geschäftsführer Markus Adler erklärt „Profil“-Redakteur Christof Dahlmann, wie die Spenden-App Spenoki funktioniert. Video: Christof Dahlmann und Karl-Peter Lenhard.

Das Ziel: 10 Millionen Euro an Spendengeldern

In den nächsten Monaten wollen die Jung-Unternehmer Spenoki weiterentwickeln, beispielsweise mit einer „White-Label“-Lösung. Andere Genossenschaftsbanken sollen künftig die Spenoki-App gegen eine Gebühr selbst anbieten können. Wer Interesse hat, kann sich per Mail an Markus Adler wenden. Ebenso suchen die Spenoki-Gründer einen Softwareentwickler, der sich um Datenbankstruktur und Systemsicherheit kümmert.

In der zweiten Jahreshälfte soll es dann eine zweite Abstimmungsphase geben. „Die positiven Erfahrungen aus der Pilotphase haben uns gezeigt, dass Spenoki gut funktioniert und ankommt. Nun geht es darum, die Technik und die Funktionalitäten zu optimieren“, sagt Adler. Denn das Ziel ist ehrgeizig: in fünf Jahren sollen über Spenoki 10 Millionen Euro an Spendengeldern verteilt werden.

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