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Herr Professor Lutz, die BayWa hat Mitte Juni mit einem Green Bond 500 Millionen Euro am Kapitalmarkt aufgenommenen. Die Mittel wollen Sie „ausschließlich für die Finanzierung von Projekten mit ökologischem Nutzen“ verwenden. Was genau haben Sie vor?

Klaus Josef Lutz: Durch die Akquisitionen der vergangenen zwei Jahre verfügt unsere Tochter im Bereich erneuerbare Energien, die BayWa r.e. GmbH, über eine Projektpipeline von aktuell über zehn Gigawatt für die Errichtung von Wind- und Solarparks. Mit den Mitteln aus dem Green Bond werden wir ausschließlich den Bau von Wind- und Solarparks refinanzieren. Erlöse aus Projektgeschäften wie diese werden in der Regel erst erzielt, wenn diese fertiggestellt und an einen Investor verkauft wurden. Die Zuflüsse aus dem Green Bonds ermöglichen es uns, diese Projekte noch schneller als bisher umzusetzen und weitere signifikante Ergebnissteigerungen zu erreichen.

Warum haben Sie nicht eine herkömmliche Anleihe begeben, die Sie bei der Mittelverwendung nicht einschränkt und auch Investitionen in Ihren anderen Geschäftsfeldern erlaubt?

Lutz: Die Emission eines Green Bond ist die logische Fortsetzung unserer seit zehn Jahren überaus erfolgreichen Unternehmensstrategie im Bereich erneuerbare Energien, um die anvisierten Ergebnisse zu erreichen. Sie passt auch sehr gut zu unserer in diesem Jahr erarbeiteten Strategie ECOnomics, durch die wir unsere Geschäftsstrategien, -modelle und -ideen um eine grüne Perspektive erweitern. Das Interesse an Green Bonds am Kapitalmarkt ist groß – diese Opportunität haben wir genutzt und uns eine neue Investorenbasis erschlossen, die sich speziell für nachhaltige Finanzanlagen interessiert. Ferner dient der Green Bond auch ausdrücklich dazu, unser „grünes Profil“ am Kapitalmarkt zu stärken und damit unsere Position als einer der größten Projektentwickler im Bereich erneuerbare Energien zu dokumentieren.

Wie können Sie gegenüber den Green-Bond-Investoren dokumentieren, dass die Mittel tatsächlich ausschließlich in „grüne“ Projekte geflossen sind?

Lutz: Die Projekte, die für die Finanzierung durch den Green Bond infrage kommen, unterliegen einer speziellen Zertifizierung durch die im Bereich Nachhaltigkeit bekannte, internationale Ratingagentur ISS Oekom. Der Investor kann also absolut sicher sein, dass sein Geld ausschließlich in grüne Projekte geflossen ist, die die Voraussetzungen dafür erfüllen. Und die Mittelverwendung wird auch in einem jährlichen vorgeschriebenen Verfahren dokumentiert.


Ein Green Bond passt gut in eine Zeit, in der viel über Klimaschutz gesprochen wird und das Interesse an nachhaltigen Geldanlagen wächst. Welche Rolle hat dieser Aspekt für den Erfolg der Emission gespielt, die deutlich überzeichnet war?

Lutz: In der Tat rücken nachhaltige Geldanlagen durch den Klimawandel immer stärker in den Fokus von Investoren. Entscheidender für die deutliche Überzeichnung war aber die Sicht der Investoren auf die BayWa: Sie bewerten die BayWa als zugleich solides und attraktives Investment und vertrauen uns, dass wir die Erfolgsgeschichte im Bereich erneuerbare Energien fortschreiben werden.

„Die Beteiligung des genossenschaftlichen Sektors war sehr erfreulich.“

Wie stark haben sich Investoren aus dem Genossenschaftslager mit dem Wertpapier eingedeckt?

Lutz: Die Beteiligung des genossenschaftlichen Sektors war sehr erfreulich. Rund 100 Millionen Euro wurden bei der Öffnung des Orderbuchs aus dem Geno-Bereich eingelegt, knapp 15 Prozent also bezogen auf die gesamte Angebotssumme. Hier hat insbesondere das Team der DZ-Bank sehr gut gearbeitet!


Die BayWa betont in letzter Zeit die Bedeutung von Klima- und Umweltschutz. Bis zum Jahr 2030 wollen Sie beispielsweise im gesamten Konzern „klimaneutral“ sein, wie Sie bei der Hauptversammlung im Mai gesagt haben. Warum ist es Ihnen wichtig, die BayWa grüner zu machen?

Lutz: Als international tätiger Konzern in den Bereichen Agrar, Energie und Bau ist die BayWa einerseits in besonderem Maße vom Klimawandel betroffen, kann aber gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zu seiner Begrenzung leisten. Auch wenn wir für uns in diesem Jahr erstmals eine Klimastrategie definiert haben, fangen wir nicht bei null an: Sie ist eingebettet in unsere Nachhaltigkeitsstrategie, die wir schon seit einigen Jahren verfolgen. Unser Engagement resultiert aus der Überzeugung, dass Unternehmen nur dann erfolgreich bleiben können, wenn sie globale Zusammenhänge und Entwicklungen in ihr Handeln übertragen und Verantwortung für die Folgen ihrer Geschäftstätigkeit übernehmen. Oder anders gesagt: Wer nicht nachhaltig wirtschaftet, wird morgen möglicherweise gar nicht mehr wirtschaften.

Sie haben sich vorgenommen, im laufenden Geschäftsjahr das Ergebnis deutlich zu steigern. Bereitet Ihnen vor diesem Hintergrund die abkühlende Konjunktur in Deutschland Sorge?

Lutz: Nein, ich sehe im Moment keinen Grund zur Sorge und gehe weiterhin davon aus, dass wir die für 2019 geplanten Ergebnissteigerungen erreichen werden. Wir sind mit einem Ergebnissprung in die Saison gestartet und die Aussichten sind nach wie vor in allen Segmenten positiv. Als Unternehmen, das sich an den Grundbedürfnissen der Menschen – Ernährung, Wohnen und Mobilität – orientiert, ist die BayWa auch nicht in dem Maße von der Konjunktur abhängig wie zum Beispiel reine konsumorientierte Unternehmen.


Herr Professor Lutz, vielen Dank für das Gespräch!

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