Chronik: Wer war Friedrich Wilhelm Raiffeisen? Lernen Sie Leben und Wirken des Genossenschaftspioniers besser kennen.
Herr Hinsken, die Raiffeisenbank Straubing hat passend zum 200. Geburtstag von Raiffeisen ein Raiffeisen-Bier brauen lassen. Wie ist es dazu gekommen?
Stefan Hinsken: Das hat sich im Juli 2017 ganz zufällig ergeben. Damals saß ich bei einer Veranstaltung neben Christoph Kämpf, dem Geschäftsführer der Straubinger Karmeliten Brauerei. Die hatte damals mit der Aktion „Mach Dein Bier, wir brauen’s Dir“ geworben. Da konnten Bierfreunde über die Webseite neue Brau-Rezepte vorschlagen, die besten Ideen wurden umgesetzt. Im Gespräch mit ihm kam die Idee auf: Eigentlich könnte die Raiffeisenbank auch mal ein eigenes Bier brauen.
„Der Erzeuger der Braugerste ist Mitglied der Bank. Die Brauerei ist unser Kunde. Die Abnehmer sind wir selbst.“
Wie kam der Bezug zu Raiffeisen zustande?
Hinsken: Wir haben bereits im Sommer 2017 entschieden, dass wir das Jubiläumsjahr von Friedrich Wilhelm Raiffeisen mit passenden Aktionen begleiten wollen. Gleichzeitig waren wir noch auf der Suche nach einer originellen Idee – und da war der Zeitpunkt genau richtig. Ein weiterer Aspekt: Mit dem Bier zeigen wir symbolhaft ein genossenschaftliches Ökosystem auf. So ist der Erzeuger der Braugerste Mitglied der Bank. Die Brauerei ist unser Kunde. Die Abnehmer sind wir selbst. Und die Nutznießer der Aktion sind unsere Mitglieder und Kunden. Wir zeigen also anhand des Produkts, wie verankert unsere Genossenschaft in der Region ist.
Nach welchem Rezept wurde das Raiffeisen-Bier gebraut?
Hinsken: Zusammen mit der Brauerei haben wir drei Werte festgelegt, für die das Bier und die Raiffeisenbank Straubing stehen sollen: Regionalität, Tradition und Innovation. Diese Aspekte haben wir mit den Zutaten aufgegriffen. So stammt die Braugerste aus der Region. Und beim Hopfen setzen wir einerseits auf eine klassisch-traditionelle Sorte aus Bayern sowie eine neuartig-innovative Sorte aus den USA. Auf dieser Basis entstand dann unser Raiffeisen-Bier.
Wie ist der Geschmack?
Hinsken: Sehr gut. Unser Raiffeisen-Bier schmeckt so wie das klassische Festbier, das etwa auf dem Gäubodenvolksfest in Straubing ausgeschenkt wird. Die Brauerei hat es durch die Kombination mit der neuen Hopfensorte aber verfeinert.
Wie kommt das Raiffeisen-Bier an?
Hinsken: Den ersten Test gab es auf einer Doppelfeier im Mai. Anlass waren die Jubiläen 800 Jahre Neustadt Straubing und 200 Jahre Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Die Gäste haben das Bier ausdrücklich gelobt: Es habe einen runden und vollmundigen Geschmack. Auch auf unserer Vertreterversammlung Mitte Mai haben wir das Bier ausgeschenkt und danach unseren Mitgliedern ein Vierertragerl mitgegeben. Darauf haben wir sehr gute Rückmeldungen bekommen.
Gibt es schon Pläne für einen zweiten Sud?
Hinsken: Erst einmal nicht. Das Bier war zunächst nur ein Testballon, den wir gestartet haben. Er scheint aber gut zu fliegen. Da wir nächstes Jahr unser 125-jähriges Bestehen feiern, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass wir wieder unter die Brauer gehen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Auch diese Kreditgenossenschaften brauen Raiffeisen-Bier
Neben der Raiffeisenbank Straubing haben weitere Kreditgenossenschaften zu Ehren des Genossenschaftspioniers Raiffeisen-Bier brauen lassen. Zum Beispiel die Raiffeisenbank Rattiszell-Konzell. Der Vorstandsvorsitzende Josef Peter hatte von der Aktion der Straubinger Bank erfahren und die Idee aufgegriffen. „Besonders wichtig war uns der Aspekt der Heimatverbundenheit. Deshalb haben wir das Bier von der in unserem Geschäftsgebiet ansässigen Klett-Brauerei in Konzell brauen lassen“, sagt Peter. Das Kreditinstitut verteilt das Raiffeisen-Bier in Vierertragerl an die Teilnehmer der Mitglieder- sowie der Gebietsversammlung im Juni.
Auch bei der Volksbank Raiffeisenbank Dachau gibt es ein Prosit auf den Genossenschaftspionier. Von der Brauerei Maierbräu aus Altomünster lässt das Institut im Lauf des Jahres 66 Hektoliter Raiffeisen-Bier brauen, 18 Hektoliter sind bereits ausgeliefert. Das Besondere: Kunden können das Bier – ein naturtrübes Export – im Paket mit fünf Flaschen à 0,33 Liter und einem Glas gegen eine Spende erstehen. Der Erlös kommt sozialen und gemeinnützigen Organisationen in der Region zugute. „Von den Bürgermeistern bis zu den Maibaumvereinen stehen viele auf unser Raiffeisen-Bier und haben sich an der Spendenaktion beteiligt“, berichtet Marketingleiter Martin Richter. Zudem reicht die Volksbank Raiffeisenbank Dachau das Bier an die Mitglieder der Vertreterversammlung aus.