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Herr Ruppert, Sie waren früher Vorstand bei der Raiffeisenbank am Schwanberg (heute: Raiffeisenbank Kitzinger Land). Wie sind Sie auf die Idee gekommen, den Riesen-Raiffeisen zu bauen?

Ruppert: 2002 organisierte der örtliche Weinbauverein zum 25-jährigen Bestehen seines Weinfests einen Festumzug. Die Raiffeisenbank am Schwanberg  war als Genossenschaft stark im Dorfleben verwurzelt und so wurde ich gefragt, ob wir uns an der Parade beteiligen möchten. Ich habe natürlich ohne zu überlegen zugesagt, zumal die Bank 2002 selbst ein großes Jubiläum zu feiern hatte: ihren 125-jährigen Geburtstag. Obwohl ich Personenkult eigentlich ablehne, kam mir die Idee, Friedrich Wilhelm Raiffeisen möglichst prägnant auf einem Festwagen zu präsentieren. Doch das „Wie“ bereitete mir zahlreiche schlaflose Nächte. Irgendwann kam mir dann ein Geistesblitz: Wir machen eine große Büste des Gründervaters.
 

Und dann ging es an die Umsetzung…

Ruppert: Ja, ich habe mich an die Arbeit gemacht und zunächst experimentiert. Schnell war klar: So ein Werk ist nur mit Styropor zu machen. Der damalige Bankmitarbeiter Hans Amberger besorgte dafür vier riesige Styroporwürfel, die wir zusammengeklebt haben. Zudem haben wir Fotos von Raiffeisen mithilfe eines Overheadprojektors an die Wand geworfen und auf große Pappbögen übertragen. Mit einem heißen Draht haben wir dann die Konturen im Styropor herausgearbeitet. Unser Raiffeisen ist 2,50 Meter hoch, 1,70 Meter breit und knapp 130 Kilo schwer.
 

Wie viel Stunden Arbeit steckt in diesem Werk?

Ruppert: Bis zur Fertigstellung waren Hans Amberger und ich etwa zwei Monate beschäftigt und haben rund 50 Stunden Arbeit reingesteckt.
 

Was passierte in all den Jahren mit der Büste?

Ruppert: Bis auf drei, vier Einsätze im Rahmen von örtlichen Veranstaltungen stand „Vater Raiffeisen“ mehr oder weniger 16 Jahre lang gut verpackt in meiner Scheune in Geesdorf, einem Ortsteil von Wiesentheid. Zum 200. Geburtstag des Gründervaters in diesem Jahr, dachte ich mir, sollte es doch Verwendung für die Büste geben...


…und die gibt es jetzt ja auch.

Ruppert: Ja, die Büste ist noch bis zum 15. Juni in der Rathaushalle in Kitzingen zu sehen. Dort gibt es eine Ausstellung zum 150. Gründungsjubiläum der VR Bank Kitzingen. Und „Vater Raiffeisen“ ist ein wahrer Blickfang dort. Für diesen Anlass habe ich die Büste gerne entstaubt und auf einem Anhänger mit meinem Traktor ins 20 Kilometer entfernte Kitzingen gefahren.

Was verbinden Sie mit Friedrich Wilhelm Raiffeisen?

Ruppert: Ich war 35 Jahre bei der Raiffeisenbank am Schwanberg, davon 30 Jahre Vorstand. Ich habe den Beruf des Bankkaufmanns von der Pike auf gelernt. Der genossenschaftliche Gründervater hat mich das ganze Berufsleben hindurch begleitet. Mich faszinieren an Raiffeisen vor allem sein ziviler Ungehorsam und seine Beharrlichkeit, seine Ziele zu erreichen. Trotz aller Widerstände hat er der notleidenden Bevölkerung damals geholfen und das Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ verbreitet. Dabei sah er alle Menschen als gleich an, unabhängig von ihrer Herkunft. Als religiöser Mensch hat er christliche Werte wie Nächstenliebe in Alltag und Wirtschaftsleben eingebunden. Das ist beispielgebend für die heutige Zeit und verdient unsere Hochachtung.

Herr Ruppert, vielen Dank für das Gespräch.

Simone Briechle-Rauch ist Leiterin des Referats Verbandskommunikation beim Genossenschaftsverband Bayern.

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