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Herr Schmidtner, Sie gehen auf Schüler und Schulen im Chiemgau zu, um dort über die Arbeit Ihrer Genossenschaft zu sprechen, die unter anderem mehrere PV-Anlagen in der Region betreibt. Warum?

David Schmidtner: In der Region Chiemgau sind die Schüler erstmals am 22. Februar für mehr Klimaschutz unter dem Motto „Fridays for Future" auf die Straße gegangen. Das haben mein Vorstandskollege Georg Beyschlag und ich zum Anlass genommen, uns selbst ein Bild von den Protesten zu machen. Dabei sind wir mit einer Schülergruppe vom Annette-Kolb-Gymnasium in Traunstein ins Gespräch gekommen, die uns erzählt haben, dass die Schule als ,Umweltschule in Europa‘ ausgezeichnet worden ist. Das fanden wir sehr spannend. Später haben wir gesehen, dass die Schule bald einen Tag der offenen Tür veranstaltet. Den haben wir genutzt, um mit Schülern und Lehrern ins Gespräch zu kommen.


War den Schülern bekannt, dass Energiegenossenschaften wie die Bürgerenergie Chiemgau Klimaschutz vor der Haustür leisten?

Schmidtner: Um es kurz zu machen: Nein. Die Schüler wussten nicht, dass die Genossenschaft ein tolles Werkzeug sein kann, um vor Ort Klimaschutzprojekte umzusetzen. Wobei ich den jungen Leuten gar keinen Vorwurf mache. Auch Erwachsene wissen längst nicht immer über die Chancen der Rechtsform eG Bescheid.

Die Bürgerenergie Chiemgau eG im Portrait

2017 haben engagierte Bürger und mehrere Kommunen die Bürgerenergie Chiemgau eG gegründet. Mittlerweile sind 220 Mitglieder dabei, um sich für den Klimaschutz in der Region einzusetzen. Seit dem Start vor zwei Jahren hat die Genossenschaft mehrere Projekte realisiert. Im Hallenbad BernaMare in Bernau am Chiemsee baute sie beispielsweise ein Blockheizkraftwerk. Es versorgt das Schwimmbad mit Wärme und Strom und zwar wesentlich effizienter und damit sparsamer als zuvor ein Gaskessel. Zudem hat die Bürgerenergie Chiemgau acht PV-Anlagen installiert: In Aschau auf dem Rathaus, dem Schulhaus, dem Seniorenwohnheim und einer Kindertagesstätte, in Frasdorf auf dem Rathaus, in Seeon auf dem Schulhaus, in Bernau auf der Mehrzweckhalle sowie in in Truchtlaching auf dem Feuerwehr-Gebäude. Für 2019 und 2020 sind weitere Projekte geplant.

Was erzählen Sie über die Bürgerenergie Chiemgau?

Schmidtner: Einen Standardsatz haben wir uns nicht zurechtgelegt. Grundsätzlich versuchen wir, mit den Schülern locker ins Gespräch zu kommen. Das ist natürlich von Person zu Person unterschiedlich. Manchmal fragen wir, ob es schon Initiativgruppen zum Umweltschutz gibt. Andere kann man etwas provokanter ansprechen und etwa nachhaken, ob sie schon etwas gemacht haben, außer Plakate zu schreiben. Häufig antworten die Schüler darauf, dass sie Bio-Lebensmittel oder fair produzierte Kleidung erwerben. Und dann können wir ihnen zeigen, dass sie auch im Bereich der Energieproduktion mit bescheidenen Mitteln etwas Größeres erreichen können, wie beispielsweise gemeinsam PV-Anlagen zu errichten. Dabei hilft uns natürlich die Tatsache, dass wir auf den Dächern der Grundschulen in Aschau und Seeon bereits Solarmodule installiert haben.


Wie kommt Ihr Auftritt bei den Schülern an?

Schmidtner: Wir spüren das Interesse. Wenn die jungen Leute hören, wie viele Tonnen CO2 eine Solarstromanlage oder ein Blockheizkraftwerk einsparen, dann werden sie aufmerksam.

Wie können sich die jungen Menschen bei Ihnen engagieren?

Schmidtner: Zum einen können sie natürlich Mitglied werden. Dazu müssen sie einen Anteil für 250 Euro erwerben, außerdem brauchen sie die Einverständniserklärung der Eltern, wenn sie noch minderjährig sind. Als Mitglied haben die Schüler vielfältige Möglichkeiten, um sich schon mit wenig Aufwand einzubringen. Wir freuen uns über jeden Vorschlag, wo wir eine PV-Anlage oder ein Blockheizkraftwerk installieren könnten. Auch der Kontakt zu Entscheidungsträgern kann Türen öffnen.


Was ist für die Zukunft geplant?

Schmidtner: Noch im Mai wollen wir uns mit dem Rektor des Annette-Kolb-Gymnasiums in Traunstein zusammensetzen. Unser Angebot ist, auf den Dächern der Schule und der Sporthalle PV-Anlagen zu errichten. Der Vorteil für die Schule und den Landkreis als Träger: Es sind keine Investitionskosten nötig. Die Bürgerenergie baut, betreibt und wartet die Anlagen für eine feste Mietsumme. Das spart Geld und vor allem rund 100 Tonnen CO2 pro Jahr, wenn die Anlagen errichtet werden dürfen. Nicht zuletzt sehen auch die Schüler, dass sich beim Klimaschutz etwas tut.


Herr Schmidtner, vielen Dank für das Gespräch!

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