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Zwei Minuten und zwei Sekunden haben gereicht, um den richtigen Kandidaten zu finden: So lange dauert das Video, mit dem die Volksbank Forchheim Anfang des Jahres auf Youtube einen IT-Projektleiter (w/m) gesucht hat. Vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kreditinstituts stellen sich und ihre Arbeit vor und kommen in dem Clip jedes Mal zu dem Schluss: Ohne IT läuft nichts. Dann erscheint Vorstandsvorsitzender Gregor Scheller im leeren Büro des IT-Projektleiters und verkündet: „Von der Kundenberatung bis zur Unternehmenssteuerung. IT wird für uns immer wichtiger. Sie wollen etwas bewegen? Dann kommen Sie zu uns. Dieser Stuhl wartet auf Sie!“

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Mit diesem Video hat die Volksbank Forchheim Anfang des Jahrs einen IT-Projektleiter (w/m/d) gesucht – und gefunden.

Die Stelle ist inzwischen besetzt, sehr zur Freude von Vorstandsmitglied Joachim Hausner. Denn IT-Spezialisten sind auch in Forchheim begehrt. „Wir wollten in der Stellenanzeige nicht nur Fakten transportieren, sondern die Bewerber von Mensch zu Mensch ansprechen. Mit einem Video geht das am besten“, sagt Hausner. Also entwickelte die Bank ein Drehbuch und setzte es zusammen mit einem Team des Regionalsenders TV Oberfranken um. „Der Film hat super funktioniert. Für viele Kandidaten war das der Auslöser, sich zu bewerben“, berichtet der Vorstand. Die Bank stellte das Video auf ihrer Webseite, auf Facebook sowie auf Youtube online. Allein dort wurde der Film bereits über 1.300 Mal angesehen.

Weil der Film so erfolgreich war, ließ die Bank gleich einen zweiten drehen, um neue Privatkundenberater zu finden. Wieder stellen vier Kolleginnen und Kollegen sich und ihre Arbeit vor und enden mit der Aufforderung: „Kommʼ vorbei und lernʼ uns kennen.“ Zum Schluss tritt in diesem Clip Joachim Hausner vor die Kamera: „Sie wollen etwas bewegen? Dann kommen Sie zu uns in die Beratung. Dieser Stuhl wartet auf Sie!“

Videodreh war günstiger als ein Personalvermittler

Den Mitarbeitern im Video sei die Freude an ihrem Job anzusehen, findet der Vorstand. „Sie erzählen, wie sie ihren Arbeitsplatz erleben. Dabei haben wir ihnen freie Hand gelassen. Deshalb wirkt der Film so authentisch“, sagt Hausner. Das spreche die Menschen ganz anders an. „Mit einer klassischen Stellenanzeige könnten wir dieses Gefühl niemals transportieren.“ Auch auf dieses Video hin haben sich zahlreiche Bewerber gemeldet, darunter viele branchenfremde Kandidaten. Weil die Bank mit Quereinsteigern gute Erfahrungen gemacht hat, sind sie willkommen. Abgesehen davon schonen die Youtube-Clips auch das Werbebudget. Hausner: „Jeder Personalvermittler hätte uns deutlich mehr Geld gekostet als die Produktion dieser Videos.“

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„Dieser Stuhl wartet auf Sie!“ Mit diesem Video hat die Volksbank Forchheim nach Kundenberaterinnen und -beratern gesucht.

Inzwischen laufen die Auswahlgespräche für die Beraterstelle, doch die Volksbank Forchheim will das Video auf Youtube weiterhin zeigen. Denn auch Initiativbewerbern will das Kreditinstitut eine Chance geben. Hausner: „Wir suchen immer gute Beraterinnen und Berater. Wenn uns eine Kandidatin oder ein Kandidat überzeugt, dann schauen wir, wo wir sie oder ihn einsetzen können. In der Regel finden wir eine gute Lösung.“

Roter Teppich für junge Leute

Auch die VR-Bank Coburg hat bei der Mitarbeitergewinnung gute Erfahrungen mit Bewegtbildern gemacht. Für das Ausbildungsjahr 2018/19 hat sie bereits im Sommer vergangenen Jahres mit einem örtlichen Kamerateam zwei kurze Azubi-Filme drehen lassen, die in den Kinos der Region laufen. Die Clips sind auch auf Youtube eingestellt. Darin rollt die VR-Bank Coburg den jungen Leuten wie bei Promi-Empfängen den roten Teppich aus. Gedreht wurde mit den eigenen Azubis und Mitarbeitern.

Weil die Azubis selbst vor der Kamera stehen, kommt der Film bei den Jugendlichen gut an, hat Vorstandsvorsitzender Karlheinz Kipke beobachtet. Wie bei vielen anderen Volksbanken und Raiffeisenbanken auch sind die Azubi-Bewerberzahlen bei der VR-Bank Coburg in den vergangenen Jahren zurückgegangen. „Die Jugendlichen entscheiden sich immer später für eine Bankausbildung oder sie springen kurzfristig wieder ab, weil sie etwas anderes gefunden haben oder doch studieren wollen“, sagt Kipke. Die beiden Filme wirken dem Trend entgegen. „Seit sie in den Kinos laufen, nimmt die Zahl der Bewerbungen wieder zu“, sagt der Vorstandsvorsitzende.

Abgesehen vom Kino wirbt das Institut inzwischen ausschließlich im Internet neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zum Beispiel über das Portal VR-Karriere. „Viel läuft auch über Mund-zu-Mund-Propaganda“, berichtet Kipke. Das Auswahlverfahren hat sich bei der VR-Bank Coburg ebenfalls verändert. Das Kreditinstitut verzichtet bei den Azubi-Kandidaten inzwischen auf Tests oder Assessment-Verfahren. Stattdessen setzen Kipke und sein Team ganz auf das persönliche Gespräch. „Tests sind auch nur eine Momentaufnahme. Im persönlichen Gespräch hingegen gewinnen wir sehr schnell einen Eindruck, wie die jungen Bewerber auftreten. So können wir zum Beispiel gut abschätzen, ob die jungen Leute Potenzial im Umgang mit Kunden haben oder ob sie eher für Aufgaben hinter den Kulissen geeignet sind“, sagt Kipke. Seine Erfahrung: „Wenn sich jemand für die Gesellschaft engagiert, ist er auch gut im Kundenkontakt.“

Ehrliche Bewertungen sind Gold wert

„Ich habe sehr vieles gelernt, die Bankausbildung ist sehr umfangreich und die Tätigkeiten erwarten viel Verantwortung. Das Betriebsklima ist wirklich sehr gut und ich bin froh, diesen Weg eingeschlagen zu haben“, schreibt David (22) auf dem Online-Bewerberportal Azubiyo. Neben seiner Ausbildung bei der Volksbank Raiffeisenbank Rosenheim-Chiemsee studiert der junge Mann berufsbegleitend Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Rosenheim. Unter der Rubrik „Mein Tipp für euch“ empfiehlt er künftigen berufsbegleitenden Studenten: „Seid euch sicher, dass ihr mit einer doppelten Belastung zurechtkommt. Ihr müsst wirklich überzeugt sein und es zu 100 Prozent wollen. Es ist machbar, Spaß hat man auch, aber man darf nicht vergessen, man macht zwei Sachen parallel.“

Die Volksbank Raiffeisenbank Rosenheim-Chiemsee setzt bei der Mitarbeitersuche stark auf das Internet. Ehrliche Bewertungen wie von David sind für das Institut Gold wert. „Dann wissen potenzielle Bewerberinnen und Bewerber gleich, woran sie sind“, sagt Ausbildungsverantwortlicher Tobias Attenberger. Seit Anfang des Jahres ist das Kreditinstitut bei dem Online-Ausbildungsportal vertreten, die Erfahrungen sind positiv: „Wir haben schon einige Bewerbungen erhalten, die sich direkt auf Azubiyo bezogen haben. Alle waren sehr gut über unser Haus informiert.“

ABG schreibt Muster-Drehbuch

Die Akademie Bayerischer Genossenschaften (ABG) wird die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken demnächst mit einem Muster-Drehbuch zum Recruiting von Auszubildenden mit Videos unterstützen. Ansprechpartnerin ist Lisa Bayer, lisa.bayer(at)abg-bayern.de. Außerdem bietet die ABG am 25. und 26. Oktober 2018 im Tagungszentrum Beilngries ein Seminar „Digital Recruiting & Employer Branding in der Praxis“ an. Das Seminar zeigt Ansätze und Strategien auf, wie die Kreditinstitute die Sozialen Medien für das eigene Recruiting, Personalmarketing oder zur Stärkung ihrer Arbeitgebermarke nutzen können.

Bewerber und Unternehmen können Profile anlegen

Auf dem Portal präsentiert sich die Bank mit einem eigenen Profil. Neben allgemeinen Angaben zu dem Kreditinstitut hat Attenberger dort auch Informationen angegeben, worauf es in der Ausbildung ankommt, etwa Spaß am Umgang mit Menschen oder ein sicheres und sympathisches Auftreten. Auch die Bewerber können bei der Suche nach einer passenden Ausbildung ein Profil anlegen und dort ihre persönlichen Fähigkeiten und Eigenschaften hinterlegen. „Je besser die Bewerberin oder der Bewerber zu den Ausbildungsanforderungen passt, desto mehr sogenannte Matching-Punkte vergibt das Portal. So bekommen die Kandidaten auch Unternehmen und Ausbildungsberufe vorgeschlagen, an die sie vorher vielleicht gar nicht gedacht haben“, erklärt Attenberger. Das Portal ist für Arbeitgeber kostenpflichtig. „Man muss dafür etwas Geld in die Hand nehmen, aber die Investition lohnt sich“, so der Ausbildungsverantwortliche.

Derzeit prüft die Volksbank Raiffeisenbank Rosenheim-Chiemsee, ob sie sich für die Smartphone-App „TalentHero“ registrieren lässt. Auch für dieses Angebot müssen Arbeitgeber bezahlen. Dort können Jugendliche in einem „Orientierungscheck“ den für sie passenden Beruf finden oder eine digitale Bewerbungsmappe erstellen. So sollen sich die Kandidaten innerhalb von zehn Minuten bei ihrem Wunsch-Unternehmen mobil bewerben können. Die Volksbank Raiffeisenbank Rosenheim-Chiemsee hat sich ganz bewusst dafür entschieden, bei der Suche nach Azubis neue Wege zu beschreiten. „Wir müssen die Azubis da abholen, wo sie bevorzugt kommunizieren und sich informieren, und das sind heutzutage das Smartphone und das Internet“, sagt Attenberger.

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