Ein Herz für Kunden

Für Michael Paul ist die Sache klar. Der Professor für Marketing an der Universität Augsburg ist Fachmann für sogenannten „Give-aways“. Er sagt: „Wenn Unternehmen das richtige Werbegeschenk überreichen, dann binden sie die Kunden an sich und steigern die Zahlungsbereitschaft.“

Sehr effektiv sind Geschenke mit ökonomischem Anreiz, wie der Wirtschaftswissenschaftler sagt. Gutscheine etwa bewegen Kunden dazu, verstärkt Produkte des Unternehmens zu kaufen. Aber auch „soziale Geschenke“ können sich lohnen. Als Beispiel nennt Professor Paul ein kleines Schokoladenherz. Damit können Unternehmen signalisieren, dass sie den Kunden wertschätzen. „Nützliche und originelle Geschenke sind eine gute Investition, um eine langfristige erfolgreiche Beziehung aufzubauen“, sagt Paul. Sein Rat: Die Kunden immer wieder mit neuen, kleinen Aufmerksamkeiten überraschen.

Bayerns Volksbanken und Raiffeisenbanken zeigen sich schon heute kreativ bei der Auswahl von Werbegeschenken. Die folgende Übersicht zeigt einige Beispiele – und Anregungen für Marketingmitarbeiter, die noch nach dem richtigen Geschenk suchen.

Aufwendungen für Kundengeschenke sind grundsätzlich steuerlich als Betriebsausgaben abziehbar. Dabei ist zu beachten, dass die Aufwendungen 35 Euro pro Jahr und Beschenktem nicht übersteigen. Übersteigt der Wert aller Geschenke 35 Euro entfällt der Betriebsausgabenabzug. Generell stellen Geschenke eine Betriebseinnahme dar, welche versteuert werden müssen. Genossenschaften haben die Möglichkeit, diese Steuer für ihre Kunden zu übernehmen. Sogenannte Streuwerbeartikel bis 10 Euro müssen jedoch nicht versteuert werden. Weitere Informationen erhalten Verbandsmitglieder bei der GVB-Steuerberatung unter steuer(at)gv-bayern.de oder 089 / 2868-3800.

2017 spielte die Münchner Kultband Spider Murphy Gang zu ihrem 40-jährigen Bestehen ein Jubiläumskonzert. Die Raiffeisenbank München-Süd hatte Karten für die Aufführung beim Erwerb eines Anlage-Produkts verlost, auch viele Mitglieder der Vertreterversammlung waren vor Ort. Nun erhalten die Gewinner und die Vertreter eine DVD mit der Aufzeichnung. „Da die Aktion gut angekommen ist, wollen wir eine schöne Erinnerung beigeben“, sagt Mandy Kleinsteuber, Teamleitung Vertrieb / Marketing. Wichtig ist der Bank bei den Werbegeschenken der regionale Bezug. Dazu passte auch der Bildband mit Fotos aus dem Fünf-Seen-Land, der bei einer Vertreterversammlung vor einiger Zeit verteilt wurde.

Die Raiffeisenbank Bad Abbach-Saal hatte das vergangene Jahr unter das Motto „Unser Herz schlägt hier“ gestellt. Passend dazu verteilte das Institut kleine Herzen aus Holz. Das Geschenk erhielten zum Beispiel Kunden, die im September zur Einweihungsfeier der modernisierten Hauptgeschäftsstelle in Bad Abbach kamen. Auch bei einem verkaufsoffenen Sonntag in Kelheim oder auf einer Azubimesse brachten Bankmitarbeiter die Holzherzen unters Volk. Auf ihrer Rückseite ist das Logo der Bank aufgeklebt, auf der Vorderseite lassen sich die Namen des Beschenkten oder Wörter wie „Papa“, „Lausbua“ oder „Dahoam“ eingravieren. Das habe zwei positive Effekte, erklärt Marketingleiterin Christina Schefthaler: „Zum einen bleiben die Unikate in Erinnerung, beispielsweise, wenn sie an einer sichtbaren Stelle im Haus aufgehängt werden. Zum anderen ist die Wartezeit beim Gravieren eine gute Chance, um mit dem Kunden locker ins Gespräch zu kommen.“ Bislang hat das Kreditinstitut rund 10.000 Herzen verteilt.

Auch bei Fusionen können Werbegeschenke Sinn machen. Innerhalb von zwei Jahren waren drei Kreditinstitute zur VR-Bank Donau-Mindel verschmolzen. Um den Zusammenhalt zu fördern, wollten die Verantwortlichen Mitgliedern und Kunden Anfang 2015 das neue Institut näherbringen. Mitarbeiter entwickelten daraufhin mit Unterstützung eines professionellen Herstellers ein Brettspiel, kombiniert mit Quizfragen zur Region. Auf diese Weise konnten die Teilnehmer das erweiterte Geschäftsgebiet spielerisch erkunden. Die Auflage von 8.000 Stück war schnell vergriffen, die Resonanz gut. „Einige Mitarbeiter und Kunden sollen bis zum Exzess gespielt haben“, erzählt Vertriebsmanager Johann Rechthaler.

Auf Fußball setzt die Volksbank Lindenberg: Sie nimmt bei der diesjährigen Vertreterversammlung im Mai Bezug auf die anstehende Weltmeisterschaft in Russland. Überreicht wird ein Fan-Paket, bestehend aus einer mit Fanartikeln gefüllten Tasche. Enthalten sind unter anderem Schminke, Kette, Klopfsticks sowie eine mit Getränken gefüllte Kühltasche. "Es ist nicht das erste Mal, dass wir ein Ereignis wie die WM aufgreifen. Vor einigen Jahren hatten wir sogar ein offizielles Public Viewing mit Fassbier und Brotzeit. Die Vertreter waren schon damals sehr begeistert und wir gehen davon aus, dass uns auch in diesem Jahr mit dem Fanpaket ein toller Einstieg ins Fußballfieber gelingt“, sagt Marketingleiterin Martina König.

Die Raiffeisenbank Augsburger Land West feiert in diesem Jahr ihr 130-jähriges Bestehen. Anlässlich des Jubiläums hat das Kreditinstitut mit Sitz in Zusmarshausen 1.300 Osterglocken verteilt. Diese kamen von Gärtnereien und Blumenläden aus dem Geschäftsgebiet. Jeder Kunde, der in der Woche nach Ostern eine der 13 Geschäftsstellen besucht hat, bekam einen Topf mit drei gelben Blumen überreicht. „Die Aktion ist sehr gut angekommen“, berichtet Marketingleiter Georg Keiß.

Die VR-Bank Landsberg-Ammersee hat ihr 130-jähriges Bestehen 2017 ausgiebig und mit zahlreichen Veranstaltungen wie einer „Oide Wiesn“ oder der VR-ClassicCar Rallye gefeiert. Eine der Aktionen: Mitglieder konnten gegen eine Spende in Höhe von 6,65 Euro eine Lebensmittelkiste mit regionalen Produkten als „Give-away“ erstehen. Enthalten waren eine Flasche Bier, Kartoffeln, Mehl, Äpfel und ein Steinkrug mit dem Jubiläumslogo. Die Einnahmen gingen an die beiden Tafeln im Landkreis, wobei die Bank alle Materialkosten trug.

Ihr Kreditinstitut hat Vertretern, Mitgliedern oder Kunden ein tolles Werbegeschenk gemacht? Die Redaktion von „Profil“ freut sich auf Zuschriften mit Best-Practice-Beispielen. Kontakt: Christof Dahlmann, E-Mail: cdahlmann(at)gv-bayern.de.