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Herr Streb, die Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte bietet seit April 2022 verschiedene Leistungen rund um den Krypto-Wert Bitcoin an. Dazu zählen ein Bitcoin-Informationsgespräch, Unterstützung bei der Aufbewahrung von Bitcoins sowie die Möglichkeit, über das Girokonto bei der Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte Bitcoins zu erwerben. Wie hat sich die Nachfrage der einzelnen Angebote entwickelt?

Andres Streb: Im Jahr 2022 waren viele Nachrichten zu Krypto-Themen eher negativ behaftet. Insbesondere sind zentrale Krypto-Börsen in Schwierigkeiten geraten. Das hat die öffentliche Wahrnehmung geprägt. Diese Vorfälle hatten aber mit Bitcoin selbst nichts zu tun. Das hat uns in unserem Vorgehen bestärkt, unabhängig von den Krypto-Börsen unsere Kunden bei der Selbstverwahrung von Bitcoin zu unterstützen, sie aufzuklären und damit vor Schaden bewahren. Zum Auftakt unseres Angebots war die Nachfrage wegen der negativen Meldungen über die Krypto-Börsen noch verhalten. Für uns war diese Zeit aber sehr hilfreich, da wir unser Angebot testen und laufend verbessern konnten. Im Jahr 2023 hat sich das Interesse laufend erhöht und unser Angebot wurde immer mehr angenommen. Der deutlich gestiegene Bitcoin-Kurs hat unseren Leistungen seit Herbst 2023 weiteren Schub verliehen. Wir sind daher mit der Entwicklung sehr zufrieden. Nach dieser Investitionsphase gehen wir für das Jahr 2024 davon aus, einen positiven Deckungsbeitrag aus diesem Angebot zu generieren.

2. BitcoinForum Bayern am 12. April 2024 in Ingolstadt

Die Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte veranstaltet gemeinsam mit der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) am Freitag, 12. April 2024, das zweite BitcoinForum Bayern. Ziel ist es, interessierte Besucherinnen und Besucher mit und ohne Vorwissen über Bitcoin zu informieren (siehe dazu auch die letzte Antwort von Andreas Streb in diesem Interview). Die Veranstaltung findet im Stadttheater Ingolstadt sowie in den Räumen der THI statt. Angeboten werden zwei Bitcoin-Foren für Einsteiger (Beginn 17 Uhr) und Fortgeschrittene (Beginn 19 Uhr) im Stadttheater sowie verschiedene Workshops an der THI. Die Angebote im Stadttheater sind kostenfrei. Im Theaterfoyer bieten verschiedene Unternehmen auf einer kleinen Messe ihre Dienstleistungen und Produkte rund um Bitcoin an. Die Messe öffnet um 13 Uhr. Am Abend gibt es noch eine Bitcoin-Party. Weitere Informationen und Anmeldung auf der Webseite der Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte.

Wer sind die Menschen, die Ihre Bitcoin-Angebote wahrnehmen?

Streb: Das sind ganz unterschiedliche Kunden, breit gestreut von jung bis alt. Eine richtige Abgrenzung gibt es nicht. Aus der bisherigen Erfahrung kann ich aber sagen, dass Bitcoin für alle Altersklassen ein Thema ist und nicht nur für junge Menschen, wie oft vermutet wird. Vor allem vermögende Kunden aus dem Private Banking zeigen Interesse. Außerdem kaufen viele Firmeninhaber über unser Portal Bitcoin für ihr Unternehmen.


Was waren vor zwei Jahren Ihre Beweggründe, diese Leistungen einzuführen? Lagen Sie damit richtig?

Streb: Uns war wichtig, das Thema Bitcoin zu verstehen. Nach dieser Lernphase war klar, auch unsere Kunden haben viele Fragen zu diesem Thema. Hier wollten wir ein kompetenter Ansprechpartner sein und unsere Kunden auch in diesem Bereich begleiten. Insbesondere wollen wir unsere Kunden auf die Risiken hinweisen und den Unterschied zwischen Bitcoin und anderen Krypto-Werten erklären. Man kann das auch als Verbraucherschutz sehen, denn auf unlautere Angebote kann jeder hereinfallen, der nicht über das grundlegende Wissen verfügt. Dieses Wissen vermitteln wir. Die aktuelle Entwicklung zeigt, dass der Krypto-Wert Bitcoin im Finanzwesen angekommen ist und dort auch bleiben wird. Zu nennen ist hier insbesondere die Einführung von börsengehandelten Indexfonds (ETF) auf Bitcoin in den USA. Wir fühlen uns mit unserem Bitcoin-Angebot deshalb gut aufgestellt und warten ab, was noch so alles kommt.

Bisher beziehen sich Ihre Angebote exklusiv auf Bitcoin. Fragen Ihre Kunden auch nach anderen Krypto-Werten?

Streb: Unser Angebot ist nur auf Bitcoin konzentriert. Das liegt daran, dass Bitcoin unserer Meinung nach die einzig wirklich dezentrale Blockchain-Anwendung ist, was Manipulationen so gut wie unmöglich macht. Bei allen anderen Krypto-Werten wurde auf Kosten der Sicherheit das Design der Blockchain angepasst oder sie sind nicht dezentral, da es eine Institution gibt, die Veränderungen vornehmen kann. Bei der Sicherheit von Bitcoin spielt der Konsensmechanismus „Proof of Work“ eine wichtige Rolle. Lassen Sie mich dazu kurz ausholen. Alle Bitcoin-Transaktionen werden dezentral auf unzähligen Rechnern weltweit in der Bitcoin-Blockchain aufgezeichnet. Sie ist sozusagen das digitale Bitcoin-Kassenbuch. Grundsätzlich kann jeder Mensch, der über spezielle Rechner mit ausreichender Leistung verfügt, neue Transaktionsblöcke an die Bitcoin-Blockchain anhängen und das Kassenbuch so erweitern. Dafür erhalten diese Bitcoin-Miner eine Belohnung in Form von Bitcoin. Weil die Erstellung neuer Transaktionsblöcke eine extrem hohe Rechenleistung erfordert, ist Bitcoin-Mining äußerst kostspielig. Die Konstruktion des Bitcoin macht es für Angreifer praktisch unmöglich, das Netzwerk zu manipulieren oder Transaktionen rückgängig zu machen.

Die Bitcoin-Leistungen der Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte

  • Die Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte bietet ihren Kundinnen und Kunden seit April 2022 verschiedene Dienstleistungen rund um den Kryptowert Bitcoin an.
  • Die Kunden können ein kostenpflichtiges Bitcoin-Informationsgespräch (BIG) buchen und sich von eigens geschulten Bitcoin-Experten der Bank über die grundlegende Funktionsweise des Kryptowerts und der zu beachtenden Sicherheitsvorkehrungen aufklären lassen.
  • Mit der VR-BitcoinGoCard erhalten die Kunden auf Wunsch eine sogenannte „Wallet“, auf der ihre Zugangsdaten zu den Bitcoins offline hinterlegt sind. Da die Daten nur auf der Karte zu finden sind, sind diese vor Hackerangriffen geschützt.
  • Auf dem BitcoinGo-Handelsportal können Kunden der Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte mit ihrem Onlinebanking-Zugang Bitcoins kaufen und verkaufen.
  • Die Bitcoin-Angebote können im neuen Onlineshop der Bank erworben werden. Dort gibt es neben der VR-BitcoinGoCard noch weitere Wallets zur sicheren Aufbewahrung der Bitcoins.
  • „Profil“ hat die Bitcoin-Leistungen der Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte in Ausgabe 5/2022 ausführlich vorgestellt.

Sie haben Ihr Bitcoin-Angebot so gestaltet, dass Sie dafür keine Lizenz für das Krypto-Verwahrgeschäft von der Bankenaufsicht benötigen. Zudem bieten Sie in den Bitcoin-Informationsgesprächen keine persönliche Finanzberatung an, weil diese ganz anders dokumentiert werden müsste. Hat sich dieser Ansatz, regulatorische Vorgaben auf ein Minimum zu reduzieren, als zielführend erwiesen?

Streb: Ja, das war für uns der richtige Weg. Wir unterstützen die Kunden bei der Selbstverwahrung und benötigen dafür keine Krypto-Verwahrlizenz. Auch klären wir über Bitcoin auf, beraten aber nicht aktiv. Im Jahr 2023 hat die Europäische Union mit der Verordnung über Märkte für Krypto-Werte (MiCA) einen regulatorischen Rahmen für die Krypto-Beratung in Europa geschaffen. Derzeit sind wir zusammen mit dem Genossenschaftsverband Bayern dabei, diese Anforderungen zu prüfen und noch im Jahr 2024 umzusetzen.


Die Kursentwicklung beim Bitcoin ist sehr volatil. Ende 2020 fiel der Kurs auf unter 17.000 Dollar, aktuell bewegt er sich wieder unweit des Allzeithochs von über 73.000 Dollar (Stand Mitte März 2024). Inwiefern spüren Sie die Kursschwankungen bei der Nachfrage Ihrer Bitcoin-Angebote? Ist das für Ihre Kunden ein Thema?

Streb: Die Nachfrage hat sich seit Ende 2023 deutlich erhöht. Unser Monat mit den höchsten Umsätzen war bisher der Januar 2024 (Stand Mitte März 2024). Seitdem ist die Nachfrage auf einem hohem Niveau geblieben. Natürlich ist die Entwicklung des Bitcoin-Preises der Grund für die Nachfrage nach unseren Leistungen, aber unsere Kunden sehen Bitcoin als langfristige Anlage. Wir schließen das daraus, dass nur sehr selten Kunden ihre Bitcoin wieder verkaufen. Viele haben monatliche Daueraufträge eingerichtet und sind damit von der Kursentwicklung unabhängig, solange sie keine Verkaufsabsichten haben.

„Wir zeigen die hohe Volatilität von Bitcoin im Kundengespräch auf. Daraus ergibt sich, dass eine Anlage nur für langfristig orientierte Anleger Sinn ergibt.“

Wie positionieren Sie sich in den Bitcoin-Informationsgesprächen zu den Kursschwankungen?

Streb: Wir zeigen die hohe Volatilität von Bitcoin im Kundengespräch auf. Daraus ergibt sich, dass eine Anlage nur für langfristig orientierte Anleger Sinn ergibt.


Wie bewerten Sie das langfristige Kurspotenzial von Bitcoin?

Streb: Bitcoin ist in der traditionellen Finanzwelt angekommen, was durch die neuen ETFs und den Einstieg großer Banken und Börsen belegt ist. Deshalb ist wohl mit einer höheren Nachfrage als zuvor zu rechnen. Auf der anderen Seite ist die Erzeugung sehr streng reglementiert, was Bitcoin zu einem sehr definierten Wirtschaftsgut macht. Die maximale Menge ist auf 21 Millionen Einheiten begrenzt. Der letzte Bitcoin wird im Jahr 2140 geschürft. Damit ist die weitere Erzeugung von Bitcoin für die nächsten 100 Jahre genau festgelegt und damit noch vorhersehbarer als zum Beispiel bei Gold. Wenn hohe Nachfrage auf ein begrenztes Angebot trifft, sind langfristig steigende Kurse zu erwarten.

Anfang des Jahres hat die US-Börsenaufsicht erste ETF genehmigt, die direkt in Bitcoin investieren. Die europäische Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA hat bisher keine vergleichbaren ETF zugelassen. Allerdings gibt es mittlerweile auch in Europa Fonds, die in Unternehmen der Krypto-Branche investieren und einen Teil des Fondsvermögens indirekt über Zertifikate in Krypto-Werten anlegen. Inwiefern haben Sie sich mit solchen Fonds bereits beschäftigt?

Streb: Derzeit spielen diese Anlagen bei uns keine Rolle. Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten. Für uns ist es wichtig, die Produkte wirklich zu verstehen und nicht nur einem Hype hinterherzulaufen. Bitcoin in der Selbstverwahrung ist für uns derzeit die einzige Form, die wir dem Kunden erklären.


Sie veranstalten am 12. April 2024 gemeinsam mit der Technischen Hochschule Ingolstadt das zweite Bitcoin-Forum. Was bezwecken Sie mit der Veranstaltung und wen wollen Sie damit erreichen?

Streb: Unser Ziel ist, Kunden und auch Nicht-Kunden aufzuklären. Darauf ist die Veranstaltung ausgelegt. Für interessierte Besucher, die bisher wenig bis gar keine Berührung mit Bitcoin hatten, finden Vorträge für Einsteiger statt. Wir wollen also insbesondere Personen erreichen, die sich für das Thema Bitcoin interessieren und Grundlagenwissen aufbauen möchten. Zusätzlich wollen wir aber auch die Personen ansprechen, die bereits über Wissen zu Bitcoin verfügen und sich weiterbilden wollen. Auch dafür sind gezielte Workshops und Vorträge geplant. Daneben können Unternehmen mit Angeboten zu Bitcoin auf einer Messe ihre Dienstleistungen präsentieren. Ein weiterer wichtiger Teilbereich ist das Bitcoin-Mining. Wir wollen erklären, wie Erneuerbare Energien für das Bitcoin-Mining genutzt werden können und Anwendungen dafür vorstellen. Bitcoin-Mining wird inzwischen zu rund 60 Prozent mit grüner Energie betrieben. Es ist also entgegen der weitverbreiteten Meinung nicht umweltschädlich, sondern kann ganz im Gegenteil den Ausbau der Erneuerbaren Energien unterstützen. In einigen Regionen wird dadurch sogar das Stromnetz stabilisiert, indem überschüssiger Strom aus Erneuerbaren Energien für das Bitcoin-Mining genutzt wird. Dafür haben wir mit unserem Partner terahash aus Neusäß auf dem Forum einen separaten Bereich eingerichtet. Wir wollen mit unserer Veranstaltung viele Menschen ansprechen, die sich für das Thema Bitcoin interessieren. Von daher erhoffen wir uns eine rege Teilnahme.


Herr Streb, vielen Dank für das Interview!

Der GVB unterstützt

Die Rechtsexperten des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB) haben die Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte bei der Klärung der aufsichtsrechtlichen Fragen und der Vertragsgestaltung zum Bitcoin-Angebot unterstützt. Die GVB-Experten für Aufsichtsrecht, Bankrecht und allgemeines Recht arbeiteten dabei im Team, um die Bank umfassend und gebündelt zu beraten. Bei vielen rechtlichen Fragen betraten die GVB-Experten dabei juristisches Neuland. Bei Bedarf können in anders gelagerten Fällen auch die Steuerexperten des GVB hinzugezogen werden. Kontakt zur Rechtsberatung des GVB: recht(at)gv-bayern.de, +49 89 2868-3730. Kontakt zur aufsichtsrechtlichen Beratung des GVB: bankaufsichtsrecht(at)gv-bayern.de, +49 89 2868-3860.

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