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Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen – und der Dorfwirt die Dorfgemeinschaft. Zumindest in Giggenhausen im Landkreis Freising ist das so. Der Metzgerwirt ist der Treffpunkt aller Vereine, und das sind nicht wenige. Feuerwehr, Männer-Gesangverein, Krieger- und Soldatenverein, Maibaumfreunde, Oldtimerfreunde, Opa- und Omaverein, Schützenverein, Eisstockschützen, Landfrauen, Jäger – sie alle kommen in der holzgetäfelten Gaststube oder im Veranstaltungssaal des Metzgerwirts zusammen, um Versammlungen abzuhalten, Theater zu spielen, das nächste Fest zu planen oder einfach nur, um einen guten Schweinsbraten zu essen. Im Grunde genommen ist der Metzgerwirt nicht nur ein Versammlungsort, sondern für viele Dorfbewohner eine zweite Heimat.
Bis auf einmal die Zukunft der Dorfwirtschaft infrage stand. Nach 27 Jahren wollte sich Wirtin Lisi Kratzer zur Ruhe setzen und den Metzgerwirt verkaufen. „Allerdings hält sie große Stücke auf das Giggenhauser Vereinsleben. Deshalb hat sie die Vereine früh eingebunden, um die Dorfwirtschaft zu erhalten“, erzählt Christopher Aichinger, der bei den Maibaumfreunden Theater spielt. Die Wirtin rief die Vereinsvorstände zusammen und bat sie, eine Lösung für den Metzgerwirt zu finden. Eine harte Nuss, denn Giggenhausen gehört zur Gemeinde Neufahrn bei Freising, liegt mithin im Speckgürtel von München. Dementsprechend fallen die Immobilienpreise aus. 2,5 Millionen Euro sollte der Metzgerwirt kosten. Für die Vereine eine unlösbare Aufgabe.
Die Dorfgemeinschaft kann es schaffen
Doch die Dorfgemeinschaft könnte es schaffen, wenn alle zusammenhelfen und jeder bereit ist, das zu geben, was er für den Erhalt des Metzgerwirts entbehren kann. So reifte bei den Vereinsvorständen die Idee heran, es mit einer Genossenschaft zu versuchen. „Wir sind auf die Gesellschaftsform Genossenschaft gekommen, weil dort jeder individuell Anteile zeichnen kann, aber nur eine Stimme hat. Wir wollten nicht, dass bei so einem Projekt, bei dem die ganze Dorfgemeinschaft gefordert ist, am Ende die Kapitalmehrheit entscheidet“, erzählt Aichinger. Gerade im Speckgürtel von München seien Wohnhäuser oder ein Apartmenthotel für Investoren oft interessanter als der Erhalt eines Gasthauses.
Schnell bildete sich um Christopher Aichinger und Josef Geil, Erster Vorstand des Krieger- und Soldatenvereins sowie Ehrenvorsitzender der Maibaumfreunde, ein Team von engagierten Dorfbewohnern, das den Plan einer Genossenschaft vorantrieb. „Wir haben Gespräche mit den Genossenschaftsvorständen des Altenauer Dorfwirts, der Dorfwirtschaft Asten und des Gasthauses Rößle im Schwarzwald geführt, um zu erfahren, wie sie ihre Dorfwirtschaften gerettet haben. Das hat uns Mut gemacht“, erzählt Aichinger. Schnell folgten Termine beim Genossenschaftsverband Bayern und bei der Gemeinde Neufahrn, um sich der Unterstützung der Kommune zu versichern und relevante Fragen zur Gründung einer Genossenschaft zu klären.
Alle Vereine unterstützen das Projekt
In einer improvisierten Besprechung in einer Garage signalisierten alle Giggenhauser Vereinsvorstände ihre Zustimmung zu dem Vorhaben – Versammlungen im Metzgerwirt waren im Herbst 2020 wegen Corona nicht möglich. „Alle waren sich einig, dass wir das mit der Genossenschaft probieren wollen, und dass wir dazu auch die jungen Leute mit ins Boot holen müssen. Die wollen sich im Ort eine Zukunft aufbauen und haben die Energie, um so ein Vorhaben durchzuziehen“, sagt Aichinger.
Besonders wichtig war den Initiatoren die Rückendeckung der Dorfgemeinschaft. „Ohne das überwältigende Votum der Dorfbewohner hätten wir das nicht gemacht, schließlich standen hohe Summen im Raum, die von der Genossenschaft und ihren Mitgliedern getragen werden müssen“, sagt Aichinger. Also luden die Initiatoren die Dorfbewohner im September 2020 zu einer Versammlung unter freiem Himmel vor dem Vereinsstadel ein. „Rund 115 Personen sind gekommen. Wir haben ihnen erklärt, was wir vorhaben, und dass wir eine Million Euro Eigenkapital benötigen, um den Metzgerwirt kaufen zu können. Den Rest könnten wir dann über die Bank finanzieren. Am Ende haben bis auf zwei Personen alle ihre Unterstützung signalisiert“, berichtet Aichinger.
Mit diesem starken Votum machte sich das Gründungsteam an die Arbeit, führte weitere Gespräche mit möglichen Pächtern, lokalen Brauereien und Banken, um alles unter Dach und Fach zu bringen. Im Frühjahr 2021 ging es ans Eingemachte. An drei Wochenenden informierten die Initiatoren die Bürgerinnen und Bürger vor dem Metzgerwirt über das Vorhaben – Versammlungen in geschlossenen Räumen waren wegen Corona immer noch nicht möglich. „Wir haben versucht, die Menschen zu überzeugen, mit ihrem Genossenschaftsanteil bis an die Schmerzgrenze zu gehen, um das benötigte Eigenkapital zusammenzubekommen. Nur dann funktioniert eine Solidargemeinschaft“, sagt Aichinger.
Jeder Dorfbewohner sollte die Summe, die er zu geben bereit war, anonym auf einer Absichtserklärung festhalten. Diese wurden dann von Pfarrer Artur Wagner, der als Vertrauensperson benannt worden war, ausgewertet. „So sind wir in der ersten Runde auf 751.000 Euro gekommen“, berichtet Aichinger. In einer weiteren Runde gaben Bürger, Firmen und Vereine nochmals Absichtserklärungen für 261.000 Euro ab. Damit war das Ziel, eine Million Euro einzuwerben, erreicht. Die Spanne der zugesagten Beträge reichte von 30 bis 25.000 Euro. „Die Welle hat uns immer weiter getragen. Die Resonanz war enorm“, berichtet Aichinger.
Ein Mix aus erfahrenen und jungen Leuten
Am 4. November 2021 hoben 204 Gründungsmitglieder die Dorfwirtschaft Giggenhausen eG aus der Taufe und bestimmten Vorstand und Aufsichtsrat der Genossenschaft. Dem Vorstand gehören neben Christopher Aichinger und Josef Geil auch Christoph Ziegltrum, Elisabeth Baur, Sebastian Geil und Stefan Muschalla an. In den Aufsichtsrat wurden Rudi Geil, Philipp Nadler, Hubert Moosrainer, Bernd Baunach und Alexander Streidl berufen. Zum Kernteam gehört auch Markus Loibl, der die Webseite der Genossenschaft betreut. „Wir sind ein Mix aus erfahrenen und jungen Leuten, die ganz unterschiedliche Fähigkeiten und Erfahrungen einbringen. Das hat uns stark gemacht, weil wir keine Kompetenzen extern einkaufen mussten“, berichtet Aichinger. Zum Team gehören ein Bauingenieur, ein Banker, ein Steuerberater und eine Beraterin, die freiberuflich für den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband arbeitet. „Es ist erstaunlich, wie viele Kompetenzen im Ort schlummern, die man nur aktivieren muss“, sagt Aichinger.
Lese-Empfehlungen zu Bürgergenossenschaften
In Bayern gibt eine ganze Reihe Bürgergenossenschaften wie die Dorfwirtschaft Giggenhausen eG, deren Mitglieder sich für den Erhalt ihrer Heimat einsetzen. Eine kleine Auswahl:
- Die Supermarkt-Retter von Bad Kohlgrub: Nach eineinhalb Jahren Zwangspause können die Einwohnerinnen und Einwohner von Bad Kohlgrub endlich wieder in ihrem gewohnten Supermarkt einkaufen. Dafür zeichnet eine Genossenschaft verantwortlich. Ein Vorbild auch für andere Orte? Artikel in „Profil“ lesen.
- Der erste Allgäuer Bürgerlift: Nach 50 Jahren standen die Skilifte Thaler Höhe vor dem Aus. Doch die Bürger von Missen-Wilhams taten sich zusammen und gründeten eine Genossenschaft. Nun werden Zukunftspläne geschmiedet. Artikel in „Profil“ lesen.
- „Ihre Brauerei des Vertrauens“: Knapp 1.800 Brauereibesitzer und eine Königin feiern den Gerstensaft: Die jährliche Generalversammlung der Klosterbrauerei Reutberg eG hat Kultstatus. „Profil“ hat dem Geist des Reutbergs nachgespürt. Artikel in „Profil“ lesen.
Förderung kultureller und sozialer Belange
Professor Matthias Wrede ist Inhaber des Lehrstuhls für Sozialpolitik sowie Vorsitzender des Forschungsinstituts für Genossenschaftswesen an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Die Dorfwirtschaft Giggenhausen eG ist für ihn ein gutes Beispiel, wie eine Bürgergenossenschaft durch das Engagement ihrer Mitglieder ein wirtschaftliches Ziel erreichen kann. „Ganz allgemein ist das Wesen einer Genossenschaft darauf gerichtet, die Wirtschaft der Mitglieder durch gemeinschaftlichen Geschäftsbetrieb zu fördern“, sagt Wrede. 2006 sei die Förderung kultureller und sozialer Belange der Mitglieder im Genossenschaftsgesetz ergänzt worden. Seitdem sei auch der Betrieb oder die Verpachtung eines Gasthauses oder eines Supermarkts zum Wohl der Dorfgemeinschaft mit dem Prinzip der Mitgliederförderung vereinbar. „Genossenschaften können also auch Leistungen erbringen, die dem Gemeinwesen zugutekommen“, sagt Wrede.
Genossenschaften böten die Chance, gemeinsam mit Gleichgesinnten einen Wirtschaftsbetrieb auf die Beine zu stellen. Darauf seien auch die genossenschaftlichen Prinzipien der Mitverantwortung und Mitgestaltung ausgelegt. Weil zudem jedes Mitglied bei Entscheidungen eine Stimme unabhängig von seinen Anteilen habe, bleibe der demokratische Interessenausgleich innerhalb der Genossenschaft gewahrt. „Außerdem können Kommunen Mitglied einer Genossenschaft werden und sich so an Bürgerprojekten beteiligen, die dem Gemeinwohl dienen. Das ist ein großer Vorteil“, sagt Wrede.
Bürgergenossenschaften würden oft gegründet, um gezielt einen lokalen Bedarf zu sichern, der nicht nur Einzelinteressen diene, sondern von vielen Menschen nachgefragt werde. „Der genossenschaftliche Dorfladen sichert die Einkaufsmöglichkeit im Ort, die genossenschaftliche Gastwirtschaft das kulturelle Angebot, die Sozialgenossenschaft das soziale Miteinander und die Nahwärmegenossenschaft sorgt für warme Häuser und schnelles Internet. Damit erfüllen Genossenschaften eine wichtige Funktion der Nahversorgung, weil sie Infrastruktur zur Verfügung stellen, die sonst fehlen würde“, sagt Wrede. Eine Genossenschaft biete zudem die Möglichkeit, diese Infrastruktur selbst zu kontrollieren, um sie für das Gemeinwesen zu erhalten und vor den Interessen Dritter zu schützen. „Die Mitglieder bestimmen selbst über das Angebot, kein Investor kann ihnen reinreden. So wird das lokale Leben vor Ort gestärkt“, sagt Wrede.
Genossenschaften sind Vorbilder für die Gesellschaft
Genossenschaften seien durch das Engagement ihrer Mitglieder in vielerlei Hinsicht Vorbilder für die Gesellschaft, ist der Professor überzeugt. „Die Mitglieder leben gesellschaftliche und demokratische Teilhabe vor. Das fördert den sozialen Austausch und stärkt den Zusammenhalt der Gesellschaft.“ Eine Genossenschaft ermögliche eine breite Partizipation ganz normaler Bürger an gesellschaftlichen Prozessen. Die finanzielle Beteiligung sorge für zusätzliche Bindung. „Der Genossenschaftsanteil ist das Versprechen der Mitglieder, sich längerfristig zu engagieren. Durch die Haftungsbeschränkung bleibe – sofern die Satzung eine Nachschusspflicht ausschließt – das finanzielle Risiko der Mitglieder auf ihren Anteil begrenzt. „Weil die Genossenschaft von vielen Mitgliedern getragen wird, ist es dann auch nicht schlimm, wenn einzelne Personen austreten, sofern die Bereitschaft besteht, neue Teilhaber aufzunehmen. Dadurch werden die Projekte der Genossenschaft nicht gefährdet“, sagt der Professor.
Genossenschaften lenkten bürgerliches Engagement zudem in geordnete Bahnen. „Im Vergleich zu lose organisierten Gruppen können sie mit einer ganz anderen Verbindlichkeit auftreten. Es gibt feste, demokratisch gewählte Ansprechpartner. Das steigert die Akzeptanz gegenüber Geschäftspartnern oder der Kommune ganz erheblich“, sagt Wrede. Nach außen schaffe die Genossenschaft Sichtbarkeit und gesellschaftliche Akzeptanz, nach innen helfe ihre geordnete Struktur dabei, zerstörerische interne Konflikte zu vermeiden. „Eine Genossenschaft gibt Projekten einen verbindlichen Rahmen, weil dahinter eine klar erkennbare Organisation mit klar definierten Zielen steht“, sagt Wrede.
Genossenschaft gründen: Der GVB unterstützt
Nur drei Personen braucht eine eG zur Gründung. Jedes Mitglied hat eine Stimme. Diese und viele weitere positive Eigenschaften machen die Genossenschaft zu einer attraktiven Rechtsform. Der Genossenschaftsverband Bayern (GVB) unterstützt Genossenschaftsgründer mit einem umfangreichen Dienstleistungsangebot. So können sich potenzielle Gründer auf der Webseite des GVB umfangreich über die Rechtsform sowie die notwendigen Schritte bis zur Gründung informieren.
Dazu gibt es zahlreiche Dokumente zum Download, zum Beispiel einen Rechtsformenvergleich, eine Checkliste zur Genossenschaftsgründung, Hinweise zum Geschäftsplan, eine Mustersatzung sowie eine Mustereinladung und ein Protokollmuster für die Gründungsversammlung. Zudem hat der GVB die häufigsten Fragen zur Genossenschaftsgründung zusammengestellt. Für weitere Informationen steht das GVB-Gründungsteam gerne zur Verfügung. Wie eine Gründung im Detail abläuft, beschreibt „Profil“ in der Februar-Ausgabe 2019 am Beispiel der Bürgerenergie Chiemgau eG.
Vier Bedingungen für den Erfolg von Genossenschaften
Dennoch seien Genossenschaften nicht die Lösung für alle Probleme, warnt der Professor. Vier grundsätzliche Bedingungen müssten erfüllt sein, damit sie erfolgreich sein können:
- Die Wirtschaftlichkeit muss gegeben sein. „Eine Genossenschaft braucht ein tragfähiges ökonomisches Geschäftsmodell, sie ist kein Zuschussbetrieb“, sagt Wrede. Daran ändere auch das ehrenamtliche Engagement der Mitglieder nichts. „Das Ehrenamt mag der Genossenschaft einen wirtschaftlichen Vorteil gegenüber kommerziellen Anbietern verschaffen. Dadurch wird es ihr erst möglich, sich in Projekten zu engagieren, die für privatwirtschaftliche Anbieter nicht rentabel sind“, sagt Wrede. Aber wenn es der Genossenschaft trotz Ehrenamt nicht gelinge, auskömmlich zu wirtschaften, müsse der Geschäftsplan grundsätzlich infrage gestellt werden. Das Ziel müsse sein, auf die Einlagen der Mitglieder eine Dividende zu erwirtschaften, und nicht, diese zu verzehren.
- Eine Genossenschaft braucht wie jedes Unternehmen qualifiziertes Führungspersonal. „Die Führung einer Genossenschaft erfordert ganz unterschiedliches Know-how, darin unterscheidet sie sich nicht von anderen Unternehmen. Eine Genossenschaft ist nicht dazu da, in Notlagen einzuspringen. Nur mit einem Kreis an fähigen Menschen ist sie in der Lage, erfolgreich zu wirtschaften“, sagt Wrede.
- Die Genossenschaft muss einen konkreten gesellschaftlichen Bedarf erfüllen, der nicht nur von Einzelnen artikuliert wird. Davon hängen auch die Akzeptanz und die Unterstützung für die Genossenschaft ab, sagt Wrede. „Nicht jedes genossenschaftliche Konzept ist gesamtgesellschaftlich wünschenswert, wenn es zum Beispiel dazu dienen soll, individuelle Interessen zu Lasten Dritter zu befriedigen.“
- Genossenschaften sind Langzeitprojekte, keine Eintagsfliegen. „Bürgergenossenschaften sichern einen längerfristigen gesellschaftlichen Bedarf und leben vom persönlichen Engagement ihrer Mitglieder. Wenn hohe Summen, zum Beispiel für den Erwerb von Immobilien, benötigt werden, muss das gut geplant werden. Wenn die Bereitschaft für ein längerfristiges Engagement nicht gegeben ist, dann ist die Genossenschaft wahrscheinlich auch nicht die geeignete Rechtsform dafür“, sagt Wrede.
Vielfältiges Know-how im Führungsteam
Christopher Aichinger von der Dorfwirtschaft Giggenhausen eG kann hinter alle Bedingungen einen Haken machen. Die Genossenschaft wird den Metzgerwirt an einen neuen Pächter verpachten. Durch die Pachteinnahmen kann sie die Kredite tilgen, die sie für den Kauf des Anwesens aufgenommen hat. „Rendite muss sein, sonst wäre das Projekt wirtschaftlich nicht tragfähig und wir würden unser Ziel verfehlen, den Ortsmittelpunkt zu erhalten“, sagt Aichinger. Das Führungsteam bringt sein vielfältiges Know-how in die Genossenschaft ein. Die Mitglieder sind bereit, sich langfristig zu binden. „Die Menschen in Giggenhausen stehen hinter uns. Durch die 204 Gründungsmitglieder haben wir eine hohe Ortsdurchdringung. Das Führungsteam ist aus dem Dorf und den Vereinen erwachsen. Das verleiht uns eine hohe Legitimation“, sagt Aichinger.
Und auch der Bedarf liegt ganz klar auf der Hand: Der Metzgerwirt ist Dorfmittelpunkt und Heimat der Giggenhauser Vereine. „Unsere Dorfwirtschaft bringt Gäste wie Einheimische zusammen. Das ist im Speckgürtel von München, an der Schnittstelle zwischen Stadt und Land, besonders wichtig“, sagt Aichinger. Die Region zwischen den S-Bahn-Linien nach Freising und Erding sei zudem bei Radfahrern sehr beliebt. Für sie sei der Metzgerwirt ein lohnendes Ausflugsziel.
Noch viel Arbeit bis zur Neueröffnung
Mittlerweile ist der Kaufvertrag mit der bisherigen Wirtin Lisi Kratzer unterschrieben. Bis zum Neustart der Dorfwirtschaft unter der Regie der Genossenschaft gibt es aber noch viel zu tun. „Das ist wahnsinnig viel Detailarbeit. Wir treffen uns regelmäßig in Videokonferenzen, um alles zu besprechen, denn wir sind ja alle arbeitstätig“, erzählt Aichinger. Die Genossenschaft übernehme das Haus in einem sehr gepflegten Zustand, dennoch seien noch gewisse Arbeiten zu erledigen. Nun fieberten alle auf die Neueröffnung des Metzgerwirts hin. „Wir haben alles für dieses Ziel gegeben, das setzt enorme Energien frei“, sagt Aichinger.
In seine Vorfreude mischt sich aber auch Dankbarkeit. „Die Bürger haben uns vertraut. Ohne sie hätten wir keinen Weg gewusst, das Eigenkapital für den Kauf der Immobilie zusammenzubekommen“, sagt Aichinger. Nun kann die Genossenschaft das in sie gesetzte Vertrauen zurückgeben, indem sie den Dorfbewohnern und den Vereinen die Dorfwirtschaft weiter als zweite Heimat überlässt – wenn alles gut geht, für viele Generationen. Das ist auch Aichingers Ansinnen: „Im Grunde machen wir das doch für unsere Kinder. Giggenhausen soll für sie auch in vielen Jahren ein Ort sein, in dem es sich zu leben lohnt.“