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Beim Bilanzpressegespräch der bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken kam GVB-Präsident Jürgen Gros gleich auf den Punkt. Sofort nach der Begrüßung des guten Dutzend Journalisten fasste er die Geschäftsentwicklung des Jahres 2018 in fünf Kernbotschaften zusammen:

  • „Erstens, 2018 war für die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken wieder ein bärenstarkes Wachstumsjahr im Kredit- und Einlagengeschäft, das nahtlos an die erfolgreiche Geschäftsentwicklung der vergangenen Jahre anknüpft.“
  • „Zweitens, die Ertragslage ist nach wie vor ordentlich, hat sich aber gegenüber dem sehr guten Vorjahr normalisiert.“
  • „Drittens, die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken erweisen sich gegenüber den Turbulenzen an den Kapitalmärkten zwar als robust, aber sie sind gegen Verwerfungen nicht immun. Das haben die Wertpapierabschreibungen aufgrund der Kursverluste an den Finanzmärkten im vergangenen Jahr gezeigt.“
  • „Viertens, die bayerischen Genossenschaftsbanken gehören zu den stabilsten Banken in Europa. Die Kapitalausstattung hat sich im vergangenen Jahr sogar noch einmal vergrößert. Trotz ihres regional begrenzten Geschäftsgebiets zählen die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken zu den Champions in der nationalen Bankenszene.“
  • „Fünftens, die Aussichten für 2019 bleiben positiv. Pessimismus ist genauso fehl am Platz wie übertriebene Euphorie. Das von der Bundesregierung für 2019 prognostizierte Wirtschaftswachstum von 0,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts bleibt zwar hinter den Vorjahren zurück, aber es ist ein Wachstum. Ohne Frage gibt es geld- und wirtschaftspolitische Unwägbarkeiten genauso wie das Risiko einer sich abschwächenden Konjunktur. Gleichwohl erwarte ich für das laufende Geschäftsjahr ordentliche Ergebnisse der bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken, zumal die ersten Monate gut angelaufen sind.“

Anschließend vertiefte der GVB-Präsident die Kernbotschaften und berichtete über das erfolgreiche Kundengeschäft der Institute. Trotz der marktbedingt niedrigen Sparzinsen wuchsen die von den Instituten verwalteten Einlagen stärker als im Vorjahr. Sie stiegen zum 31. Dezember 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 4,8 Prozent auf 130,1 Milliarden Euro an. Unter Berücksichtigung von Geldern, die bei Partnerunternehmen wie Union Investment oder der Bausparkasse Schwäbisch Hall angelegt sind, betreuten die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken Ende 2018 sogar Anlagen im Wert von 209,1 Milliarden Euro. Als Gründe für den Zuwachs nannte Gros neben den gestiegenen Einkommen insbesondere die hohe Sparquote der Privathaushalte, die zum Jahresende mit 10,3 Prozent den höchsten Stand seit 2008 erreichte.

Wachstumsmotor Firmenkundengeschäft

Auch im Kreditgeschäft lief es rund: Den Bestand an ausgereichten Krediten steigerten die bayerischen Genossenschaftsbanken 2018 auf 102,4 Milliarden Euro. Das ist ein Plus von 6,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Wachstumsmotor war wie schon 2017 das Geschäft mit mittelständischen Kunden, denen die Banken zum Jahresende Kredite in Höhe von 53,2 Milliarden Euro (plus 7,6 Prozent) zur Verfügung gestellt hatten. „Die Genossenschaftsbanken haben ihre starke Marktposition im Freistaat ausgebaut. Getragen von der guten Konjunkturlage sind die Institute gemeinsam mit ihren Kunden gewachsen. Insbesondere der Mittelstand hat investiert und entsprechend Kredite abgerufen“, sagte Gros.

Nach wie vor spiegelt sich die rege Bautätigkeit im Freistaat in den Kreditbüchern der Genossenschaftsbanken wider, auch wenn die Dynamik im Bau- und Immobiliengeschäft etwas nachgelassen hat. Dafür nahm die Kreditvergabe an Firmenkunden aus anderen Branchen wie dem Agrarsektor, dem Handel oder dem Verarbeitenden Gewerbe stärker zu als 2017. „Das Kreditwachstum im Firmenkundenbereich steht auf breiter Basis. Erstmals seit 2012 haben die Institute in sämtlichen Branchen mehr Kredite ausgereicht als im Jahr zuvor“, hob der GVB-Präsident hervor.

Mit ihrem Kredit- und Einlagenwachstum knüpfen die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken an die erfolgreiche Geschäftsentwicklung der vergangenen zehn Jahre an. Seit 2008 erhöhten sie die verwalteten Bestände an Kundengeldern und Darlehen stärker als der Marktdurchschnitt und weiteten ihre Bilanzsumme um 47 Prozent aus. Deshalb kletterte allein der Marktanteil im Firmenkundenkreditgeschäft laut Bundesbankstatistiken zum Halbjahr 2018 auf 20,6 Prozent. Der Marktanteil im Privatkundenkreditgeschäft erreichte 25 Prozent. „Die bayerischen Genossenschaftsbanken sind fester und unverzichtbarer Partner von Mittelstand und Privathaushalten in Bayern“, sagte GVB-Präsident Gros.

Das Wachstum im Kreditgeschäft hilft den bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken dabei, die weiter rückläufige Zinsspanne auszugleichen. Denn die niedrigen Zinsen belasten weiterhin die Ertragslage der GVB-Mitgliedsbanken. So nahm das Zinsergebnis als wichtigster Ertragsbringer im Vorjahresvergleich um 57 Millionen Euro (minus 1,9 Prozent) auf 2.956 Millionen Euro ab. „Die Banken sind elementar auf ein nachhaltiges Neugeschäft angewiesen, um den Rückgang beim Zinsergebnis zu kompensieren. Bei einem stagnierenden Bilanzvolumen wäre der Zinsüberschuss um fast 200 Millionen Euro gesunken“, machte Gros im Bilanzpressegespräch deutlich.

Politische Positionen

Mit Blick nach Brüssel formulierte GVB-Präsident Jürgen Gros beim Bilanzpressegespräch eine „klare Erwartungshaltung“ der bayerischen Genossenschaften an die Europäische Union.

Gros zu den Grundsätzen der Europäischen Union

Die Europäische Union muss ihre Politik wieder nach den bewährten Grundsätzen Subsidiarität, Verhältnismäßigkeit, Haftung, Regeltreue und „Vorfahrt für den Mittelstand“ gestalten. „Wer Probleme verursacht, sollte dafür auch geradestehen und nicht versuchen, diese auf Europa abzuwälzen“, sagte Gros mit Blick auf Länder wie Italien, wo die Banken mit übermäßig vielen faulen Krediten zu kämpfen haben und die Staatsfinanzen marode sind.

Gros zu den Plänen für eine euorpäische Einlagensicherung

Gros warnte auch davor, die umstrittenen Pläne für eine europäische Einlagensicherung (EDIS) wegen der anstehenden Europawahl für erledigt zu erklären. Die Volksbanken und Raiffeisenbanken verfügen seit über 80 Jahren über ein zuverlässiges Einlagensicherungssystem. Sie lehnen deshalb eine Vergemeinschaftung auf europäischer Ebene ab. „Das ist ein hartes Thema für die Kreditinstitute, das wir intensiv im Blick behalten werden“, sagte Gros. Denn es gebe sehr wohl Verhandlungen auf europäischer Ebene zu EDIS. „Der Prozess läuft weiter. Dabei gibt es keine Notwendigkeit, funktionierende Systeme in ein europäisches System zu überführen“, so der GVB-Präsident.

Gros zu Erleichterungen für kleine und nicht-komplexe Banken

Erfreut zeigte sich Gros über bürokratische Entlastungen für „kleine und nicht komplexe“ Institute wie die Volksbanken und Raiffeisenbanken. Diese wurden von der EU im Rahmen des sogenannten Bankenpakets beschlosen. Erstmals gebe es nun mit einer Bilanzsummenschwelle von 5 Milliarden Euro und weiteren Kriterien eine klare Vorgabe, welche Institute die Definition „klein und nicht komplex“ erfüllen. Auch die Erhöhung des KMU-Faktors auf 2,5 Millionen Euro begrüßte Gros. Bis zu diesem Limit müssen Kredite an kleine und mittlere Unternehmen mit weniger Eigenkapital unterlegt werden.

Gestiegener Provisionsüberschuss gleicht Einbußen bei Zinsergebnis aus

Positiv entwickelte sich der Provisionsüberschuss, der mit 1.094 Millionen Euro um 64 Millionen Euro (plus 6,2 Prozent) über dem Vorjahr lag und damit den Rückgang beim Zinsüberschuss mehr als ausglich. Damit stellten die Institute ihre Vertriebsstärke unter Beweis, so Gros. Der GVB-Präsident warnte jedoch vor zu hohen Erwartungen an diese Ertragsgröße in den kommenden Jahren. „Auch beim Provisionsgeschäft wachsen die Bäume nicht in den Himmel.“

Mit der Kostenentwicklung bei den bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken zeigte sich Gros zufrieden. Die Aufwand-Ertrag-Relation sei mit 64,7 Prozent zwar etwas schlechter als im Vorjahr (64,1 Prozent) gewesen, aber im 20-Jahres-Vergleich (67,9 Prozent) immer noch gut. Um einen Euro zu erwirtschaften, mussten die Kreditgenossenschaften also im Durchschnitt 64,7 Cent aufwenden. Im Vergleich mit dem Branchendurchschnitt in Deutschland (71,9 Prozent) sei die Aufwand-Ertrag-Relation der bayerischen Kreditgenossenschaften sehr erfreulich, obwohl sie mit 2.254 Geschäftsstellen und 613 Selbstbedienungs-Zweigstellen das dichteste Filialnetz aller Bankengruppen in Bayern unterhalten, sagte Gros.

Jürgen Gros, Alexander Büchel, Pressegespräch 2019
GVB-Präsident Jürgen Gros (li.) und Vorstandsmitglied Alexander Büchel präsentieren beim Bilanzpressegespräch in München die Zahlen der bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken für 2018.
Pressegespräch 2019
Rund ein Dutzend Journalisten folgte den Ausführungen im Haus der bayerischen Genossenschaften in München.
Pressegespräch 2019, Jürgen Gros
Nach dem Bilanzpressegespräch gab GVB-Präsident Jürgen Gros den Journalisten Statements zum Geschäftsjahr 2018 der bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken.

Auch die Risiken im Kreditgeschäft haben die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken im Griff. Aufgrund der guten Wirtschaftslage in Bayern konnten sie 2018 für die Risikovorsorge zurückgestellte Mittel in Höhe von 49 Millionen Euro auflösen (Vorjahr: 31 Millionen Euro). Allerdings mussten die Kreditinstitute wegen der Turbulenzen an den Kapitalmärkten vor allem im vierten Quartal 2018 ihre Wertpapierbestände um 310 Millionen Euro nach unten korrigieren. Diese Wertberichtigungen seien jedoch rein buchhalterischer Natur, da die Kurse auch wieder steigen können, betonte GVB-Präsident Gros.

Neue Bestmarke bei der Kapitalausstattung

Trotz der Niedrigzinsen und der Belastungen an den Finanzmärkten erzielten die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken im Geschäftsjahr 2018 ein Ergebnis vor Steuern in Höhe von 1.241 Millionen Euro (2017: 1.481 Millionen Euro). „Bayerns Kreditgenossenschaften haben unter teils schwierigen Rahmenbedingungen einen respektablen Gewinn erwirtschaftet“, kommentierte Gros. Die Ergebnisentwicklung stelle für die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken nach dem sehr guten Vorjahr eine Rückkehr zur Normalität dar. In Relation zur Bilanzsumme liege der Gewinn im 20-Jahres-Durchschnitt.

Eine neue Bestmarke und damit einen Beweis für ihre Solidität schafften die Kreditgenossenschaften bei der Kapitalausstattung. So steigerten sie die harte Kernkapitalquote um 0,3 Prozentpunkte auf 15,7 Prozent zum Jahresende. Dieses Jahr werden die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken das harte Kernkapital von 15 Milliarden Euro (Stand Ende 2018) um weitere rund 800 Millionen Euro aufstocken, kündigte der GVB-Präsident an. Damit seien die bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken gut gerüstet für die anstehenden Herausforderungen. „Sie gehören weiterhin zu den stabilsten Banken Europas und liegen bei der Eigenkapital-Rentabilität an der Spitze“, so Gros.

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