Wow-Effekt: Die VR Bank Bamberg experimentiert in ihren Filialen mit virtueller Realität. Das zieht Kunden an und schafft Beratungsanlässe.
Seit Januar können die Kundinnen und Kunden der VR-Bank Vilshofen-Pocking auf den Mond fliegen. Dort treffen sie auf einen virtuellen Berater, der ihnen erzählt, wie sie ihr privates Vermögen mithilfe von Fondslösungen erhalten und ausbauen können. Außerdem betrachten sie die Erde von oben. Bei einer Geldanlage sollte man eine möglichst globale Perspektive einnehmen, betont der virtuelle Berater. Anschließend geht es für die Bankkunden zurück auf die Erde. Sie landen in einer modernen Bankfiliale und beantworten interaktiv sieben Fragen zu ihrem Finanzverhalten. Beispielsweise legen sie eine Münze in einen von vier Körben, um ihre Risikoneigung auszuwählen. Am Ende erhalten die Kunden eine individuelle Anlage-Empfehlung für das Produkt VermögenPlus von Union Investment.
Interaktive Bankberatung
Die Mondfahrt unternehmen die Kunden natürlich nicht im echten Leben, sondern in der digitalen Welt mithilfe einer Virtual-Reality-Brille (VR-Brille). Damit möchte die VR-Bank Vilshofen-Pocking eine neue und interaktive Art der Bankberatung ermöglichen. Ziel ist es, den Kunden ein einzigartiges Erlebnis zu bieten und sie bei ihrer persönlichen Anlageentscheidung zu unterstützen. „Wer ein Auto, ein Sofa oder ein Paar Schuhe kauft, der kann das Produkt anfassen und fühlen. Das geht bei Wertpapieren sowie Fonds nicht. Dank der VR-Brillen machen wir das Thema Geldanlage greifbar“, betont Nadine Sagerer. Die gelernte Bankkauffrau ist Individualkundenberaterin sowie Vertriebsberaterin für Investmentfonds bei der VR-Bank Vilshofen-Pocking.
Deutschlandweiter Roll-out in Vorbereitung
Die Präsentation für die VR-Brille wurde von Union Investment entwickelt. Dabei waren auch die Kreditgenossenschaften eng eingebunden: 14 Berater von vier bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken haben das Fondshaus unterstützt, Sagerer war eine von ihnen. In der zweiten Jahreshälfte 2023 gab es bei den vier Instituten eine ausführliche Testphase der VR-Brille, seit Januar 2024 ist das Produkt dort im Regelbetrieb. Der deutschlandweite Roll-out an interessierte Volksbanken und Raiffeisenbanken ist in Vorbereitung. „Wir wollen die Kundinnen und Kunden zusammen mit den Banken mit einer innovativen, interaktiven Form der Anlageberatung begeistern“, bekräftigt Harald Biefel, Landesdirektor für Bayern bei Union Investment, im Kurz-Interview mit „Profil“ (siehe unten). Ziel sei es, die qualitativ hochwertigen Finanzprodukte von Union Investment in Verbindung mit digitaler Expertise über die VR-Brille einem gezielt ausgewählten Publikum auf interaktive Weise anzubieten. „Die angewandte Vorgehensweise ist einzigartig und bietet einen innovativen Weg, sich mit der Geldanlage und dem Finanzwissen zu beschäftigen“, sagt Biefel.
Keine speziellen Kenntnisse nötig
Drei Mitarbeiterinnen der VR-Bank Vilshofen-Pocking, Nadine Sagerer, Lea Unholzer und Lisa-Maria Braumandl, sind für die Beratung mit der VR-Brille geschult. „Ich würde uns als digital-affin bezeichnen, außerdem haben wir schon vorher zu VermögenPlus beraten“, berichtet Sagerer. Es sei unkompliziert gewesen, das bestehende Beratungskonzept auf die neue Technik abzustimmen. Was sie den Kunden ansonsten zum Thema Fondslösungen am Anfang des Gesprächs erklärt habe, werde nun in der digitalen Präsentation vermittelt. „Man muss sich einmal mit der Technik vertraut machen, dann kann jeder Berater die VR-Brille einbinden“, sagt sie. Es brauche dafür keine speziellen Kenntnisse.
VR-Brille rund 15 Minuten im Einsatz
Die Individualkundenberaterin zieht zu Beginn der Beratung die Brille selbst kurz auf. Ziel ist es, den Kunden die Scheu zu nehmen. Anschließend reinigt sie das Gerät mit einem Desinfektionstuch und gibt eine kurze Einweisung. Beispielsweise zeigt sie, wie man die Brille selbstständig abnehmen kann, falls man sich unwohl fühlt. Das nehme rund zwei Minuten in Anspruch, die Nutzung sei sehr einfach, sagt Sagerer. Optional erhalten die Kunden noch zwei Joysticks, damit sie die interaktiven Elemente per Hand steuern können. Dies sei in der Regel aber nicht nötig, sagt sie. Insgesamt dauert die Beratung per VR-Brille von der Einweisung bis zum Abnehmen circa eine Viertelstunde. „Das entspricht ungefähr der Zeit, die ich für diesen Teil der Beratung ohne Brille einplane“, erklärt Sagerer.
Die VR-Bank Vilshofen-Pocking hat das neue Angebot in den Regionalzeitungen sowie auf ihren Social-Media-Kanälen wie Instagram beworben. Einige Kunden haben deshalb aktiv einen Termin für eine Beratung mit der VR-Brille angefragt, berichtet Sagerer. Zudem sprechen sie und ihre beiden Kolleginnen die Kunden an, ob sie Interesse an dem Erlebnis haben.
Und wie ist die Reaktion der Menschen, wenn sie die Brille abnehmen? Die Rückmeldungen seien durchweg positiv, erzählt die Bankmitarbeiterin: „Viele finden das Erlebnis spannend und betonen, dass es sie näher an das Thema Geldanlage in Fonds gebracht hat“, sagt sie. Die Beratung in der virtuellen Realität richtet sich vor allem an die jüngere Zielgruppe, aber auch Kunden über 50 Jahren hätten das Angebot schon in Anspruch genommen.
Bankberater können Präsentation mitverfolgen
Während der Präsentation können die Bankmitarbeiter am Tablet oder Laptop verfolgen, was die Kunden gerade machen und welche Optionen sie auswählen. Es findet keine automatische Datenübertragung statt, die Bankberater geben die Informationen manuell in das System ein. Nach der Präsentation geht das übliche Beratungsgespräch weiter. Dort können die Themen Fonds und Wertpapiersparen weiter vertieft werden. Ein möglicher Produktabschluss für VermögenPlus ist dank PenPad komplett papierlos machbar.
Stabiles WLAN-Netz ist nötig
Um die VR-Brille einzusetzen, braucht es in der Bankfiliale keine spezielle Ausstattung. Wichtig ist lediglich ein gutes und stabiles WLAN-Netz. Zudem sollte sich der Kunde im Stehen einmal mit ausgestreckten Armen um die eigene Achse drehen können. Einige Menschen bleiben während der Nutzung der Brille lieber sitzen, hat Sagerer beobachtet.
Union Investment stellt den Pilotbanken die Brillen zur Verfügung, die Bank aus Vilshofen hat zwei Stück erhalten. Aktuell kostet eine VR-Brille je nach Modell rund 300 bis 500 Euro. Transportiert werden das Gerät und die Joysticks in einem handlichen Koffer. Der Akku der Brille reicht für vier bis fünf Gespräche am Tag und muss dann für rund 45 Minuten geladen werden.
„Die VR-Brille ist eine tolle Erweiterung unserer digitalen Dienstleistungen.“
Nadine Sagerer, VR-Bank Vilshofen-Pocking
Sagerer kann die Finanzberatung per VR-Brille aus drei Gründen empfehlen. Erstens sei es ein cooles Gerät, das für einen Wow-Effekt bei den Kunden sorge. Zweitens schaffe das Kreditinstitut eine neue Art der Bankberatung, bei der die Geldanlage bei VermögenPlus zu einem Erlebnis werde. Und drittens zeige die Bank, dass sie modern aufgestellt ist und innovative sowie zukunftsweisende Lösungen anbietet. „Die VR-Brille ist eine tolle Erweiterung unserer digitalen Dienstleistungen“, bekräftigt die Bankberaterin.
„Gemeinsam in eine virtuelle Welt der Anlageberatung einsteigen“: Kurz-Interview mit Harald Biefel von Union Investment
Herr Biefel, Union Investment hat eine Anwendung für eine Finanzberatung per VR-Brille entwickelt. Was ist das Ziel?
Harald Biefel: Wir wollen die Kundinnen und Kunden zusammen mit den Banken mit einer innovativen, interaktiven Form der Anlageberatung begeistern. Ziel ist es, unsere qualitativ hochwertigen Finanzprodukte in Verbindung mit digitaler Expertise über die VR-Brille einem gezielt ausgewählten Publikum auf interaktive Weise anzubieten. Die Vorgehensweise ist einzigartig und bietet einen innovativen Weg, sich mit der Geldanlage und dem Finanzwissen zu beschäftigen. Zukünftig werden ausgewählte Volksbanken und Raiffeisenbanken dieses Erlebnis ihren Anlegerinnen und Anleger anbieten.
Sie haben die VR-Brille gemeinsam mit mehreren VR-Banken erprobt. Welche Erkenntnisse haben Sie gesammelt?
Biefel: In einer Pilotphase, an der 14 Beraterinnen und Berater aus vier bayerischen Genossenschaftsbanken teilgenommen haben, haben wir erstmalig ein Finanzprodukt virtuell per VR-Brille in das Beratungsgespräch eingebunden. Eine spezielle Zielgruppe von Kunden, vornehmlich junges, digital affines Publikum, war besonders von der Innovationskraft der VR-Brille und den interaktiven Momenten der andersartigen Beratung angetan. In über 100 Beratungsgesprächen für unser Produkt VermögenPlus haben wir aussagekräftige Ergebnisse für die weitere Anwendung der VR-Brille in der Beratung abgeleitet und geeignete Vermarktungsmaßnahmen gerade für die interessante Zielgruppe junger Menschen ab 18 Jahren identifiziert. Dies dient uns als Grundlage, nicht nur eine qualitativ hochwertige Beratung zu gewährleisten, sondern auch das Finanzwissen in diesem speziellen Kundenkreis zu erweitern und Entwicklungen für weitere Produkte zu starten.
Nun steht der deutschlandweite Roll-out bevor. Wen können Volksbanken und Raiffeisenbanken ansprechen, die sich für die VR-Brille interessieren?
Biefel: Banken, die eine Anlageberatung per VR-Brille zum Thema VermögenPlus anbieten wollen, können sich gerne an ihre bekannten Ansprechpartnerinnen und -partner im Vertrieb bei Union Investment wenden. Mit einer gezielten Begleitung und einer optimal auf die jeweilige Bank abgestimmten Virtual Reality-Anwendung stellen wir den Erfolg für die beteiligten Banken sicher, das ist uns sehr wichtig. Gemeinsam können wir so in eine virtuelle Welt der Anlageberatung einsteigen.