Diese Website verwendet Cookies. Wenn Sie unsere Seiten nutzen, erklären Sie sich hiermit einverstanden. Weitere Informationen

Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt für die bayerischen Genossenschaften immer mehr an Bedeutung. Nicht nur für Banken, sondern auch für genossenschaftliche Unternehmen aus dem Waren- und Dienstleistungssektor. Doch die konkrete Ausgestaltung ist für den Vorstand beziehungsweise die Geschäftsführung oft nicht leicht umzusetzen. Viele Verantwortliche fragen sich, inwieweit das Unternehmen bereits nachhaltig aufgestellt ist und in welchen Bereichen konkrete Maßnahmen erforderlich sind.

Um sie auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit zu unterstützen, bietet der Genossenschaftsverband Bayern (GVB) für seine Mitglieder aus dem Waren- und Dienstleistungssektor eine Webinar-Reihe an. Diese besteht aus drei Modulen. Herzstück ist der „Nachhaltigkeitscheck“. Diese Checkliste liefert einen Überblick über den Status quo und bewertet die Nachhaltigkeitsaktivitäten anhand einzelner Kenngrößen wie Strategie, Geschäftsbetrieb sowie Ethik und Kultur auf einer Skala von null bis fünf Punkten. Die Checkliste umfasst 28 Themen in sechs Handlungsfeldern. Nicht alle Themen sind für jede Genossenschaft zwingend relevant, da diese teilweise speziell auf einzelne Geschäftsfelder eingehen.

Auf Basis der Ergebnisse der Checkliste können Genossenschaften diejenigen Themen priorisieren, die sie anschließend vorantreiben möchten. Nach einer bestimmten Zeit, beispielsweise einem Jahr, lässt sich der Check wiederholen. So kann der Fortschritt anschaulich und transparent ermittelt werden. „Der Nachhaltigkeitscheck orientiert sich stark an der Praxis. Genossenschaften können sehr pragmatisch den Ist-Zustand analysieren und anschließend Optimierungspotenziale entwickeln“, sagt Erika Henger. Die GVB-Fachberaterin betreut die Webinare und den Check gemeinsam mit dem GVB-Nachhaltigkeitsexperten Wolfdieter von Trotha.

Informationen und Unterstützung

Weiterführende Informationen zum GVB-Nachhaltigkeitscheck gibt es im GVB-Mitgliederportal. Fragen beantworten gerne Erika Henger, E-Mail ehenger[at]gv-bayern.de, Tel. 089 / 2868-3579, sowie Wolfdieter von Trotha, E-Mail wtrotha[at]gv-bayern.de, Tel. 089 / 2868-3562.

Der Check im Praxistest bei der Raiffeisen Waren GmbH Oberbayern Südost

Die Raiffeisen Waren GmbH Oberbayern Südost hat den Nachhaltigkeits-check des GVB bereits durchgeführt. Das Tochterunternehmen der Volksbank Raiffeisenbank Oberbayern Südost eG ist mit insgesamt sieben Standorten in den Landkreisen Berchtesgadener Land und  Traunstein aktiv. Mit den Teilbereichen Agrar, Baustoffe und Energie erwirtschaftet  das Raiffeisen-Unternehmen einen Jahresumsatz von über 40 Millionen Euro. Außerdem betreibt die Waren GmbH mehrere Fachmärkte mit einem umfangreichen Sortiment für Haus, Hof und Garten. Sehr gut angenommen wird auch der stark wachsende Bereich Regionale Lebensmittel. „Wir haben das Thema Nachhaltigkeit in der vergangenen Zeit zunehmend intensiv verfolgt und sind überzeugt: Ein modernes und leistungsfähiges Unternehmen muss nachhaltig aufgestellt sein, um auch in Zukunft attraktiv für Kundinnen und Kunden sowie Arbeitskräfte zu bleiben. Wer das Thema verschläft, wird den Rückstand nicht mehr aufholen“, betont Geschäftsführer Roland Petzke. Auch in der Region würden viele Betriebe zunehmend nachhaltig agieren, etwa die Molkereigenossenschaft Berchtesgadener Land, die sich für eine umweltverträgliche Landwirtschaft und ein faires Miteinander stark mache.

Nachdem die nachhaltigere Ausrichtung der Raiffeisen Waren GmbH Oberbayern Südost beschlossene Sache war, machten sich die Verantwortlichen daran, das Thema mit Leben zu füllen. Dazu konzentrierten sie sich vor allem auf die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen. „Diese sollten möglichst in der Praxis Berücksichtigung finden. Der GVB-Nachhaltigkeitscheck kam genau zur richtigen Zeit, um dabei strukturiert vorzugehen“, sagt Petzke.

Im Rahmen des Checks ermittelte der Geschäftsführer gemeinsam mit den Expertinnen und Experten des GVB, wie nachhaltig das Unternehmen bereits aufgestellt ist. „Da waren viele Themen dabei, auf die wir sicherlich nicht alle selbst gekommen wären. Insofern war der Nachhaltigkeitscheck eine sehr große Hilfe“, betont Petzke. So achtet die Raiffeisen Waren GmbH Oberbayern Südost gemeinsam mit der Gesellschafterin, der VR Bank Oberbayern Südost, bei Gebäuden und dem Gebäudemanagement schon länger auf Nachhaltigkeit. Beispielsweise ist das Lagerhaus in Petting, 2016 gebaut, sehr energieeffizient mit Wärmepumpe ausgestattet. Die PV-Anlage auf dem Dach wurde von der VR EnergieGenossenschaft Oberbayern Südost eG errichtet und liefert nachhaltigen Strom. Die angeschlossene Tankstelle ist rechnerisch energieautonom. Die Marktbeleuchtung in Fridolfing wird beispielsweise vollständig auf LED umgestellt, das spart Energie und man kann die Förderung nutzen. Allerdings ergab der Check auch, dass es in der externen Kommunikation Nachbesserungsbedarf gibt. „Bisher haben wir kaum über unser Engagement oder unsere Werte berichtet. Deshalb werden wir die Öffentlichkeitsarbeit deutlich intensivieren“, kündigt Petzke an.

Nachhaltigkeit in Unternehmensstrategie verankert

Im Nachgang zur Webinar-Reihe hat die Raiffeisen Waren GmbH Oberbayern Südost Nachhaltigkeit fest in der Unternehmensstrategie verankert. In den kommenden Monaten plant der Geschäftsführer, für den Bereich Nachhaltigkeit klare Zielvorgaben zu definieren und entsprechend in die Praxis umzusetzen.

Einige Maßnahmen stehen bereits fest: Beispielsweise tauscht das Unternehmen die 24 mit Diesel betriebenen Gabelstapler Stück für Stück gegen Elektro-Stapler aus. Diese können über die hauseigenen PV-Anlagen geladen werden. Die Idee dazu kam aus der Belegschaft. Petzke freut sich, dass sich viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einbringen. So haben etwa die Azubis festgestellt, dass die Müllcontainer auch dann abgeholt werden, wenn diese noch nicht voll sind. Daraufhin wurde die Frequenz verringert, was neben barem Geld auch CO2 einspart, da die Müllwagen seltener fahren. Petzke freut sich: „Das Beispiel zeigt perfekt, dass nachhaltiges Wirtschaften und Geld verdienen beziehungsweise einsparen sich nicht widersprechen, sondern ideal ergänzen.“

Der Geschäftsführer ist überzeugt, dass das Thema Nachhaltigkeit künftig weiter an Bedeutung gewinnt. Sein Unternehmen sieht er dabei gut aufgestellt – auch dank des GVB-Nachhaltigkeitschecks. „Um richtig einschätzen zu können, wo man steht und was zu tun ist, braucht es kompetente Unterstützung und auch mal einen unverfälschten Blick von außen. Uns hat der GVB-Nachhaltigkeitscheck sehr geholfen. Anderen Betrieben, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen, kann ich das Angebot wärmstens empfehlen“, bekräftigt Petzke.

Naturkäserei TegernseerLand analysiert Nachhaltigkeit

Auch die Naturkäserei TegernseerLand eG hat am GVB-Nachhaltigkeitscheck teilgenommen. Die Genossenschaft mit Sitz in Kreuth wurde 2007 gegründet und zeichnet sich durch regionale Wertschöpfung, kleinteilige Strukturen und ressourcenschonende Produktion aus. Beispielsweise halten die Milchlieferbetriebe durchschnittlich gerade einmal 17 Kühe. In den warmen Monaten geht es für die Tiere auf die Weide. Dadurch leistet die Naturkäserei Tegernseer Land einen essenziellen Beitrag, um die traditionelle Landwirtschaft zu fördern und das Landschaftsbild am Tegernsee zu erhalten. Vor kurzem ist die Naturkäserei zudem ins Bio-Geschäft eingestiegen. „Wir sind auf einem guten Weg, aber natürlich gibt es immer Verbesserungsmöglichkeiten“, betont Sophie Obermüller, Vorstandsvorsitzende der Genossenschaft.

Den GVB-Nachhaltigkeitscheck hat die Naturkäserei TegernseerLand durchgeführt, um das nachhaltige Engagement strukturiert unter die Lupe zu nehmen. „Wir wollten ermitteln, wo wir bereits nachhaltig handeln und wo wir uns weiterentwickeln können. Das ist vor allem auch für unsere Kundinnen und Kunden relevant, die zunehmend darauf Wert legen, dass wir möglichst nachhaltig agieren. Ihnen möchten wir unsere Anstrengungen künftig noch transparenter aufzeigen“, sagt Obermüller. Der GVB-Nachhaltigkeitscheck hat der Genossenschaft bei diesem Ziel geholfen. „Durch die sehr umfangreiche Analyse haben wir gesehen, dass wir in vielen Bereichen gut unterwegs sind. Gleichzeitig konnten wir ermitteln, wo wir uns verbessern können, beispielsweise im Bereich effiziente und gleichzeitig sichere Energieversorgung. Uns ist sehr wichtig, bereits heute verantwortungsbewusst an die Zukunft zu denken“, betont die Vorstandsvorsitzende der Naturkäserei.

Artikel lesen
Rat