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Jede Genossenschaft ist dazu verpflichtet, einen Jahresabschluss und einen Lagebericht vorzulegen. Viele bayerische Volksbanken und Raiffeisenbanken nutzen diese Gelegenheit, um Mitglieder, Mitarbeiter und Kunden über die gesetzlichen Anforderungen hinaus umfassend über die Entwicklungen des Unternehmens zu informieren.
Die Raiffeisenbank Main-Spessart veröffentlicht ebenfalls einen klassischen Geschäftsbericht. Darüber hinaus legt das Institut mit Sitz im unterfränkischen Lohr am Main ausschließlich online einen sogenannten Genossenschaftlichen Rechenschaftsbericht auf. „Wir wollen mit dem Bericht zeigen, was unser Institut über die reinen Finanzkennzahlen hinaus ausmacht“, sagt Michael Zeuch, Vorstand der Raiffeisenbank.
Der Rechenschaftsbericht ist in sechs Kategorien eingeteilt:
- „Mitsprache und Mitbestimmung“
- „Mitgliederbonus und Dividende“
- „Mitglieder-Mehrwerte“
- „Genossenschaftliche Beratung“
- „Genokultur und Mitarbeiteridentifikation“
- „Förderung der Region“
Anhand von Zahlen und Fakten wird das Engagement des Instituts deutlich. Zum Beispiel in der Kategorie „Förderung der Region“. Dort legt die Bank offen, dass sie für Vereine, soziale und karitative Einrichtungen über 1.700 Girokonten zum Nulltarif führt. Die Verbundenheit der Bank mit ihrer Region zeigt sich auch in der Kategorie „Mitsprache und Mitbestimmung“. Alle vier Jahre lädt das Kreditinstitut Mitglieder und Kunden zu Informationsveranstaltungen an 56 Orten in ganz Main-Spessart ein. Dort präsentiert die Bank aktuelle Themen, informiert über Finanzthemen und bietet die Möglichkeit, mit den Führungskräften zu diskutieren. 2016 nahmen mehr als 1.800 Menschen teil.
Auf dem Weg zur Mitgliederbank
Der Rechenschaftsbericht verdeutlicht zudem, welches übergeordnete Ziel die Raiffeisenbank Main-Spessart seit einigen Jahren verfolgt: Bald soll das Institut eine reine Mitgliederbank sein. Die Vorstände Michael Zeuch und Andreas Fella setzen sich mit Verweis auf Paragraph 1 des Genossenschaftsgesetzes mit Nachdruck dafür ein,
§1 Genossenschafts-gesetz im Wortlaut
„ ... Gesellschaften von nicht geschlossener Mitgliederzahl, deren Zweck darauf gerichtet ist, den Erwerb oder die Wirtschaft ihrer Mitglieder oder deren soziale oder kulturelle Belange durch gemeinschaftlichen Geschäftsbetrieb zu fördern (Genossenschaften), erwerben die Rechte einer "eingetragenen Genossenschaft" nach Maßgabe dieses Gesetzes ..."
dass die Bank die Förderung der wirtschaftlichen Belange ihrer Teilhaber in den Mittelpunkt ihres Handelns stellt. Seit 2008 wurden über 21.000 neue Teilhaber gewonnen, aktuell sind es rund 42.000. Das Kreditinstitut will die Mitgliedschaft noch stärker in den Fokus rücken.
Vor zehn Jahren wurde das Mehrwertprogramm „VR-AktivPlus“ aufgesetzt. Dabei wurden der VR-Mitgliederbonus mit Bonuspunkten für getätigte Bankgeschäfte und eine Vielzahl an weiteren regionalen Exklusivleistungen integriert. Mit jedem gesammelten Bonuspunkt reduziert sich beispielsweise der Preis des Girokontos. 2016 fand ein viel beachteter „Wahlsonntag“ statt. Die Mitglieder wählten ihre Vertreter an einem Sonntag in ihrer Geschäftsstelle – wie bei der Bundestagswahl. Das stärkt die Bindung der Mitglieder zu ihrem Kreditinstitut. „Der Genossenschaftliche Rechenschaftsbericht ist einer der letzten Meilensteine auf dem Weg zur Mitgliederbank. Er bietet uns eine Plattform, um unsere Zusatzleistungen hervorzuheben“, sagt Zeuch.
Unterstützung von der Uni Köln
Die Bank hat den Rechenschaftsbericht zusammen mit dem Seminar für Genossenschaftswesen an der Universität zu Köln entwickelt. Vorstand Michael Zeuch und die Uni-Dozenten Johannes Blome-Drees und Ingrid Schmale kennen sich von wissenschaftlichen Symposien. In Gesprächen mit den Mitgliedern der Raiffeisenbank Main-Spessart hatten sie festgestellt, dass diese gern mehr darüber wissen möchten, wie das Institut ihre wirtschaftlichen Belange fördert.
In Workshops schlüsselten die Forscher zusammen mit den Führungskräften das Engagement der Bank auf und entwickelten Kriterien, wie sich die Fakten ansprechend und übersichtlich darstellen lassen. Daraus entstand in den ersten Entwürfen ein umfangreicher Katalog, der in der Folge auf das Wesentliche reduziert wurde. „Wir haben uns auf die Kernpunkte konzentriert und deshalb unsere Angaben deutlich abgespeckt“, sagt Zeuch.
Vertreter loben neues Instrument
Den Aufwand für den Genossenschaftlichen Rechenschaftsbericht hielt die Bank bewusst in Grenzen. Die meisten Informationen beruhen auf Daten, die ohnehin schon erfasst werden. In wenigen Fällen wurde das Datenmanagement angepasst, um Angaben konkretisieren zu können. So schlüsseln die Mitarbeiter in der Marktfolge seitdem noch genauer auf, für welche Zwecke ein Darlehen genutzt wird. „Wir haben versucht, aus den vorhandenen Daten maximalen Nutzen zu ziehen, um den Aufwand überschaubar zu halten. Das ist uns gelungen“, sagt Zeuch.
Die erste Ausgabe des Genossenschaftlichen Rechenschaftsberichts stellte die Raiffeisenbank Main-Spessart auf der Vertreterversammlung 2017 vor. Dort gab es viel Lob, erzählt Zeuch: „Unsere Mitglieder und Vertreter können nun noch besser nachvollziehen, wie wir unserem Förderauftrag nachkommen. Das kam bei den Mitgliedern besonders gut an. Und das stärkt letztlich auch die Bindung zu unserer Bank.“ Die zweite, aktualisierte Auflage erscheint zur Vertreterversammlung im Mai 2018.