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Anfang Januar telefonierte „Profil“-Redakteur Christof Dahlmann mit Heidi Zacher über ihre Teilnahme an den Olympischen Winterspielen in Südkorea. „Ziel ist natürlich eine Medaille. Zudem habe ich gute Erinnerungen an das Land: 2016 bin ich beim Weltcup dort Fünfte geworden. Ich freue mich riesig, dort zu starten“, sagte die 29-Jährige damals.

Das Interview war schon im Kasten und sollte in dieser „Profil“-Ausgabe erscheinen – da kam Mitte Januar die Schreckensmeldung aus dem schwedischen Idre Fjäll: Zacher zog sich beim Trainingslauf für ein Weltcup-Rennen einen Kreuzbandriss im linken Knie zu. Besonders bitter: Sie war in Topform und hatte in der Saison bereits einen Weltcup-Sieg, drei zweite Plätze und einen dritten Rang erreicht. Nach der OP telefonierte „Profil“ erneut mit der verletzten Sportlerin.

Verletzt: Heidi Zacher (Mitte) während der offiziellen Einkleidung der Olympia-Mannschaft für die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang, Südkorea. Ebenfalls auf dem Foto: die verletzte Skispringerin Svenja Würth (li.) und der verletzte Skirennläufer Stefan Luitz (re). Foto: Tobias Hase/dpa
Heidi Zacher
Rasant: Beim Skicross treten immer vier Athlethen gleichzeitig gegeneinander an. Bei einem Sprung zog sich Heidi Zacher (im Bild li.) im Januar einen Kreuzbandriss zu. Foto: picture alliance / empics

Das ist Skicross

Heidi Zacher hat sich ihre Verletzung beim Skicross zugezogen. Das ist eine vergleichsweise junge Wintersport-Disziplin, die erst 2010 olympisch wurde. Ihre Ursprünge liegen im Freestyle-Skiing, der ab den 1960er Jahren in den USA populär wurde. Beim Skicross müssen die Athleten – wie bei der klassischen Abfahrt – möglichst schnell die Piste hinunterkommen. Der große Unterschied: Vier Sportler treten gleichzeitig gegeneinander an. Auf dem Weg ins Tal müssen sie innerhalb einer abgesteckten Strecke Hindernisse wie Sprungschanzen, Steilkurven oder Wellen meistern. Die beiden Erstplatzierten eines Durchgangs erreichen die nächste Runde, bis nur noch vier Athleten übrig sind. Diese fahren im Finale gegeneinander um die ersten vier Plätze. Bei den Olympischen Spielen im südkoreanischen Pyeongchang kämpfen 32 Skicrosserinnen um Gold, Heidi Zacher hatte sich bereits qualifiziert.

Frau Zacher, zunächst einmal wünschen wir Ihnen gute Besserung. Wie ist es zum Sturz gekommen?

Heidi Zacher: Vor dem eigentlichen Wettkampf gibt es immer einen Trainingslauf. Dafür habe ich – obwohl es windig war – grünes Licht bekommen. Im oberen Teil der Strecke lief alles gut. Doch beim großen Sprung in der Zielgerade kam plötzlich Gegenwind auf. Der hat mich so erwischt, dass ich zu kurz gesprungen bin und es nicht in die Landung geschafft habe. Nach dem Aufsetzen habe ich direkt gemerkt, dass etwas Schlimmes mit dem Knie passiert ist.
 

Durch den Kreuzbandriss können Sie nicht bei den Olympischen Winterspielen starten. Wie gehen Sie damit um?

Zacher: Natürlich bin ich sehr enttäuscht. Zum einen habe ich jahrelang auf das Ziel hingearbeitet, zum anderen war ich diese Saison sehr gut in Form. Aber es hilft nichts, dem nachzutrauen. Ich versuche jetzt, nach vorne zu schauen und mich auf ein neues Ziel zu konzentrieren. Und das heißt: So schnell wie möglich wieder gesund zu werden. Dabei hilft auch mein Job.
 

Sie arbeiten in der Firmenkundenabteilung der Raiffeisenbank im Oberland. Inwieweit hilft das?

Zacher: In schweren Momenten ist es gut, wenn ich bei der Arbeit gefordert bin. So mache ich mir nicht die ganze Zeit Gedanken wegen der Verletzung. Zudem habe ich die Gewissheit, dass ich eine solide Ausbildung und eine interessante Arbeit habe – auch wenn es körperlich für den Leistungssport nicht mehr reichen sollte.
 

Durch die Verletzung geht es – früher als geplant – zurück zur Raiffeisenbank. Wie lassen sich Job und Sportkarriere verbinden?

Zacher: Das klappt sehr gut. Ich habe dankenswerterweise einen Arbeitgeber, der viel Verständnis dafür aufbringt, dass ich für den Sport im Winter viel unterwegs bin. Für diese Zeit bin ich freigestellt. So kann ich mich zu hundert Prozent auf meine Leistung konzentrieren. Und umgekehrt gebe ich natürlich auch alles, wenn ich wieder in der Arbeit bin.
 

Wie reagieren eigentlich die Kunden, von denen viele Ihre Abfahrten im Fernsehen verfolgen?

Zacher: Meistens habe ich mit den Kunden am Telefon Kontakt. Und die erste Frage ist häufig: Sind Sie nicht die gute Skifahrerin? Das ist natürlich klasse, dass die Menschen das so gut aufnehmen. Und auch die Kollegen fragen häufig, wie das Training lief oder wann das nächste Rennen stattfindet. Ein Small-Talk-Thema findet sich also immer – auch wenn mein Kreuzbandriss jetzt eher ein trauriger Gesprächsaufhänger ist.

Sportsponsoring der Raiffeisenbank im Oberland

Die Raiffeisenbank im Oberland unterstützt seit vielen Jahren Sportler aus der Region. So profitierte beispielsweise die neunmalige Olympiamedaillen-Gewinnerin Uschi Disl zu Beginn ihrer Karriere von dem Sponsoring. Auch Georg Kreiter, Doppelweltmeister im Monoskifahren, wird von der Bank finanziell unterstützt. Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem Nachwuchs. „Es gehört zu unserer gesellschaftlichen Verantwortung, den Sport und damit auch Kinder und Jugendliche zu fördern“, sagt Manfred Gasteiger, Vorstand der Raiffeisenbank im Oberland. Ihn freut es, dass mit Heidi Zacher eine Bankmitarbeiterin Spitzensport betreibt. „Alle im Haus waren stolz auf ihre Qualifikation für die Olympischen Winterspiele und natürlich hätten wir ihr fest die Daumen für einen Podiumsplatz gedrückt. Wir waren sehr bestürzt, als wir von der schweren Verletzung gehört haben. Deswegen wünschen ihr alle Kollegen eine schnelle Heilung“, sagt Gasteiger.

Wie geht es jetzt sportlich weiter?

Zacher: Ende Januar wurden die Athleten für Südkorea vom Deutschen Olympischen Sportbund in München eingekleidet. Da waren wir Pechvögel – also ich und die anderen Verletzten, die nicht mitfliegen können – ebenfalls dabei. Das ist eine schöne Geste, die zeigt, dass wir weiterhin Teil des Teams sind. Für mich persönlich geht es jetzt darum, schnell wieder gesund zu werden. Derzeit laufe ich noch auf Krücken und muss lernen, das Bein langsam wieder zu belasten. Ich hoffe, dass ich im Herbst wieder auf Skiern stehen kann.

Frau Zacher, vielen Dank für das Gespräch!

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