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Die wichtigsten Infos

  • Immer mehr institutionelle und private Anleger investieren ihr Geld in nachhaltige Unternehmen. Das kann sich vor allem in Krisenzeiten auszahlen, da nachhaltig wirtschaftende Unternehmen langfristig bessere Zukunftsaussichten haben.
  • Die Preise für nachhaltige Unternehmen an der Börse steigen drastisch an, da einerseits eine große Nachfrage auf ein kleines Angebot trifft und andererseits die künftigen Gewinnerwartungen hoch sind: Es entstehen neue Märkte mit potenziell milliardenschweren Umsätzen.
  • Union Investment ist nicht nur Marktführer in Deutschland beim verwalteten Vermögen im Segment Nachhaltigkeit, sondern begleitet zudem Unternehmen, die glaubwürdig eine Transformation in Richtung Nachhaltigkeit eingeschlagen haben. Auf diese Weise helfen Unternehmen und Investoren gemeinsam, die Folgen des Klimawandels einzudämmen.

Das Thema Nachhaltigkeit hat bei Investoren in den vergangenen Jahren einen Wandel vollzogen. Ging es zunächst vor allem darum, Unternehmen aus missliebigen Branchen auszuschließen, wurde über die Jahre auch die Funktion für das Risikomanagement akzentuiert. Der Zweck: Risiken greifbar zu machen, die durch die klassische Fundamentalanalyse nicht erkannt werden konnten, etwa mit Blick auf mögliche Rechtsstreitigkeiten oder Umweltschäden.

Zuletzt kam noch eine neue Facette hinzu: Die mit Nachhaltigkeit verbundenen Investmentchancen sind stärker in den Vordergrund gerückt. Insbesondere im ökologischen Bereich suchen die Analysten nach neuen Geschäftsmodellen und Unternehmen, die beispielsweise vom Klimawandel profitieren – etwa durch die Produktion intelligenter Heizungssysteme, durch energieeffiziente Bauformen oder neue Mobilitätskonzepte. Durch die Kombination beider Ansätze – Risikomanagement und Investmentchancen – entsteht so ein Portfolio mit minimierten Risiken und gleichzeitig erhöhten Chancen.

Das gilt insbesondere in Krisenzeiten. Denn dann kann ein nachhaltiges Unternehmen seine Stärke voll ausspielen. Nachhaltigkeit bedeutet Zukunftsfähigkeit. Nachhaltig wirtschaftende Unternehmen haben bessere Zukunftsaussichten. Daran ändert auch die Corona-Pandemie nichts. Im Gegenteil: Geschäftsmodelle, die sich durch gute Organisation und eine Integration sozialer und ökologischer Belange auszeichnen, bewähren sich   in der Krise und darüber hinaus. Das sieht man auch in der Performance am Aktienmarkt, wie vorläufige Analysen nahelegen.

„Nachhaltig wirtschaftende Unternehmen haben bessere Zukunftsaussichten.“

Diese Erkenntnis ist nicht gänzlich neu. Der Markt für nachhaltige Geldanlagen wächst stark: Die Zahl der Mandate in Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren immerhin verfünfzigfacht. Frappierend ist gleichwohl das nach wie vor immense Aufholpotenzial. Denn wenn man sehr wenig vervielfacht, bleibt es immer noch wenig.

Der Markt wird weiter wachsen, daran besteht kein Zweifel. Dafür sorgen unter anderem regulatorische Anforderungen: Der EU-Aktionsplan für Nachhaltige Finanzierung wird einen immensen Nachfrageschub mit sich bringen, unter anderem weil Nachhaltigkeitspräferenzen bei der Beratung in der Bank berücksichtigt werden müssen. Jeder Bankkunde wird ab kommenden Jahr gefragt werden: Wollen Sie nachhaltig investieren? Ja oder Nein?

„Jeder Bankkunde wird ab kommenden Jahr gefragt werden: Wollen Sie nachhaltig investieren? Ja oder Nein?“

Vor einigen Jahren hat sich, mutmaßlich aufgrund von Unkenntnis, noch nicht einmal jeder Zwanzigste für nachhaltige Geldanlagen interessiert, in diesem und im vergangenen Jahr war es schon fast jeder Zweite. Der Trend wird weitergehen, woraus ein immenser Nachfrageschub entsteht. Dieser ist auf der institutionellen Seite bereits erfolgt, denn die institutionellen Kunden müssen offenlegen, wie groß der Anteil nachhaltiger Geldanlagen in ihrem Portfolio ist. Da Nachhaltigkeit auch für Zukunftsfähigkeit steht, möchte hier niemand den geringsten Anteil ausweisen. Das unterstützt die Nachfrage noch stärker.

Dies hat unmittelbare Auswirkungen auf die Aktienmärkte – Auswirkungen, die sich beobachten und messen lassen. Die Preise für nachhaltige Unternehmen an der Börse steigen drastisch an. Der Grund: Die Nachfrage nach nachhaltigen Unternehmen ist groß, das Angebot aber klein. In der kurzen Frist schaffen es die Konzerne nicht, nachhaltig zu werden. Denn: Kleine, bereits nachhaltige Unternehmen können nicht schnell groß werden, und große, noch nicht nachhaltige Unternehmen können nicht schnell nachhaltig werden. Deshalb ist nicht verwunderlich, dass kurzfristig die Preise für die Anteile dieser Unternehmen steigen. Als Investor kann man das nutzen, indem man sich rechtzeitig positioniert und daher zu niedrigen Kursen einsteigt. Dafür braucht es keine seherischen Fähigkeiten.

Doch nicht nur die steigende Nachfrage sorgt für kletternde Kurse. Nachhaltigkeit selbst ist fundamental wirksam geworden. Auch dies lässt sich im Grunde leicht erklären. Aktuelle Aktienpreise spiegeln künftige Gewinnerwartungen wider. Diese ergeben sich aus Umsätzen, von denen wir Kosten abziehen. Ein Beispiel: CO2-Kosten, die früher noch nicht abgebildet wurden, da sie schlicht nicht existierten, werden heute Teil der Gewinnerwartung. Die CO2-Steuer ist bereits da, und sie wird steigen – und zwar stark. Alle wissen: Der Ausstoß von Kohlendioxid wird teurer. Damit werden künftig enorme Kostenbelastungen die Kurse beeinflussen. Gleichzeitig entstehen täglich neue Innovationen und Geschäftsmodelle, die auch politisch gewollt und gefördert werden. Hier entstehen neue Märkte mit potenziell milliardenschweren Umsätzen. Das heißt: Nachhaltigkeit spielt sowohl auf der Kosten- als auch auf der Umsatzseite eine zentrale Rolle und beeinflusst daher logischerweise die Kursverläufe an der Börse.

Für Investoren sind nachhaltige Unternehmen auch aus Gründen des Risikomanagements besonders interessant, denn sie sind in der Regel weniger schwankungsanfällig als ihre nicht nachhaltigen Pendants. Eine Untersuchung von Union Investment zeigt eine teils erhebliche Überrendite der nachhaltigen Investitionen gegenüber nicht nachhaltigen Investments seit den Klimabeschlüssen von Paris im Jahr 2015. Die Ergebnisse sprechen für sich und lassen sich für andere Zeiträume – wie beispielweise die Phase der Corona-Pandemie – replizieren. Dies sehen zahlreiche andere Studien ähnlich.

Es gibt also gute Gründe, warum Union Investment in Deutschland so früh mit dem nachhaltigen Investieren begonnen hat – immerhin datiert der erste nachhaltige Fonds des Unternehmens auf das Jahr 1990. Mittlerweile arbeitet bei uns das größte Nachhaltigkeitsteam in Deutschland und wir sind Marktführer beim verwalteten Anlagevolumen im Segment Nachhaltigkeit.

Auf den Wandel setzen

Allerdings ist es beileibe nicht damit getan, Anteile nachhaltiger Unternehmen zu erwerben und auf Kursanstiege zu warten. Denn Eigentum verpflichtet. Und als Miteigentümer der Unternehmen geht es ganz zentral auch darum, die Unternehmen kritisch zu begleiten. Die drei Säulen der Nachhaltigkeit sind bekanntlich die Faktoren ESG, also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (Environment, Social und Governance). Darüber steht in der Regel sehr wenig in der klasssichen Bilanz. Wer die Qualitäten einer Aktiengesellschaft in diesen Bereichen überprüfen und einschätzen will, muss auf die Konzerne zugehen. Denn wenn man die Fragen dazu nicht stellt, bekommt man keine Zahlen. Mitunter braucht es eine Menge Durchhaltevermögen, in jedem Fall aber eine tiefe Expertise, um die nötigen Informationen zu erhalten und richtig einzuordnen.

„Ausschluss löst kein Problem, vergibt aber die Chance auf eine gelungene Transformation.“

Für Investoren besonders interessant sind derzeit aber nicht unbedingt die Unternehmen, die heute schon sehr gut aufgestellt sind und ein hochwertiges, nachhaltiges und damit vergleichsweise krisenresistentes Geschäftsmodell haben. Sie sind oft schon so hoch bewertet, dass eine Neuanlage mitunter wenig abwirft. Spannend sind vielmehr die Unternehmen, die im Wandel begriffen sind, die bereit für eine glaubwürdige Transformation in Richtung Nachhaltigkeit sind: Diese Unternehmen erkennt man an ambitionierten Zielen und der Fähigkeit, diese verlässlich zu verfolgen.

Gleichzeitig helfen Unternehmen und Investoren auf diese Weise gemeinsam, die Folgen des Klimawandels einzudämmen. Denn dies kann nur gelingen, wenn möglichst viele entschlossen und kontinuierlich den Weg in die Nachhaltigkeit verfolgen. Wer Unternehmen, die auf ihrem Weg zur Nachhaltigkeit noch nicht so weit sind, unterschiedslos ausschließt, der ignoriert glaubwürdige Klimastrategien und erschwert womöglich den Wandel. Das hilft weder der Nachhaltigkeit noch den Aktionären. Der Ausschluss löst kein Problem, vergibt aber die Chance auf eine gelungene Transformation.
 

Dr. Henrik Pontzen leitet seit Januar 2019 die Abteilung ESG im Portfoliomanagement von Union Investment.

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